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129_Ausgabe April 2014

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Foto: G. Tschierschke


26.-27. APRIL<br />

KONVENT‘A<br />

<strong>2014</strong><br />

19. TAG DER<br />

ERNEUERBAREN<br />

ENERGIEN<br />

MESSEPARK LÖBAU


Vorwort<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Frühlingszeit, Osterzeit. So mancher denkt<br />

da wohl noch an den Osterspaziergang in<br />

Goethes „Faust“. Und heutzutage auch an<br />

jene Worte selbstzufriedener Stadtbürger:<br />

„Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und<br />

Feiertagen als ein Gespräch von Krieg und<br />

Kriegsgeschrei, wenn hinten, weit in der<br />

Türkei, die Völker aufeinanderschlagen. Man<br />

steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus<br />

und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe<br />

gleiten; dann aber kehrt man abends froh<br />

nach Haus und segnet Fried´ und Friedenszeiten…Sie<br />

mögen sich die Köpfe spalten,<br />

mag alles durcheinandergehn; doch nur zu<br />

Hause bleibt´s beim alten.“ Fällt da nicht jemand<br />

auf, wie ähnlich das in diesen Tagen<br />

und Wochen bei uns aussieht? Überall in der<br />

Welt Kriege und Unruhen, aber die Gespräche<br />

drehen sich um Kauflaune, Urlaubspläne<br />

und Parkplätze. Kaum jemand stört es noch,<br />

wenn Völkerrechtsbrüche, Waffenexporte,<br />

Auslandseinsätze des Militärpakts und von<br />

den Geheimdiensten inszenierte Umstürze<br />

zunehmen. Vor vielen Jahren setzten sich<br />

die „Ostermarschierer“ noch für Abrüstung<br />

und internationale Zusammenarbeit ein, aus<br />

heutiger Sicht wohl vergeblich. Wer nicht für<br />

„den Westen“ ist, muß weg. „Der Westen“,<br />

das ist aber eine verharmlosende Umschreibung<br />

für Washington. Die USA-Führung und<br />

ihre internationale Gefolgschaft verfolgen<br />

unbeirrt ihre geopolitischen und militärstrategischen<br />

Ziele der Vorherrschaft in der Welt.<br />

Zur Zeit bewegt sich die Propagandawalze<br />

wieder gegen Rußland, das zunehmend vom<br />

US-Militärpakt umklammert wurde. Spricht<br />

man mit älteren Schülern, so wissen sie<br />

rein gar nichts über die bösen historischen<br />

Erfahrungen der Russen mit dem „Westen“.<br />

Von den Interventionskriegen von 14 Staaten<br />

in den Jahren 1918/1920 nie gehört,<br />

von den Überfällen Napoleons und Hitlerdeutschlands<br />

auch nichts Genaues bekannt.<br />

Von den tatsächlichen Ursachen und Formen<br />

des Kalten Krieges keine Ahnung. So haben<br />

die Medien und Regierungen leichtes Spiel,<br />

alte Feindbilder aufzuwärmen. Eine heuchlerische<br />

Doppelmoral verfolgt hierzulande<br />

mit irrationalem Eifer vermeintlichen oder<br />

tatsächlichen Nationalismus und Rassismus,<br />

die aber bei den militanten Gegnern Rußlands<br />

wohlwollend übersehen werden. Viele<br />

Görlitzer verwiesen in diesen Tagen darauf,<br />

daß Rußland der wichtigste europäische<br />

Partner Deutschlands bleibt. Denn Deutschland<br />

liegt nicht im Westen, sondern in der<br />

Mitte Europas, ist Bindeglied zwischen Ost<br />

und West. Man muß sich die Vorfreude auf<br />

den Osterspaziergang und die Festtage nicht<br />

verderben, aber es geht in diesen unruhigen<br />

Tagen um eine friedliche Zukunft, auch für<br />

Görlitz. Dies meint, mit guten Wünschen für<br />

Ostern <strong>2014</strong>,<br />

Ihr Ernst Kretzschmar<br />

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Einleitung<br />

3


Luther-Denkmals<br />

Rückkehr des Görlitzer Luther-Denkmals –<br />

Viele Jahre vor dem deutsch-deutschen<br />

Kulturabkommen vom 6. Mai 1986 - genauer<br />

vor dem 12. Juli 1966 - wurde<br />

mir aus bauhistorischen Studiengründen<br />

bekannt, dass das im Jahre 1942<br />

von den Nationalsozialisten gestürzte<br />

und eingeschmolzene Lutherdenkmal<br />

vor der Görlitzer Lutherkirche ein Kunstwerk<br />

des berühmten Dresdener Bildhauers<br />

und Künstlers Ernst Rietschel<br />

(1804-1861) war. Es stand als einzigartiger<br />

Nachguß des berühmten Wormser<br />

Lutherdenkmals auf seinem hohen<br />

Sockel am Lutherplatz. Zwar war Rietschel<br />

schon lange tot, als die Görlitzer<br />

Gemeinde sich für das Lutherdenkmal<br />

entschied (1899); weil aber der Dresdener<br />

Kunstakademie-Professor ein Schüler<br />

des großen preußischen Bildhauers<br />

Christian Daniel Rauch war, sollte es -<br />

so meinte ich - wiedergeschaffen werden.<br />

Es gehörte in die Kette berühmter<br />

Künstler dieser historisierenden Zeit. In<br />

der Broschüre „Geschichte der Lutherkirche<br />

und des Lutherdenkmals in Görlitz“,<br />

Verfasser Siegbert Schäfer, erschienen<br />

1914, finden wir folgende Eintragung:<br />

Gipsmodell des ersten Denkmals 1904,<br />

aufgefunden in Lauchhammer 1981<br />

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4<br />

Geschichte


Luther-Denkmals<br />

deutsch - deutsche Kulturleistung 1983<br />

„Kaum erhoben sich die Mauern über<br />

dem am 10. November 1898 gelegten<br />

Grundstein zum Bau der Lutherkirche,<br />

da fassten zwei Männer..., die beiden<br />

Volksschullehrer Paul Vieweg ... und ...<br />

Siegbert Schäfer, den Entschluß..., Dr.<br />

Martin Luther vor der neuen Kirche ein<br />

Denkmal zu errichten. Am 19. August<br />

1899 legten sie mit 30 Mark Einlage den<br />

Grundstock für einen Fonds für seine Errichtung...“.<br />

Am 21. Juni 1904 wurde es<br />

enthüllt. - Mich hatte es auf dem Schulweg<br />

ewig geärgert, dass der Sockel am<br />

Dresdener Platz, so hieß auch der Lutherplatz<br />

lange Zeit, verwaist war und<br />

dass das brutale Unrecht des Abtransportes,<br />

das ich maikäfersammelnd als<br />

6 1/2-Jähriger beobachtete, gesühnt, ja<br />

gerächt werden müsse. Ob die Lutherfigur<br />

noch existierte, ob sie tatsächlich<br />

eingeschmolzen wurde, interessierte in<br />

den Nachkriegswirren weder die Kirche<br />

noch die Stadt. In einem Hamburger<br />

Hafenbecken fanden sich nach 1945<br />

zwar einige requirierte Bronzeglocken<br />

und -statuen, aber ob ‚unser‘ Luther<br />

dabei sei, konnte nicht festgestellt<br />

Verhandlung im Lauchhammerwerk, 1981<br />

werden. Mich bewegte es jedoch seit<br />

1966, dass die von den Administratoren<br />

der DDR-Regierung bestrittene Einheit<br />

der Kulturnation Deutschland - in<br />

diesem Falle „Luther in Worms/Rhein“<br />

und „Luther in Görlitz/Neiße“ - einen<br />

Gültigkeitsbeweis bekommen müsse.<br />

Die unsichtbare Klammer oder Brücke<br />

vom Rhein bis zur Neiße sollte deutlich<br />

erkennbar sein. Insofern begann die<br />

Suche mit dem hehren Gedanken einer<br />

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Geschichte<br />

5


Luther-Denkmals<br />

Rückkehr des Görlitzer Luther-Denkmals –<br />

Brotfabrikant Eberhard Paech (1911-2000),<br />

Berlin-West, einer der Initiatoren<br />

Wiederbeschaffung der Statue durch<br />

eine Spendenaktion. -<br />

Aber wie sollte in der aufgewühlten Zeit<br />

des „Kalten Krieges“ eine solche Idee<br />

realisiert werden? Zudem mußten die<br />

Görlitzer Kirchenleitung und die staatliche<br />

Ideologie und Leitung der DDR<br />

überzeugt werden, eine Statue Martin<br />

Luthers „aus dem Westen“ von einer<br />

privaten Sponsorengruppe anzunehmen.<br />

Hunderte von „Bettel“-Briefen an<br />

Einzelpersonen und die schriftlichen<br />

Beweise für zahlreiche kirchliche und<br />

staatliche Institutionen im Osten und<br />

auch im Westen stießen auf Zweifel und<br />

Absagen, so dass ich die Bemühungen<br />

um die Wiederbeschaffung einstellen<br />

wollte. Nur der Bundesminister für Innerdeutsche<br />

Beziehungen, Herbert<br />

Wehner (SPD), ein früherer Dresdener,<br />

gab eine vage Hoffnung, indem er am<br />

7. Juli 1967 schrieb, er würde diese stillschweigende<br />

Wiederbeschaffungs-Idee<br />

für Görlitz mit Rat und Tat unterstützen,<br />

soweit er das von Bonn aus könne.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war die staatliche<br />

