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23.12.2012 Views

TIPP DES MONATS CONSIGLIO DEL MESE JOSEf MORODER LUSENbERG Ein Chronist von Menschen, Landschaft und Räumen mit außergewöhnlichem Gespür Endlich wird er gebührend gefeiert: Im Monat September hat der Besucher gleich zwei Möglichkeiten den Künstler Josef Moroder Lusenberg näher kennen zu lernen. Zum ersten Mal widmet man ihm gleich zwei Ausstellungen. Im Kongresshaus St. Ulrich werden sein künstlerischer Werdegang und Lebensraum nachgezeichnet, im Ex-Museion in Bozen wird der „Intimist“ Moroder Lusenberg geehrt. Insgesamt hundert Werke geben Einblick in das Schaffen einer außergewöhnlichenKünstlerpersönlichkeit. Josef Moroder wurde 1846 in St. Ulrich geboren und begann seine künstlerische Arbeit als Bildschnitzer. Einschneidendes Erlebnis war die Bekanntschaft mit den Bildern von Franz von Defregger auf der Weltausstel- lung in Wien. 1876 begann er seine Ausbildung an der Akademie in München. Er wurde Schüler und Freund Defreggers, anschließend war Josef Moroder Zeichenlehrer an der Kunstfachschule in St. Ulrich. Er erhielt verschiedene öffentliche Aufträge, u. a. Altarbilder, Fresken und Reliefs. 1869 heiratete Josef Moroder Annamaria Sanoner, Adlerwirtstochter in St. Ulrich. Mit seiner Frau zog er in den Lusenbergerhof, den er von seinem Onkel geerbt hatte. Der Hofname wurde nun Teil seines eigenen Namens. 1915 schuf Lusenberg für die Firma Krupp in Essen ein Relief „Das letzte Aufgebot“ nach Franz von Defregger. 1939 verstarb der Künstler in St. Ulrich. Mit diesen beiden Ausstellungen erhält der Besucher einen umfassenden Einblick in die Lebensumstände und in die verschiedenen Facetten seines gesamten Werkes. Der Künstler war ein ausgezeichneter und einfühlsamer Schilderer des Tiroler Volkslebens, das er ähnlich wie sein großes Vorbild Franz von Defregger darstellte. Daneben gelangen ihm viele „stille“ Bilder, Alltagsszenen und Interieurs. Viele Motive geben uns ein lebendiges Bild einer vergangenen Zeit. Menschen bei der Arbeit, Alltagsleben, in dem auch die Sehnsucht nach einer heilen Welt deutlich wird. Lusenberg war ein aufmerksamer Chronist des täglichen Lebens, in seinen Bildern ist immer die tiefe Verbundenheit mit seiner Umgebung spürbar. Die Ausstellung im EX Museion zeigt aber auch, dass Moroder Lusenberg ein Künstler war, der abseits von offiziellen Aufträgen ein spontanes künstlerisches Gespür besaß. Durch die Auswertung der Tagebücher und Briefe ermöglicht diese Schau nun ein umfassendes Bild und zeigt, wie unterschiedlich das Gesamtwerk ist. Die Freiheit der Motive, der ungewöhnliche Blick auf sein Umfeld, die Ungebundenheit von Aufträgen, die persönliche Vorlieben: Lusenberg war ein ungewöhnlicher Künstler – einer, der sich in Räume einfühlen konnte, und diese auch mit Leben und Gefühlen zu füllen imstande war, auch wenn niemand darin zu sehen ist. Er betrachtete Menschen, beobachtete sie und lieferte oft nicht nur ein physisches, sondern vor allem psychisches Porträt. Impressionistische Eindrücke, realistische Beobachtungsgabe und symbolistische Überhöhung: Lusenberg kann sich mit vielen seiner Werke in die Liste bedeutender europäischer Maler einreihen. Er beherrschte ganz unterschiedliche Techniken: seine Aquarelle und Zeichnungen in Tusche sprechen dabei eine ganz besonders spontane Sprache. Gerade diese Bilder heben sich von den vielen „Broterwerbswerken“ ab. Der umfangreiche Katalog mit den persönlichen Aussagen des Künstlers und den vielen noch unpublizierten Werken machen diese Hommage an den oft zu Unrecht vergessenen Künstler zu einer wahren Fundgrube. Menschen, Architektur und Landschaft wie sie waren und wie sie ein Künstler erfühlte. – 10 – – 11 – Eva Gratl Ausstellung „Josef Moroder Lusenberg – Bera Sepl da Jumbierch“, Kongresshaus St. Ulrich bis 27.09.09, DI-SO 10.00-12.00 und 16.00-19.00 Uhr, DO und SO 20.00-22.00 Uhr Ausstellung „Der Intimist Josef Moroder Lusenberg“, Ex-Museion, Sernesi-Straße 1, Bozen. Eröffnung am Samstag, 12.09.09, 11.00 Uhr, 14.09.-18.10.2009, MO-SA 10.00-12.00 und 14.00-18.00 Uhr

