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Merano Magazine 02 2013

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Spurensuche im winterlichen Wald.<br />

Auch Spechte wissen diesen günstigen<br />

Wohnraum und diese Nahrungsquelle zu<br />

schätzen.<br />

An den rändern des Schlages wächst<br />

bereits die neue Generation von Bäumen<br />

heran, direkt in der offenen Fläche<br />

finden sich erst wenige junge Bäume.<br />

Der Förster erklärt, dass Zeit in der Natur<br />

relativ ist. Nach dem Holzschlag hat sich<br />

eine dichte Bodenvegetation entwickelt,<br />

Gräser und Himbeersträucher haben die<br />

Fläche vorerst in Beschlag genommen.<br />

Junge Bäume werden erst in einigen<br />

Jahren wieder flächig anwachsen. Der<br />

eine oder andere junge Baum wird auch<br />

vom Wild gefressen, besonders Laubbäume<br />

und die aus ökologischer Sicht<br />

wichtige Tanne sagen den rehen, Hirschen<br />

und Gämsen zu. In Naturns sei der<br />

Wildverbiss im Wald jedoch im Vergleich<br />

zu anderen Gegenden des Landes nicht<br />

besonders stark, so der Förster. Laurin<br />

meint, in Südtirol verjünge sich der Wald<br />

flächendeckend von selbst, Naturverjüngung<br />

hieße das in der Fachsprache.<br />

Händisch eingepflanzt würde bei uns<br />

eine nur verschwindend geringe Anzahl<br />

an Bäumen.<br />

Am sonnenbeschienenen rand des<br />

Holzschlages hat der Jagdaufseher einen<br />

besonderen Ameisenhaufen gefunden.<br />

Der Haufen ist durchlöchert wie<br />

ein Schweizer Käse. Ob wir wüssten, wer<br />

sich da an den Ameisen gelabt habe,<br />

fragt Kaspar. Der Fuchs müsse es wohl<br />

gewesen sein oder der Dachs, meinen<br />

wir. Auch wenn der Fuchs und der Dachs<br />

Ameisen nicht verschmähen, ist der Ver-<br />

ursacher dieses „Fraßbildes“ ein anderer.<br />

Es sei ein „Waldgigger“ (Anm.: ein<br />

Waldhahn) gewesen, meint der Jagdaufseher.<br />

Auch die walzenförmigen und an<br />

einer Seite wie bei einem Spazierstock<br />

gekrümmten, aber leicht zu übersehenden<br />

Losungswülste am Haufen verraten<br />

den Ameisenfresser. Es sind dies typische<br />

Fraßspuren eines Grün- oder eines<br />

Grauspechtes. Diese Spechtarten ernähren<br />

sich nämlich fast ausschließlich von<br />

Ameisen, welche den Winter tief in ihren<br />

Burgen verbringen, um sich vor der an<br />

der Oberfläche herrschenden Kälte zu<br />

schützen. Um zu ihrer Nahrung zu gelangen,<br />

müssen Spechte in Ameisenhaufen<br />

nach ihr graben. Das häufige Vorkommen<br />

am Boden, das Aufpicken der Ameisen<br />

und das Scharren nach Nahrung hat den<br />

beiden Erdspechten dann wohl auch die<br />

dialektale Bezeichnung des „Waldgiggers“<br />

beschert.<br />

Für die kurzen grünen Zweige, welche<br />

im Winter oft den Waldboden säumen,<br />

zeichnet hingegen ein anderes Wildtier<br />

verantwortlich. Es sei das Eichhörnchen,<br />

welches die letztjährigen Triebe von<br />

Fichten abbeiße, um an die daran sitzenden<br />

Knospen zu kommen, meint Kaspar.<br />

Laurin bemerkt, bei diesen Knospen<br />

handle es sich um Blütenknospen, genauer<br />

gesagt um männliche Blütenknospen.<br />

Die meisten heimischen Nadelbäume<br />

beherbergen nämlich gleichzeitig<br />

männliche und weibliche Knospen. Beide<br />

Geschlechter finden sich auf demselben<br />

Baum, demselben „Haus“ – „einhäusig“<br />

nennt man das daher in der<br />

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