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Leibniz, Akademie-Ausgabe, 1704--1716

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104 transkriptionen 1703–<strong>1716</strong> N. 90<br />

anbefohlne Amts-Arbeit verrichtet in Sanftmuth und Weisheit; einfolglich haben sie, so<br />

viel uns wissend, der Obrigkeit nie ursache gegeben über sie zu klagen; wie es uns denn<br />

auch bedürffenden Fall nicht schwer seyn würde, beydes in Ungarn und Siebenbürgen<br />

manche zu benennen, die hier studiret und sich hernach so verhalten, daß auch andern<br />

5 ein gut exempel von ihnen hätten nehmen können.<br />

Deßen unerachtet zeiget nun die Sache des Hermannstädtischen Professoris und seines<br />

Collegen, welcher gestalt die chimere vom pietismo zum praetext dienen müsse, dieienigen,<br />

so hier studiret, zu drücken, ja gar öffentlicher bedienungen dieselbe als irrige<br />

leute unwehrt zu erklären. und gleichsam in den bann zu thun. Und hat man auch in<br />

10 dem Königreich Ungarn albereit eine Zeit her die studirende vor dieser universitaet unter<br />

dem blosen praetext des pietismi gewarnet, und die innigen, so hier gewesen, in die<br />

Furcht gebracht, daß sie keine Beförderung in patria würden zugewarten haben. Es ist<br />

uns auch nicht unbekant, daß einige unruhige Theologi in Teutschland schuld dran sind,<br />

als welche, wie sie des hochverdienten sel. D. Speners nicht nicht verschonet, also auch<br />

15 unsere Universitaet in Ungarn und Siebenbürgen aufs unbilligste denigriret, davon wir<br />

so gar einige riginalia in händen haben.<br />

Nun wissen Ew. Excell. von selbst, sodaß es unserer demonstration nicht bedarff, wie<br />

daß pietismus nichts anderes sey, als nomen, quo homines improbi his temporibus studium<br />

sacrarum litterarum, et verae pietatis, hominibus incautis et credulis suspectum reddunt;<br />

20 wie es einer nach der Wahrheit definiret hat. Doch weil dieser name zu erst in Leipzig<br />

entstanden und also die Leipziger Theologi sichere information davon geben können,<br />

erkühne ich mich ein Informat der Theologischen Facultaet zu Leipzig bey zu fügen. und<br />

da anno 1700. hieselbst eine Commission zu recht gründlicher Untersuchung der gantzen<br />

Sache angestellet worden, und darauf von dem damalichen Churfürsten Friederich dem<br />

25 III etwas publiciret und von den Cantzeln verlesen worden, darin in specie die Reinigkeit<br />

unserer des hiesigen Theologorum lehre attestiret, der Pietismus aber als eine zur lautern<br />

calumnie öffentl. erkläret worden; so habe auch solches Churfürstl. Manifest beylegen<br />

wollen. Sonst wird Ew r Excell. nicht unbekant seyn, wie nicht nur der sel. D. Spener<br />

in seinen Theol. Bedencken und in einer a part edirten historia pietismi, sondern auch<br />

30 der so sehr berühmten sel. H. von Seckendorf in einem tractat, so er wieder eine Schrift,<br />

imago pietismi genannt, herausgegeben, die rechte reine Wahrheit von diesem gantzen<br />

handel ans helle licht gestellet haben.<br />

Da nun über dieses Ew. Excell. hieselbst in Person gewesen, wie die Ehre gegeben,<br />

meine zur verzweiflung der Armen und Erziehung der Jugend gemachte Anstalten in<br />

1. 9. 2005

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