Ideologie jedoch gegen den Reformator<br />

programmiert: Er sei ein Fürstenknecht<br />

gewesen. -<br />

Berufsanfang und Ehegründung brachten<br />

mir eine gut 11-jährige Pause einer<br />

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6<br />

Geschichte


Luther-Denkmals<br />

deutsch - deutsche Kulturleistung 1983<br />

weiteren Verfolgung des Gedankens einer<br />

Wiederbeschaffung. Erst ein Artikel<br />

in der „BILD-Berlin“ vom 14. Juni 1977<br />

über den Neuguß einer vernichteten,<br />

überlebensgroßen Bronzestatue von<br />

Fridericus Rex mit dem Titel „Mit Dreispitz,<br />

Zopf und Degen: Der Alte Fritz ist<br />

wieder da!“, brachte einen neuen Impuls<br />

für das Luther-Denkmal in Görlitz.<br />

Bekannt war inzwischen, dass der<br />

Wormser und Görlitzer Luther im Gießwerk<br />

Lauchhammer produziert worden<br />

waren. Insofern schien die Idee<br />

denkbar, dass die evangelische Kirchenleitung<br />

und der Staat DDR zum<br />

herannahenden 500. Geburtstag des<br />

Reformators am 10. November 1983<br />

(!) ein Einlenken zeigen würden, der<br />

geschenkweisen Wiederaufstellung des<br />

Görlitzer Lutherdenkmals zuzustimmen.<br />

Während die Görlitzer Kirchenleitung<br />

entgegen zustimmender Begeisterung<br />

etlicher Gemeindeglieder der Lutherkirche<br />

noch immer nicht mitwirken wollte<br />

- nur Gemeindepfarrer Gerhard Hübner<br />

fand im Mai 1978 unter Vorbehalt<br />

eine Neuaufstellung schön, wurde im<br />

November 1978 aber wieder zurückgepfiffen<br />

- und während noch im <strong>April</strong><br />

1979 auch der angefragte VEB TAKRAF<br />

Lauchhammer keine Altform der Statue<br />

aufzufinden vermochte und auch das<br />

Diakonische Werk in Stuttgart Anfang<br />

1980 mitteilte, die zuständigen Gremien<br />

der Evangelischen Kirche der DDR hätten<br />

sich gegen die Wiederaufstellung<br />

des Luther-Denkmals in Görlitz entschieden,<br />

wurde trotzdem eine private<br />

Gruppe alter Görlitzer und ehemaliger<br />

Schüler des Gymnasium Augustum Gorlicense<br />

gegründet, um als „Förderkreis<br />

Luther-Denkmal Görlitz“ Spendengeld<br />

zu sammeln. Das war auf die Hoffnung<br />

gegründet, „man“ würde doch noch<br />

einlenken. Worms sicherte zu, die Lutherstatue<br />

für Görlitz abformen zu lassen.<br />

Ein berühmtes Westberliner Unternehmen<br />

(Noack) fand sogar in seinem<br />

Keller ein ca. 50 cm großes Modell der<br />

Görlitzer Plastik und war bereit, dieses<br />

für 80.000 DM in den Maßstab 1:1, also<br />

3,40 m Größe, umzusetzen und dann<br />

für weitere 80.000 DM zu gießen. Dann<br />

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Geschichte<br />

7


Luther-Denkmals<br />

Rückkehr des Görlitzer Luther-Denkmals –<br />

sollte es der DDR angeboten werden.<br />

Es blieb aber ein großes „Wenn und<br />

Aber“.<br />

Doch alles das ließ nun - unter dem<br />

Aspekt, die DDR habe ein Staatliches<br />

Lutherkomitee unter dem Vorsitz von<br />

Erich Honecker gegründet (Freitag, den<br />

13. Juni 1980) und die Wartburg sei<br />

laut einem Artikel der „Berliner Rundschau“<br />

vom 25.2.1980 zu Luthers 500.<br />

Geburtstag voll renoviert, und weil auch<br />

der Gemeindeälteste der Lutherkirche,<br />

Helmut Friebel, im Frühjahr 1980 mutig<br />

auf der Wiederbeschaffung der Statue<br />

beharrte - und inzwischen auch<br />

der Bischof Dr. Hajo Wollstadt und der<br />

Rat der Stadt Görlitz der Neuaufstellung<br />

zustimmten - tatsächlich hoffen,<br />

die Wiederbeschaffung könne realisiert<br />

werden. Zudem erklärte der Magdeburger<br />

Bischof Krusche die Selbständigkeit<br />

der evangelischen Kirchen der DDR für<br />

die Vorbereitung der Feiern zum 500.<br />

Geburtstag Luthers so: „Es gehört aber<br />

in unseren Lernprozeß hinein, daß wir<br />

bestimmte Dinge, die wir bislang nicht<br />

Atelier Volker Beier, Karl-Marx Stadt 1982<br />

für möglich gehalten haben, für möglich<br />

ansehen, und daß wir es lernen,<br />

daß beide Partner - Staat und Kirche -<br />

bei voller Wahrung ihrer Selbständigkeit<br />

und Identität an Sachfragen miteinan-<br />

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8<br />

Geschichte


Luther-Denkmals<br />

deutsch - deutsche Kulturleistung 1983<br />

Abnahme nach den Neuguss im<br />

Lauchhammerwerk 1983<br />

der arbeiten können.“<br />

Das eröffnete den Weg, mit einigen beherzten<br />

ehemaligen Görlitzern im Westen<br />

eine Spendenaktion ins Leben zu<br />

rufen, um das Görlitzer Denkmal neu<br />

gießen zu lassen. Hinzu kam, dass der<br />

ehemalige Görlitzer und Bankdirektor<br />

Dietrich Eberhard Groß in Hamburg als<br />

Vorsitzender der „Vereinigung der ehemaligen<br />

Schüler des Gymnasium Augustum<br />

Gorlicense“ und die ehemaligen<br />

Görlitzer Schüler, der Berliner Brotfabrikant<br />

Eberhard Paech und der Verlagsdirektor<br />

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,<br />

Werner Hoffmann, für die Sache<br />

gewonnen werden konnten. So gründete<br />

man am 17. Juni 1981 in Hamburg-<br />

Aumühle am Rande des evangelischen<br />

Kirchentages im Hause der ehemaligen<br />

Görlitzer Schülerin Rosemarie von Wedel<br />

und unter Gründungsmitgliedschaft<br />

der Lutheriden-Vereinigung e.V. und der<br />

Vereinigung ehemaliger Angehöriger<br />

des Gymnasium Augustum Gorlicense<br />

sowie der Privatpersonen Käthe Holzhey,<br />

Christel Keßler, Siegfried Lattka,<br />

dem ehemaligen Lutherkirchenpastor<br />

Johannes Adler, Siegfried Schulze (Sohn<br />

des langjährigen Pastors der Lutherkirche),<br />

der Stadt Bergisch-Gladbach und<br />

der Stiftung Schlesien e.V. einen ‚För-<br />

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Geschichte<br />

9


Luther-Denkmals<br />

Rückkehr des Görlitzer Luther-Denkmals –<br />

derkreis für die Wiederbeschaffung des<br />

Lutherdenkmals in Görlitz‘. Ein sofortiges<br />

Telefonat mit dem VEB Lauchhammer<br />

brachte die Erkenntnis, dass der<br />

Nachguß dort erfolgen könne und der<br />

Vorsitzende des Förderkreises W. Liebehenschel<br />

zur Identifizierung eines im<br />

Modellschuppen des Lauchhammerwerkes<br />

gefundenen Gipsmodells per Visum<br />

umgehend einreisen dürfe.<br />

Ankunft auf dem Lutherplatz 1983 (Foto H.Vogt)<br />

Die Reise erfolgte am 4. Juli 1981 und<br />

führte zu einer konstruktiven Verhandlung<br />

mit der Direktion des VEB TAKRAF<br />

Lauchhammer und zur Identifizierung<br />

der Gipsfigur Luthers, die seit Jahrzehnten<br />

- wenn auch durch sowjetische<br />

Soldaten beschädigt - dort aufbewahrt<br />

wurde. Die Frage des Werkleiters, warum<br />

die Bronzestatue ausgerechnet von<br />

diesem ‚Förderverein‘ in der Bundesrepublik<br />

beauftragt werden solle, beantwortete<br />

ich damit, dass die unrechtmäßig<br />

konfiszierte und zu Geschossen<br />

eingeschmolzene Bronzefigur Luthers<br />

wohl vielen Sowjetsoldaten den Tod<br />

gebracht hätte und ich dies als ehemaliges<br />

Görlitzer Kind durch den Neuguß<br />

beklagen möchte. Zudem sei Luther ja<br />

ein Eislebener, Mansfelder, Eisenacher<br />

und Wittenberger Sohn! Hierauf wurde<br />

durch die Werksdirektion ein sofortiges<br />

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10<br />

Geschichte


Luther-Denkmals<br />

deutsch - deutsche Kulturleistung 1983<br />

Der Neuguss wird enthüllt, 30.11.1983 (Foto H.Vogt)<br />

Telefonat mit dem Vorsitzenden des<br />

Lutherkomitees veranlaßt, das den unmittelbaren<br />

Bescheid brachte, „Wir sind<br />

bereit, den Nachguß der Figur und die<br />

Restaurierung des Modells zu übernehmen,<br />

wobei Ihre Finanzierung durch<br />

Verträge sichergestellt werden müsse.“<br />

Und: „Der 10.11.1983 ist gesichert!“<br />

sowie „Die Durchführung regelt ein<br />

Vertrag mit der Kunst-und-Antiquitäten<br />

GmbH der DDR.“ Ohne das Geld von<br />

etwa 69.000 DM schon zusammen zu<br />

haben, wurde dem Vertragabschluß zwischen<br />

der privaten Gruppe im Westen<br />

und dem VEB TAKRAF durch den Vorsitzenden<br />

des Förderkreises zugestimmt.<br />

Mühsam wurden jetzt kleine Beträge<br />

gesammelt. Im Verlauf des darauf am<br />

21.11.1981 bis zum 1.7.1983 beauftragten<br />

Gusses und der vereinbarten 3<br />

Werksabnahmen - eine davon im Künstleratelier<br />

des Restaurators Volker Beier<br />

- wurde die Bronzestatue termingerecht<br />

hergestellt, durch unseren Hamburger<br />

Schatzmeister in den vereinbarten Raten<br />

bezahlt und auf Kosten der evangelischen<br />

Kirchenleitung Görlitz per LkW<br />

des VEB Waggonbau und Herrn Friebels<br />

Engagement im September 1983 auf<br />

den statisch überprüften alten Sockel<br />

gehievt. Dort stand er ca. 5 Wochen in<br />

eine schwarze Plane eingehüllt, bis am<br />

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Geschichte<br />

11


Luther-Denkmals<br />

Rückkehr des Görlitzer Luther-Denkmals –<br />

Einweihungsrede von Wolfgang Liebehenschel<br />

Vorabend des Reformationstages, dem<br />

30. 10. 1983, anläßlich eines festlichen<br />

Aktes mit Gottesdienst, in Anwesenheit<br />

auch eines Vertreters der Katholischen<br />

Kirche, des Pfarrers der polnischen<br />

evangelischen Kirche Hirschberg/Jelena<br />

Gora und städtischer politischer Vertreter<br />

- wie des SED-Oberbürgermeisters -<br />

die neue, 3,40 m hohe, ca. 1,5 t schwere<br />

Bronzstatue Martin Luthers mittels<br />

etlicher Festreden und Posaunenchormusik<br />

unter Teilnahme von ca. 2000<br />

Bürgern sowie Gästen feierlich enthüllt<br />

wurde. Mit dem restlichen Spendengeld<br />

konnte sogar die Orgel der Lutherkirche<br />

neu eingebaut werden.<br />

Das schwere Kunststück einer bis dahin<br />

undenkbaren deutsch-deutschen<br />

Kooperation war vollbracht. Selbst ein<br />

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12<br />

Geschichte


Luther-Denkmals<br />

deutsch - deutsche Kulturleistung 1983<br />

Erinnerungstafel in der Lutherkirche<br />

bekannter Mann wie Richard von Weizsäcker<br />

hatte noch 1981 entmutigend<br />

orakelt, dass dies nichts werden würde.<br />

Die politische und religiöse Welt wurde<br />

jedoch, infolge der idealistischen Beharrlichkeit<br />

