Sicherheit Sécurité Sicurezza - Swissi
Sicherheit Sécurité Sicurezza - Swissi
Sicherheit Sécurité Sicurezza - Swissi
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
SICHERHEIT 2009_2<br />
24<br />
PORTRÄT<br />
und Vergolder und arbeitet als Kirchenrestaurator,<br />
die Mutter als Hausangestellte. Die Eltern legen viel<br />
Wert auf eine gute Ausbildung ihrer drei Töchter<br />
und des Jüngsten.<br />
«Schon früh bewegte ich mich im Umfeld des Klosters,<br />
etwa beim Ministrieren, aber auch als Sänger<br />
im Knabenchor von Pater Roman. Als Schüler nahmen<br />
wir damals oft an Gottesdiensten im Kloster<br />
teil. Wie die Mönche beteten, machte mir Eindruck,<br />
sprach mich persönlich an.» Der junge Mann besucht<br />
das Gymnasium an der Stiftsschule.<br />
Auf religiöse Fragen sucht er Antworten und entschliesst<br />
sich im Alter von 20 Jahren, Benediktinermönch<br />
zu werden. Auf das Noviziat folgen die innerklösterliche<br />
und die theologische Ausbildung,<br />
mehrheitlich in Einsiedeln, teilweise auch in Salzburg.<br />
Pater Georg imponiert und stimmt zuversichtlich,<br />
dass für die Mönche gerade im Alter gut<br />
gesorgt ist und dass sie ins Gemeinschaftsleben<br />
einbezogen bleiben, auch wenn sie nicht mehr produktiv<br />
sind. Insgeheim stellt er sich vor, einmal an<br />
der Schule aktiv zu werden. Wer dafür infrage<br />
kommt, hat als Klassenlehrer auf der ersten Gymnasialstufe<br />
eine Probezeit zu bestehen. Er unterrichtet<br />
Mathematik, Latein und Religion. Offensichtlich<br />
ist man der Meinung, er sei als Lehrer<br />
geeignet.<br />
Der Rektor versucht, ihm ein Altphilologiestudium<br />
schmackhaft zu machen. «Ich war aber sehr froh<br />
um seinen Zusatz, es müsse mir aber Freude<br />
machen, sah ich mich selbst doch eher in den<br />
Naturwissenschaften oder im Kunstgewerbe.» Der<br />
damals noch aktive Chemielehrer ist bereits 73jährig,<br />
was ihm den Weg zum Chemiestudium in<br />
Freiburg öffnet. Klar, wer ins Kloster geht, weiss,<br />
dass er sich für alle anstehenden Bedürfnisse zur<br />
Verfügung stellen muss. «Anderseits merkte ich<br />
aber, dass die Vorgesetzten froh waren, wenn ein<br />
Mönch seine eigenen Bedürfnisse und Vorlieben<br />
äussert.»<br />
Chemielehrer an der Stiftsschule<br />
Nun ist er Chemielehrer an den drei obersten Jahrgängen<br />
des Gymnasiums und freut sich über die Vitalität<br />
seiner Schülerinnen und Schüler, auch wenn<br />
diese zuweilen zu überborden droht. Maturandin<br />
Maximiliane Barth schätzt, dass mit Pater Georg<br />
viel gelacht wird. Dennoch fordere er viel, erkläre<br />
manchmal sehr schnell und verlange, dass sie alle<br />
erteilten Aufgaben zuverlässig machten. Jennifer<br />
Lang aus derselben Klasse schätzt ihn als absolut<br />
kompetenten Chemielehrer. «Er ist auch unser<br />
Klassenlehrer, und ich erlebe ihn als sehr interessierten<br />
Menschen. Passiert Unangenehmes, wird es<br />
besprochen, und meistens lässt er ein Türchen offen,<br />
damit Fehlbare ihr Gesicht wahren können. Als<br />
wir mit ihm in Faido im Schullager weilten, war der<br />
im Unterricht sonst recht strenge Pater bezüglich<br />
Nachtruhe überraschend grosszügig: Er legte sich<br />
mit eingelegten Ohropax schlafen, hatte damit seine<br />
Ruhe, und wir konnten ungehindert Musik hören.»<br />
In der Leventina waren die Patres Georg und Alois<br />
schon in jungen Jahren einmal unterwegs. Alois<br />
Kurmann lacht: «Als wir in unseren Ferien vom<br />
Verzascatal ins Haupttal hinübergelangen wollten,<br />
wies uns ein schwarzer Strich (!) auf der Schweizerkarte<br />
scheinbar die Richtung. Wir stiegen immer<br />
höher und gelangten ins Gebiet der Cima di<br />
Rierna. Es wurde Abend, weit und breit kein Weg<br />
und keine vernünftige Übernachtungsgelegenheit.<br />
In einem seit langem nicht mehr genutzten Schaf -<br />
stall versuchten wir, mit wenig Erfolg zu schlafen.<br />
Am andern Tag erreichten wir doch noch die Leventina.<br />
Als wir in einer Wirtschaft unser Abenteuer<br />
erzählten, lachten sich die Einheimischen<br />
den Bauch voll, habe sich doch in den letzten<br />
15 Jahren sicher niemand mehr über diese Route<br />
gequält. Heute ist Pater Georg einer, der über die<br />
Sachen gründlich reflektiert. Er ist sehr präzis in<br />
seinen Aussagen, manchmal etwas überspitzt, versucht<br />
aber immer, alle Aspekte einer Sache einzubeziehen.»<br />
Im Rückblick auf seine eigene Schulzeit im Kloster<br />
sieht Pater Georg viele Veränderungen. Die Anforderungen<br />
sind enorm gestiegen. «Will ein Schüler<br />
in meinem Fach in die Breite gehen, hat er sehr viel<br />
zu tun. Leider merken das nicht alle …» Im Rahmen<br />
der schweizerischen Gymnasiallehrerkurse,<br />
der innerschweizerischen Chemielehrerkolloquien<br />
oder von Lehrveranstaltungen an der ETH bildet er<br />
sich weiter. Der fachliche und menschliche Austausch<br />
mit Berufskollegen ist ihm wichtig.<br />
Berufsleben und Mönchsdasein<br />
Wie bringt der Chemielehrer seinen Beruf mit dem<br />
Tagesablauf des Mönchs in Einklang, stehen doch<br />
mindestens fünf wichtige Gebetszeiten im Tagesprogramm?<br />
Auch vom Benediktinerpater Georg<br />
wird erwartet, dass er zu den Hauptgebeten erscheint,<br />
sofern er nicht beruflich unabkömmlich<br />
ist. Sein Pensum ist umfangreich. Nicht verwunderlich<br />
also, wenn gelegentlich das Bedürfnis besteht,<br />
ein gemeinsames Essen auszulassen, um in der<br />
Ruhe des Chemievorbereitungszimmers zu sich<br />
finden zu können. «Manchmal koche ich mir dort<br />
einen Teller Spaghetti, frei nach dem Prinzip,<br />
‹Selbst ist der Mann!›» Und Markus Diem, aktueller<br />
Klosterfeuerwehrkommandant, spöttelt: «Bei