Sicherheit Sécurité Sicurezza - Swissi

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30.12.2012 Views

| TIPPS DER POLIZEI SICHERHEIT 2009_2 6 SECURITY Einfache Präventionsmassnahmen Um gefährliche Situationen zu vermeiden, rät die Stadtpolizei Zürich: Den Arbeitsplatz sicher einrichten • Richten Sie den Arbeitsplatz übersichtlich und freundlich ein. • Räumen Sie gefährliche Gegenstände weg (Brieföffner, Aschenbecher). • Ermöglichen Sie durch die Sitzordnung Distanz. • Schaffen Sie Fluchtwege für sich und für Ihr Gegenüber. Sich gut organisieren • Führen Sie schwierige Gespräche nicht zu Randzeiten durch. • Bitten Sie die Kollegen, auf die Lautstärke des Gesprächs zu achten. • Bereiten Sie sich gut vor. • Vermeiden Sie unnötige Wartezeiten. • Lassen Sie die Türe offen. • Führen Sie Gespräche mit aggressiven Personen im sitzen durch. • Ziehen Sie bei sehr schwierigen Gesprächen die Polizei bei. Sicher auftreten • Halten Sie immer eine Armlänge Distanz zum Klienten. • Fassen Sie den Klienten nicht an. • Schauen Sie Ihr Gegenüber direkt an. Stehen oder sitzen Sie aufrecht und selbstbewusst. Professionell handeln • Versetzen Sie sich ins Gegenüber, und hören Sie aktiv zu. • Fragen Sie bei Unklarheiten nach. • Ihre Körpersprache soll Aufmerksamkeit und Respekt ausdrücken. • Nehmen Sie das Gegenüber ernst, und haben Sie keine Vorurteile. • Begründen Sie Entscheide. • Vermeiden Sie ironische und negative Bemerkungen. • Lassen Sie sich nicht provozieren, nehmen Sie nicht alles persönlich. • Wenn Sie verärgert sind, atmen Sie tief durch, bevor Sie etwas sagen. • Spielen Sie nichts vor. • Versprechen Sie nichts, das Sie nicht halten können. • Verwenden Sie keinen Fachjargon. • Hinterfragen Sie Ihr Verhalten: Mache ich verständlich, worum es mir geht und weshalb ich so handle? «Frau» weg – mit der Begründung, sie sei keine Respektsperson. Auf die Ausfälligkeiten reagiert die Sozialarbeiterin ganz unterschiedlich: Sie verweigert das Gespräch oder ignoriert die Respektlosigkeit, «um die angespannte Situation zu entschärfen». Manchmal lacht sie auch einfach los. «Es gibt keine Standardlösung. Man muss ein Gespür entwickeln, ob es im Einzelfall besser ist, Verständnis zu zeigen oder autoritär zu sein.» Zu berücksichtigen sei auch, wo ein Klient stehe, was drin liege, was nicht. «Man muss immer das Ziel vor Augen behalten.» Weder tabuisiert noch individualisiert Vor kurzem ist Susanne Zaugg von einem Klienten massiv bedroht worden. Zuerst beleidigte er sie schwer, dann hat er am Eingang auf die verschlossene Glastüre eingeschlagen. Grund der Aggression war, dass es ihm nicht gelang, der Exfrau das gemeinsame Kind wegzunehmen. Der Mann hat Hausverbot bekommen. Taucht er wieder auf, so wird die Polizei gerufen. Die Sanktion hat gewirkt; der Mann hat sich nicht mehr gemeldet. «Er hat wohl aufgehört, weil er gemerkt hat, dass er damit nicht zum Ziel kommt», vermutet Susanne Zaugg. Unterstützt werden die Mitarbeitenden der Sozialen Dienste der Stadt Zürich seit vier Jahren durch ein abteilungsübergreifendes Sicherheitskonzept. Sein Grundsatz: Gegen Drohungen und Gewalt nimmt die Verwaltung eine klare Haltung ein, die Vorkommnisse dürfen nicht tabuisiert und nicht individualisiert werden. Zum Sicherheitskonzept gehören – wie üblich – baulich-technische, organisatorische und Verhaltensmassnahmen. So werden alle Mitarbeitenden in den ersten zwei Arbeits - wochen ins Sicherheitskonzept eingeführt und geschult, wie man präventiv und im Notfall mit Eskalationen umgeht. Wer möchte, kann sich auch in gewaltfreier Kommunikation und in Selbstverteidigung weiterbilden. Als organisatorische Massnahme ist etwa vorgesehen, dass schwierige Gespräche zu zweit, in Anwesenheit der SIP (die mobile Einsatztruppe «Sicherheit Intervention Prävention») oder der Polizei geführt werden. Wenn jemand aggressiv wird, kann ihm ein Hausverbot auferlegt werden. Ausserdem haben die Quartierteams Notfallkonzepte, damit sie im Ernstfall schnell und richtig handeln können. Zu den technischen Sicherheitsmassnahmen gehören etwa Videoüberwachung und Alarmsysteme, als bauliche Massnahme können Schutzscheiben am Schalter eingesetzt werden. Die Immobilien-Bewirtschaftung der Stadt Zürich hat dafür extra Standards entwickelt (Kasten S. 9).