und der Erkenntnis eines<br />

geschehenen Unrechts, eines Besseren<br />

belehrt. Die Brücke der Einheit der<br />

Kulturnation wurde mit 17-jähriger Intensität<br />

erneut bewahrt. Diesem Beispiel<br />

folgten dann anderswo - wie z.B.<br />

durch Rückführung der Schinkel‘schen<br />

Schloßbrückenfiguren von Westberlin<br />

nach Ostberlin - noch etliche andere. -<br />

Alles das geschah ehrenamtlich.<br />

Wolfgang Liebehenschel, Berlin,<br />

in Görlitz geboren, Studium ab 1956 in<br />

Darmstadt/Hessen und Berlin West.<br />

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Geschichte<br />

13


„KONVENT´A in Löbau –<br />

Löbau<br />

Am letzten Wochenende im <strong>April</strong> präsentieren<br />

sich ca. 200 Aussteller der Bereiche<br />

Handwerk, Dienstleistung, Aus- und<br />

Weiterbildung, Freizeit & Tourismus. Das<br />

große Thema „Innovation und Tradition“<br />

steht auch bei der 13. Messe im Vordergrund.<br />

Jede Menge Neuheiten, und wer<br />

sich für einen Mac, ein neues Tablet<br />

oder eBook interessiert, kann kostenlos<br />

an einem Kurz-Kurs teilnehmen, welchen<br />

die Volkshochschule Dreiländereck<br />

in der Blumenhalle anbietet.<br />

Auf der großen Außenfläche vor der<br />

Halle zeigen Autohäuser bei der „2.<br />

Oberlausitzer Autoschau“ ihre topaktuellen<br />

Modelle, und tolle Aktionen rund<br />

um den „Zuckerturm“ werden das kleine<br />

und große Publikum begeistern. Am<br />

besten alles selbst mal ausprobieren...<br />

In der 1. Etage der Blumenhalle sind<br />

in diesem Jahr Aussteller zum Thema<br />

erneuerbare Energien, Energieeffizienz<br />

und verschiedene bekannte und neue<br />

Dienstleister zu finden.<br />

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14<br />

Ausblick


KONVENT´A<br />

die Messe für die Oberlausitz<br />

Löbau<br />

am Sonntag werden die Besucher begeistern.<br />

Der „KONVENT’A Gartenmarkt“ mit Blumen,<br />

Pflanzen, Gehölzen, Gartengeräten,<br />

Gartendeko, Räucherwaren und<br />

vielem mehr befindet sich gleich am<br />

Eingang Görlitzer Straße.<br />

Streichelzoo und Picknickwiese laden<br />

zum Verweilen ein.<br />

Also „kommen - staunen - erleben - mitmachen“!<br />

Wir sind dabei, Sie auch?<br />

Die Sächsische Energie Agentur veranstaltet<br />

den „Tag der erneuerbaren Energien“<br />

zur Konvent’a. Interessante Infos,<br />

Vorträge und Ausflüge stehen dabei auf<br />

dem Programm.<br />

Ein bunter Veranstaltungs-Mix in der<br />

Halle und im Außenbereich mit Musik,<br />

Tanz, Shows und Jochen, dem sprechenden<br />

Elefanten, erwartet Sie an<br />

beiden Tagen. Unsere Stargäste Maira<br />

Rothe am Samstag und Gaby Baginsky<br />

Vom 26. bis 27. <strong>April</strong> <strong>2014</strong><br />

im Messepark Löbau<br />

Kontakt:<br />

Landesgartenschau Löbau gGmbH,<br />

Görlitzer Str. 2, 02708 Löbau<br />

Tel.: 03585 44 62 516<br />

www.messe-konventa.de<br />

Christina Strietzel<br />

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Ausblick 15


19. Tag der Erneuerbaren Energien<br />

Anzeige<br />

Zum „19. Tag der Erneuerbaren<br />

Energien“ am 26. <strong>April</strong> <strong>2014</strong> laden<br />

die Sächsische Energieagentur -<br />

SAENA GmbH, die Stadt Löbau und die<br />

Konvent‘a zusammen mit vielen Partnern<br />

aus Wirtschaft, Verbänden und Institutionen<br />

ein. Der zentrale Veranstaltungsort<br />

zum Thema Energie wird die<br />

Blumenhalle/Messepark im Rahmen der<br />

diesjährigen Konvent‘a sein. Anlagenbetreiber,<br />

Bürgerinitiativen und Unternehmen<br />

zeigen an ihren Ständen, dass und<br />

wie die Energieversorgung auf Basis von<br />

erneuerbaren Energien funktioniert. Eröffnet<br />

wird der Tag durch Sachsens Umweltminister<br />

Frank Kupfer.<br />

Exkursionen mit Bus und Rad zu<br />

den „Erneuerbaren Energien“<br />

Interessierte erhalten die Möglichkeit,<br />

kostenfrei per Bus auf 4 Exkursionstouren<br />

zu Anlagen der Energieerzeugung<br />

aus „Erneuerbaren“ zu gehen. So kann<br />

an konkreten Beispielen über Funktion<br />

und Wirkungsweise, Vor- und Nachteile<br />

und Grenzen informiert werden. Sonne,<br />

Wind, Wasser und Biomasse in der Praxis<br />

erleben! Start ist an der Bushaltestelle<br />

des Messeparks; es geht nach Görlitz,<br />

Eibau, Bernstadt - Herrnhut, Löbau und<br />

Umgebung:<br />

Bustour 1 - 14.00 Uhr:<br />

Energie Effizienz Quartier 1 Görlitz →<br />

über Reichenbach/O.L. Windpark<br />

Bustour 2 - 14.00 Uhr:<br />

Biogasanlage und PV-Anlage Eibau →<br />

Windpark Wohla<br />

Bustour 3 - 14.30 Uhr:<br />

Bürgerkraftwerk Bernstadt → Herrnhut<br />

Biomasseheizung (Stückholz, Pellets,<br />

Hackschnitzel)<br />

Bustour 4 - 14.30 Uhr:<br />

Solarpark Löbau → energieeffiziente<br />

Wohnanlage Löbau (PV, BHKW, Stromspeicher)<br />

→ Windpark Wohla<br />

Fahrradtour - 15.00 Uhr:<br />

Die geführte Fahrradtour gibt einen<br />

Blick hinter die Kulissen von Gebäuden<br />

und Anlagen in Löbau und Umgebung.<br />

Einige Teilnehmer haben die Chance,<br />

mit einem E-Bike von Little John Bikes<br />

GmbH den Ausflug zu bestreiten. Für<br />

Energienachschub wird gesorgt.<br />

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16<br />

Ausblick


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Erneuerbaren<br />

in Löbau, Messepark<br />

Energien<br />

Foto: Little John Bikes<br />

Wegstrecke ~ 17km: Messepark →<br />

Hermannbad (solarthermische Wassererwärmung<br />

) → über Georgewitz zum<br />

Gewerbegebiet Kittlitz (Solarpark) →<br />

Windpark Wohla in Richtung Schafberg<br />

→ Haus Schminke – architektonisches<br />

Zeichen der Moderne → über den Bahnhof<br />

zum Messepark<br />

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Ausblick<br />

17


19. Tag der Erneuerbaren Energien<br />

Anzeige<br />

Foto: SAENA GmbH<br />

Anmeldung zur Exkursion bis<br />

24.04.<strong>2014</strong>:<br />

per Mail: presse@svloebau.de<br />

per Post: Stadtverwaltung Löbau, Bereich<br />

Allgemeine Verwaltung - Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Frau Mentele, Altmarkt,<br />

02708 Löbau<br />

online: www.saena.de/aktuelles/veranstaltungen.html<br />

Fachausstellung ENERGIE auf der<br />

Konvent‘a – vor und in der Blumenhalle<br />

Vor der Blumenhalle können die Besucher<br />

aktiv an Experimenten zum Thema<br />

Wasser und Sonne mitmachen. Eine<br />

Ausstellung zur Elektromobilität erwartet<br />

Interessierte im Foyer der Blumenhalle.<br />

Elektro-PKWs und Fahrräder mit<br />

Elektroantrieb sind vor Ort.<br />

Im oberen Bereich der Halle werden viele<br />

Fachaussteller zum Thema Energie und<br />

Energieeffizienz Rede und Antwort stehen.<br />

Am Stand der SAENA können sich<br />

Hausbesitzer oder solche, die es werden<br />

wollen, zum energieeffizienten Neubau<br />

oder Sanierung unabhängig beraten lassen.<br />

Die Passivhaus-Wanderausstellung<br />

gibt Anregungen und Informationen zu<br />

diesem innovativen Baustandard.<br />

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18<br />

Ausblick


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Erneuerbaren<br />

in Löbau, Messepark<br />

Energien<br />

Foto: KONVENT‘A<br />

Begleitet wird die Fachausstellung<br />

ENERGIE durch ein umfangreiches Bühnenprogramm,<br />

Interviews, Musik , Filme<br />

und ein buntes Mitmachprogramm für<br />

die ganze Familie, bspw. durch Löbauer<br />

Kindergärten und Schulen. Diese haben<br />

sich im Vorfeld kreativ mit dem Thema<br />

auseinandergesetzt und präsentieren<br />

die Ergebnisse auf der Bühne. Auch für<br />

die kleinen Gäste wird es viel Unterhaltsames<br />

geben. Freuen Sie sich außerdem<br />

auf einen süßen Spaß von der Bäckerei<br />

Schwerdtner am Stand der SAENA!<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.<br />

Termin: 26. bis 27. <strong>April</strong> <strong>2014</strong>,<br />

von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

im Messepark Löbau – Blumenhalle,<br />

Görlitzer Straße 2, 02708 Löbau<br />

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Ausblick<br />

19


IHK<br />

„Volle Energie-<br />

Dresden<br />

ihre IHK“ –<br />

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Dazu arbeitet der<br />

Veranstalter eng<br />

mit der Energieagentur<br />

SAENA<br />

zusammen. Das<br />

soll nicht nur<br />

Ausstellern, sondern<br />

auch Besuchern<br />

helfen,<br />

sich mit Fragen<br />

rund um diesen<br />

Komplex auseinanderzusetzen.<br />

Zum 13. Mal wird sich am letzten <strong>April</strong>wochenende<br />

<strong>2014</strong> die KONVENT‘A in<br />

Löbau wieder als größte Leistungs- und<br />

Gewerbeschau der Oberlausitz präsentieren.<br />

War im vergangenen Jahr „Innovation<br />

und Tradition“ das Leitthema<br />

der Messe, so soll <strong>2014</strong> die „Energie“ als<br />

Leitthema fungieren. Auf der Konvent`a<br />

<strong>2014</strong> wird in Löbau der Sächsische Tag<br />

der erneuerbaren Energien stattfinden.<br />

Die IHK Dresden<br />

wird sich an<br />

ihrem Gemeinschaftstand<br />

natürlich auch dem Leitthema<br />

„Energie“ annehmen und Unternehmen<br />

im Stundentakt präsentieren, die<br />

sich der Energie im speziellen, aber auch<br />

im weiten Sinne verpflichtet sehen.<br />

So werden das Autohaus Büchner aus<br />

Görlitz die neusten 0-Emission-Elektrofahrzeuge<br />

der Marke Renault vorstellen,<br />

die Stadtwerke Görlitz sind Energiever-<br />

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20<br />

Ausblick


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IHK<br />

das Motto<br />

Dresden<br />

am Gemeinschaftsstand<br />

lusten am Eigenheim<br />

auf der<br />

Spur, die Bergquellbrauerei<br />

in<br />

Löbau wird ihr<br />

Engagement bei<br />

der Energieeinsparung<br />

im Brauprozess<br />

demonstrieren<br />

und das<br />

Dresdner Unternehmen<br />

HEXA-<br />

PILOTS wird mit<br />

Koptertechnik für<br />

Mess- und Thermografieflüge<br />

mit hochauflösender<br />

Kameratechik<br />

am Stand<br />

den Besucher<br />

begeistern.<br />

Der Inhaber der Görlitzer Hanf- und Drahtseilerei, Helmut Goltz, präsentierte 2013 am IHK<br />

