AIC, 1988 - AIC Associazione Italiana Autori della Fotografia ...
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<strong>AIC</strong><br />
Schmidt Reitwein, Robby Mùller,<br />
Franz Rath, Wolfgang Treu, Jùrgen<br />
Jiirges, Jost Vacano, Dietrich<br />
Lohmann, Helge Windier und<br />
zahlreiche andere, konnte das New<br />
German Cinema in den 60er und<br />
70er Jahren seinen weltweiten Ruf<br />
begriinden.<br />
In diesen Grùnderjahren kam es<br />
mehr denn je auf die Arbeit und<br />
Kreativitàt des Kameramannes an,<br />
da die meisten Regisseure<br />
autodidaktisch zu ihrem Beruf<br />
gekommen waren. Viele sehen sich<br />
auch heute mehr als Autor, denn als<br />
director.<br />
Dies ist einer der Griinde, wieso sich<br />
die Arbeit des Kameramannes in<br />
Deutschland von seinen Kollegen in<br />
den USA underscheidet.<br />
In der Regel wird vom Kameramann<br />
in Deutschland erwartet, daB er die<br />
Kamera selbst fiihrt. Er ist also<br />
Director of Cinematographic,<br />
Lightning Cameraman und Operator<br />
in einer Person. Eine strikt<br />
arbeitsteilige Arbeitsweise wie in den<br />
USA iiblich, ist die Ausnahme und<br />
wird meist nur bei den wenigen<br />
groBen Produktionen angewendet.<br />
Im internationalen Vergleich kann<br />
sich Erfahrung fiir die deutschen<br />
Spitzenleute aber auch auszahlen: sie<br />
beherrschen beide Arbeitsweisen<br />
perfekt. Als Beispiel sei hier "Das<br />
Boot" genannt, bei dem ohne die<br />
Kombination von handwerklichem<br />
und artistischem Geschick Jost<br />
Vacanos ùbezeugende<br />
Kameraleistung (die fur den Oscar<br />
nominiert wurde) nie zustande<br />
gekommen ware.<br />
'The little drummer girl" di Wolfgang Treu<br />
/<br />
Der Zwang zur òkonomischen<br />
Anpassung und die Forderung ein<br />
auch international herausragendes<br />
Ergebnis zustande zu bringen, war<br />
und ist es nicht zuletzt, was die<br />
Flexibilitàt und Kreativitat vieler<br />
deutscher Kameramànner ausmacht<br />
(hierbei soli naturlich nicht der<br />
òkonomische Zwang herbeigeredt<br />
werden).<br />
Die Mehrzahl der deutschen<br />
Kameramànner arbeitet heute — wie<br />
die meisten Kollegen in Europa in<br />
der Schere zwischen Anspruch und<br />
Mòglichkeit: Bei gleichbleibenden<br />
oder sinkenden Budgets und der<br />
Verkùrzung der Drehzeit verlangen<br />
die Auftraggeber beim Fernsehen<br />
(die im Kampf um die Zuschauer<br />
konkurrieren) immer attraktivere<br />
Filme. Es ist kein Einzelbeispiel,<br />
wenn ein Kollege berichtet, daB<br />
einer Serie, deren einzelne Folgen 46<br />
Minuten lang sind, innerhalb der<br />
letzen zwei Jahre die Drehzeit von 12<br />
auf 10 Tage gekurzt wurde. Der<br />
Druck, tàglich fiinf bis sechs<br />
Minuten abliefern zu miissen, steigt.<br />
Um diese Zahlen international<br />
vergleichen zu kònnen, muB man<br />
beriicksichtigen, daB in der<br />
Bundesrepublik nicht mit<br />
zusàtzlichen Vorbereitungs-Teams<br />
gearbeitet wird. Ein und das selbe<br />
Team baut morgens bei Drehbeginn<br />
auf und richtet Szene fùr Szene ein.<br />
Das Drehen in der Bundesrepublik<br />
ist also wesentlich zeitaufwedinger als<br />
