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AAS 80 - La Santa Sede

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Acta Ioannis Pauli Pp. II 331<br />

6. Aus dem Erbe des Domes erschallt vor allem der Ruf nach einer<br />

neuen Transzendenz des europäischen Geisteslebens, nach einer neuen<br />

Verankerung des menschlichen Herzens und Verstandes in jenem höch­<br />

sten Wesen und Urgrund, den wir Gott nennen und den wir Christen<br />

als unseren liebenden Vater und gerechten Richter anbeten dürfen. Die<br />

kostbare Krone der salischen Kaiser, die dieses Gotteshaus im wesent­<br />

lichen erbauten, schmückt ein Bildnis Christi, des Weltenrichters, mit<br />

der Inschrift : »Per me reges regnant« — »Durch mich — euren Herrn<br />

und Gott — regieren die Könige«. Diese Herrscher wußten noch, daß<br />

sie ihre Vollmacht über andere Menschen nicht aus sich selbst hatten,<br />

sondern daß diese ihnen letztlich von Gott anvertraut war. Für ihr<br />

Leben und ihre Regierung schuldeten sie ihm Rechenschaft.<br />

Absolutistische Herrscher der Neuzeit beanspruchten hingegen eine<br />

Regierungsgewalt, die von Gott völlig losgelöst war und einzig ihrem<br />

eigenen Machtwillen entsprang. Echte oder vermeintliche Demokra­<br />

tien unserer Gegenwart leiten die Vollmacht ihrer gewählten Regierun­<br />

gen vor allem aus der Volkssouveränität ab. Dennoch binden zahlreiche<br />

von ihnen die Ausübung der Staatsgewalt sowie die Gestaltung des<br />

öffentlichen Lebens darüber hinaus — wenigstens dem Buchstaben<br />

nach — an eine Reihe von Grundwerten und Grundrechten, die sie in ihre<br />

Verfassungen aufnehmen. Oft wird in diesem Zusammenhang auch die<br />

Verantwortung vor Gott und seinen grundlegenden Geboten noch aus­<br />

drücklich genannt. Solche Beteuerungen haben jedoch nur Wert, wenn<br />

sie nicht toter Buchstabe bleiben ! Seid euch deshalb bewußt, daß solche<br />

Grundsätze, die sich auch in eurer deutschen Verfassung finden, sowohl<br />

von den Verantwortlichen, aber auch von jedem einzelnen hochge­<br />

schätzt und gelebt werden müssen, damit sie sich für die Gestaltung<br />

eures Gemeinwesens sinnstiftend und richtungweisend auswirken<br />

können.<br />

Es mehren sich heute nachdenkliche Stimmen, die in der sittlichen<br />

und religiösen Ungebundenheit der Menschen und in der sich immer<br />

säkularisierter gebärdenden Gesellschaft einen Weg ins Scheitern und<br />

zu wachsendem Chaos erblicken. Der Mensch ist eben von Natur aus<br />

nicht sich selbst Anfang und Ziel. Der Mensch ist nicht das Maß aller<br />

Dinge ! Er muß einsehen, daß es über ihm etwas Unverfügbares gibt :<br />

Gott, sein Schöpfer, sein Vater und Richter. Nur wenn wir gemeinsam<br />

bereit sind, an Ihm wieder neu Maß zu nehmen in all unseren Lebens­<br />

bereichen, können wir Tiefstes und Höchstes wagen, können wir unsere

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