Gemeinschaftsstand sein Traditionsunternehmen mit innovativen Produkten aus der Drahtseilfertigung.<br />

Er hatte seinen Jungmeister, Eric Eichler, mitgebracht, der seinerseits über die<br />

Erfahrungen im Unternehmen berichtete.<br />

Während einer jeweils ca. 30 - 40-minütigen<br />

Messestandaktion werden die Beteiligten<br />

im Dialog mit dem Moderator Lutz<br />

Günther ihr Unternehmen vorstellen,<br />

interessante Technik und Produkte präsentieren<br />

und so manche Überraschung<br />

für den Besucher in petto haben.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch am<br />

IHK Gemeinschaftsstand Nr. 22 auf der<br />

Konvent`a.<br />

Görlitzer Hanf & Drahtseilerei<br />

Inh. Helmut Goltz • SEILERMEISTER • gegründet 1836<br />

Denk daran, aufs Seil kommt’<br />

s an!<br />

• Ketten • Zurrgurte • Hebebänder<br />

• Stahlseile • Service<br />

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02828 Görlitz<br />

Tel.: (03581) 38 55-0<br />

Fax: (03581) 38 55 99<br />

info@goltz-seile.de<br />

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Ausblick<br />

21


Die Görlitzer Bischofskirche St. Jakobus –<br />

Der aufmerksame Leser von „Stadtbild“<br />

wird sich an einen Artikel im Oktoberheft<br />

2012 erinnern. Damals konnte ich berichten,<br />

dass nach der Feststellung von<br />

Ermüdungsrissen in tragenden Stahlkonstruktionsteilen<br />

der Glockenaufhängung<br />

eine Sanierung der Glockenjoche, Klöppel<br />

und Läutetechnik dringend erforderlich<br />

war.<br />

Nicht erst zu diesem Zeitpunkt kam der<br />

Wunsch auf, das Vierergeläut mit der Disposition<br />

cis` - e` - f ` - g` zu erweitern<br />

auf ein Geläut mit sechs Glocken.<br />

Die baulichen Vorausetzungen für die<br />

höheren Belastungen des Turmes waren<br />

gegeben. Das haben Schwingungsmessungen<br />

am Turm bestätigt.<br />

Im Zuge der Sanierung der Fassaden, des<br />

Kirchendaches sowie des Turmes konnte<br />

auch diese Baumaßnahme in die Planung<br />

aufgenommen werden. Hier muss aber<br />

erwähnt werden, dass die Neugestaltung<br />

der Glockenanlage ausschließlich aus<br />

Spendengeldern finanziert wurde.<br />

Glockenturm nach der Zerstörung im Mai 1945<br />

Im Jahr 1945 war die Kathedrale „St. Jakobus“<br />

eines der wenigen zerstörten Gebäude<br />

der Stadt, nach einem Beschuss<br />

am 6./7. Mai.<br />

Der Kirchturm sowie das Kirchendach<br />

waren schweren Treffern ausgesetzt<br />

und die Schäden von großem Ausmaß.<br />

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22<br />

Geschichte


Görlitzer<br />

mit neuem Klangbild<br />

Bischofskirche<br />

Die Nordseite des Turmes war auf der<br />

gesamten Flanke aufgerissen, und die<br />

letzte Glocke aus dem Jahr 1900 von der<br />

Firma Otto aus Hemelingen war auf die<br />

Orgelempore abgestürzt. Sie erlitt dabei<br />

Schäden, die später in einer Fachfirma<br />

für Glockenreparaturen in Nördlingen<br />

geschweißt wurden.<br />

In den folgenden Jahren wurde das Gotteshaus<br />

wieder hergestellt mit den wenigen<br />

Mitteln, die damals zur Verfügung<br />

standen. Diesen Baumaßnahmen fielen<br />

die Zwerchäuser an der Nord- und Südfassade<br />

sowie die vier Ecktürme auf dem<br />

Kirchturm zum Opfer. Das gewonnene<br />

Baumaterial wurde in anderen Bereichen<br />

verbaut. Diese mit den damals vorhandenen<br />

Baustoffen durchgeführten Maßnahmen<br />

sowie schädigende Umwelteinflüsse<br />

in den folgenden Jahrzehnten machten<br />

eine Sanierung des gesamten Bauwerkes<br />

dringend erforderlich. Seit 2012 wird die<br />

Kathedrale umfassend saniert und der ursprüngliche<br />

Zustand wieder hergestellt.<br />

Die Görlitzer und die Besucher der Stadt<br />

können den Baufortschritt und die ersten<br />

sichtbaren Ergebnisse im Dachbereich<br />

mit der farbigen Eindeckung sehen.<br />

Abgestürzte Glocke<br />

Seit einigen Wochen ist auch der Turm<br />

eingerüstet, und die Arbeiten für die<br />

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Geschichte<br />

23


Die Görlitzer Bischofskirche St. Jakobus –<br />

Kathedrale St. Jakobus im März <strong>2014</strong><br />

Errichtung der Ecktürme können beginnen.<br />

Nun zurück zu unserem Sechsergeläut.<br />

Auf Grund der Bauschäden am Turm<br />

wurde zur Stabilisierung eine Stahlbetondecke<br />

eingebaut. Dazu mussten der<br />

vorhandene Stahlglockenstuhl und die<br />

vier Glocken nach über 50 Jahren ihr<br />

Gemach verlassen. Damit diese schwierige<br />

Demontagearbeit sicher und ohne<br />

Gefährdungen für Personen und Material<br />

erfolgen konnte, entschloss man sich,<br />

über dem Glockenstuhl in sieben Meter<br />

Höhe eine Lasttraverse einzubauen. Diese<br />

ist auf drei Seiten begehbar und damit<br />

leicht zu bedienen.<br />

Die tragenden verzinkten Stahlträger sind<br />

so berechnet, dass alle jetzt vorhandenen<br />

sechs Glocken aufgenommen werden<br />

könnten. Diese Konstruktion ermöglichte<br />

es, gefahrlos die große, 2,9 t schwere St.<br />

Jakobus-Glocke mit dem Durchmesser<br />

von 1,57 Metern aus der Glockenstube<br />

durch die Öffnung in der Gewölbedecke<br />

mit dem Durchmesser von 1,6 Metern<br />

abzulassen. Die weiteren Glocken sowie<br />

der demontierte Glockenstuhl folgten auf<br />

diesem Wege.<br />

Nach dem Einbau der Stahlbetondecke<br />

konnte der Eichenholz-Glockenstuhl<br />

montiert werden. Die Herstellerfirma aus<br />

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24<br />

Geschichte


Görlitzer<br />

mit neuem Klangbild<br />

Bischofskirche<br />

Ablassen der großen Glocke<br />

Der neue Eichenholz-Glockenstuhl<br />

dem Erzgebirge hat schon viele Holzglockenstühle<br />

in ausgezeichneter Qualität<br />

gefertigt und montiert. Nach der Fertigung<br />

in den Werkstätten konnte, nach<br />

der Zwischenabnahme der Bauteile, die<br />

Montage freigegeben werden. Dieser<br />

Holzglockenstuhl ist zimmermannsmäßig<br />

gefertigt und wird von 178 Holznägeln<br />

zusammengehalten.<br />

Parallel verliefen die Vorbereitungen für<br />

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Geschichte<br />

25


Die Görlitzer Bischofskirche St. Jakobus –<br />

Die “falschen Glocken” in der Gießerei Lauchhammer<br />

den Guss von zwei neuen Glocken. Welche<br />

Disposition soll das neue Geläut haben?<br />

Welche Gießerei bekommt den Auftrag,<br />

wie lauten die Inschriften und wie<br />

sollen die Bildnisse gestaltet werden?<br />

Man entschloss sich, nachdem die Nominaltöne,<br />

Bildnisse und Inschriften<br />

feststanden, die beiden Glocken in der<br />

Gießerei Lauchhammer anfertigen zu<br />

lassen.<br />

Nach Fertigstellung der „falschen Glocken“<br />

erfolgte nochmals eine Zwischenabnahme,<br />

um Fehler auszuschließen.<br />

Endlich war es soweit. Am 13. und 20.<br />

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26<br />

Geschichte


Görlitzer<br />

mit neuem Klangbild<br />

Bischofskirche<br />

Glockenweihe durch Bischof Ipolt am 27. Oktober 2013<br />

September wurden unter Teilnahme des<br />

Domkapitels und von Gemeindemitgliedern<br />

die Glocken gegossen.<br />

Die Abnahme beider Klangkörper nach<br />

zwei Wochen zeigte, dass die Gießerei<br />

gute Arbeit geleistet hatte und keine Korrekturen<br />

notwendig machte.<br />

Eine Glockenweihe ist für eine Gemeinde<br />

immer ein meist einmaliges Ereignis. Und<br />

so konnte am 27. Oktober unter starkem<br />

Medieninteresse Bischof Ipolt die Weihe<br />

vornehmen.<br />

Die auf den Namen der Bistumspatronin<br />

„Hl. Hedwig“ geweihte Glocke mit dem<br />

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Geschichte<br />

27


Die Görlitzer Bischofskirche St. Jakobus –<br />

Nominal gis` hat ein Gewicht von 582 kg<br />

und einen Durchmesser von 1 001 mm.<br />

Am Hals verlaufen acht Lilien zwischen<br />

zwei Rundstegen. Die Flanke zeigt ein<br />

Reliefbildnis der Heiligen Hedwig. Hier<br />

bildete die Hedwigsfigur in der Kapelle<br />

der Kathedrale die Vorlage. Auf der<br />

Rückseite liest man den Spruch: HEILIGE<br />

HEDWIG, SCHIRME DEIN VOLK.<br />

Am Wolm, dem unteren Bereich des Glockenkörpers,<br />

steht zwischen zwei Rundstegen<br />

der Stiftervermerk:<br />

A.D. MMXIII GESTIFTET VOM DOMKA-<br />

PITEL ZUM HL. JAKOBUS GÖRLITZ.<br />

Die kleinere Glocke erhielt den Namen<br />

„Hildegard Burjan“. Es ist die erste Glocke,<br />

die diesen Namen trägt. Hildegard<br />

Burjan war eine österreichische Sozialpolitikerin<br />

und Gründerin der Schwesterngemeinschaft<br />

Caritas Socialis. Hildegard<br />

Burjan, geborene Freund, wurde<br />

in Görlitz geboren. Am 29. Januar 2012<br />

erfolgte im Wiener Stephansdom durch<br />

Kardinal Angelo Amato die Seligsprechung.<br />

Ihr Geburtshaus, in dem auch heute<br />

Schwestern der Gemeinschaft wohnen,<br />

befindet sich in der Elisabethstraße 38.<br />

Diese Glocke mit einem Durchmesser<br />

von 885 mm wiegt 399 kg und hat den<br />

Nominal ais`.<br />

Hier ziert ein umlaufender Weinrankenfries<br />

am Hals den Klangkörper. Auf der<br />

Flanke ist ein Reliefbildnis Hildegard Burjans<br />

gestaltet sowie auf der Rückseite<br />

ihre Lebenseinstellung:<br />

GANZ FÜR GOTT UND GANZ FÜR DIE<br />

MENSCHEN.<br />

Am Wolm kann man ihre Lebensdaten<br />

erfahren:<br />

*30. Januar 1883 in Görlitz + 11. Juni<br />

1933 in Wien. Seligsprechung 29. Januar<br />

2012 in Wien.<br />

Das Gussjahr und das Gießersiegel vervollständigen<br />

die Glockenzier beider Glocken.<br />

Nach der erfolgreichen Montage aller<br />

sechs Glocken im neuen Holzglockenstuhl<br />

erfolgte am 17. Dezember das<br />

erste Probeläuten, wieder unter regem<br />

Medieninteresse.<br />

Mit diesem Sechsergeläut, dem Ersten in<br />

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28<br />

Geschichte


Görlitzer<br />

mit neuem Klangbild<br />

Bischofskirche<br />

Erstes Probeläuten am 17. Dezember 2013<br />

Görlitz, stehen 57 Läutemotive zur Verfügung<br />

sowie die sechs Einzelglocken.<br />

In die neue Läuteordnung sind davon 27<br />

Motive zu den einzelnen Festen und Anlässen<br />

eingeflossen.<br />

In der Christnacht am Heiligen Abend<br />

erklang erstmals das Plenum, das Geläut<br />

aller sechs Glocken, und läutete das<br />

Weihnachtsfest über unserer Stadt ein.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Gürlach<br />

IVH IMMOBILIENVERWALTUNG<br />

Hoffmann<br />

Verwaltung und Vermietung von Immobilien<br />

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Marienplatz 2 • 02826 Görlitz<br />