Zur Seite steht der Verwaltung auch die Kriminalberatung der Stadtpolizei Zürich. Sie gibt Tipps (Kasten S. 6 und 8), wie man Frühwarn symptome für Stress und Gewaltbereitschaft bei Klienten erkennt, wie man den Arbeitsplatz sicher einrichtet, ein Notfallkonzept entwickelt etc. Verwaltungsangestellte, die schwierige Klienten betreuen oder sich unsicher fühlen, können einen Kurs der Firma YourPower in Winterthur besuchen, wo sie lernen, Konfliktsituationen zu vermeiden, Kommunikationstechniken anzuwenden und sich im Notfall selbst zu verteidigen. Der Kriminalberater Hugo Schenk hat mit diesen Trainings sehr gute Erfahrungen gemacht: «Sie helfen, zu erkennen, wie sich jemand aufbaut und was man dagegen tun kann.» Die Angst, solche Kurse würden Ängste schüren, sei unbegründet. Abklärung durch Task-Force «Gewalt» Stösst ein Klient Drohungen aus, wird er vor die Abteilungsleitung zitiert. «Wir raten den Ange - stellten auch, Anzeige zu erstatten», sagt Hugo Schenk. Bei schweren Fällen wird die Task-Force «Gewalt» der Stadt Zürich eingeschaltet, die aus Mitgliedern der Stadtpolizei, der Direktorin der Sozialen Dienste Rosann Waldvogel sowie dem Chef des Stadtärztlichen Diensts Albert Wettstein besteht. Dieses Team entscheidet, welche Massnahmen getroffen werden. So klärt der Stadtarzt ab, wie gefährlich ein Täter ist, und wendet dabei wis- senschaftliche Kriterien der Risikoevaluation an. Er besucht die Leute zu Hause, spricht mit ihren Angehörigen und liest ihre Schriften. Dabei werden u.a. die Gewaltgeschichte und die Art der psychischen Erkrankung berücksichtigt. «Wenn z.B. eine Persönlichkeitsstörung und eine Suchtproblematik zusammen kommen, dann ist das Risiko einer Gewalttat grösser», sagt Albert Wettstein. Gefährliche Leute werden wegen Fremdgefährdung durch einen fürsorgerischen Freiheitsentzug in die Psychiatrie eingewiesen. Ins Gefängnis kommen sie nur selten. «Die Täter sind meist in einem psychischen Ausnahmezustand», erklärt Wettstein. Häufig sind solche Fälle aber nicht; die Anzahl pro Jahr kann an einer Hand abgezählt werden. Während grosse Städte wie Zürich auf eigene Spezialisten zurückgreifen können, fehlt kleineren Gemeinden meist das Know-how für die Entwicklung eines Sicherheitskonzepts. Sie können z.B. spezialisierte Ingenieurbüros oder das Sicherheitsinstitut beiziehen. «Zusammen mit dem Kunden definieren wir zuerst die Ziele: Welche Sicherheit will man erreichen?», erklärt Uwe Maier vom Sicherheitsinstitut. Der Security-Spezialist stellt oft fest, dass die Kunden gar nicht wissen, welche Gefahren bestehen. Doch nicht alle Risiken sind auch wirklich relevant. Auch würden die Kosten der gewünschten Verbesserungen oft das Budget übersteigen. «Die Massnahmen können aber auch schrittweise eingeführt werden, z.B. wenn eine Renovation an- W Sicherer Arbeitsplatz: Distanz zur Klientin, nähe zur Tür und soziale Kontrolle dank Glaswand im Hintergrund (gestellte Situation). W Place de travail sécurisée: distance par rapport à la cliente, proche de la porte et contrôle social grâce à la paroi vitrée à l’arrière plan (une scène reconstituée). W Posto di lavoro sicuro: distanti dalla cliente, vicini alla porta e controllo sociale grazie alla parete a vetri alle spalle (scena ricostruita). 7 SICHERHEIT 2009_2

