Bolgár tanulmányok IV. (A Hajdú-Bihar Megyei ... - Déri Múzeum
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Imre Dankó<br />
ETHNOGRAPHISCHE FRAGEN DER BULGARISCHEN MÄRKTE<br />
UND JAHRMÄRKTE<br />
Die bulgarische Kultur, und darin auch inbegriffen die Kultur des Warenaustausches, ist das<br />
Ergebnis eines langen Integrationsprozesses. Hierauf weisen auch die drei unterschiedlichen Wörter<br />
des Bulgarischen für die Begriffe Markt und Jahrmarkt hin. Jedes Wort für sich hat eine andere<br />
Bedeutung. So stammt das Wort panair aus dem Griechischen und bezeichnet den o^ora-artigen<br />
Markt der klassischen griechischen sowie der hellenistischen Zeiten und gleichzeitig auch den Austragungsort<br />
und den Anlass für das öffentliche Leben der Stadt. Das Wort trg hat seinen Ursprung<br />
im Slawischen und bezeichnet den Ort, an den die Waren aus der näheren und weiteren Umgebung<br />
zum Verkauf zusammengetragen wurden und ebenso auch den Ort, an dem sich die Käufer zum<br />
Warenerwerb trafen. Typisch ist, dass sich dieses Wort vor allem in Ortsnamen erhalten hat (Targoviste).<br />
Das dritte Wort für Markt im Bulgarischen heisst pazar. Es kommt aus dem Iranischen und<br />
wurde über das Türkische verbreitet. Auch dieses Wort ist als Ortsname bekannt (Pazardzsik).<br />
Der Warenaustausch, der sich im Mitteralter aus der Notwendigkeit heraus zwischen den<br />
Bewohnern der einzelnen Siedlungen in geringem Umfange entwickelt hatte, beruhte tatsächlich<br />
auf einem Austausch. Auch die wandernden Händler boten ihre Waren lieber zum Tausch feil<br />
(Metallinstrumente, anspruchsvollere Leder- und Textilmaterialien, Produkte, Glaswaren usw.).<br />
Auch auf den Märkten und Jahrmärkten, die sich zum 13. Jahrhundert herausgebildet hatten,<br />
blieb dieser tatsächliche Austausch erhalten, obgleich sich der Gebrauch von Geld immer mehr<br />
durchsetzte. Dieser war auf den bulgarischen Märkten und Jahrmärkten eng an die Herausbildiug<br />
und Entwicklung des bulgarischen Handels gebunden sowie an die Differenzierung der Produktion<br />
(Landwirtschaft und Handwerk). Die bulgarischen Märkte und Jahrmärkte stellten die Vermittler<br />
des sich über den Balkan nach Norden hin durchsetzenden mediterranen Warenaustausches dar.<br />
Demzufolge bildeten sich die bulgarischen Marktorte an der von Süden nach Norden führenden<br />
Hauptstrecken, beziehungsweise an den Kreuzungen wichtiger Strassen auf dem Festland heraus.<br />
Gewandte bulgarische Händler drangen schon im Mittelalter bis in das Karpatenbecken (Kronstadt)<br />
vor, während vor allem die Venezianer und Ragusaner Handel mit ihnen trieben.<br />
Die Türkenherrschaft setzte auch den bulgarischen Warenaustausch zugrunde. Allem voran<br />
wurde der Orientierung nach Norden im bulgarischen Handel ein Ende bereitet. Die bulgarischen<br />
Händler wurden in alle Winde zerstreut, und der bulgarische Handel wurde auf das Innere des Türkenreiches<br />
(Istambul) gerichtet. In den bulgarischen Gebieten, die unter türkische Oberherrschaft<br />
geraten waren, wurde jeglicher Handel aus dem Oxident untersagt; eine Ausnahme bildeten allein<br />
die Ragusaner, die während der gesamten Zeit der Türkenherrschaft in Bulgarien freien Handel<br />
treiben durften. So nahm der der bulgarische Handel immer mehr orientalischen Charakter an.<br />
In den Zentren der Siedlungen bildeten sich die sog. Tscharschien (bulg. : csarsia) heraus, das Oka-<br />
Mass-system verbreitete sich und die bulgarischen Landwirtschafts- und Handwerksprodukte<br />
gelangten in den Orient. In grösseren Orten entstanden neben den Tscharschien gewaltige Warenhallen,<br />
die sog. beziszten (Jambol, Schumen). Durch sie kam den Waren aus dem Orient im bulgarischen<br />
Warenaustausch eine immer grössere Rolle zu. Der Handel ging in die Hände der Griechen,<br />
Albanen, Armenier und Zinzaren über. Es entstanden grossartige türkische Handelsorte und Jahrmärkte,<br />
wie beispielsweise die bekannten Orte Usondshowo und Eski Dshumaja usw.<br />
In der Periode der „wasroshdenie", nach der Befreiung Bulgariens, hat der bulgarische Handel<br />
ebenfalls grosse Veränderungen und eine schnelle Entwicklung durchgemacht. Jede Art und Form<br />
des Warenaustausches brach mit dem orientalischen Charakter. Der aus dem früher in den Hintergrund<br />
gedrängten bulgarischen volkstümlichen Warenaustausch erwachsene neue bulgarische<br />
Handel hat wiederum die Richtung nach Norden eingeschlagen und ist so wieder z. B. auf der Donau<br />
bis Wien vorgedrungen. Auch in diesem sich erneuernden volkstümlichen bulgarischen Warenaustausch<br />
war lange Zeit der wirkliche Tausch lebendig. Im allgemeinen wurden Handwerksprodukte<br />
gegen Hirse, Linsen, Weizen, Quark, Käse usw. eingetauscht. Den höchsten Tauschwert besass