Telefon: 03581 / 41 10 92<br />

Telefax: 03581 / 41 10 90<br />

Geschichte<br />

e-mail: office@iv-hoffmann.de<br />

Internet: www.iv-hoffmann.de<br />

29


Tierpark<br />

Wie wär´s mal wieder<br />

Zittau<br />

mit einem Besuch –<br />

Eingebettet in die wild-romantische Landschaft<br />

der Weinau liegt der Tierpark Zittau.<br />

Hier warten tierisch spannende Erlebnisse<br />

auf die Besucher, die gleich am Eingang<br />

von der immer zu einem flotten Spruch<br />

aufgelegten Ara- Dame Lora begrüßt<br />

werden. In den naturnah gestalteten Anlagen,<br />

die zum Teil auch begehbar sind,<br />

können Sie Ihren Lieblingen ganz nah<br />

kommen. Wenn die Nasenbären mutig<br />

über unseren Köpfen auf Seilen balancieren,<br />

die kunterbunten, frechen Loris<br />

schon mal auf der Schulter landen, die<br />

kleinen Liszt- Äffchen neugierig um uns<br />

herumklettern und wir uns auf einer Bank<br />

inmitten von Kängurus ausruhen können,<br />

fühlen wir uns ein wenig in andere Welten<br />

versetzt. Vor allem Tieren aus Australien,<br />

Lateinamerika, aber auch Europa kann<br />

man auf dem etwa 8 ha großen Gelände<br />

begegnen.<br />

Und auf den Erlebnis- Spielplätzen gibt es<br />

für die kleinen (und mutigen großen) Besucher<br />

jede Menge Möglichkeiten, die eigenen<br />

Fähigkeiten zu trainieren. Da kann<br />

man klettern wie die Nasenbären, balancieren<br />

wie die Äffchen und musizieren wie<br />

die Vögel…<br />

Hinter jeder Ecke warten liebevoll gestaltete<br />

Überraschungen: Der „Märchenpfad“<br />

lockt mit märchenhaftem Flair und kunstvollen<br />

Skulpturen. Karl- Max- Walter, der<br />

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30<br />

Ausblick


Tierpark<br />

bei Känguru & Co.?<br />

Zittau<br />

gutmütige Weidendrache, lädt zum Ausruhen<br />

unter dem Schatten spendenden<br />

Blätterdach seines Körpers ein. Auf der<br />

Terrasse des romantischen „Waldschlösschens“<br />

kann man wundervoll picknicken,<br />

aber auch in aller Ruhe die wilden Parkvögel<br />

und dass Leben im Wasser des<br />

kleinen Weihers beobachten. Im Sommer<br />

machen „Märchenbänke“ vor den<br />

Gehegen der entsprechenden Tiere Lust<br />

darauf, die alten Geschichten an Ort und<br />

Stelle vorzulesen.<br />

Auch spannende Informationen zu den<br />

gezeigten Tieren, den unterschiedlichen<br />

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Ausblick<br />

31


Tierpark<br />

Wie wär´s mal wieder<br />

Zittau<br />

mit einem Besuch –<br />

Lebensräumen sowie Anregungen für<br />

eigene Aktivitäten im Naturbau, Umweltund<br />

Artenschutz finden sich im gesamten<br />

Parkgelände. Sowieso ist Bildung im<br />

Umweltbildungszentrum Tierpark Zittau<br />

ein wichtiges Thema. Fast täglich nutzen<br />

Schulklassen und andere Gruppen, aber<br />

auch Senioren und Menschen mit Handicaps<br />

die interessanten und vielseitigen<br />

Angebote der Zoopädagogin.<br />

Und in diesem Sommer wird es für Gruppen<br />

aller Altersklassen auch endlich wieder<br />

möglich sein, im Naturerlebniscamp<br />

des Umweltbildungszentrums tolle Pro-<br />

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32<br />

Ausblick


Tierpark<br />

bei Känguru & Co.?<br />

Zittau<br />

jekte zu erleben, den Tag am Lagerfeuer<br />

ausklingen zu lassen und die Nacht mit<br />

der geheimnisvollen Geräuschkulisse des<br />

Tierparks in Tipi oder Jurte zu verbringenein<br />

Geheimtipp für abenteuerliche Klassenfahrten<br />

und spannende Projekttage.<br />

Andere „Renner“ sind z.B. die Kindergeburtstage<br />

im gemütlichen „Käferkabinett“<br />

mit Fütterungsführung und Besuch beim<br />

Lieblingstier des Geburtstagskindes und<br />

natürlich die Lamawanderungen (auch<br />

für Rollstuhlfahrer geeignet), bei denen<br />

man die schöne Umgebung des Tierparks<br />

oder auch das Zittauer Bergland gemeinsam<br />

mit den freundlichen und sanften<br />

„Gepäckträgern“ erkunden kann.<br />

Lamas und Alpakas gehören übrigens zu<br />

den Kamelen, weswegen sie in diesem<br />

Jahr, zusammen mit den zweihöckrigen<br />

Trampeltieren, eine besondere Rolle spielen<br />

werden. Der Grund: Das Jahresthema<br />

des Tierparks Zittau lautet in <strong>2014</strong> „Passgänger<br />

zwischen den Welten- die Kamele<br />

unserer Erde“. Veranstaltungen, Vorträge,<br />

Filme und Projekte werden sich aus ganz<br />

unterschiedlichen Blickwinkeln mit diesen<br />

interessanten Tieren und ihrer Bedeutung<br />

im Leben und in der Kultur der Menschen<br />

beschäftigen:<br />

So viele Gründe, mal wieder „auf einen<br />

Sprung“ vorbeizuschauen bei Känguru&<br />

Co! Wir freuen uns auf Sie!<br />

Kerstin Stegemann,<br />

Tierpark Zittau<br />

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Ausblick<br />

33


450 Jahre<br />

Jahre<br />

Sammeln<br />

Sammeln<br />

in Zittau –<br />

Die Christian-Weise-Bibliothek Zittau, als<br />

Nachfolgerin der einstigen Zittauer Ratsbibliothek<br />

und späteren Stadtbibliothek,<br />

begeht in diesem Jahr das 450jährige Jubiläum<br />

ihrer ersten schriftlichen Erwähnung.<br />

Da auch die heutigen Städtischen<br />

Museen Zittau aus den Sammlungen der<br />

einstigen Ratsbibliothek erwuchsen, ist<br />

dieses Jubiläum für sie ebenso von großer<br />

Bedeutung.<br />

Was ist der historische Hintergrund des<br />

bevorstehenden Jubiläums?<br />

Seit dem Beginn der Reformation war<br />

die Oberlausitz Heimat und Geburtsstätte<br />

vieler berühmter Männer geworden.<br />

Einer von ihnen war der gebürtige Laubaner<br />

Paulus Fabricius. 1553 wurde er<br />

an die Universität in Wien berufen. Für<br />

Zittau wurde er durch seinen Kontakt<br />

zu dem Zittauer Bürgermeister Nikolaus<br />

von Dornspach bedeutend. Paulus Fabricius<br />

schenkte Zittau im Jahr 1564 eine<br />

zylinderförmige Säulensonnenuhr, ein<br />

sogenanntes Gnomon. In seinem begleitenden<br />

Brief vom 13. Juni 1564 schrieb<br />

Fabricius an Dornspach, er wolle „einem<br />

Fabricius-Brief von 1564<br />

Erbarn Rath ein Instrvment zuuerehren,<br />

welch vorhin niegesehen, dadurch ich<br />

ein gedechtnus hinder mir bey Ehwern<br />

gemainen Statt Bibliotheca, vnd schulen,<br />

die Jugendt neben dem nutz dadurch<br />

zum studiren zu reizen, liesse …“. Dass<br />

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34<br />

Jubiläum


450<br />

Die Christian-Weise-Bibliothek<br />

Jahre Sammeln<br />

Zittau<br />

Der Barocksaal<br />

Fabricius der Zittauer Bibliothek kein<br />

Buch, sondern eine Sonnenuhr schenkte,<br />

ist nicht weiter verwunderlich. Eine<br />

Bibliothek war in der damaligen Zeit weit<br />

mehr als eine Sammlung von Handschriften<br />

und gedruckten Büchern. Sie war<br />

eine Wunderkammer, in welcher alles gesammelt<br />

wurde, was den Menschen damals<br />

seltsam, wertvoll und bewahrenswert<br />

erschien. Der Brief von Fabricius an<br />

Dornspach gehört zu den Schätzen des<br />

Altbestandes der Christian-Weise-Biblio-<br />

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Jubiläum<br />

35


450 Jahre<br />

Jahre<br />

Sammeln<br />

Sammeln<br />

in Zittau –<br />

Gnomon<br />

thek, die Säulensonnenuhr steht im wiedererstandenen<br />

barocken Bibliothekssaal<br />

in den Städtischen Museen Zittau.<br />

Wo sich die Ratsbibliothek seinerzeit befand,<br />

ist nicht bekannt, vermutlich war<br />

sie im Rathaus untergebracht. Bibliothek<br />

und Gymnasium gehörten im alten Zittau<br />

immer eng zusammen. Beide Einrichtungen<br />

erlebten ihre größte Blütezeit unter<br />

der Leitung Christian Weises. Von 1678<br />

bis 1708 führte Weise das Gymnasium zu<br />

mitteldeutscher Bedeutung, brachte die<br />

deutsche Schulkomödie auf ihren Höhepunkt<br />

und erweiterte die Ratsbibliothek<br />

planvoll. Auf ihn geht auch die Errichtung<br />

des barocken Bibliothekssaals im Zittauer<br />

Heffterbau zurück, auch wenn die Einweihung<br />

