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Text Ewald Kontschieder<br />
Foto Andreas Marini<br />
Die blaue Stadt<br />
26 www.meranomagazine.com<br />
Meran ist eine Stadt am Wasser, eben die Passerstadt. Wasserbestimmt<br />
ist ihr Standort, das Wasser ist wichtiges Freizeit- und<br />
Erholungs angebot. Als Kanuhochburg ist Meran außerdem Wassersportstadt.<br />
Noch dazu ist das köstliche Meraner Trinkwasser fast<br />
zu 100 Prozent Quellwasser und außerordentlich rein. Im Alltag ist<br />
Wasser dennoch ein fast unsichtbares Gut. Ihm ist dieser Beitrag<br />
gewidmet.<br />
Ein Großteil der alten Tiroler Siedlungsgebiete und Orte ist wasserbestimmt.<br />
Ohne dass es dem Menschen heute so recht bewusst ist, entstanden nämlich<br />
die Siedlungen aus Versorgungsgründen nahe am Wasser, gleichzeitig aufgrund<br />
der Hochwassergefahr möglichst geschützt davor. Beides gemeinsam ließ sich<br />
in vergangenen Jahrhunderten nicht so leicht vereinen. Deshalb ist die Chronik<br />
von Meran gleichzeitig eine Geschichte der Bedrohung durch Hochwasser und Überschwemmungen,<br />
v. a. in Zeiten des sogenannten Kummersees im Hinterpasseier.<br />
Dieser durch einen Bergsturz entstandene See versiegte nach mehreren Ausbrüchen<br />
vor 250 Jahren.<br />
Wassergeschichte(n)<br />
Merans mittelalterlicher Kern entstand zwar einerseits als Straßensiedlung auf dem<br />
Weg zum Schloss Tirol, dem Herrschaftszentrum der gleichnamigen Grafschaft, andererseits<br />
leicht erhöht und geschützt am Fuß des Küchelberges. Bereits damals<br />
war die Wasserversorgung überlebensnotwendig für eine kleine Stadt. Nicht zufällig<br />
entstand hier am Zusammenfluss von Passer und Etsch ein wichtiger Siedlungsplatz,<br />
der in einigen Namen den Einfluss des Wassers verrät: Steinach, Sandplatz, Wasserlauben.<br />
Kaiser Ferdinand vergab z. B. 1562 persönlich Wasserrechte an die Stadt<br />
Meran, so den „Brunnen“ und den Wasserfluss des Brunnens „in den Gülfen“ (Gilf)<br />
gegenüber Zenoberg auf der Obermaiser Seite. Das Wasser wurde zum Kellenhaus<br />
geleitet, dem späteren Rathaus. Verantwortlich dafür war der Bürgermeister.<br />
Was für die Bewässerung in der Landwirtschaft vereinzelt bis heute die Waale<br />
sind, nannte und nennt sich in Merans Zentrum Ritschen, die bereits Beda Weber<br />
in seiner Stadtbeschreibung erwähnt. Diese mit Steinplatten abgedeckten Steinkanäle<br />
prägen immer noch einzelne Teile der Altstadt, besonders im Steinach-Viertel.<br />
In ihnen wurde Nutzwasser, z. B. fürs Waschen und Löschen, geführt. Der Meraner<br />
Stadtrat hat sich erst im Sommer 2<strong>01</strong>2 grundsätzlich für die Erhaltung der Ritschen<br />
ausgesprochen.<br />
Dass Merans zweite Karriere als Tourismusstadt wiederum mit Wasser und Trinkkuren,<br />
später dem Thermalwasser zusammenhängt, ist eine weitere Meraner Wasser-<br />
Geschichte. Tatsache ist, dass Meran bis heute eine Stadt am Wasser und zudem mit<br />
seiner Kanu-Tradition die Wassersportstadt schlechthin in Südtirol ist. Erst kürzlich<br />
ist die Passer im Stadtbereich zugänglich gemacht worden, nachdem das bis um<br />
2000 schon wegen der fehlenden Wasserklärung nicht ratsam war.