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rügen 2019

rügen 2019



ReetLandHaus

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Ankommen, Spazierengehen, Ausruhen

Stufen, Treppen, Hauptstraßen

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Von Kap Arkona und der Steilküste nach Sassnitz

Prora & Sellin

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Gegensätze der Bäderarchitektur

Geh mit mir den Leuchtturm rauf

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Mit dem Schiff nach Hiddensee

Zeitreise

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Von Gutsherren, Jägern und Piraten

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Neubaugebiet mit Reetdach

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Meint ihr, ihr könnt euch

ein paar Tage gemeinsamen

Urlaub in

einem Hotel auf Rügen vorstellen?“

Mit dieser Frage fing

alles an.

Meinst du, du kannst dir

auch ein paar Tage gemeinsamen

Urlaub in

einem Ferienhaus vorstellen?“

Das war die Gegenfrage.

Die Antwort war ein umgehend

gebuchtes Ferienhaus

im August für

drei Erwachsene, ein Kind

und einen Hund am Nordende

der Insel, nicht weit von

Kap Arkona entfernt. Unser

Reetdachhaus im Reetland.

Die ersten knapp 900 Kilometer

Anreise verliefen unauffällig,

die letzten 10 Kilometer

raubten den beiden Fahrern

fast den letzten Nerv. Aber

dann waren wir angekommen.

Acht Tage Inselerkunden ohne

feste Planung liegen vor uns.

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Nachdem wir uns ein

bisschen

eingewohnt

haben geht es als erstes

an den Strand. Quer durch

den Wald und dann liegt sie

vor uns: die Ostsee. Wirkliches

Badewetter ist nicht,

aber für einen langen Spaziergang

ist es genau richtig.

Ein paar Mutige gehen dann

doch ins Wasser, unter ihnen

Felix und Quax. Und zur Belohnung

gibt es dann auch

noch einen Regenbogen.

Den Ostseestrand genießen - inklusive Regenbogen.

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Mal schnell die ersten Backflips ziehen ...

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Am Abend bleibt die Küche

kalt. Wir gehen in den Wald zu

Fynnus‘ Ferienhäuschensiedlung.

Mittwoch, der typische

Ausgehabend. Alle haben sich

fein gemacht. Das Restaurant

hat geschlossen. Wir genießen

ein Steakbrötchen und ein Bier

im Plastikbecher. Der Urlaub

beginnt perfekt.

Belohnt werden wir an diesem

Abend mit einem herrlichen

Vollmond.

Tag 2 ist schnell erzählt. Regen.

Frühstück. Regen. Hallenbad.

Regen. Restaurant. Der Höhepunkt

dort ist das ausgezeichnete

Essen und die Lego-Ecke

für die Kleinen.

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Stufen

Treppen

Hauptstraßen

Freitag – Ausflugstag.

Ganz in der Nähe liegt

der „nördlichste Punkt

Deutschlands“. Oder doch

nicht? Aber zumindest der

nördlichste Punkt der Insel.

Oder doch nicht? Es gibt wohl

noch ein kleines Stück Rügenküste,

das noch nördlicher

liegt, aber das ist uns egal.

Unser heutiges Ziel ist Kap Arkona.

Es ist eine 43 Meter hohe,

aus Kreide und Geschiebemergel

bestehende

Steilküste auf der Halbinsel

Wittow im Norden der Insel.

Das Flächendenkmal Kap Arkona

gehört neben dem Fischerdorf

Vitt zur Gemeinde

Putgarten und ist eines der beliebtesten

Ausflugsziele auf Rügen

mit jährlich circa 800.000

Besuchern. Vier davon sind wir

– und ein Hund.

Die Kreidefelsen bei Kap Arkona.

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Über viele Stufen geht es nach oben.

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Drei Türme auf einem

Fleck – das ist einzigartig

an der deutschen

Ostseeküste: Schinkelturm,

Leuchtfeuer und Peilturm. Einen

davon besteigen wir. Es

geht nach oben. Zuvor müssen

wir aber vom Parkplatz bis zum

Leuchtturm das Touristenbähnchen

nehmen. Eine von mehreren

Fahrten auf der Insel.

Der kleinere der beiden

Leuchttürme wurde 1826/27

nach Plänen von Karl Friedrich

Schinkel in Backsteinbauweise

erbaut und 1828 in Betrieb

genommen. Er ist 19,3 m

hoch und hat eine Feuerhöhe

von 60 m ü. NN. Die Räume

des dreigeschossigen Turms

nutzte man als Dienst- und

Lagerräume. Er wird auch

Schinkelturm genannt. Am

31. März 1905 wurde er außer

Dienst gestellt. Er ist nach

dem Travemünder Leuchtturm

der zweitälteste Leuchtturm an

der deutschen Ostseeküste.