erst ein Jahr nach seinem Tod<br />

stattfand.<br />

Im Jahr 1951 erfolgte die Zusammenlegung<br />

der alten Zittauer Stadtbibliothek<br />

mit der Volksbücherei. 1954 erhielt die<br />

Einrichtung den Ehrennamen Christian-<br />

Weise-Bibliothek. Räumliche Enge und<br />

mangelndes kulturgeschichtliches Interesse<br />

führen Ende der 1970er Jahre zu<br />

einer folgenschweren „Bestandsberei-<br />

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36<br />

Jubiläum


450<br />

Die Christian-Weise-Bibliothek<br />

Jahre Sammeln<br />

Zittau<br />

nigung“ im Altbestand. Damals wurden<br />

tausende Bücher aus dem historisch gewachsenen<br />

Bestand herausgerissen und<br />

an die Sächsische Landesbibliothek Dresden<br />

bzw. das Zentralantiquariat der DDR<br />

übergeben. Erst nach der politischen<br />

Wende in der DDR wurde ermittelt, dass<br />

seinerzeit rund 20.000 Bände die Zittauer<br />

Bibliothek verlassen hatten. Ein schwerer,<br />

nicht wieder gut zu machender Verlust,<br />

aber zum Glück nicht das Ende der<br />

reichen Zittauer Bibliotheksgeschichte.<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts entstand aus<br />

der Wunderkammer, den gegenständlichen<br />

Sammlungen der Stadtbibliothek,<br />

und dem Nachlass des Regionalhistorikers<br />

Christian Adolph Pescheck das Zittauer<br />

Stadtmuseum.<br />

Die Christian-Weise-Bibliothek und die<br />

Städtischen Museen sind heute die beiden<br />

ältesten, größten und bedeutendsten<br />

Kultureinrichtungen in der Stadt Zittau.<br />

Das bevorstehende 450jährige Jubiläum<br />

wird gemeinsam vorbereitet und durchgeführt.<br />

Es steht daher auch unter dem<br />

gemeinsamen Motto „450 Jahre Sammeln<br />

in Zittau“.<br />

Am 13. Juni <strong>2014</strong>, dem eigentlichen Jubiläumstag,<br />

wird es in Zittau eine Festveranstaltung<br />

geben. Es schließt sich dann<br />

vom 16. - 20. Juni eine Festwoche an.<br />

Dafür sind zahlreiche interessante Veranstaltungen<br />

in Vorbereitung: wissenschaftliche<br />

Vorträge, Buchvorstellungen,<br />

Lesungen für Kinder, Puppentheater für<br />

Erwachsene, usw.<br />

Ab Spätsommer wird in den Städtischen<br />

Museen eine Sonderausstellung zum Jubiläum<br />

gezeigt. Eine weitere Vortragsfolge<br />

und eine „lange Nacht des Sammeln“<br />

lassen die Veranstaltungsfolge dann im<br />

Herbst ausklingen. Die ausführlichen und<br />

genauen Informationen zu den geplanten<br />

Veranstaltungen können alle Interessenten<br />

dann auf den Internetseiten der<br />

beteiligen Einrichtungen finden.<br />

Uwe Kahl, Zittau<br />

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Jubiläum 37


Hydraulische<br />

Ein liebliches Fleckchen Erde<br />

Widder<br />

–<br />

Den meisten heutigen Oberlausitzern ist<br />

das Neißetal wohl vor allem durch die<br />

immer schneller wiederkehrenden „Jahrhunderthochwasser“<br />

und die Probleme<br />

der grenzüberschreitenden Kriminalität<br />

bekannt.<br />

Weitgehend vergessen ist hingegen das<br />

Wissen, dass es sich bei dem Neißetal<br />

um eine der frühesten und interessantesten<br />

Siedlungsgegenden in der südlichen<br />

Oberlausitz handelt. Auch gehörte es vor<br />

vielen Jahrzehnten zu den bevorzugten<br />

Ausflugszielen unserer Vorfahren. So ist<br />

es auch nicht verwunderlich, dass es bereits<br />

vor fast 125 Jahren einen gedruckten<br />

„Fremdenführer durch das Neißethal“ gegeben<br />

hat. Dieser, vom einstigen Ostritzer<br />

Buchdrucker und Verleger Johann Pischel<br />

verfasste Führer, ist jetzt als Reprint wieder<br />

auf dem Buchmarkt erschienen. Der Dank<br />

dafür gebührt dem Ostritzer Antiquariat.<br />

„So recht mitten inne zwischen den beiden<br />

alten Sechsstädten Zittau und Görlitz<br />

liegt das liebliche Fleckchen Erde, dem wir<br />

in folgenden Zeilen eine eingehende Betrachtung<br />

widmen wollen, ein Gebiet, auf<br />

dem sich nicht nur ein großer Theil der<br />

Geschichte der beiden genannten Städte,<br />

sondern der ganzen Oberlausitz abgespielt<br />

hat und das deshalb dem Geschichtsforscher<br />

eine Menge von Denkwürdigkeiten<br />

bietet, während es seiner landschaftlichen<br />

Schönheit halber ein Paradies ist für den<br />

Naturfreund. Jährlich durchziehen Tausende<br />

von einheimischen und fremden<br />

erholungs- oder vergnügungsbedürftigen<br />

Menschenkindern diese Gegend in der<br />

Richtung von Hirschfelde nach Ostritz oder<br />

umgekehrt.“<br />

Mit diesen Worten des Verfassers wird der<br />

interessierte Leser oder Ausflügler in das<br />

kleine und handliche Heftchen eingeführt.<br />

Es folgt dann eine kurzweilige und informative<br />

Wanderung vom Ostritzer Bahnhof<br />

durch das kleine Städtchen, an der Neiße<br />

entlang zum Kloster St. Marienthal und von<br />

dort durch das romantische Neißetal am<br />

Forsthaus Rhonau vorbei bis nach Hirschfelde<br />

und zum dortigen Bahnhof. Natürlich<br />

ist auch der „aktuelle“ Fahrplan für die<br />

Bahnreisenden zwischen Zittau und Görlitz<br />

gleich mit im Führer enthalten. Mit der<br />

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38<br />

Buchvorstellung


Hydraulische<br />

Fremdenführer durch das Neißetal<br />

Widder<br />

Kloster Marienthal<br />

modernen Bahn braucht man heute zwar<br />

ein Drittel weniger Zeit, dafür fehlen aber<br />

die einstigen Haltestellen im Neißetal.<br />

Von besonderem Interesse sind ebenso die<br />

zahlreichen Erwähnungen von Geschäften,<br />

Gaststätten und Hotels in Ostritz und<br />

Hirschfelde sowie im Neißetal. Nach dieser<br />

Vielfalt an Angeboten werden die heutigen<br />

Wanderer leider vergeblich suchen.<br />

Besonders ausführlich ist das „altehrwürdige<br />

Kloster St. Marienthal“ beschrieben.<br />

Das Kloster ist auch heute noch ein lohnenswertes<br />

Ausflugsziel und ein Hort der<br />

Beständigkeit und inneren Einkehr in unserer<br />

immer schnelllebiger werdenden Zeit.<br />

Der noch immer sehr lesenswerte und anregende<br />

„Fremdenführer durch das Neißethal“<br />

ist allen Heimatfreunden sehr zu<br />

empfehlen. Da die Auflage des Reprints<br />

nur 200 Stück beträgt, sollten sich alle Interessenten<br />

schnellstens damit versorgen.<br />

Uwe Kahl, Zittau<br />

Die liebevolle Beschreibung des Neißetales<br />

durch Johann Pischel ist auch heute noch<br />

sehr lesenwert. Vor allem aber kann und<br />

sollte sie wieder eine Anregung zur Wanderung<br />

und Entdeckung zwischen Hirschfelde<br />

und Ostritz sein.<br />

Johann Pischel´s Fremdenführer durch das<br />

Neißethal und dessen Umgebung nebst einer<br />

kurzen Beschreibung des Klosters St. Marienthal.<br />

– Reprint der <strong>Ausgabe</strong> Ostritz 1890. – 32 Seiten<br />

Ostritzer Antiquariat 2013 (Tel. 035823-86784)<br />

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Buchvorstellung<br />

39


Königshainer Sagenspiele –<br />

Der Natternkönig, 2002<br />

Noch ein halbes Jahr, dann lädt der Königshainer<br />

Heimatverein wieder zu den<br />

traditionellen Sagenspielen. Das 13.<br />

Jahr in ununterbrochener Folge bietet<br />

dann wieder Gelegenheit, die weithin<br />

bekannte Gemeinde im Kreis Görlitz von<br />

einer ganz eigenen Seite zu erleben.<br />

Die Idee zu dem inzwischen legendären<br />

kulturellen Vorhaben kam nicht von<br />

außen, sondern von der Dorfbevölkerung<br />

selbst. Die einheimischen volkstümlichen<br />

Überlieferungen sollten der<br />

neuen Generation wieder nahegebracht<br />

werden, jedoch nicht durch gelehrsame<br />

Vorträge oder anspruchsvolle Buchlesungen.<br />

Die Einwohner selbst wollten<br />

das volkskundliche Erbe ihren Mitbürgern<br />

und Gästen auf zeitgemäße Weise<br />

wieder erschließen. Inzwischen gab<br />

es 25 Vorstellungen mit alljährlich etwa<br />

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weil nur Gemeinschaft Sicherheit bedeutet.<br />

