Pour - Parkinson Schweiz

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29.09.2012 Views

12 FORSCHUNG MOSAIKSTEINE IN DER PARKINSONFORSCHUNG Parkinson Schweiz erachtet die Förderung der Parkinsonforschung als eine ihrer Kernaufgaben. Geforscht wird vorwiegend in der Grundlage. Ziel ist es, Beiträge zum besseren Verständnis der immer noch unbekannten Ursachen der Krankheit zu leisten. D er Forschungsfonds der Vereinigung wird vom Forschungsausschuss unter Leitung von Prof. Dr. med. Hans-Peter Ludin (Muri) kontrolliert. Jährlich kann die Höchstsumme von CHF 400 000 vergeben werden. Parkinson Schweiz fördert generell eher weniger Projekte mit grösseren Zuschussbeiträgen, weil dadurch die Chancen für einen erfolgreichen Abschluss eines Projekts grösser sind. 2007 wurden Forschungsarbeiten in Lau sanne, Genf, Bern, Zürich sowie zwei Auslandaufenthalte fi nanziert. Die Krankheit verstehen Doch natürlich sind die Mittel begrenzt, und nicht alle unterstützungswürdigen Arbeiten können vom Ausschuss berücksichtigt werden. Auf dem Gebiet von Morbus Parkinson wird vor allem in der Grundlage viel geforscht. Es gibt zahlreiche kleinere Untersuchungen, die zwar nicht spektakulär sind, aber zu den Mosaiksteinchen gehören, die das Bild der Krankheit eines Tages komplettieren werden. Schweizer Forschende werden auch von anderen Fonds unterstützt, etwa vom Schweizerischen Nationalfonds. Ein Beispiel dafür ist eine Arbeit der Universität Basel. In einer Studie über Störungen der Riechfunktion bei Parkinsonerkrankten wurde festgestellt, dass parkinsonkranke Gehirne zwar mehr einseitig «riechen», jedoch versuchen, die reduzierte Leistung anderweitig zu kompensieren. Die Leiterin dieser Riechstudie erläutert hier die methodischen und inhaltlichen Aspekte ihrer Arbeit, die 2007 ausgewertet vorlag. (Red.) UNBEKANNTE URSACHE FÜR RIECHSTÖRUNG Es ist schon länger bekannt, dass bei Patienten mit Morbus Parkinson Riechstörungen auftreten können, die den motorischen Symptomen der Erkrankung vorausgehen. Die Ursachen dieser Riechstörungen sind bisher nicht bekannt. Um diese zu erforschen, haben wir bei Parkinsonpatienten am Universitätsspital Basel das Riechvermögen untersucht. Im Rahmen dieser Studie wurde das Riechvermögen mittels Sniffi n’ Sticks gemessen. Ausserdem hat man olfaktorisch evozierte Potenziale («Hirnströme») nach Applikation von Duftstoffen in die Nase abgeleitet. Zusätzlich wurde die Hirnaktivität während der Geruchswahrnehmung durch funktionelle Messungen im Magnetresonanztomographen (MRT) erfasst. Untersucht wurde auch eine neurologisch gesunde «Kontrollgruppe». Die Daten der Patienten, die im MRT noch einen Duft wahrgenommen hatten, wurden mit den Daten der Kontrollgruppe verglichen, die ebenfalls den Duft wahrgenommen hatten. Dabei zeigte sich, dass bei Parkinsonpatienten grundsätzlich die gleichen Hirnareale wie bei der Kontrollgruppe nach der Duftstimulation aktiv waren, nämlich «olfaktorische (nach Duftstoffexposition)». Die Aktivität in diesen Hirnarealen war bei Parkinsonpatienten im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich mehr auf eine Hirnhälfte reduziert, nämlich die linke. Überraschenderweise konnten jedoch auch Regionen identifi ziert werden, in denen Parkinsonpatienten eine vermehrte Aktivität aufwiesen, so dass man davon ausgehen kann, dass gewisse Hirnregionen versuchen, eine verminderte Leistung anderer Regionen zu «kompensieren». LA COMPAGNIA ROSSINI SINGT FÜR PARKINSON Am Benefi zkonzert zum Welt-Parkinsontag am 11. April 2007 begeisterte der Bündner Solistenchor «La Compagnia Rossini» das Publikum. In der Zürcher Augustinerkirche präsentierte der Solistenchor unter der Leitung von Armin Caduff bekannte Opernmelodien und Lieder von unter anderem Rossini, Verdi, Smetana, Mozart und Beethoven. Ein Teil des Konzerterlöses fl iesst in Projekte von Parkinson Schweiz. Wir danken Lundbeck (Schweiz) AG, den Besuchern und natürlich den Künstlern für dieses wunderbare Konzert. Mit dem Konzert will Parkinson Schweiz einmal auf eine andere Weise auf Parkinson aufmerksam machen. Musik weckt Emotionen und öffnet die Herzen. Der Welt-Parkinsontag gilt weltweit als Gedenk- und Aktionstag, um Aufmerksamkeit und Verständnis für Parkinsonbetroffene zu fördern. Parkinson hat viele Gesichter und geht viele an. Betroffene leiden häufi g nicht nur an den Symptomen der unheilbaren Nervenkrankheit, sondern auch an den Reaktionen der Umwelt auf ihre Verlangsamung, den schleppenden Gang oder die undeutliche Sprache. Parkinson kann zur Vereinsamung führen, weil viele Betroffene sich aus Angst vor Spott oder anderen negativen Reaktionen immer mehr zurückziehen. Ihnen kann es sehr helfen, wenn man ihnen mit Verständnis, etwas Geduld und einem Lächeln begegnet. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Gleiche Hirnregionen beteiligt Zusammenfassend konnten wir anhand dieser ersten olfaktorischen MRT-Untersuchung bei Parkinsonpatienten zeigen, dass, obwohl die Riechverarbeitung mehr einseitig stattfi ndet, grundsätzlich aber die gleichen Regionen wie bei den Kontrollpersonen beteiligt sind. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass sogar Kompensationsmechanismen vorhanden sind. Die Studienergebnisse wurden in einem wissenschaftlichen Journal (Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry) veröffentlicht. Wir können sie als ein weiteres «Mosaiksteinchen» im Verständnis der Parkinsonerkrankung ansehen. Wir danken auch an dieser Stelle insbesondere all denjenigen Patienten, die an unserer Studie teilgenommen haben, sehr herzlich für ihre wertvolle Mitarbeit. m PD Dr. Antje Welge-Lüssen 13

