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Merano Magazine 01 2013

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Die Eröffnung der Brennerbahn im Jahre 1867 und der Bahnstrecke<br />

Bozen-Meran im Jahre 1881 brachte Meran dem europäischen<br />

Reiseverkehr näher. Die Zeit von 1870 bis 1872 schlug<br />

alle bisherigen Rekorde und die Chronik berichtet über einen<br />

„Curort von europäischem Rufe“; galt es doch zum guten Ton<br />

vieler Adelsfamilien, den Urlaub dort zu verbringen, wo sich<br />

Mitglieder des höchsten gesellschaftlichen Ranges aufhielten.<br />

Kaiserin Elisabeth und ihre jüngere Tochter, Erzherzogin Valerie,<br />

nahmen im Schloss Trautmannsdorff, Erzherzogin Gisela<br />

in der Villa Stadthof, das Hofpersonal in den Schlössern Rubein<br />

und Rametz Quartier. Die Zeit von der Jahrhundertwende<br />

bis zum Ersten Weltkrieg kann mit Recht als die Glanzperiode<br />

Merans bezeichnet werden. Meran hatte sich mit seinen großartigen<br />

Hotels zu einem Luxuskurort entwickelt. 1900 wurde<br />

das Städtische Theater eröffnet, 1905 das Krankenhaus, 1912<br />

die Schwebebahn zum Vigiljoch und zu Silvester 1914 der neue<br />

Kursaal. Die verspielte Wandelhalle, die an den Fluss hinausgeschobenen<br />

Kaffeehaustischchen, ein Stück weiter unten das<br />

Kurhaus – sie bewahren noch einen Hauch des Weltkurortes, in<br />

dem sich vor 1914 die Gesellschaft der Donaumonarchie traf.<br />

Immer wieder besuchten auch Dichter diese Stadt – etliche<br />

von ihnen, um eine Tuberkulose auszuheilen, andere einfach<br />

von der linden Luft und der südlichen Pflanzenwelt angezogen.<br />

Postkarte 'Kurort Meran in Süd-Tirol. Das Stadttheater'<br />

Datierung: 1910 – 1930<br />

Ansichtskarte mit grafischen Darstellungen von Meran, Schloss Lebenberg,<br />

Schloss Trauttmansdorff und Schloss Rubein. Beschriftet, adressiert<br />

und mit Poststempel. Datierung: 1900<br />

66 www.meranomagazine.com<br />

Das Haupt der Münchner Dichterschule und Nobelpreisträger<br />

Paul Heyse schrieb 1863 als Kurgast seine „Meraner<br />

Novellen“, in den 1890er-Jahren weilte Rainer Maria Rilke in<br />

der Stadt und hat zwei schöne Gedichte auf Schloss Lebenberg<br />

verfasst. Der junge Wiener Arzt und Dramatiker Arthur<br />

Schnitzler kurierte hier eine nicht sehr schwere Tuberkulose<br />

aus und begegnete dabei Olga Waissnix. Es entspann sich ein<br />

reger Briefwechsel, welcher von der vielleicht bedeutendsten<br />

Liebesbeziehung im Leben Arthur Schnitzlers zeugt: Ich<br />

habe prachtvolle Tage verlebt. "Ich wollte, ich könnte Ihnen<br />

ein wenig Meran senden, den goldenen Sonnenschein und<br />

diese müde duftende Luft. So beeindruckend schön wie hier,<br />

ist's nirgends auf der Welt.“ Der Verfasser der „Galgenlieder",<br />

Christian Morgenstern, suchte in der Stadt Heilung. Einer der<br />

wunderlichsten Vertreter der österreichischen Literatur, Herzmanovsky-Orlando,<br />

kam eines Nierenleidens wegen und ist<br />

vom Zauber Merans nicht mehr losgekommen.<br />

Franz Kafka Stefan Zweig<br />

Der Erste Weltkrieg brachte für den Kurort Meran tief greifende<br />

Änderungen. Die Angehörigen der Fürstenhäuser und<br />

des Adels, des hohen Beamtenstandes und der Hochfinanz<br />

blieben als Gäste aus und Südtirol wurde zu Italien geschlagen.<br />

Der einst blühende Kurort fiel in Lethargie, an einen touristischen<br />

Aufbau Merans und der umliegenden Orte war nicht<br />

mehr zu denken. Immerhin sah man später ein, dass der Kurort<br />

Meran nicht umzubringen war, und so riss man das Steuer ab<br />

1933 vollkommen herum. Meran sollte eine italienische Fremdenverkehrsstadt<br />

werden, wozu die Errichtung des großen<br />

Pferderennplatzes und die Abhaltung bedeutender Veranstaltungen<br />

wie Autorennen und Ausstellungen beitragen sollten.<br />

Unter der Amtsführung des Bürgermeisters Max Markart wurde<br />

auch die Leitung des Thermalwassers von Vigiljoch nach<br />

Meran verlegt. Die Verwirklichung all dieser Pläne wurde durch<br />

den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterbrochen. Die<br />

Fortsetzung folgt auf S. 68

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