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14<br />

BIEL BIENNE <strong>21</strong>. MAI <strong>2024</strong><br />

CINÉMA<br />

Isabelle Huppert – für einmal<br />

kein Spitzenplatz.<br />

VON<br />

LUDWIG<br />

HERMANN<br />

Sie ist (beinahe) immer gut:<br />

Ob Isabelle Huppert eine Heilige<br />

oder eine Sünderin spielt, eine<br />

Richterin oder eine Gefangene<br />

– sie ist echt, sie ist glaubwürdig.<br />

«Schauspielern», sagte Huppert<br />

mal in einem Interview, «das ist<br />

für mich kein anderes Leben,<br />

das bin ich selbst!»<br />

Das hat sie schon 1977 bewiesen,<br />

als 24-Jährige in Claude<br />

Gorettas «La Dentellière» (Die<br />

Spitzenklöpplerin), einem<br />

Schweizer Film, der unvergesslich<br />

bleibt, der Start in eine<br />

grosse Karriere. In Hupperts weit<br />

über hundert Spielfilmen gibt es<br />

aber auch «Stolperer». Rollen,<br />

auf die der Publikumsliebling<br />

besser verzichtet hätte. Wie jetzt<br />

in «Sidonie au Japon».<br />

«Graue Maus». Als Schriftstellerin<br />

Sidonie Perceval schlüpft<br />

die heute 71-jährige Isabelle Huppert<br />

in eine Rolle, in der sie sich<br />

nicht entfalten kann. Ein Part,<br />

der sie zwingt, anfänglich wie<br />

eine «graue Maus» zu erscheinen.<br />

Wenn sie ihr Reiseziel Japan<br />

erreicht hat, wandelt sich die<br />

«graue Maus» in eine leidende,<br />

Mitleid erregende Diva, die den<br />

Tod ihres Ehemanns nicht verkraften<br />

kann.<br />

«Sidonie San». Für<br />

die Neuauflage ihres Romans<br />

«La Silhouette» ist Sidonie nach<br />

Japan eingeladen und vom Lektor<br />

des Verlags empfangen worden.<br />

Der überkorrekte Herr Kenzo<br />

(Tsuyoshi Ihara) wird die Autorin<br />

nach Kyoto führen, wird<br />

sich bei jeder Gelegenheit vor<br />

ihr verbeugen, wird sie ins Hotel<br />

und zu Interviews begleiten – wird<br />

24 Stunden pro Tag für «Sidonie<br />

San» verfügbar sein. Trotz<br />

allen strengen japanischen Anstandsregeln:<br />

Der Beginn einer<br />

grossen Liebschaft?<br />

Die französische Regisseurin<br />

und Drehbuchautorin Elise<br />

Girard sagt vorerst: «Nein!»<br />

Und schickt eine dritte Figur<br />

ins Rennen: Sidonies bei einem<br />

Verkehrsunfall verstorbenen<br />

Ehemann Antoine, jetzt ein<br />

Phantom (August Diehl). Blass,<br />

stets in einen beigen Anzug gehüllt,<br />

bildet der Rückkehrer – nur<br />

für Sidonie sichtbar – den (ermüdenden)<br />

roten Faden im Film.<br />

Positives? «Sidonie au<br />

Japon»: ein verunglückter<br />

Versuch über Loslassen und<br />

Sidonie au Japon HH<br />

den Neuanfang im Leben; ein<br />

harmloser Abstecher ins Horrorfach;<br />

Werbung für Japan.<br />

Und vor allem ein Film mit<br />

einer Hauptdarstellerin, die<br />

sich vermutlich schon auf ihre<br />

nächste, attraktivere Rolle freut.<br />

Und: Gibt es auch Positives zu<br />

vermelden – wenigstens eine aufmunternde<br />

Szene? Gewiss. Wenn<br />

Sidonie ihren phantomhaften<br />

Antoine im Kofferraum von<br />

einem Reisebus sucht. n<br />

Darsteller/Distribution: Isabelle Huppert,<br />

Tsuyoshi Ihara, August Diehl<br />

Buch & Regie/Scénario & réalisation:<br />

Elise Girard (2023)<br />

Dauer/Durée: 90 Minuten/90 minutes<br />

Demnächst im Kino/<br />

Prochainement au cinéma<br />

Isabelle Huppert pour une fois<br />

pas au mieux de sa forme.<br />

PAR<br />

LUDWIG<br />

HERMANN<br />

Hauptsitz: Postfach, 3074 Muri b. Bern • Büro: Südstrasse 8, 3250 Lyss • Tel.: 032 387 06 76<br />

