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escierendes Holz gesehen worden ist. Alte Bergleute in der Marienberger-Bergamtsrevier<br />
haben diese seltne Erscheinung beobachtet, und ein allgemein geschätzter,<br />
vortreflicher Beobachter, Herr Freiesleben hat mir im Sommer 1796 Fragmente einer<br />
unterirdischen Pflanzen geschickt, welche er selbst leuchtend gefunden und frisch<br />
für mich gesammelt hatte. Diese Pflanze war ein Lichen filamentosus und meinem L.<br />
pinnatus nahe verwandt. An der Wirklichkeit dieses Phänomens ist demnach keineswegs<br />
zu zweifeln.» Von Humboldt stellte fest, dass des Temperaturoptimum für die<br />
Lichtemission des Holzes zwischen 8 und 15°C war, wogegen bei Temperaturen >32°C<br />
kein Leuchten mehr sichtbar war. Die Luftfeuchtigkeit schien einen geringen Einfluss<br />
auf das Leuchten auszuüben. Von Humboldt gelang es aber nicht, Komponenten zu<br />
isolieren, die auch ohne die Gegenwart von Holz Licht emittierten (Harvey 1957).<br />
Dies blieb «Bergrath und Bergamtsdirector» von Derschau aus Bochum vorbehalten,<br />
welcher in einem Brief die helle Lumineszenz von Holzstützen und Balken in einem<br />
Kohlebergwerk beschreibt; so hell, dass Lampen unnötig waren (Harvey 1957). Von<br />
Derschau bemerkte, dass das Licht ausschliesslich von schwarzen Linien und Streifen<br />
auf dem Holz stammt, welche von Hand abgekratzt werden konnten.<br />
Von Derschaus Brief fand Eingang in eine Notiz des deutschen Botanikers Theodor<br />
Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck (1787 – 1837), in welcher er die von Derschau<br />
beim Befahren eines Stollens gemachten Beobachtungen veröffentlichte (Nees von<br />
Esenbeck 1823): «Mancherlei Hindernis, zum Theil auch die Furcht vor 20–30°R.<br />
[= 25 bis 38°C] Grubentemperatur, hielten mich ab, die Stöckerdreckbank [ein<br />
Steinkohlenflöz bei Sprockhövel südlich von Bochum, in welchem die Stock- und<br />
Scheerenberger Gruben liegen] in botanischen Absichten zu befahren, besonders in<br />
den Wintermonaten, welche, während es bei Ihnen in Bonn mild ist, dort in den Bergen<br />
einen recht nördlichen Charakter annehmen.<br />
Der Oberbergamts-Referendär, Hr. von Laroche, welcher gerade jenen Theil des Reviers<br />
bereiste, übernahm es daher, jene im Sommer von mir gemachte Beobachtung,<br />
dass die Rhizomorpha subterranea, besonders aber ihre äussersten Triebspitzen<br />
leuchten, oder einen phosphorischen Schein werfen, zu wiederholen und näher zu<br />
bestätigen.<br />
Was ich selbst in dieser Hinsicht beobachtete ist Folgendes: Bei Gelegenheit meiner<br />
letzten Befahrung jener Grube, durchfuhr ich mit dem Steiger eine auf dem Flötze<br />
stehende, verzimmerte, etwa 200 Fuss unter der Oberfläche befindliche Vorrichtungsstrecke,<br />
welche durch ausserordentliche Wärme bei übrigens unverdächtigen<br />
leidlichen Wettern auszeichnet. Das stark faulende Holzwerk war dort, wie sonst hier<br />
häufig der Fall ist, mit den gewöhnlichen Arten unterirdischen Pflanzen und auch mit<br />
der genannten Pflanzenbildung überzogen.<br />
Der Steiger bemerkte mir, dass man in dieser Strecke an einzelnen Stellen keiner Lampe<br />
bedürfe, indem das Holzwerk hinreichend leuchte. Die Grubenlichter wurden dann<br />
gelöscht, und es fand sich wirklich die Strecke stellenweise matt, aber dennoch so weit<br />
erleuchtet, dass man die zu nehmende Richtung erkennen konnte. Bei näherer Betrachtung<br />
fand ich das Holzwerk mit blaulich leuchtenden Linien und Puncten überzogen,<br />
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