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40<br />

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Geschichte


Sagenspiele<br />

lebendige Heimatpflege mit viel Zuspruch<br />

Der Jäger ohne Kopf, 2002<br />

500 Zuschauern. Längst kommen diese<br />

nicht mehr nur aus dem Ort oder den<br />

Nachbargemeinden, sondern auch aus<br />

der Kreisstadt und sogar aus weiter<br />

Ferne. Die Sache hat sich herumgesprochen.<br />

Immer wieder hört man von den<br />

Zuschauern viel Lob. Was läuft hier anders<br />

als bei manchen kurzlebigen und<br />

teuren „Events“ in der Nachbarschaft?<br />

Die Königshainer spielen sich selbst.<br />

Ihre Lebenseinstellungen, ihre Familiengeschichten<br />

und ihr Volkswitz fließen<br />

da zusammen. Im Laufe der Jahre hat<br />

sich ein fester Kern von Mitwirkenden<br />

zusammengefunden. Es sind Bürger, im<br />

Berufsleben erfahren und angesehen,<br />

darunter der Bürgermeister, der Pfarrer,<br />

der Vorsitzende des Heimatvereins,<br />

Frauen und Männer, Rentner und Kinder<br />

von nebenan. Viele wirken in den Spiel-<br />

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Geschichte<br />

41


Königshainer Sagenspiele –<br />

Der Schatz im Kanonenrohr, 2007<br />

szenen mit, andere kümmern sich um<br />

hohe Qualität bei Beleuchtung, Tonkulisse,<br />

originelle und phantasievolle Bühnenbilder,<br />

die Bühnentechnik mit Auf-<br />

und Abbau, das Angebot an Sitzplätzen,<br />

Speisen und Getränken. So wuchs eine<br />

aufeinander eingespielte und von Petra<br />

Schmidt zusammengehaltene, nur<br />

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42<br />

Geschichte


Sagenspiele<br />

lebendige Heimatpflege mit viel Zuspruch<br />

Hexe aus der Sage von der Gertrud-Bäuerin, 2011<br />

ehrenamtlich wirksame Gemeinschaft.<br />

Jeder kann sich auf den Anderen verlassen.<br />

Bei der gemeinsamen Auswahl<br />

der Stoffe greift man vor allem auf die<br />

einheimischen Sagen zurück. Da war zu<br />

sehen, wie die Hexe den Mühlebauern<br />

von ihrem fliegenden Besen abwarf, wie<br />

die Gertrudbäuerin die böse hexende<br />

Nachbarin verdrosch, wie der Jungbrunnen<br />

am Hochstein nur guten Menschen<br />

half und wie das weiße Männlein im Krischaer<br />

Forst eine arme Familie belohnte.<br />

Man erlebte, wie fliehende französische<br />

Soldaten ihre Regimentskasse, in einem<br />

Kanonenrohr versteckt, in der Nähe vergruben<br />

und alle Schatzräuber vergeblich<br />

danach suchten. Man amüsierte sich<br />

über die einfältigen Weißenberger, die<br />

beim Graben auf der Landeskrone ihre<br />

leere Gemeindekasse nicht auffüllen<br />

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Geschichte<br />

43


Königshainer Sagenspiele –<br />

Schneewittchen in Königshain, 2011<br />

konnten, und hörte vom Nachtschmied<br />

zu Görlitz, der sich seine Seele vom Teufel<br />

abschwatzen ließ. Auch Sagenfiguren<br />

wie Rübezahl oder Räuber Karasek griffen<br />

in das Geschehen ein. Märchen wie<br />

„Schneewittchen“ oder „Tischlein, deck<br />

dich!“ wurden nach Königshain verlegt<br />

und mit mancherlei aktuellen Anspielungen<br />

ausgeschmückt – zum Vergnügen<br />

des Publikums.<br />

Im Laufe der Jahre haben es die Spieler<br />

zu einer erstaunlichen Spielfreude und<br />

Unbefangenheit gebracht. Ihre Sprache<br />

ist kräftig, deutlich, humorvoll und<br />

volkstümlich, mitunter angereichert mit<br />

originellen Improvisationen, die sich aus<br />

der Situation ergeben, und alles ohne<br />

Mikrofone. Die Figuren werden mimisch<br />

treffend charakterisiert, die Abläufe<br />

sind auch aus weiterer Entfernung gut<br />

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44<br />

Geschichte


Sagenspiele<br />

lebendige Heimatpflege mit viel Zuspruch<br />

Die Gertrud-Bäuerin, 2011<br />

überschaubar. Beleuchtung, Ton und<br />

Umbauten auf offener Bühne klappen<br />

exakt. Die Schauplätze im Herzen des<br />

Ortes, anfangs an der Kirche, dann im<br />

Schloßgarten, erzeugen mit ihrem Zusammenspiel<br />

von Natur und Baudenkmal<br />

eine zauberhafte Stimmung, unterstützt<br />

durch Mondschein, Nebel und<br />

aufsteigende Kühle. Bilder und Worte<br />

verschmelzen zu unvergeßlichen Eindrücken<br />

und fesseln die Zuschauer jedesmal<br />

neu. Alle Mitwirkenden leisten<br />

damit etwas sehr Wünschenswertes,<br />

denn sie bewahren deutsches Kulturgut<br />

vor dem Überfremden und Vergessenwerden.<br />

Die Stoffe stammen aus heimatgeschichtlicher<br />

Literatur. Die Texte<br />

werden neu geschrieben, die Redeweise<br />

ist natürlich und voller Volkswitz und<br />

Volksweisheit. Man wagt auch manchen<br />

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Geschichte<br />

45


Königshainer Sagenspiele –<br />

Die Goldene Gans, 2011<br />

Seitenhieb auf heutige Ärgernisse und<br />

hat die Lacher auf seiner Seite.<br />

Wohl einmalig weit und breit ist die Mitwirkung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

als Darsteller, Techniker und – in großer<br />

Zahl – als aufmerksames Publikum.<br />

Manche – wie Kalle Seidel – bewältigten<br />

schon als Vorschulkinder kleinere Rollen.<br />

Andere haben im Laufe der Jahre<br />

ihre Lehre oder das Abitur abgeschlossen<br />

und sind erfahrene und mit Szenenbeifall<br />

bedachte Volksschauspieler<br />

geworden, ohne alle Starallüren. Die<br />

Kinder drängen nach, wollen auch mitmachen,<br />

und das mit Feuereifer. Es ist<br />

ein überzeugendes Beispiel dafür, daß<br />

die Jugend nicht nur Elektronik, Disko,<br />

„Shoppen“ und „Rumhängen“ im<br />

Kopf hat. Freiwillig und begeistert sind<br />

sie dabei, erwerben Selbstbewußtsein,<br />

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46<br />

Geschichte


Sagenspiele<br />

lebendige Heimatpflege mit viel Zuspruch<br />

Zehntes Jubiläum der Sagenspiele, 2011<br />

Einsatzfreude und Heimatliebe im kameradschaftlichen<br />

Miteinander mit den<br />

Älteren. So wachsen sie ganz natürlich<br />

in die Gemeinschaft hinein. Die kinderreiche<br />

Familie der Seidels ist mit Vater<br />

und Mutter und allen Kindern von Anfang<br />

an dabei, dazu die Pinkerts, die<br />

Busses und all die Anderen. Der heute<br />

gepredigte und gelebte Individualismus<br />

hat hier keinen Nährboden, zum Glück.<br />

Man ist und bleibt eine bodenständige<br />

Dorfgemeinschaft.<br />

Schon werden die 13. Königshainer Sagenspiele<br />

für den 19. und 20. September<br />

vorbereitet. Alle Heimatfreunde dürfen<br />

gespannt darauf sein und wünschen<br />

schon jetzt gutes Gelingen.<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

