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Merano Magazine 02 2013

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Jugendstilflair. Hier endet Steinach am Wildbach;<br />

er hat ihm seinen Namen geliehen (althochdeutsch<br />

„aha“, Ache = fließendes Wasser). Hier liegt die Villa<br />

Fanny – mit ihren Holzverzierungen ein wahres<br />

Kleinod im sogenannten „Schweizer Stil“. Die Familie<br />

der Wienerin Franziska „Fanny“ Elßler, vielleicht<br />

der Ballettstar schlechthin des 19. Jahrhunderts, hat<br />

das malerische Haus bauen lassen. Hier lebten und<br />

starben ihre Schwester und ihre Tochter Theresia.<br />

Mütterlicherseits liegen die Wurzeln der Familie in<br />

Meran. Fanny Elßler (1810-1884) machte eine fulminante<br />

Weltkarriere, wurde zur Tanzlegende.<br />

Künstlerviertel und Tango<br />

Seit vielen Jahren ist Steinach, wenig bemerkt, zum<br />

Künstlerviertel geworden, was nicht zuletzt am<br />

Ost-West-Club liegt (geöffnet Mi.-Sa., 18-1 Uhr). Im<br />

kleinen Lokal in der Passeirergasse bläst seit 2012<br />

ein frischer Wind. Unter dem neuen Präsidenten<br />

Michael Schwalt sorgt ein erneuerter Vorstand für<br />

eine breite Palette an Aktivitäten. Man versteht<br />

sich als Anlaufstelle und Plattform für Kreative, als<br />

offener Ort für verschiedene Kunstformen und<br />

junge Leute. Zweimal im Monat wird hier Tango Argentino<br />

getanzt.<br />

Geblieben sind in Steinach außerdem Künstlerwohnungen<br />

und -werkstätten, z. B. jene der bildenden<br />

Künstler Jakob De Chirico und Franz Pichler,<br />

doch auch das Multitalent Matthias Schönweger ist<br />

hier zu finden. Dann gibt es in der Hallergasse die<br />

Handdruckerei „Offizin S“, die erlesene Drucke in<br />

beschränkter Auflage herstellt. Eine rührige Gruppe<br />

von Quartiersbewohnern bemüht sich, diesen Meraner<br />

Flecken sanft wiederzubeleben, allerdings<br />

nicht „überzubeleben“, wie Meinhard Khuen vom<br />

Stadtviertelkomitee betont. Es soll ein Wohnviertel<br />

bleiben. Doch gibt es Bestrebungen, verwaiste Geschäfte<br />

und Gastlokale wieder in Betrieb zu nehmen,<br />

wie etwa das zurzeit geschlossene Wirtshaus Santer<br />

Klause. Oder am Pfarrplatz eine Beschilderung<br />

anzubringen, die den Weg ins Viertel weisen soll.<br />

Von Freudenmädchen und Henkern<br />

In Steinach nahe der Stadtmauer hatte der Burggraf,<br />

also der Stadtherr, seinen Wohnsitz. Er war der Vertreter<br />

des Grafen von Tirol. Gleich nebenan lag das<br />

Haus des Henkers und das Frauenhaus, das Bordell.<br />

Ab 1411 schlug der Meraner Stadtrat dem Burggrafen<br />

einen geeigneten Mann für das Landrichteramt<br />

vor. Der Landesfürst verlieh dem Landrichter das<br />

recht, Todesurteile zu fällen. Ausgeführt wurden<br />

die Urteile durch den Scharfrichter oder Henker. Zu<br />

dessen Aufgaben gehörte auch die Folterung oder<br />

die Führung eines Frauenhauses. Also nicht zufällig<br />

stehen am Passeirer Tor das Henkershaus und das<br />

Frauenhaus nebeneinander.<br />

Viertel der Ansitze<br />

Dem Frauenhaus gegenüber steht heute noch das<br />

„Hohe Haus“, eigentlich ein Amtshaus. Dort hatte<br />

der Burggraf seinen städtischen Wohnsitz. Im<br />

sehenswerten renovierten Ansitz Mamming am<br />

oberen Pfarrplatz wird nach endlosen Baujahren in<br />

Zukunft das neue Stadtmuseum einziehen. Dieses

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