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Merano Magazine 01 2013

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18 www.meranomagazine.com<br />

Text Stefan Stabler<br />

Foto Andreas Marini<br />

Kulinarisches Duell<br />

Was geschieht, wenn Südtirol kulinarisch auf italien trifft? Welche Stimmung<br />

herrscht, wenn eine eingesessene Bäuerin auf einen verwegenen süditalienischen<br />

Jungkoch trifft? Verstehen sie sich? lernen sie voneinander? Endet alles<br />

in Unverständnis? <strong>Merano</strong> <strong>Magazine</strong> wollte die Probe aufs Exempel machen<br />

und hat die Zmailer-Bäuerin Martha Thaler und den la Bruschetta-Chefkoch<br />

Dario Sanasi zum Kochduell geladen. Martha gegen Dario. Knödel vs. Spaghetti.<br />

Mal schauen, was am Ende dabei rauskommt.<br />

Südtirols Küche ist in ihren Ursprüngen eine durch und durch bäuerliche. Man aß, was der<br />

eigene Hof oder jener der Nachbarn hergab. Zumal bäuerlich geprägt, kann die Küche der<br />

Südtiroler durchaus auch als Arme-Leute-Küche bezeichnet werden und das Land kann von<br />

Glück reden, dass die heutigen Südtiroler Küchenchefs die Magerkost von einst wieder aufleben<br />

haben lassen. Denn die alten Gerichte sind eine wahre Bereicherung für jede Speisekarte.<br />

Die Fleischspeisen sind zumeist geselcht oder gepökelt, landestypische Beilagen sind Kraut,<br />

Knödel oder Bratkartoffeln. Bei den Süßspeisen sind Apfelstrudel, aber auch Gebackenes bekannt:<br />

Bauernkrapfen, Apfelküchlein und Strauben (in Fett ausgebackene Teigformen).<br />

Das Nationalgericht Knödel gibt es in den Südtiroler Küchen in allen erdenklichen und ungewohnten<br />

Formen und Größen. Besonders beliebt sind Käse- und Spinatknödel, Speck- und<br />

Leberknödel. Und natürlich gibt es Knödel auch in zig zuckersüßen Abwandlungen: Marillenknödel<br />

sind besonders im Vinschgau eine Spezialität, wo die feinsten Marillen (Aprikosen)<br />

wachsen. Aber auch Zwetschgen- und Topfen-(Quark-)Knödel sind ein Gaumenschmaus. Und<br />

schließlich die Schwarzplentenen Knödel (aus Buchweizenmehl).<br />

Das Besondere an der Südtiroler Küche ist aber nicht so sehr der gepflegte Umgang mit<br />

Traditionen, sondern der Umstand, dass die bäuerliche Kost infolge der Kriegswirren und der<br />

Zuschlagung des südlichen Tirols zu Italien auf die lebensfrohe mediterrane Küche traf. Als die<br />

Makkaroni und Spaghetti, der Tomatensugo und die Risotti sowie bunten Minestroni in die<br />

Bauernküchen einzogen, konnte auch der standhafteste Deutschtiroler den Düften nicht lange<br />

widerstehen. Heute ergänzen sich die beiden Küchen optimal: Die Südtiroler sind zu wahren<br />

Teigkünstlern avanciert und der gekonnte Umgang mit Fleisch, ganz gleich ob deftig-bäuerlich<br />

oder fein-mediterran, sowie der Einsatz von Fisch und Gewürzen setzen das i-Tüpfelchen obendrauf.<br />

Ein zartes vitello tonnato (kaltes Kalbfleisch mit Thunfischcreme) und die Spezialität aus<br />

dem benachbarten Trentino, carne salada (gebeiztes Ochsenfleisch), sind gerade in den Sommermonaten<br />

beliebt.<br />

Diese Verschmelzung rustikaler Tiroler Arme-Leute-Küche und mediterraner kulinarischer<br />

Vielfalt gipfelt in einer außerordentlichen Dichte an Sterne- und Hauben-Restaurants. Doch<br />

diese stellen nur die Spitze dar. Qualitative Gasthäuser, Trattorien, Stuben und Törggelekeller<br />

vervollständigen das vielfältige kulinarische Angebot.<br />

Dario Sanasi aus Apulien<br />

und Martha Thaler aus Südtirol

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