Ludwig Feuerbach e la natura non umana. Ricostruzione

258 [DAS WESEN DER RELIGION. 1. FASSUNG]
:25r ùbrig bleibt, als er selbst, als der Mensch [*]. Wem fielen die Opfer
der Hebràer, der Gallier, der Karthager, der Rómer, Griechen, Germa-
nen? Einem bòsen Wesen, dem Moloch, dem Teufel? Nein! sie fielen
als Opfer des menschlichen Wahnsinns. Oder ja sie wurden dem Mo­
loch geopfert, aber dieser Moloch war der sich selbst fliehende, sich
selbst in die Natur, also a u S> e r sich suchende und doch nicht in der
Natur sich findende Mensch. Den Zustand des Aufiersichseins also [*]
heben sie als Opfer. Wahnsinn ist es, aufier sich Hilfe zu suchen — d. h.
aufier dem Menschen iiberhaupt, denn im Kranksein, Elendsein suche
ich auch aufier mir Hilfe, aber bei andern Menschen — Wahnsinn zu
opfern dem Feuer, der Luft, was zum Genusse des Menschen bestimmt
ist, Wahnsinn ist es, woanders hin als auf den Menschen scine Gedanken,
Wiinsche, Hoffnungen und Vertrauen zu setzen, Wahnsinn, scine Ge-
fùhle, sein Herz, seinen Verstand aufier sich zu setzen, die Natur
zu vermenschlichen, um sich zu entmenschlichen [ 2]. Wahnsinn ist alle
Religion, denn alle Religion wendet ihr Herz an ein Herzloses, ihren
Verstand an ein verstandloses Wesen. Diesem Wahnsinn fielen Millio-
nen von Menschen zum Opfer und fallen ihm nodi; denn der Wahnsinn
[*] Gott ist der Mensch auSer sich.
t 1 ] Aber... Mensch: vgl. W. R., § 35.
[ 2 ] die Natur... entmenschlichen: vgl. ibid.
25 v ist mordgierig, vernichtend. Die Religion, indem sie den Menschen aufs
Hòchste treibt, das menschliche Wesen ùbertreibt, iiber sein Mafi hin-
ausreiik, erniedrigt sie zugleich die Menschen aufs Tiefste, macht sie
( es} zum unmenschlichsten Wesen. Gott ist dieser menschli­
che Unmensch oder dieser unmenschliche, gottliche Mensch. Die
Religion trostet, beruhigt, aber nur in der Vorstellung. Sie erleidet da-
her stets den hàrtesten Widerspruch an der Erfahrung, an der atheisti-
schen, gottleugnenden Wirklichkeit; und sie ùberwindet diesen Wider­
spruch nur durch Selbstbetàubung [ r], wie in den natiirlichen, und
durch Selbstbetrug, wie in den erkiinstelten Religionen — durch Opfer
des Verstandes, der Wahrheitsliebe, der menschlichen Gefiihle. Die Re­
ligion ist die wahnsinnige Selbstbejahung des Menschen, denn er ne-