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Leibniz, Akademie-Ausgabe, 1704--1716

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172 transkriptionen 1703–<strong>1716</strong> N. 145<br />

Daß ich bißhero nicht fleißiger die ehre dero Correspondence genommen, macht das<br />

viel gehabte wunder meiner mutation, einige leibes unpäßlichkeit und das lerm wegen<br />

des H rn Grafen Giannini. Ewre Excell. wißen wohl was früh genug ihnen kund gethan, v.<br />

selbiges habe auch dem h rn vater nicht undeutlich zuverstehen gegeben da gerathen, sie<br />

5 cito zu sich kommen zu laßen. Allein seine Calmeuserey, da er ihnen so elende wechsels<br />

gesandt, daß sie auf unversehnen fall nie mahls einen pfennig übrig gehabt v. deßwegen<br />

ihre reise beynahe 12 wochen trainiren musten, hat ihm das unglück gemacht. Ich weiß<br />

wohl, daß man meine, ich habe ihn versteket v. wiße wo er sey: Alleine man irret sehr v.<br />

wißen es auch Churf. Durch. beßer. Indeßen kann im vertrauen berichten, welches aber<br />

10 aller Welt in specie dem h rn Grafen zu verhehlen bitte, daß er eine hohe protection hat,<br />

v. ist glaube ich sein dessein schon exequiret. Wenn sein h. vater recht nachdencket v.<br />

auch aufs zeitliche siehet, so dürffte es ihm mit der zeit nicht gereuen. Ich kann nicht sagen,<br />

wie er sich bey verschiedenen hohen Personen auf wunderliche art insinuiret, die viel<br />

guts von ihm reden v. mit geld v. allem heimlich assistiren, wie ich solches in wenig tagen<br />

15 erfahren. Er ist sonst ein recht artiger h r . Der h. vater solte sich schämen, daß er sie so<br />

schlawisch gehalten. Der ältere ist sehr devot, schreibet offt an mich, er hat aber auch vor<br />

h rn vatern einen solchen greuel, daß er ein mönch zu werden resolviret, wenn ich nicht mit<br />

aller macht es wieder rathen. Da er sie so wunderlich tractiren wolte, hätter er sie nicht<br />

weit weg senden sollen. Ich habe ihnen alles gutes gethan v. hätten sie ohne mich bey der<br />

20 elenden menage weder ehre noch respect weder an den höfen weder in Helmstet gehabt.<br />

Doch was halte ich mich mit diesen kleinigkeiten auf, da Ewrer Excell. den unvermutheten<br />

v. mir so schmertzlichen todt unser weyland gnädigsten Churfürstin zu berichten<br />

habe. Es ist dieselbe vorgestern als den 8. hujus im Garten mit der Churprintzeßin v.<br />

Gräfin von der Bikeburg v. andern spatzieren gegangen. Im gehen sagt sie; es gefalle ihr<br />

25 die schöne luft so wohl, bald drauf sagt sie: Ey und sinket zugleich in der Churprintzeßin<br />

arm auf einmahl erstarrt v. todt. Gott weiß wie jederman sie beklaget, gestern Nacht<br />

ist sie in der stille zwischen 1 v. 2 uhr beygesetzt. Der Gantze Hof ist untröstlich. Den<br />

verfloßenen 7 ten habe ich sie noch den gantzen nachmittag gesprochen v. munter v. wohl<br />

befunden; da wir noch viel gutes von Ew r Excell. redeten, wegen der controvers mit M r<br />

30 Newton. Der Churfürst war auch dabey, beyliegende verse habe auf sie gemacht v. übersende<br />

sie Ew r Excell. censur. H. Hodann hat eine tour nach Braunschweig in seinen privat<br />

sachen gethan. Daß ich den du Chesne endlich vor 102 T? n erhandelt, wird er berichtet<br />

haben. In migrationibus gentium durch v. neben diesen landen habe allerley ausgeklaubet<br />

so Ew r Excell. vieleicht nicht unangenehm seyn wird. Mich verlanget sehr nach dero<br />

1. 9. 2005

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