2006. évi 1. szám - Jura - Pécsi Tudományegyetem
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Herbert Küpper: Das parlamentarische Misstrauen gegenüber der Regierung…<br />
Während der Misstrauensantrag ein Mittel des Parlaments<br />
– und damit typischerweise der Opposition 15<br />
– ist, geht bei der Vertrauensfrage die Initiative vom<br />
Regierungschef selbst aus. Ihm soll die Möglichkeit<br />
gegeben werden, eine schwankende oder unsicher<br />
scheinende parlamentarische Mehrheit zu zwingen,<br />
Farbe zu bekennen und sich ausdrücklich für oder<br />
gegen ihn zu entscheiden. 16 Das kann der Regierungschef<br />
in beiden Ländern mit der Entscheidung über<br />
eine Sachfrage verbinden; 17 hiervon wird regelmäßig<br />
§ 39/A Abs. 1-2 ungVerf<br />
(1) A képviselõk legalább egyötöde a miniszterelnökkel<br />
szemben írásban – a miniszterelnöki tisztségre<br />
jelölt személy megjelölésével – bizalmatlansági<br />
indítványt nyújthat be. A miniszterelnökkel szemben<br />
benyújtott bizalmatlansági indítványt a Kormánnyal<br />
szemben benyújtott bizalmatlansági indítványnak<br />
kell tekinteni. Ha az indítvány alapján az<br />
országgyûlési képviselõk többsége bizalmatlanságát<br />
fejezi ki, az új miniszterelnöknek jelölt személyt<br />
megválasztottnak kell tekinteni.<br />
(2) Az indítvány feletti vitát és szavazást legkorábban<br />
a beterjesztéstõl számított három nap után,<br />
legkésõbb a beterjesztéstõl számított nyolc napon belül<br />
kell megtartani.<br />
dann Gebrauch gemacht, wenn der Regierungschef<br />
nicht sicher ist, ob er für ein bestimmtes politisches<br />
Projekt auf die Mehrheit in seiner Partei oder Koalition<br />
rechnen kann.<br />
a) Voraussetzungen und Verfahren<br />
In Ungarn wie in Deutschland wird das Verfahren<br />
mit einem Antrag des Regierungschefs eingeleitet.<br />
In Deutschland ist der Bundeskanzler alleine Subjekt<br />
des Verfahrens, wie sich aus Art. 68 Abs. 1 Satz<br />
Art. 67 dtGG<br />
(1) Der Bundestag kann dem Bundeskanzler das<br />
Misstrauen nur dadurch aussprechen, dass er mit der<br />
Mehrheit seiner Mitglieder einen Nachfolger wählt<br />
und den Bundespräsidenten ersucht, den Bundeskanzler<br />
zu entlassen. Der Bundespräsident muss dem<br />
Ersuchen entsprechen und den Gewählten ernennen.<br />
(2) Zwischen dem Antrage und der Wahl müssen<br />
achtundvierzig Stunden liegen.<br />
Die Vertrauensfrage:<br />
§ 39/A Abs. 3-5 ungVerf<br />
(3) A Kormány – a miniszterelnök útján – bizalmi szavazást<br />
javasolhat a (2) bekezdésben elõírt határidõk<br />
szerint.<br />
(4) A Kormány – a miniszterelnök útján – azt is javasolhatja,<br />
hogy az általa benyújtott elõterjesztés feletti<br />
szavazás egyben bizalmi szavazás legyen.<br />
(5) Ha az Országgyûlés a (3)-(4) bekezdésben foglalt<br />
esetekben nem szavaz bizalmat a Kormánynak,<br />
a Kormány köteles lemondani.<br />
Art. 68 dtGG<br />
(1) Findet ein Antrag des Bundeskanzlers, ihm das<br />
Vertrauen auszusprechen, nicht die Zustimmung der<br />
Mehrheit der Mitglieder des Bundestages, so kann<br />
der Bundespräsident auf Vorschlag des Bundeskanzlers<br />
binnen einundzwanzig Tagen den Bundestag<br />
auflösen. Das Recht zur Auflösung erlischt,<br />
sobald der Bundestag mit der Mehrheit seiner<br />
Mitglieder einen anderen Bundeskanzler wählt.<br />
(2) Zwischen dem Antrage und der Abstimmung<br />
müssen achtundvierzig Stunden liegen.<br />
1 dtGG ergibt. In Ungarn hingegen stellt nach dem<br />
Wortlaut des § 39/A Abs. 3 die Regierung insgesamt<br />
die Vertrauensfrage, und der Ministerpräsident<br />
agiert lediglich als Vertreter des Kollegialorgans.<br />
Praktisch relevante Unterschiede ergeben sich aus<br />
dieser unterschiedlichen verfassungsrechtlichen<br />
Konzeption kaum, 18 zumal in beiden Ländern das<br />
parlamentarische Misstrauen die gesamte Regierung<br />
und nicht nur den Regierungschef zu Fall bringt.<br />
Der Antrag des Regierungschefs an das Parlament<br />
geht dahin, ihm das Vertrauen auszusprechen. Das<br />
betrifft allerdings nur die Formulierung des Antrags.<br />
In der Sache ist vor allem in Deutschland stark umstritten,<br />
ob der Regierungschef die Vertrauensfrage<br />
in der Absicht stellen darf, dass ihm das Parlament<br />
das Vertrauen nicht ausspricht und so der Weg zu<br />
vorzeitigen Neuwahlen eröffnet wird. Auch die ungarische<br />
Diskussion kreist um die verfassungsrechtlichen<br />
Möglichkeiten des Regierungschefs, durch<br />
unterschiedliche Handlungsalternativen Neuwahlen<br />
zu erzwingen oder zu vermeiden. Auf diese Aspekte<br />
wird unter Punkt III. eingegangen. An dieser Stelle<br />
soll die Bemerkung genügen, dass die Absichten, die<br />
eine Regierung mit der Vertrauensfrage verbinden<br />
darf oder nicht darf, zu den umstrittensten Punkten<br />
der verfassungsrechtlichen Regelung des parlamen-<br />
JURA 2006/<strong>1.</strong>