Die Schriftstellerin<br />

und ihr<br />

Ehemann,<br />

ein Phantom<br />

(Isabelle<br />

Huppert,<br />

August<br />

Diehl).<br />

L’écrivaine<br />

et le fantôme<br />

de<br />

son mari,<br />

(Isabelle<br />

Huppert<br />

et August<br />

Diehl).<br />

Quoi qu’elle fasse, elle est<br />

(presque) toujours excellente.<br />

Quand Isabelle Huppert joue<br />

le rôle d’une sainte ou d’une<br />

pécheresse, d’une juge ou<br />

d’une prisonnière, elle est<br />

authentique et crédible. «Être<br />

actrice», a-t-elle dit un jour lors<br />

d’une interview, «ce n’est pas<br />

une autre vie que la mienne,<br />

c’est moi-même!»<br />

Elle l’a déjà prouvé en 1977<br />

à 24 ans, dans «La Dentellière»<br />

de Claude Goretta, un film<br />

suisse qui reste inoubliable.<br />

Le début d’une grande carrière.<br />

Mais parmi la centaine<br />

de longs métrages qu’elle a<br />

tournés, il est arrivé qu’Isabelle<br />

Huppert se méprenne.<br />

Des rôles dont la bien-aimée<br />

du public aurait bien pu se<br />

passer. Comme aujourd’hui<br />

dans «Sidonie au Japon».<br />

Insignifiante. Isabelle<br />

Huppert, 71 ans, s’est glissée<br />

dans la peau de l’écrivaine<br />

Sidonie Perceval, un rôle pas<br />

fait pour qu’elle s’épanouisse,<br />

mais qui la contraint, tout au<br />

contraire, à l’insignifiance<br />

dès le début. Lorsqu’elle<br />

arrive au Japon, la voilà qui<br />

se transforme en diva souffrante<br />

qui ne parvient pas<br />

à surmonter la mort de son<br />

mari. Elle inspire la pitié.<br />

«Sidonie San». Pour<br />

la réédition de son roman<br />

«La Silhouette», Sidonie a été<br />

invitée au Japon et reçue par le<br />

lecteur de la maison d’édition.<br />

Le très correct Monsieur Kenzo<br />

(Tsuyoshi Ihara) la conduit à<br />

Kyoto et ne cesse de lui faire<br />

des courbettes, l’accompagne<br />

à l’hôtel, aux interviews et<br />

reste disponible vingt-quatre<br />

heures sur vingt-quatre pour<br />

«Sidonie San». Malgré toutes<br />

les règles strictes de la bienséance<br />

japonaise, la question<br />

se pose: est-ce là le début d’une<br />

histoire d’amour?<br />

La réalisatrice et scénariste<br />

française Élise Girard dit non<br />

en envoyant un troisième<br />

personnage dans l’histoire:<br />

Antoine, le mari de Sidonie<br />

décédé dans un accident de<br />

la route qui erre désormais<br />

en tant que fantôme (August<br />

Diehl). Pâle, toujours vêtu<br />

d’un costume beige, le revenant,<br />

visible uniquement de<br />

Sidonie, constitue le fil rouge<br />

qui finit par lasser.<br />

Points positifs? Au final<br />

«Sidonie au Japon» est la tentative<br />

ratée d’un lâcher prise pour<br />

prendre un nouveau départ<br />

dans la vie. Une incursion inoffensive<br />

dans le domaine de<br />

l’horreur, ainsi qu’une publicité<br />

pour le Japon. Et avant tout<br />

autre chose, l’interprétation<br />

d’une actrice qui doit probablement<br />

se réjouir de passer à<br />

un rôle plus séduisant. Trouvet-on<br />

tout de même des points<br />

positifs, telle qu’une scène<br />

aguichante? Certainement.<br />

Lorsque Sidonie cherche le<br />

fantôme de son Antoine dans<br />

le coffre d’un autocar. n<br />

Ein herzerwärmendes<br />

Plädoyer für die Handicapierten.<br />

VON<br />

MARIO<br />

CORTESI<br />

Eigentlich keine grosse<br />

Geschichte. Ein Vater verübt<br />

mit seinem Sohn (Artus) einen<br />

Überfall auf eine Bijouterie.<br />

Um der Polizei zu entkommen,<br />

suchen sie Zuflucht in<br />

einem Reisebus, der junge Behinderte<br />