TIPP DES MONATS CONSIGLIO DEL MESE<br />

JOSEf<br />

MORODER<br />

LUSENbERG<br />

Ein Chronist von Menschen,<br />

Landschaft und Räumen m<strong>it</strong><br />

außergewöhnlichem Gespür<br />

Endlich wird er gebührend<br />

gefeiert: Im Monat September<br />

hat der Besucher gleich zwei<br />

Möglichke<strong>it</strong>en den Künstler<br />

Josef Moroder Lusenberg<br />

näher kennen zu lernen. Zum<br />

ersten Mal widmet man ihm<br />

gleich zwei Ausstellungen. Im<br />

Kongresshaus St. Ulrich werden<br />

sein künstlerischer Werdegang<br />

und Lebensraum nachgezeichnet,<br />

im Ex-Museion in Bozen<br />

wird der „Intimist“ Moroder<br />

Lusenberg geehrt. Insgesamt<br />

hundert Werke geben Einblick<br />

in das Schaffen einer außergewöhnlichenKünstlerpersönlichke<strong>it</strong>.<br />

Josef Moroder wurde 1846 in<br />

St. Ulrich geboren und begann<br />

seine künstlerische Arbe<strong>it</strong> als<br />

Bildschn<strong>it</strong>zer. Einschneidendes<br />

Erlebnis war die Bekanntschaft<br />

m<strong>it</strong> den Bildern von Franz von<br />

Defregger auf der Weltausstel-<br />

lung in Wien. 1876 begann er<br />

seine Ausbildung an der Akademie<br />

in München. Er wurde<br />

Schüler und Freund Defreggers,<br />

anschließend war Josef Moroder<br />

Zeichenlehrer an der Kunstfachschule<br />

in St. Ulrich. Er<br />

erhielt verschiedene öffentliche<br />

Aufträge, u. a. Altarbilder, Fresken<br />

und Reliefs. 1869 heiratete<br />

Josef Moroder Annamaria Sanoner,<br />

Adlerwirtstochter in St.<br />

Ulrich. M<strong>it</strong> seiner Frau zog er<br />

in den Lusenbergerhof, den er<br />

von seinem Onkel geerbt hatte.<br />

Der Hofname wurde nun Teil<br />

seines eigenen Namens. 1915<br />

schuf Lusenberg für die Firma<br />

Krupp in Essen ein Relief „Das<br />

letzte Aufgebot“ nach Franz von<br />

Defregger. 1939 verstarb der<br />

Künstler in St. Ulrich.<br />

M<strong>it</strong> diesen beiden Ausstellungen<br />

erhält der Besucher einen<br />

umfassenden Einblick in die<br />

Lebensumstände und in die<br />

verschiedenen Facetten seines<br />

gesamten Werkes. Der Künstler<br />

war ein ausgezeichneter<br />

und einfühlsamer Schilderer<br />

des Tiroler Volkslebens, das er<br />

ähnlich wie sein großes Vorbild<br />

Franz von Defregger darstellte.<br />

Daneben gelangen ihm viele<br />

„stille“ Bilder, Alltagsszenen<br />

und Interieurs. Viele Motive<br />

geben uns ein lebendiges Bild<br />

einer vergangenen Ze<strong>it</strong>. Menschen<br />

bei der Arbe<strong>it</strong>, Alltagsleben,<br />

in dem auch die Sehnsucht<br />

nach einer heilen Welt deutlich<br />

