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Jugendstilflair. Hier endet Steinach am Wildbach;<br />
er hat ihm seinen Namen geliehen (althochdeutsch<br />
„aha“, Ache = fließendes Wasser). Hier liegt die Villa<br />
Fanny – mit ihren Holzverzierungen ein wahres<br />
Kleinod im sogenannten „Schweizer Stil“. Die Familie<br />
der Wienerin Franziska „Fanny“ Elßler, vielleicht<br />
der Ballettstar schlechthin des 19. Jahrhunderts, hat<br />
das malerische Haus bauen lassen. Hier lebten und<br />
starben ihre Schwester und ihre Tochter Theresia.<br />
Mütterlicherseits liegen die Wurzeln der Familie in<br />
Meran. Fanny Elßler (1810-1884) machte eine fulminante<br />
Weltkarriere, wurde zur Tanzlegende.<br />
Künstlerviertel und Tango<br />
Seit vielen Jahren ist Steinach, wenig bemerkt, zum<br />
Künstlerviertel geworden, was nicht zuletzt am<br />
Ost-West-Club liegt (geöffnet Mi.-Sa., 18-1 Uhr). Im<br />
kleinen Lokal in der Passeirergasse bläst seit 2012<br />
ein frischer Wind. Unter dem neuen Präsidenten<br />
Michael Schwalt sorgt ein erneuerter Vorstand für<br />
eine breite Palette an Aktivitäten. Man versteht<br />
sich als Anlaufstelle und Plattform für Kreative, als<br />
offener Ort für verschiedene Kunstformen und<br />
junge Leute. Zweimal im Monat wird hier Tango Argentino<br />
getanzt.<br />
Geblieben sind in Steinach außerdem Künstlerwohnungen<br />
und -werkstätten, z. B. jene der bildenden<br />
Künstler Jakob De Chirico und Franz Pichler,<br />
doch auch das Multitalent Matthias Schönweger ist<br />
hier zu finden. Dann gibt es in der Hallergasse die<br />
Handdruckerei „Offizin S“, die erlesene Drucke in<br />
beschränkter Auflage herstellt. Eine rührige Gruppe<br />
von Quartiersbewohnern bemüht sich, diesen Meraner<br />
Flecken sanft wiederzubeleben, allerdings<br />
nicht „überzubeleben“, wie Meinhard Khuen vom<br />
Stadtviertelkomitee betont. Es soll ein Wohnviertel<br />
bleiben. Doch gibt es Bestrebungen, verwaiste Geschäfte<br />
und Gastlokale wieder in Betrieb zu nehmen,<br />
wie etwa das zurzeit geschlossene Wirtshaus Santer<br />
Klause. Oder am Pfarrplatz eine Beschilderung<br />
anzubringen, die den Weg ins Viertel weisen soll.<br />
Von Freudenmädchen und Henkern<br />
In Steinach nahe der Stadtmauer hatte der Burggraf,<br />
also der Stadtherr, seinen Wohnsitz. Er war der Vertreter<br />
des Grafen von Tirol. Gleich nebenan lag das<br />
Haus des Henkers und das Frauenhaus, das Bordell.<br />
Ab 1411 schlug der Meraner Stadtrat dem Burggrafen<br />
einen geeigneten Mann für das Landrichteramt<br />
vor. Der Landesfürst verlieh dem Landrichter das<br />
recht, Todesurteile zu fällen. Ausgeführt wurden<br />
die Urteile durch den Scharfrichter oder Henker. Zu<br />
dessen Aufgaben gehörte auch die Folterung oder<br />
die Führung eines Frauenhauses. Also nicht zufällig<br />
stehen am Passeirer Tor das Henkershaus und das<br />
Frauenhaus nebeneinander.<br />
Viertel der Ansitze<br />
Dem Frauenhaus gegenüber steht heute noch das<br />
„Hohe Haus“, eigentlich ein Amtshaus. Dort hatte<br />
der Burggraf seinen städtischen Wohnsitz. Im<br />
sehenswerten renovierten Ansitz Mamming am<br />
oberen Pfarrplatz wird nach endlosen Baujahren in<br />
Zukunft das neue Stadtmuseum einziehen. Dieses