mit ihren Betreuern<br />

in ein Ferienlager fahren soll.<br />

Der Vater gibt sich als Betreuer<br />

seines erwachsenen Sohnes<br />

aus, der irrtümlicherweise für<br />

einen bis zur Abfahrt nicht<br />

eingetroffenen Behinderten<br />

akzeptiert wird.<br />

Nie peinlich. Über dieses<br />

Ferienlager in einem kleinen<br />

Bauernhof hat der in Frankreich<br />

bekannte 37-jährige Komiker<br />

und Schauspieler Artus<br />

das heitere und nie peinliche<br />

Drehbuch zu seinem ersten<br />

Spielfilm geschrieben. Und fast<br />

ein Dutzend geistig und körperlich<br />

Behinderte als Darsteller<br />

ausgewählt. Geschickt hat<br />

er die Wünsche, Sehnsüchte,<br />

Begehren der Handicapierten<br />

in seine Geschichte eingeflochten.<br />

Und verführt dabei die<br />

Zuschauer, die Behinderten<br />

aus einem andern Blickwinkel<br />

als allgemein zu betrachten.<br />

Man lernt Menschen kennen,<br />

die – wie der französische Titel<br />

sagt – einen Tick mehr haben<br />

als wir. Und grossartig, wie<br />

es Artus gelungen ist, die eigentlich<br />

schwer zu führenden,<br />

manchmal scheuen und<br />

schüchternen Handicapierten<br />

unter die Betreuer zu mischen,<br />

sie mit Dialogen und Handlungen<br />

liebenswert, charmant und<br />

herzgewinnend zu machen.<br />

Kassenknüller. Der soeben<br />

in Frankreich gestartete<br />

Film hat mit den ersten Einspielergebnissen<br />

den Knüller<br />

«Bienvenue chez les Ch’tis»<br />

eingeholt und spielt in der<br />

Liga der «Intouchables»<br />

(«Ziemlich beste Freunde») .<br />

Man darf gespannt sein, wie<br />

Un p’tit truc en plus HHH<br />

das Werk und seine Darsteller<br />

am 22. Mai auf den Treppen<br />

des Filmfestivals von Cannes<br />

aufgenommen werden. Und<br />

ob sie in den originalen Kostümen<br />

des erfolgreichen Filmes<br />

auftreten. Sicher nicht<br />

in massgeschneiderten Dior,<br />

Vuitton oder Givenchy. n<br />

Eine liebenswerte<br />

Schar Handicapierter<br />

spielt<br />

sich in die Herzen<br />

der Zuschauer.<br />

Darsteller/Distribution:<br />

Artus, Clovis Cornillac, Alice Belaïdi, Céline Groussard<br />

Regie/Mise en scène: Artus (2023)<br />

Länge/Durée: 99 Minuten/ 99 minutes<br />

Demnächst im Kino/Prochainement au cinéma<br />

Une bande<br />

d’handicapés<br />

attachants touche<br />

les spectateurs<br />

droit au cœur.<br />

Un plaidoyer pour<br />

les handicapés qui<br />

fait chaud au cœur.<br />

PAR MARIO CORTESI<br />

En fait, ce n’est pas une<br />

grande histoire. Un père et<br />

son fils (Artus) commettent un<br />

braquage dans une bijouterie.<br />

Pour échapper à la police, ils<br />

se réfugient dans un autocar<br />

qui doit emmener de jeunes<br />

handicapés et leurs accompagnateurs<br />

dans un camp de<br />

vacances. Le père se fait passer<br />

pour l’éducateur spécialisé<br />

de son fils adulte, qui est<br />

accepté par erreur à la place<br />

d’un handicapé qui n’est pas<br />

arrivé avant le départ.<br />

Jamais gênant. C’est sur<br />

cette colonie de vacances dans<br />

une petite ferme que l’humoriste<br />

et acteur bien connu en<br />

France, Artus, 37 ans, a écrit<br />

le scénario joyeux et jamais<br />

gênant de son premier long<br />

métrage. Il a choisi près d’une<br />

douzaine de personnes handicapées<br />

physiques et mentales<br />

pour les interpréter. Il a<br />

habilement intégré dans son<br />

histoire les souhaits, les désirs<br />

et les envies de celles-ci. Ce<br />

faisant, il incite les specta-<br />

teurs à regarder les handicapés<br />

