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natale a Merano - Merano Magazine

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doch z‘Lana die besten.“ Und M. S.<br />

von Wolkenstein schreibt in seiner<br />

um 1600 verfassten Landesbeschreibung<br />

von den Tisnern, dass<br />

sie „sunderlich ein groß Anzal von<br />

Kestn ins Land und gegen Bozen<br />

verkaufen“. Auch in den Landesbeschreibungen<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

wird auf den Kastanienreichtum<br />

in Völlan, Lana und Tisens<br />

hingewiesen. Beda Weber schreibt<br />

diesbezüglich: „Allenthalben trifft<br />

man Kastanienbäume, die besonders<br />

süße Früchte liefern. Wohlhabende<br />

Bauern erzielen in guten<br />

Jahren 300 bis 400 Star (7,5 bis 10<br />

Tonnen), die um 1,5 bis 2 fl 24 kr.<br />

verkauft werden. Die gebratenen<br />

schmecken besonders gut zum<br />

Wein, und Herbstpartien auf diese<br />

Leckerkost gehören zu den Freuden<br />

der Etschländer“ (1845). Und<br />

sein Kollege Johann Jakob Staffler<br />

ergänzt: „Die schmackhaftesten<br />

und nach strenger Auswahl allen<br />

anderen vorgezogenen (Kastanien)<br />

reifen auf den Rateiser und Ackpfeifer<br />

Anhöhen bei Lana“ (1847).<br />

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

wurden auf manchen Höfen<br />

im Mittelgebirge von Völlan und<br />

Tisens mehrere Tonnen dieser<br />

begehrten Früchte eingebracht,<br />

welche schon Hildegard von Bingen<br />

als besonders gesundheitsfördernd<br />

bezeichnete.<br />

Es waren jedoch nicht nur die<br />

Früchte, welche die Edelkastanie<br />

zu einem hoch geschätzten Flurgenossen<br />

der Weinrebe machte. Unzählige<br />

Pergglsäulen (Stützgerüst<br />

für die Reben) wurden im Laufe der<br />

Jahrhunderte aus diesem Holz gefertigt,<br />

dessen Gerbsäurereichtum<br />

ihm eine lange Haltbarkeit ver-<br />

leiht. So begleitete die Edelkastanie<br />

seit unzähligen Generationen<br />

das Leben unserer Vorfahren und<br />

erst in den letzten Jahrzehnten ließen<br />

veränderte Wirtschaftsformen<br />

und der gefürchtete Kastanienrindenkrebs<br />

um den Fortbestand der<br />

Edelkastanie bangen.<br />

Die Umkehr leitete die 1. Südtiroler<br />

Kastanientagung ein, welche 1992<br />

im Obstbaumuseum in Lana stattfand.<br />

Das unerwartet große Echo,<br />

welches diese Tagung bei Fachleuten<br />

und Bauern fand, veranlasste<br />

die Landesforstbehörde zu<br />

einer beispiellosen Kraftanstrengung,<br />

bei der binnen weniger Jahre<br />

über 30.000 kranke Kastanienbäume<br />

erfolgreich saniert wurden.<br />

Nun galt es, die Wertschätzung<br />

für diesen landschaftsprägenden<br />

Baum wieder neu zu verankern.<br />

Dazu wurden 1999 die Kastanien-<br />

tage in Völlan und Tisens ins Leben<br />

gerufen, welche unter dem<br />

Namen „Keschtnriggl“ seitdem<br />

ein alljährlicher Treffpunkt von<br />

Kastanienfreunden aus nah und<br />

fern geworden sind. Andere ähnlich<br />

qualitätsvolle Veranstaltungen<br />

im Eisacktal und Vinschgau folgten<br />

und mit der Gründung einer Vereinigung<br />

der Kastanienbauern, welche<br />

sich mit Rat und Tat für Anbau<br />

und Vermarktung der Edelkastanie<br />

einsetzen, konnte auch das wichtigste<br />

Ziel erreicht werden, nämlich<br />

den Fortbestand der Edelkastanien<br />

in unserem Land zu sichern.<br />

So können wir heute mit Freude<br />

und Genugtuung feststellen,<br />

dass die Edelkastanie nicht mehr<br />

zum langsamen Tode verurteilt<br />

ist, sondern dass dieser herrliche<br />

Charakterbaum der bäuerlichen<br />

Kulturlandschaft auch in Zukunft<br />

unserem Land und insbesondere<br />

dem Burggrafenamt seinen unverwechselbaren<br />

Stempel aufdrücken<br />

wird und ihm einen Hauch von<br />

südlicher Exklusivität verleiht.<br />

merano maGazIne<br />

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