Programme du soir (PDF) - Philharmonie Luxembourg

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Album «Chaal Baby» aus dem Jahr 2010 gleich von einer Vielzahl
von Musikjournalisten auf Platz eins der Weltmusik- und Jazzver-
öffentlichungen gehoben wird. Red Baraats musikalisches Voka-
bular verschiedenster Farben changiert auch auf der CD zwischen
Hochgeschwindigkeits-Stücken, wie etwa das titelgebende «Chaal
Baby» oder «Punjabi Wedding Song (Balle Balle)» und langsamen,
schleichenden Liedern, wie das hymnische «Samaro Mantra». Was
live als unerhörtes klangtechnisches Naturereignis daherkommt,
steigert auch konserviert die Lust auf wildes Tanzen.
Späte Wiedergutmachung und der indische Traum
Dieser grandiose, weltweite Erfolg von Red Baraat ist für Sunny
Jain auch eine späte Wiedergutmachung. «Musik überhaupt, aber
speziell die Dhol’n’Brass-Klänge von Red Baraat haben meine indischen
Wurzeln mit meinen amerikanischen versöhnt», sagt Sunny Jain eher
freudig, als nachdenklich, «doch vergesse ich nie, wie ich als Heranwach-
sender nie verstanden habe, dass in unseren Garten in Brooklyn Rauch-
bomben flogen, unser Haus mit der Aufschrift ‹Fucker› beschmiert wurde
und mein Großvater aufgrund seiner traditionellen indischen Kleidung
als Schlafanzugmann beschimpft wurde. Wir Inder hatten es vor allem
auch deshalb so schwer, weil die Leute nicht wussten, was genau wir den
sind: Schwarze, Latinos oder Asiaten. Als ich mich zum ersten Mal mit
einer weißen Frau traf, riefen sie ‹Nigger-Lover› hinter ihr her.»
Dass all diese rassistischen Ressentiments, wenn nicht überwunden,
so doch zumindest aufgebrochen werden können, zeigt die Kraft,
die Musik entfalten kann. Doch an einem Ort ist es Red Baraat
noch nicht gelungen, diese Kraft ausspielen zu können. «Ich will
mit Red Baraat dort spielen, wo diese Hochzeitsmusik ursprünglich her-
kommt, in Indien», erzählt Sunny Jain, «wir wollen dort spielen, wo
Hochzeitsmusiker nicht das Ansehen genießen, dass wir uns inzwischen
erarbeitet haben.»
Doch vorher steht Luxemburg auf dem Reiseplan. Und auch dort
wird die Musik von Red Baraat fröhlich, lustvoll und verdammt
laut sein.