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Geschichte<br />

47


Buchvorstellung<br />

Omnibusse in Dresden und Sachsen –<br />

Büssing VI GLn (1939)<br />

Schneepflug am Fichtelberg (1939)<br />

Ehemaliger Postbus in Niesky (1953)<br />

Vomag in Eibau (1953)<br />

Heute aus gegebenem Anlass einmal<br />

ein Abstecher in Sachen Omnibus zum<br />

sächsischen und Dresdener Nachkriegsalltag<br />

bis kurz nach der politischen Wende<br />

in der DDR. Dieser zeigte sich um<br />

vieles mannigfaltiger, als man zunächst<br />

glauben mag.<br />

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48<br />

Buchvorstellung


Buchvorstellung<br />

Bereits von Kindesbeinen haben mich<br />

die Geschehnisse rund um den Busverkehr<br />

magisch angezogen, Jahre bevor<br />

mein Interesse für die Görlitzer Straßenbahn<br />

erwachte. Eine Besonderheit<br />

des ostdeutschen Regionalbusverkehrs<br />

war in den dicht besiedelten Gebieten,<br />

zu denen auch die drei sächsischen Bezirke<br />

gehörten, ein bereits seit Beginn<br />

der 1950er Jahre ständig wachsender<br />

Berufsverkehr, der in den 80er Jahren<br />

kaum noch zu beherrschen war. Parallel<br />

dazu entwickelten sich in den Städten<br />

stabile Stadtbusliniennetze, welche<br />

vielerorts bereits in den 60er Jahren<br />

den Vorkriegsstand deutlich übertrafen,<br />

einhergehend mit immer größer<br />

werdenden Fuhrparks. Prägten anfangs<br />

noch Vorkriegsomnibusse (meist aus<br />

den Beständen der Reichspost und der<br />

KVG Sachsen stammend) – teilweise<br />

mit neuen Aufbauten – den Busalltag,<br />

so konnten die namhaften Hersteller<br />

bereits in der ersten Hälfte 50er Jahre<br />

bemerkenswerte Neukonstruktionen<br />

bereitstellen. Allerdings hatte der RGW<br />

andere Pläne. Bereits 1952 kamen die<br />

Ikarus 601 mit Anhänger (1957)<br />

ersten Ikarus-Busse in die DDR und natürlich<br />

auch nach Sachsen. Insgesamt<br />

waren es dann bis 1998 mehr als 45000,<br />

die bis Mitte der 80er Jahre nahezu al-<br />

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Buchvorstellung<br />

49


Buchvorstellung<br />

Omnibusse in Dresden und Sachsen –<br />

H6B im Schnee (1962) Ikarus auf dem Transport in die DDR (1964)<br />

les verdrängten, was vorher da war<br />

und dennoch nur ansatzweise den Bedarf<br />

decken konnten und deshalb durch<br />

kostspielige industrielle Neuaufbauten<br />

immer wieder aufgefrischt werden<br />

mussten. Allein deren Typenvielfalt ist<br />

frappierend. Viele von ihnen sind heute<br />

bereits beinahe vergessen. Umso wichtiger<br />

ist es, dass aus Anlass eines runden<br />

Doppeljubiläums in Dresden ein von mir<br />

schon lange geplantes Projekt nun endlich<br />

realisiert werden konnte und sich erfreulicherweise<br />

mit dem Stadtbildverlag<br />

auch ein Partner gefunden hat, der die<br />

Arbeiten mit größtmöglichem Augenmaß<br />

begleitet hat. Nun sind auf 168 Seiten<br />

mit deutlich mehr als 500 meist noch<br />

nie veröffentlichen Bildern über vierzig<br />

Jahre Alltagsgeschichte verewigt, die<br />

sehr viele Menschen so erlebt haben,<br />

in der Regel eher unterschwellig. Durch<br />

eine nicht so ausgeprägte private Mobilität<br />

hatte der Omnibus einen deutlich<br />

höheren Stellenwert als heute. Vielleicht<br />

wird sich der eine oder andere an diese<br />

heute leider schon fast vergessene Zeit<br />

erinnern, welche aus diesem Blickwinkel<br />

bisher in der Literatur noch nie beleuchtet<br />

worden ist. Wir hoffen, dass diese<br />

Zeitreise mit Exkursen auch bis in die<br />

Pionierzeit des Omnibusses möglichst<br />

vielen Menschen Freude bereiten wird.<br />

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50<br />

Buchvorstellung


Buchvorstellung<br />

Ikarus 66 in Rothenburg (1966) Skoda 706 RO mit Anhänger (1969)<br />

Ikarus 250 (1977)<br />

Um nicht zu sehr ins Detail zu kommen,<br />

ist das Buch nicht als Chronik gestaltet<br />

und lässt so genügend Raum, die Bilder<br />

für sich sprechen zu lassen.<br />

Große Unterstützung erfuhr ich von<br />

Johannes Rausch aus Chemnitz, Mario<br />

Schatz aus Langebrück und Peter Dönges<br />

aus Ludwigsburg, alles erfahrene<br />

Kenner der Materie. Die ausgesprochen<br />

geschickte Gestaltung der Seiten durch<br />

Susanne Hensel mit abwechselnd großen<br />

und kleinen Bildern machen das<br />

Buch von Anfang bis Ende zu einem<br />

Erlebnis. Den i- Punkt schließlich setzt<br />

der Umschlag auf das Projekt, der einer<br />

Einladung gleichkommt.<br />

Andreas Riedel,<br />

Wiesbaden<br />

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Buchvorstellung<br />

51


Im Ratsarchiv Görlitz<br />

Görlitz<br />

gefunden –<br />

Der Brief von 1521 als Auslöser der “Türkensteuer”, Ratsarchiv Görlitz<br />

Mit Blick auf eine Urkunde stellte mir eine<br />

entgeistert dreinschauende Azubine der<br />

Landkreisverwaltung die Frage: Türkensteuer?<br />

Was ist das denn? Für mich war<br />

das Grund genug, die wertvollen Schätze<br />

des Ratsarchivs aus der Zeit der osmanischen<br />

Expansion im 16. Jahrhundert zu<br />

heben.<br />

Im <strong>April</strong> 1526 wälzte sich schier unaufhaltsam<br />

der gewaltige osmanische Heer-<br />

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52<br />

Geschichte


Ratsarchiv<br />

Türkensteuer 1528<br />

Görlitz<br />

wurm Sultan Süleymans des Prächtigen<br />

mit mehr als 100.000 Mann und 300 Kanonen<br />

nach Ungarn. Das Heer Ludwigs<br />

II. von Ungarn, Böhmen und Kroatien,<br />

Landesherr der Oberlausitz, war denkbar<br />

schlecht gegen die damals modernste<br />

und bestorganisierte Militärmacht der<br />

Osmanen gerüstet. Der Görlitzer Stadtschreiber<br />

Johannes Hass beschreibt in<br />

seiner Chronik sehr ausführlich das Geschehen<br />

der Türkenkriege und die Folgen<br />

für seine Heimatstadt. Mit Wehklagen<br />

habe die königliche, geliebte Gemahlin<br />

Maria, die Schwester Kaiser Karls V., den<br />

Ludwig zum Feldzug verabschiedet. Ihr<br />

war sehr bewusst, dass die 25.000 ungarischen<br />

Krieger in der Schlacht gegen die<br />

Osmanenmacht unterlegen sein würden.<br />

So geschah es denn auch am 29. August<br />

in bei Mohacs. König Ludwig selbst, so<br />

schreibt Johannes Hass, habe im dritten<br />

Glied tapfer mitgefochten. Mit seinem<br />

wohl betrunkenen Truchseß musste er<br />

sich auf die Flucht begeben. Beide verfehlten<br />

an einem Sumpf die rettende<br />

Furt. Beim Versuch, das steile Ufer zu erklimmen,<br />

habe sich das Pferd des Königs<br />

überschlagen, und jener sei im Sumpf<br />

ertrunken. Dem Habsburger Ferdinand<br />

I. fiel durch das Erbrecht die ungarische<br />

Krone zu. Der existentielle Kampf gegen<br />

die osmanische Expansion blieb während<br />

der gesamten Regentschaft dieser außergewöhnlichen<br />

Herrscherpersönlichkeit<br />

neben den Auseinandersetzungen mit<br />

der Reformationsbewegung die Herausforderung<br />

und Aufgabe schlechthin. Es<br />

war auch für die Görlitzer eine dramatische<br />

Zeit. Mit dem steten Vordringen der<br />

osmanischen Heere wuchs auch in Görlitz<br />

zunehmend real die „Türkenangst“. Am<br />

22. Juli 1521 erreichte ein Schreiben des<br />

polnischen Königs Sigismund, Oheim des<br />

Ungarnkönigs, den Görlitzer Rat. Darin<br />

bat er um Truppenhilfe für den Kampf<br />

gegen den „türkischen Kaiser“. Noch<br />

schien die Gefahr sehr fern zu sein, und<br />

der Hilferuf wurde ignoriert. Das änderte<br />

sich nach der Schlacht bei Mohacs. Eine<br />

umfangreiche Korrespondenz wurde nun<br />

zwischen den Oberlausitzern, dem Landvogt<br />

und dem Landesherren geführt. Seit<br />

1528 entrichtete jeder Bürger eine spezielle<br />

Türkensteuer. Dazu legte man ein<br />

Impressum:<br />

Herausgeber (V.i.S.d.P.):<br />

incaming media GmbH<br />

Geschäftsführer:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

Carl-von-Ossietzky Str. 45<br />

02826 Görlitz<br />

Ruf: (03581) 87 87 87<br />

Fax: (03581) 40 13 41<br />

info@stadtbild-verlag.de<br />

www.stadtbild-verlag.de<br />

Geschäftszeiten:<br />

Mo. - Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />

Druck:<br />

Graphische Werkstätten Zittau GmbH<br />

Geschichte<br />

Verantw. Redakteur:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

(Mitglied im Deutschen<br />

Fachjournalistenverband)<br />

Redaktion:<br />

Dr. Ernst Kretzschmar,<br />

Dipl. - Ing. Eberhard Oertel,<br />

Dr. Ingrid Oertel<br />

Anzeigen verantw.:<br />

Dipl. - Ing. Eberhard Oertel<br />

Mobil: 0174 - 31 93 525<br />

Teile der Auflage werden auch kostenlos<br />

verteilt, um eine größere Verbreitungsdichte<br />

zu gewährleisten. Für eingesandte<br />

Texte & Fotos übernimmt der Herausgeber<br />

keine Haftung. Artikel, die namentlich<br />

gekennzeichnet sind, spiegeln nicht die<br />

Auffassung des Herausgebers wider. Anzeigen<br />

und redaktionelle Texte können<br />

nur nach schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers verwendet werden<br />

Anzeigenschluss für die Mai-<strong>Ausgabe</strong>:<br />

15. <strong>April</strong> <strong>2014</strong><br />

Redaktionsschluss: 20. <strong>April</strong> <strong>2014</strong><br />

Wir arbeiten mit<br />

Stadtwerke Görlitz AG<br />

Immer.Näher.Dran<br />

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53


Im Ratsarchiv Görlitz<br />

Görlitz<br />

gefunden<br />

entsprechendes Steuerregister an. Darin<br />

wurde jeder Steuerpflichtige sehr akkurat<br />

mit seinem Vermögen erfasst. So entstanden<br />

ganz nebenbei die wohl wichtigsten<br />

Quellen zur Erforschung der Görlitzer Sozialstrukturen<br />

des 16. Jahrhunderts. Im<br />

Jahre 1529 überschlugen sich die Kriegsereignisse.<br />

Die Osmanen eroberten Ofen<br />

(Buda). Die Görlitzer sollten dem Landesherren<br />

die Kirchenkleinodien aushändigen<br />

und Truppen stellen. Der erste Befehl<br />

wurde verweigert. Aber man stellte mit<br />

gewaltigen finanziellen Mitteln berittene<br />

Söldner und Fußtruppen. Und wirklich,<br />

das Heer Süleymans zog weiter nach Österreich<br />

und belagerte dort erstmals Wien<br />

(27. September - 14. Oktober), freilich erfolglos.<br />

Das Oberlausitzische Kontingent<br />

konnte wieder entlassen werden. Johannes<br />

Hass aber sandte sofort nach Abbruch<br />

der Belagerung den Baumeister Matthes<br />

Zachris an den Ort des Geschehens, um<br />

dem Rat einen Lagebericht zu liefern.<br />

Natürlich interessierten sich die Görlitzer<br />

besonders für die Belagerungstechnik<br />

der Osmanen und die Tauglichkeit der<br />

Wiener Stadtbefestigungsanlagen. Süleimans<br />

Heer verlor überall im christlichen<br />

Europa mit diesem Mißerfolg den Nimbus<br />

der Unbesiegbarkeit. Luther bezeichnete<br />

die osmanische Invasion als Gottes Rute<br />

und Plage, der man nur durch Buße, aber<br />

auch durch Krieg ledig werden könne. Die<br />

Kriegsgefahr blieb auch in den ohnehin<br />

bewegten folgenden Jahrzehnten immer<br />

gegenwärtig. Auch wenn die Oberlausitz<br />

nicht zum Kriegsschauplatz wurde, blieb<br />

die Furcht, und auch die Görlitzer zahlten<br />

Jahr für Jahr die „Türkensteuer“.<br />

Siegfried Hoche, Ratsarchivar<br />

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54<br />

Geschichte


Intermezzo Duo Klassik<br />

Vino e Cultura<br />

Swing-Time Swing/Jazz<br />

Schwerdtners Café Central<br />

Carly Peran Songwriter<br />

Schwibbogen<br />

Caribe Salsa/Latin<br />

Mystica|Clock 8<br />

Jolly Jumper Rock/Pop<br />

Straßburg-Passage<br />

Semper Mirandus Jazz/Swing<br />

Caffé Kränzel<br />

Diese und weitere über 25 Darbietungen von Gesang bis hin zum Orchester laden<br />

Sie recht herzlich zum Tanze in der Görlitzer Alt- und Innenstadt ein!<br />

Mehr informationen unter: www.incaming.de

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