in den USA, wo der Regisseur<br />
anhand eines Storyboards schon<br />
Tage zuvor die Einstellungen mit<br />
dem Kameramann festlegt und das<br />
Vorbereitungs-Team sàmtliche<br />
Vorarbeitungen leistet.<br />
Nur in Ausnahmefallen gelingt es<br />
heute in der Bundesrepublik einem<br />
Kameramann eine TV-Produktion<br />
mit 35 mm-Technik durchzufuhren,<br />
Standard ist 16 mm. Auch hier setzt<br />
die Olkonomie deutliche Grenzen<br />
(wie bei der Vorbereitung und der<br />
Postproduction mit Tricks etc.). So<br />
eng die personelle Decke ist (nur ein<br />
Kamera-Assistent bei<br />
Fernsehproduktionen) kann man in<br />
der Regel auf Hervorragende<br />
technische Ausriistung<br />
zuriickgreifen. Dank der modernen,<br />
zeitsparenden Technik im Bereich<br />
der Kamera — und der<br />
Supportingsysteme und des Lichts<br />
(HMI-Lampen,<br />
Videocontrollsysteme, neue<br />
Film-Emusionen, Panther-Dolly etc.)<br />
kann meist der hohe Anspruch, den<br />
ein Kameramann an seine eigene<br />
Arbeit stelle, trotz der geringèn<br />
Drehzeit erfiillt werden. Trotzdem<br />
kann fiir die kreative und<br />
kiinstlerische Entfaltung kaum<br />
zusàtzliche Zeit gewonnen werden.<br />
Zum Teil haben deutsche<br />
Kameramànner selbst an den<br />
technischen Verbesserungen des<br />
Equipments mitgewirkt.<br />
Angesichts der sich sprunghaft<br />
veràndernden TV-Situation in der<br />
Bundesrepublik durch die Zulassung<br />
privater Fernsehkanàle, die dringend<br />
neue Fernsehspiele, Serien und<br />
natiilich Kinofilme brauchen, diirfte<br />
sich das Produktionsvolumen in den<br />
nàchsten Jahren deutlich steigern.<br />
Ob dieses Mehr allerdings auch mehr<br />
Qualìtàt bei der Arbeit bedeutet<br />
oder durch noch geringere<br />
Produktionszeiten (wie leider an<br />
einigen Beispielen ersichtlich)<br />
erkàmpft wird, muB sich noch<br />
zeigen. Nationale TV-Produktionen<br />
und europàische Coproduktionen<br />
werden hierbei immer in Konkurrenz<br />
zu den US-Serien und deren Preise<br />
stehen.<br />
In dieser Konkurrenz stehen die<br />
deutschen Kinofilme làngst. Den<br />
Zuschauer interessiert es nicht, ob<br />
der deutsche Film Standort — oder<br />
Produktionsnachteile hat. Das<br />
Ergebnis ist gefragt. Dennoch sieht es<br />
im Moment fiir den deutschen Film<br />
nicht ganz so schlecht aus: Nach<br />
Zuschauerquoten unter 10% diirfte<br />
<strong>1988</strong> der deutsche Film dank drei<br />
oder vier Blockbusters iiber 25%<br />
Marktanteil erreichen.<br />
Die positive Resonanz — das muB<br />
man tairerweise betonen — verdankt<br />
er nicht allein den Kameraleuten.<br />
Wobei unser Beruffstand ohne<br />
U Ibertreibung behaupten darf, daB er<br />
den Vergleich mit Kollegen aus den<br />
USA und den anderen groBen<br />
europàischen Filmlandern nicht<br />
scheuen muB. Mangel herrscht in<br />
Deutschland dagegen bei der<br />
professionellen Entwicklung von<br />
attraktiven TV — und Kinostoffen<br />
und an risikobereiten, kreativen und<br />
unabhàngigen Produzenten.<br />
Film ist Teamwotk — und wir<br />
Kameraleute kònnen nur so gut sein<br />
wie das scwàchste Glied in der Kette.