wird. Lusenberg war ein aufmerksamer<br />

Chronist des täglichen<br />

Lebens, in seinen Bildern<br />

ist immer die tiefe Verbundenhe<strong>it</strong><br />

m<strong>it</strong> seiner Umgebung<br />

spürbar. Die Ausstellung im EX<br />

Museion zeigt aber auch, dass<br />

Moroder Lusenberg ein Künstler<br />

war, der abse<strong>it</strong>s von offiziellen<br />

Aufträgen ein spontanes künstlerisches<br />

Gespür besaß. Durch<br />

die Auswertung der Tagebücher<br />

und Briefe ermöglicht diese<br />

Schau nun ein umfassendes<br />

Bild und zeigt, wie unterschiedlich<br />

das Gesamtwerk ist.<br />

Die Freihe<strong>it</strong> der Motive, der<br />

ungewöhnliche Blick auf sein<br />

Umfeld, die Ungebundenhe<strong>it</strong><br />

von Aufträgen, die persönliche<br />

Vorlieben: Lusenberg war<br />

ein ungewöhnlicher Künstler<br />

– einer, der sich in Räume einfühlen<br />

konnte, und diese auch<br />

m<strong>it</strong> Leben und Gefühlen zu<br />

füllen imstande war, auch wenn<br />

niemand darin zu sehen ist. Er<br />

betrachtete Menschen, beobachtete<br />

sie und lieferte oft nicht<br />

nur ein physisches, sondern<br />

vor allem psychisches Porträt.<br />

Impressionistische Eindrücke,<br />

realistische Beobachtungsgabe<br />

und symbolistische Überhöhung:<br />

Lusenberg kann sich m<strong>it</strong><br />

vielen seiner Werke in die Liste<br />

bedeutender europäischer Maler<br />

einreihen. Er beherrschte ganz<br />

unterschiedliche Techniken:<br />

seine Aquarelle und Zeichnungen<br />

in Tusche sprechen dabei<br />

eine ganz besonders spontane<br />

Sprache. Gerade diese Bilder<br />

heben sich von den vielen<br />

„Broterwerbswerken“ ab. Der<br />

umfangreiche Katalog m<strong>it</strong> den<br />

persönlichen Aussagen des<br />

Künstlers und den vielen noch<br />

unpublizierten Werken machen<br />

diese Hommage an den oft zu<br />

Unrecht vergessenen Künstler<br />

zu einer wahren Fundgrube.<br />

Menschen, Arch<strong>it</strong>ektur und<br />

Landschaft wie sie waren und<br />

wie sie ein Künstler erfühlte.<br />

– 10 – – 11 –<br />

Eva Gratl<br />

Ausstellung „Josef Moroder<br />

Lusenberg – Bera Sepl da<br />

Jumbierch“, Kongresshaus<br />

St. Ulrich bis 27.09.09, DI-SO<br />

10.00-12.00 und 16.00-19.00<br />

Uhr, DO und SO 20.00-22.00<br />

Uhr<br />

Ausstellung „Der Intimist<br />

Josef Moroder Lusenberg“,<br />

Ex-Museion, Sernesi-Straße 1,<br />

Bozen. Eröffnung am Samstag,<br />

12.09.09, 11.00 Uhr,<br />

14.09.-18.10.2009, MO-SA<br />

10.00-12.00 und 14.00-18.00<br />

Uhr

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