d’un autre point de vue<br />

que celui de la société en<br />

général. On fait la connaissance<br />

de personnages qui<br />

– comme l’indique le titre<br />

français – ont un p’tit truc en<br />

plus. Et c’est formidable de<br />

voir comment Artus a réussi<br />

à mêler les handicapés, qui<br />

sont en fait difficiles à diriger,<br />

parfois timides et timorés,<br />

aux accompagnateurs, à<br />

les rendre attachants, charmants<br />

et chérissables grâce<br />

aux dialogues et aux actions.<br />

Succès au box-office.<br />

Le film, qui vient de sortir<br />

en France, a rattrapé le<br />

succès de «Bienvenue chez<br />

les Ch’tis» et joue dans la<br />

cour des «Intouchables».<br />

Il sera intéressant de voir<br />

comment l’œuvre et ses<br />

acteurs seront accueillis sur<br />

les marches du Festival de<br />

Cannes le 22 mai. Et s’ils apparaîtront<br />

dans les costumes<br />

originaux du film à succès.<br />

Certainement pas dans des<br />

Dior, Vuitton ou Givenchy<br />

taillés sur mesure. n<br />

n n n Spezialvorstellungn n n «Die Vision der Claudia Andujar»n n n Projection spéciale n n n<br />

Kommt nicht alle Tage vor: Im Kino zu<br />

bewundern ein Film von einer Bielerin! Das<br />

neue Werk der zweifachen Filmpreisträgerin<br />

Heidi Specogna begibt sich auf die Spuren der<br />

Fotografin, Aktivistin und Humanistin Claudia<br />

Andujar. Ihr Weg führt sie nach Brasilien, wo<br />

sie im Amazonasgebiet enge Kontakte mit der<br />

indigenen Gemeinschaft der Yanomami knüpft.<br />

Hier entstehen viele von Claudia Andujars<br />

berühmtesten Fotoreihen, die – voller Schönheit<br />

und Poesie – gleichzeitig ein politisches<br />

Statement sind: Sie bringen die Zerstörung<br />

des Regenwalds ans Licht der Öffentlichkeit!<br />

Der Film «Die Vision der Claudia Andujar»<br />

wird am Sonntag, 16. Juni <strong>2024</strong>, um 17.30 Uhr<br />

im Kino Rex 2 in einer Vorpremiere gezeigt.<br />

Mit dabei: Filmregisseurin Heidi Specogna.<br />

In Zusammenarbeit mit der<br />

Cinevital AG verlost<br />

Biel Bienne je 5 x 2 Tickets.<br />

Senden Sie zur Teilnahme an der<br />

Auslosung bis Freitag, 31. Mai eine Mail<br />

mit dem Betreff «Die Vision der<br />

Claudia Andujar» sowie der Absenderadresse<br />

an: tickets@bielbienne.com LH<br />

Cela n’arrive pas tous les jours: Admirer<br />

au cinéma un film réalisé par une Biennoise!<br />

La nouvelle œuvre d’Heidi Specogna, double<br />

lauréate de prix du cinéma suisse, part sur les<br />

traces de la photographe, activiste et humaniste<br />

Claudia Andujar. Son chemin la mène au<br />

Brésil, où elle noue des contacts étroits avec la<br />

communauté indigène des Yanomami en pleine<br />

Amazonie. C’est là que naissent nombre des<br />

séries de photos les plus célèbres de Claudia<br />

Andujar, qui – pleines de beauté et de poésie<br />

– sont aussi une déclaration politique: elles<br />

mettent la destruction de la forêt tropicale au<br />

grand jour!<br />

Le film «La vision de Claudia Andujar»<br />

sera projeté en avant-première le dimanche<br />

16 juin <strong>2024</strong> à 17h30 au cinéma Rex 2.<br />

En présence de la réalisatrice Heidi Specogna.<br />

En collaboration avec<br />

Cinevital AG, Biel Bienne tire<br />

au sort 5 x 2 billets.<br />

Pour participer au tirage au sort, envoyez<br />

jusqu’au vendredi 31 mai un courriel avec<br />

pour objet «La vision de Claudia Andujar»<br />

ainsi que vos coordonnées à<br />

tickets@bielbienne.com<br />

LH

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