enaTmecnierebis sakiTxebi ISSUES OF LINGUISTICS - Tbilisi State ...
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spielt hier offensichtlich keine Rolle: Die beiden Personen sind jeweils in den benachbarten Vorgängersätzen erwähnt. 5.7. Im ersten Satz 9 des nächsten Abschnitts findet sich aber ein interessanter Unterschied: Während der Wesir mit dem Artikel wiedereingeführt wird, hat der König in 9, 10, 13 keinen Artikel, und dasselbe gilt für den König der eingebetteten Geschichte in 19, 22, 25, 29, 53, 74, 75, 82. Beide Könige werden durch die Art ihrer Einführung in 1 bzw. 16 als "wichtig" für den Text gekennzeichnet (5.3), während der Wesir in 6 nur in grammatischer Abhängigkeit vom König (und dadurch in einer Perspektive geringerer Empathie; vgl. Kuno 1987:207) eingeführt wird ("der König hatte einen Wesir" statt: "es war ein Wesir" mit pränominalem "ein"); ebenso auch der Diener des Juden ("sein Diener" in 27). Die einzige Ausnahme ist 34, wo der König nach dem deutlichen Beginn eines neuen Abschnitts ("Eines Tages") den Artikel hat: "dieser König [von dem ich sprach]". Der Unterschied der Perspektive mag bei dieser Ausnahme eine Rolle spielen: Der Mann war nur in der Welt des Erzählers "der König", nicht aber in der Welt dessen, der ihn als einen Armen sah, und muss deshalb explizit in der Welt des Erzählers lokalisiert werden. Dass der Unterschied der Welten für die Wahl der Kodierungsform eine Rolle spielt, kommt auch in 73 zum Ausdruck: Für die Räuber ist der Mann "ein (spezifischer) Mann", nicht der vorerwähnte "er" in der Welt des Erzählers wie in 72. Man könnte nun den König als Unicum betrachten (wie den Kalifen in XXIII, der wie ein Eigenname keinen Artikel hat). Aber das Phänomen ist allgemeinerer Art: Protagonisten haben die Tendenz, oft und kontinuierlich aufzutreten ("topic persistence", 5.3). Sie werden meist durch Pronomina bzw. Personalzeichen im Verb kodiert. Wenn sie durch ein Nomen wiederaufgenommen werden, ist ihre Markierung durch den Artikel seltener, weil sie unabhängig von kleinräumigen Strukturgrenzen des Textes für die gesamte Geschichte wichtig sind. Für die Beurteilung von Orbelianis Sprachgebrauch ist relevant, dass diese Sonderstellung von Protagonisten schon über 700 Jahre vorher in Giorgi Mertschules Werk zu finden ist (Boeder 1997:212). 5.8. Die übrigen Wiederaufnahmen (>) und die Angabe des jeweils relevanten Texteinschnitts (||) können summarisch aufgezählt werden: Wesir 7 > 8 (Name des Wesirs || 8 Befindlichkeit des Königs) > 29 (Erzählung des Wesirs || 29 Reaktion des Königs) > 58 (hier bezeichnet der Artikel einen Rückgriff auf alte Information ["gefangen" = "der gefangen worden war"; vgl. 4. zu (13) 6], ebenso wie "das Geschehene" in 60); Schatzkammern 17 > 18 (was der König tat || 18 was die Leute taten); Sängerinnen 52 > 75; Henker 60 > 62 (wobei die Wiederholung "zum Töten" in 60 und 61 den Einschnitt zwischen diesen beiden Sätzen unterstreicht); Diener des Juden 27 bzw. "Gastgeber" 55 bzw. "jener (Mann)" 30, 31 (vgl. 35, 47, 83) > "der Mann" 32 (Reise des Königs || 32 Gewohnheit des Mannes) > 60 (Eigenschaft des Juden || 60 seine Erkenntnis und Reaktion) > 74 (Tätigkeit der Diebe || 74 Tätigkeit des Dieners) > 80 (Ereignisse im Schloss || 80 Suche nach dem Diener). 156
6. Der Status des Artikelgebrauchs Wie sind vor diesem Hintergrund Texte zu verstehen, in denen kein Artikel vorkommt? Ein Beispiel ist die kurze Geschichte "Der Fuchs als Beichtvater (XVI: moZRvari meli)". Am Anfang werden Fuchs und Hahn durch pränominales "ein" eingeführt, der Geier und der Wiedehopf durch ihre Begegnung mit den beiden ersteren. Später kommen noch die Bergschlucht (mit pränominalem "ein") und "irgendein" Jäger hinzu. Die Geschichte ist eine Fabel mit einer Verkettung von einfachen, schnell aufeinanderfolgenden Handlungen bzw. Dialogen. Es kommen Ebenenwechsel vor, wie etwa der auktoriale Kommentar an der entscheidenden Wendung der Geschichte: "So stürzt einen Menschen Begehr nach Vielem ins Verderben" (bevris ndoma kacs ase waaxdens, XVI, p. 30). Aber eine solche Parenthese ändert nichts an der linearen "Eindimensionalität" der Textstruktur. Die Struktur ist insgesamt "flach", es werden keine Einschnitte durch den Artikel markiert. Diese Beobachtung verweist auf den Status des Artikelgebrauchs: Die Tatsache, dass viele Geschichten von S.-S. Orbeliani überhaupt keinen Artikel aufweisen, bedeutet, dass es keinen Kontext gibt, in dem der Artikel obligatorisch war. Der Gebrauch des Artikels ist zwar an bestimmte Bedingungen gebunden (Anapher und Textstruktur), aber sein Gebrauch ist nicht zwingend, und zwar offenbar nicht erst seit S.