Zur Seite steht der Verwaltung auch die Kriminalberatung<br />

der Stadtpolizei Zürich. Sie gibt Tipps<br />

(Kasten S. 6 und 8), wie man Frühwarn symptome<br />

für Stress und Gewaltbereitschaft bei Klienten erkennt,<br />

wie man den Arbeitsplatz sicher einrichtet,<br />

ein Notfallkonzept entwickelt etc. Verwaltungsangestellte,<br />

die schwierige Klienten betreuen oder<br />

sich unsicher fühlen, können einen Kurs der Firma<br />

YourPower in Winterthur besuchen, wo sie lernen,<br />

Konfliktsituationen zu vermeiden, Kommunikationstechniken<br />

anzuwenden und sich im Notfall<br />

selbst zu verteidigen. Der Kriminalberater Hugo<br />

Schenk hat mit diesen Trainings sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht: «Sie helfen, zu erkennen, wie sich<br />

jemand aufbaut und was man dagegen tun kann.»<br />

Die Angst, solche Kurse würden Ängste schüren, sei<br />

unbegründet.<br />

Abklärung durch Task-Force «Gewalt»<br />

Stösst ein Klient Drohungen aus, wird er vor die<br />

Abteilungsleitung zitiert. «Wir raten den Ange -<br />

stellten auch, Anzeige zu erstatten», sagt Hugo<br />

Schenk. Bei schweren Fällen wird die Task-Force<br />

«Gewalt» der Stadt Zürich eingeschaltet, die aus<br />

Mitgliedern der Stadtpolizei, der Direktorin der Sozialen<br />

Dienste Rosann Waldvogel sowie dem Chef<br />

des Stadtärztlichen Diensts Albert Wettstein besteht.<br />

Dieses Team entscheidet, welche Massnahmen<br />

getroffen werden. So klärt der Stadtarzt ab,<br />

wie gefährlich ein Täter ist, und wendet dabei wis-<br />

senschaftliche Kriterien der Risikoevaluation an.<br />

Er besucht die Leute zu Hause, spricht mit ihren<br />

Angehörigen und liest ihre Schriften. Dabei werden<br />

u.a. die Gewaltgeschichte und die Art der psychischen<br />

Erkrankung berücksichtigt. «Wenn z.B.<br />

eine Persönlichkeitsstörung und eine Suchtproblematik<br />

zusammen kommen, dann ist das Risiko einer<br />

Gewalttat grösser», sagt Albert Wettstein. Gefährliche<br />

Leute werden wegen Fremdgefährdung<br />

durch einen fürsorgerischen Freiheitsentzug in die<br />

Psychiatrie eingewiesen. Ins Gefängnis kommen<br />

sie nur selten. «Die Täter sind meist in einem psychischen<br />

Ausnahmezustand», erklärt Wettstein.<br />

Häufig sind solche Fälle aber nicht; die Anzahl pro<br />

Jahr kann an einer Hand abgezählt werden.<br />

Während grosse Städte wie Zürich auf eigene Spezialisten<br />

zurückgreifen können, fehlt kleineren Gemeinden<br />

meist das Know-how für die Entwicklung<br />

eines <strong>Sicherheit</strong>skonzepts. Sie können z.B. spezialisierte<br />

Ingenieurbüros oder das <strong>Sicherheit</strong>sinstitut<br />

beiziehen. «Zusammen mit dem Kunden definieren<br />

wir zuerst die Ziele: Welche <strong>Sicherheit</strong> will man erreichen?»,<br />

erklärt Uwe Maier vom <strong>Sicherheit</strong>sinstitut.<br />

Der Security-Spezialist stellt oft fest, dass die<br />

Kunden gar nicht wissen, welche Gefahren bestehen.<br />

Doch nicht alle Risiken sind auch wirklich relevant.<br />

Auch würden die Kosten der gewünschten<br />

Verbesserungen oft das Budget übersteigen. «Die<br />

Massnahmen können aber auch schrittweise eingeführt<br />

werden, z.B. wenn eine Renovation an-<br />

W<br />

Sicherer Arbeitsplatz:<br />

Distanz zur Klientin, nähe<br />

zur Tür und soziale<br />

Kontrolle dank Glaswand<br />

im Hintergrund (gestellte<br />

Situation).<br />

W<br />

Place de travail sécurisée:<br />

distance par rapport à la<br />

cliente, proche de la porte<br />

et contrôle social grâce<br />

à la paroi vitrée à l’arrière<br />

plan (une scène reconstituée).<br />

W<br />

Posto di lavoro sicuro:<br />

distanti dalla cliente,<br />

vicini alla porta e controllo<br />

sociale grazie<br />

alla parete a vetri alle<br />

spalle (scena ricostruita).<br />

7 SICHERHEIT 2009_2

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