12 FORSCHUNG<br />

MOSAIKSTEINE IN DER PARKINSONFORSCHUNG<br />

<strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong> erachtet die Förderung der <strong>Parkinson</strong>forschung als eine ihrer Kernaufgaben. Geforscht<br />

wird vorwiegend in der Grundlage. Ziel ist es, Beiträge zum besseren Verständnis der immer noch unbekannten<br />

Ursachen der Krankheit zu leisten.<br />

D<br />

er Forschungsfonds der Vereinigung wird vom Forschungsausschuss<br />

unter Leitung von Prof. Dr. med. Hans-Peter<br />

Ludin (Muri) kontrolliert. Jährlich kann die Höchstsumme von<br />

CHF 400 000 vergeben werden. <strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong> fördert generell<br />

eher weniger Projekte mit grösseren Zuschussbeiträgen, weil<br />

dadurch die Chancen für einen erfolgreichen Abschluss eines Projekts<br />

grösser sind. 2007 wurden Forschungsarbeiten in Lau sanne,<br />

Genf, Bern, Zürich sowie zwei Auslandaufenthalte fi nanziert.<br />

Die Krankheit verstehen<br />

Doch natürlich sind die Mittel begrenzt, und nicht alle unterstützungswürdigen<br />

Arbeiten können vom Ausschuss berücksichtigt<br />

werden. Auf dem Gebiet von Morbus <strong>Parkinson</strong> wird vor allem in<br />

der Grundlage viel geforscht. Es gibt zahlreiche kleinere Untersuchungen,<br />

die zwar nicht spektakulär sind, aber zu den Mosaiksteinchen<br />

gehören, die das Bild der Krankheit eines Tages komplettieren<br />

werden.<br />

<strong>Schweiz</strong>er Forschende werden auch von anderen Fonds unterstützt,<br />

etwa vom <strong>Schweiz</strong>erischen Nationalfonds. Ein Beispiel<br />

dafür ist eine Arbeit der Universität Basel. In einer Studie über<br />

Störungen der Riechfunktion bei <strong>Parkinson</strong>erkrankten wurde<br />

festgestellt, dass parkinsonkranke Gehirne zwar mehr einseitig<br />

«riechen», jedoch versuchen, die reduzierte Leistung anderweitig<br />

zu kompensieren. Die Leiterin dieser Riechstudie erläutert hier<br />

die methodischen und inhaltlichen Aspekte ihrer Arbeit, die 2007<br />

ausgewertet vorlag. (Red.)<br />

UNBEKANNTE URSACHE FÜR RIECHSTÖRUNG<br />

Es ist schon länger bekannt, dass bei Patienten mit Morbus<br />

<strong>Parkinson</strong> Riechstörungen auftreten können, die den motorischen<br />