-S. Orbeliani, sondern schon in der klassischen altgeorgischen Literatur, einschließlich Giorgi Mertschules Werk. Der Gebrauch des Artikels ist ein Mittel struktureller Profilierung, das Orbeliani hervorragend beherrscht, aber nicht in jedem Text anwendet und anwenden muss. Wenn diese Interpretation richtig ist, versteht man auch, warum diese Formtradition jederzeit abbrechen konnte, sobald sie für Schriftsteller nicht mehr so lebendig war wie für S.-S. Orbeliani. 7. Ergebnisse und Folgerungen 1) Der altgeorgische Charakter von S.-S. Orbelianis Sprache lässt sich nicht allein anhand des Ausmaßes beurteilen, in dem er "neugeorgische" (oder dialektale) Wörter und Formen gebraucht. Methodisch gesehen sind insbesondere solche Aspekte der Sprache aussagekräftig, die dem Bewusstsein schwerer zugänglich sind, im Neugeorgischen fehlen, aber regelhaft gebraucht werden. Ein solches Phänomen ist der klitische Artikel. 22 2) Regelhaftigkeit kann nicht durch eine Aufzählung heterogener und isolierter Beispiele ohne Kontext erkannt werden. Der Eindruck der Regellosigkeit ist in unserem Fall dadurch entstanden, dass entweder die Variation zwischen verschiedenen Redaktionen von Übersetzungen ein und desselben Textes als 22 Ein weiteres Phänomen dieser Art dürfte z.B. die Nominalisierung von Komplementsätzen sein ((15) 20, 24, 38, 62, 70, 79), die, soweit ich sehe, nicht der neugeorgischen Norm entspricht (vgl. boederi [Boeder] 1999). 157
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6. Der Status des Artikelgebrauchs<br />
Wie sind vor diesem Hintergrund Texte zu verstehen, in denen kein Artikel<br />
vorkommt? Ein Beispiel ist die kurze Geschichte "Der Fuchs als Beichtvater (XVI:<br />
moZRvari meli)". Am Anfang werden Fuchs und Hahn durch pränominales "ein"<br />
eingeführt, der Geier und der Wiedehopf durch ihre Begegnung mit den beiden<br />
ersteren. Später kommen noch die Bergschlucht (mit pränominalem "ein") und<br />
"irgendein" Jäger hinzu. Die Geschichte ist eine Fabel mit einer Verkettung von<br />
einfachen, schnell aufeinanderfolgenden Handlungen bzw. Dialogen. Es kommen<br />
Ebenenwechsel vor, wie etwa der auktoriale Kommentar an der entscheidenden<br />
Wendung der Geschichte: "So stürzt einen Menschen Begehr nach Vielem ins<br />
Verderben" (bevris ndoma kacs ase waaxdens, XVI, p. 30). Aber eine solche<br />
Parenthese ändert nichts an der linearen "Eindimensionalität" der Textstruktur. Die<br />
Struktur ist insgesamt "flach", es werden keine Einschnitte durch den Artikel<br />
markiert.<br />
Diese Beobachtung verweist auf den Status des Artikelgebrauchs: Die Tatsache,<br />
dass viele Geschichten von S.-S. Orbeliani überhaupt keinen Artikel aufweisen,<br />
bedeutet, dass es keinen Kontext gibt, in dem der Artikel obligatorisch war. Der<br />
Gebrauch des Artikels ist zwar an bestimmte Bedingungen gebunden (Anapher und<br />
Textstruktur), aber sein Gebrauch ist nicht zwingend, und zwar offenbar nicht erst<br />
seit S.-S. Orbeliani, sondern schon in der klassischen altgeorgischen Literatur,<br />
einschließlich Giorgi Mertschules Werk. Der Gebrauch des Artikels ist ein Mittel<br />
struktureller Profilierung, das Orbeliani hervorragend beherrscht, aber nicht in<br />
jedem Text anwendet und anwenden muss. Wenn diese Interpretation richtig ist,<br />
versteht man auch, warum diese Formtradition jederzeit abbrechen konnte, sobald<br />
sie für Schriftsteller nicht mehr so lebendig war wie für S.-S. Orbeliani.<br />
7. Ergebnisse und Folgerungen<br />
1) Der altgeorgische Charakter von S.-S. Orbelianis Sprache lässt sich nicht allein<br />
anhand des Ausmaßes beurteilen, in dem er "neugeorgische" (oder dialektale)<br />
Wörter und Formen gebraucht. Methodisch gesehen sind insbesondere solche<br />
Aspekte der Sprache aussagekräftig, die dem Bewusstsein schwerer zugänglich<br />
sind, im Neugeorgischen fehlen, aber regelhaft gebraucht werden. Ein solches<br />
Phänomen ist der klitische Artikel. 22<br />
2) Regelhaftigkeit kann nicht durch eine Aufzählung heterogener und isolierter<br />
Beispiele ohne Kontext erkannt werden. Der Eindruck der Regellosigkeit ist in<br />
unserem Fall dadurch entstanden, dass entweder die Variation zwischen<br />
verschiedenen Redaktionen von Übersetzungen ein und desselben Textes als<br />
22 Ein weiteres Phänomen dieser Art dürfte z.B. die Nominalisierung von Komplementsätzen<br />
sein ((15) 20, 24, 38, 62, 70, 79), die, soweit ich sehe, nicht der neugeorgischen<br />
Norm entspricht (vgl. boederi [Boeder] 1999).<br />
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