Die Salurner Klause - 08/2009 (3.787 KB)
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3 FRAGEN AN SIGRID BARBI<br />
1. S.K.: „Wie ist das Sprachprojekt entstanden?“<br />
Sigrid Barbi: „Das Bemühen um die Realisierung eines<br />
ganzheitlichen Konzeptes zur sprachlichen Bildung besteht in<br />
den Kindergärten des Unterlandes und der Stadt Bozen schon<br />
seit mehr als 15 Jahren. <strong>Die</strong> hohe Anzahl der zwei- und mehrsprachigen<br />
Kinder sowie die zunehmend komplexen Sprachsituationen<br />
stellten das Kindergartenpersonal vor besondere<br />
Herausforderungen.<br />
Seit dem Kindergartenjahr 2002/03 werden die Finanzierung<br />
und die Weiterführung eines Konzeptes zur ganzheitlichen<br />
Sprachförderung in den Kindergartendirektionen Neumarkt<br />
und Bozen durch Unterstützung seitens der Landesregierung<br />
von Jahr zu Jahr gesichert. Seit dem Kindergartenjahr 2003/04<br />
arbeiten die Sprachprojektgruppen beider Kindergartendirektionen<br />
an einem Konzept von Lernen und Bildung, das Sprache<br />
als einen ganzheitlichen sozialen Prozess fördert. <strong>Die</strong><br />
konzeptionellen Entwicklungen werden von wissenschaftlichen<br />
Expert/innen und dem Pädagogischen Institut begleitet.<br />
<strong>Die</strong> am Sprachprojekt beteiligten Kindergärten sind: Salurn,<br />
Laag, Kurtinig, Branzoll, Pfatten, Leifers, St. Jakob, Kaltenbrunn<br />
und Bozen.<br />
Mit dem heurigen Kindergartenjahr wird das Konzept dieses<br />
Projektes auf alle Kindergärten der Kindergartendirektion<br />
Neumarkt ausgedehnt.<br />
Sprachliche Bildung hat in der Bildungsarbeit des Kindergartens<br />
eine zentrale Bedeutung.<br />
An der Sprachförderung sind alle Kindergärtnerinnen beteiligt.<br />
Da ich mich im Bereich „Entwicklung der Sprache und<br />
Kommunikation“ laufend weiterbilde, kann ich meine Kolleginnen<br />
unterstützen, sie stärken und ihnen Ratschläge und<br />
Tipps weitergeben. Gemeinsam wollen wir die Kinder in allen<br />
Stufen ihrer Sprachentwicklung begleiten.“<br />
2. S.K.: „Welche sind die wichtigsten Ziele des Sprachprojekts?“<br />
Sigrid Barbi: „Vordergründige Ziele des Sprachprojekts sind<br />
die Stärkung und der Ausbau der bereits vorhandenen kindlichen<br />
Kompetenzen und die Unterstützung sprachlicher Lernprozesse<br />
aller Kinder.<br />
Das Kind soll in seiner sprachlichen Entwicklung Wertschätzung<br />
erfahren. Das Sprachprojekt ist kein ‚Deutschkurs’ für<br />
Kinder. Durch das Erleben vielfältiger Ausdrucksmöglichkeiten,<br />
durch die Freude am Experimentieren mit Sprache<br />
iNterviSta / iNterviewS<br />
KiNDergärtNeriN Für <strong>Die</strong><br />
SPraCHLiCHe BiLDuNg<br />
am DeutSCHSPraCHigeN KiNDergarteN SaLurN<br />
und Schrift und durch das Errichten eines sprachfreundlichen<br />
Umfeldes kann das Kind seine Sprachkompetenzen erweitern.<br />
Wir pädagogische Fachkräfte schaffen für die Kinder durch Erzählstunden,<br />
durch Sprachspiele, durch die Schreibwerkstatt,<br />
durch Bibliotheksbesuche, durch den Sprachrucksack, durch<br />
den Sprachkoffer usw. verschiedene Anlässe, bei welchen die<br />
Sprache stets im Mittelpunkt steht. <strong>Die</strong> Kinder erweitern dabei<br />
nicht nur das Sprachverständnis, sondern üben Artikulation<br />
und Mundmotorik, schulen die auditive Wahrnehmung und<br />
die phonologische Bewusstheit, bauen ihren Wortschatz aus,<br />
verwenden grammatikalisch korrekte Satzstrukturen und erleben<br />
einen spielerischen Zugang zur Schriftsprachenkultur.<br />
Sprachförderung geschieht nicht nur durch das spezifische<br />
Sprachangebot. Sie erfolgt in allen Bildungsbereichen (Musik,<br />
Naturwissenschaften, Bewegung, Kunst …) und über alle<br />
Sinne. Dabei ist es wichtig, dass die Kinder Freude und Spaß<br />
an den Tätigkeiten empfinden und guten Sprachvorbildern<br />
begegnen. Sprache ist nicht nur das Fundament unserer Kommunikation,<br />
sie ist auch das Tor zur Bildung und zur Welt.“<br />
3. S.K.: „Mit welchen Schwierigkeit ist das Sprachprojekt<br />
konfrontiert? - Welche Tipps zur Sprachbegleitung können<br />
Sie Eltern geben?“<br />
Sigrid Barbi: „Eltern können ihren Kindern in sprachlicher<br />
Hinsicht Vorbild sein. Nutzen Sie Situationen im Alltag, um<br />
mit Ihrem Kind in Dialog zu treten. „Decken“ Sie Ihr Kind<br />
nicht mit Sprache zu, lassen Sie es zu Wort kommen. Lassen<br />
Sie Ihren Kindern Zeit; überfordern Sie Ihr Kind nicht durch<br />
eigene Erwartungen! Sprache erfordert Geduld. Bei manchen<br />
Kindern ist ein großer passiver Sprachwortschatz schon lange<br />
da und plötzlich äußern sie sich aktiv. <strong>Die</strong> Reife ist nicht<br />
bei allen Kindern gleich und dies müssen wir ihnen auch zugestehen.<br />
Sprachentwicklung muss als individuell verlaufender<br />
Prozess jedes einzelnen Kindes verstanden werden.<br />
Nur durch Beziehung kann Sprache entstehen. Uns pädagogischen<br />
Fachkräften ist es auch wichtig, eine gute Beziehung<br />
zu allen Eltern aufzubauen. Auch für die Sprachförderung der<br />
Kinder sind die Eltern die wichtigsten Partner des Kindergartens.<br />
Es ist eine große Herausforderung, auf jedes der 61 Kinder<br />
individuell einzugehen. Dabei sei auch zu bedenken, dass die<br />
Kinder aus verschiedenen kulturellen Gegebenheiten stammen<br />
und verschiedene Sprachen mit in den Kindergarten bringen:<br />
Deutsch, Italienisch, Slowakisch, Kroatisch, Rumänisch, Spa-<br />
La Chiusa di Salorno - <strong>Die</strong> <strong>Salurner</strong> <strong>Klause</strong> Ottobre / Oktober - Nr. 8<br />
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