Symptomen der Erkrankung vorausgehen. Die Ursachen<br />

dieser Riechstörungen sind bisher nicht bekannt. Um<br />

diese zu erforschen, haben wir bei <strong>Parkinson</strong>patienten am<br />

Universitätsspital Basel das Riechvermögen untersucht.<br />

Im Rahmen dieser Studie wurde das Riechvermögen mittels<br />

Sniffi n’ Sticks gemessen. Ausserdem hat man olfaktorisch<br />

evozierte Potenziale («Hirnströme») nach Applikation von<br />

Duftstoffen in die Nase abgeleitet. Zusätzlich wurde die<br />

Hirnaktivität während der Geruchswahrnehmung durch<br />

funktionelle Messungen im Magnetresonanztomographen<br />

(MRT) erfasst. Untersucht wurde auch eine neurologisch<br />

gesunde «Kontrollgruppe». Die Daten der Patienten, die im<br />

MRT noch einen Duft wahrgenommen hatten, wurden mit<br />

den Daten der Kontrollgruppe verglichen, die ebenfalls den<br />

Duft wahrgenommen hatten. Dabei zeigte sich, dass bei <strong>Parkinson</strong>patienten<br />

grundsätzlich die gleichen Hirnareale wie<br />

bei der Kontrollgruppe nach der Duftstimulation aktiv waren,<br />

nämlich «olfaktorische (nach Duftstoffexposition)».<br />

Die Aktivität in diesen Hirnarealen war bei <strong>Parkinson</strong>patienten<br />

im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich mehr auf<br />

eine Hirnhälfte reduziert, nämlich die linke. Überraschenderweise<br />

konnten jedoch auch Regionen identifi ziert werden,<br />

in denen <strong>Parkinson</strong>patienten eine vermehrte Aktivität<br />

aufwiesen, so dass man davon ausgehen kann, dass gewisse<br />

Hirnregionen versuchen, eine verminderte Leistung anderer<br />

Regionen zu «kompensieren».<br />

LA COMPAGNIA ROSSINI SINGT FÜR PARKINSON<br />

Am Benefi zkonzert zum Welt-<strong>Parkinson</strong>tag am<br />

11. April 2007 begeisterte der Bündner Solistenchor<br />

«La Compagnia Rossini» das Publikum.<br />

In der Zürcher Augustinerkirche präsentierte der Solistenchor<br />

unter der Leitung von Armin Caduff bekannte Opernmelodien<br />

und Lieder von unter anderem Rossini, Verdi,<br />

Smetana, Mozart und Beethoven. Ein Teil des Konzerterlöses<br />

fl iesst in Projekte von <strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong>. Wir danken<br />

Lundbeck (<strong>Schweiz</strong>) AG, den Besuchern und natürlich<br />

den Künstlern für dieses wunderbare Konzert.<br />

Mit dem Konzert will <strong>Parkinson</strong> <strong>Schweiz</strong> einmal auf eine<br />

andere Weise auf <strong>Parkinson</strong> aufmerksam machen. Musik<br />

weckt Emotionen und öffnet die Herzen. Der Welt-<strong>Parkinson</strong>tag<br />

gilt weltweit als Gedenk- und Aktionstag, um Aufmerksamkeit<br />

und Verständnis für <strong>Parkinson</strong>betroffene zu<br />

fördern. <strong>Parkinson</strong> hat viele Gesichter und geht viele an.<br />

Betroffene leiden häufi g nicht nur an den Symptomen der<br />

unheilbaren Nervenkrankheit, sondern auch an den Reaktionen<br />

der Umwelt auf ihre Verlangsamung, den schleppenden<br />

Gang oder die undeutliche Sprache. <strong>Parkinson</strong><br />

kann zur Vereinsamung führen, weil viele Betroffene sich<br />

aus Angst vor Spott oder anderen negativen Reaktionen<br />

immer mehr zurückziehen. Ihnen kann es sehr helfen,<br />

wenn man ihnen mit Verständnis, etwas Geduld und einem<br />

Lächeln begegnet.<br />

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT<br />

Gleiche Hirnregionen beteiligt<br />

Zusammenfassend konnten wir anhand dieser ersten olfaktorischen<br />

MRT-Untersuchung bei <strong>Parkinson</strong>patienten<br />

zeigen, dass, obwohl die Riechverarbeitung mehr einseitig<br />

stattfi ndet, grundsätzlich aber die gleichen Regionen wie<br />

bei den Kontrollpersonen beteiligt sind. Darüber hinaus<br />

haben wir festgestellt, dass sogar Kompensationsmechanismen<br />

vorhanden sind. Die Studienergebnisse wurden in<br />

einem wissenschaftlichen Journal (Journal of Neurology,<br />

Neurosurgery and Psychiatry) veröffentlicht. Wir können<br />

sie als ein weiteres «Mosaiksteinchen» im Verständnis der<br />

<strong>Parkinson</strong>erkrankung ansehen. Wir danken auch an dieser<br />

Stelle insbesondere all denjenigen Patienten, die an unserer<br />

Studie teilgenommen haben, sehr herzlich für ihre<br />

wertvolle Mitarbeit. m<br />

PD Dr. Antje Welge-Lüssen<br />

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