Der größere Turm wurde

1901/02 direkt neben dem

alten Turm erbaut und am 1.

April 1905 in Betrieb genommen.

Er ist 35 m hoch und hat

eine Feuerhöhe von 75 m ü.

NN. Er ist aus Ziegelsteinen

errichtet und steht auf einem

achteckigen Granitsockel. Die

Leuchteinrichtung bestand 90

Jahre lang aus zwei Kohlebogenlampen

und wurde 1995

gegen eine Halogenmetalldampflampe

ausgetauscht.

Durch sie und die rotierende

Dreifachoptik sendet die Laterne

des Turmes alle 17 Sekunden

drei Blitze aus.

Eindrücke von unserer ersten

Turmbesteigung.

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Über die Veilchentreppe

nach unten zur Steiküste.

Rechts: der Peilturm.

Nachdem wir alles gesehen

haben geht es

ohne ein Münze zu prägen

zur Veilchentreppe, die

über ungezählte Stufen die

Steilküste hinunter ans Ufer

führt. Hund müsste man sein.

Allerdings muss Quax sich

ganz schön anstrengen um mit

uns mitzuhalten. Es ist mühsam

aber schön über die Steine

entlang der Küste zu laufen.

Sicher ist auch der ein oder

andere Hühnergott dabei. Wir

finden keinen.

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Im romantischen (und überlaufenen)

Fischerdorf Vitt gibt’s

zuerst einen Pott Kaffee und

danach – plopp – ein Flens

und einen Matjes. Wir sind

gestärkt für die Rückfahrt mit

dem Bimmelbähnchen. Noch

ein bisschen Shopping im

Souvenirmarkt und dann geht

es weiter. Ich schlage Sassnitz

als nächstes Ziel vor. Hätte ich

mich nur zurückgehalten.

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Auf meine Empfehlung parken

wir am Fischereihafen. Der

liegt gleich neben dem Stadtzentrum,

wie praktisch. Über

eine kühne Brücke kommen wir

dorthin. Was wir nicht wussten,

Sassnitz hat ein „modernes“

und ein historisches Zentrum.

Und eine Therme.


Meine Reisebegleiter sparen nicht mit Bemerkungen,

Ratschlägen und Kommentaren. Was

Napoleon sein Waterloo ist mir Sassnitz. Und

so schlendern wir die Hauptstraße entlang.

Und entlang. Und entlang. Am Ende finden wir

doch über eine steile Gasse nach unten an die

Uferpromenade. Schnell noch ein Kaffee und

ein süßes Stückchen, dann geht’s auf direktem

Weh zurück. Die Seebrücke ist baufällig und gesperrt.

Fotogen ist Fisherman’s Tetris am großen

Alten Kühlhaus. Das war Sassnitz. Wir werden

in den folgenden Tagen noch ein paar Mal -

vorbeifahren.

Angekommen in Sassnitz, unserer Lieblingsstadt

auf der Insel.

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prora

& Sellin

Zwei Orte, wie sie unterschiedlicher

nicht sein können: Nazi-

Koloss und mondänes Seebad.

Viereinhalb Kilometer misst das

längste Bauwerk der Nationalsozialisten.

Auf der Insel Rügen

legt die NS-Organisation Kraft

durch Freude (KdF) am 2. Mai

1936 den Grundstein für die

Ferienanlage in Prora. Hier

soll sich der deutsche Arbeiter

zu günstigen Preisen erholen

und neue Kraft tanken. Der

„Koloss von Rügen“, nur 150

Meter vom Strand entfernt, ist

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für 20.000 Menschen konzipiert.

Der Zweite Weltkrieg verhindert

allerdings eine Nutzung

Proras als Ferienanlage. 1939

ist lediglich der Rohbau fertig,

nicht jedoch die Schwimmbäder,

die große Festhalle und

die meisten Wirtschaftsgebäude.

Geplant sind eigentlich

auch ein Aufmarschplatz und

Kaianlagen, die ein Anlegen

von Seebäderschiffen ermöglichen

sollen.

Die Reste von Prora und die Seebrücke von Sellin.

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Prora alt und Prora neu.

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Achtung Lebensgefahr!


Die Nazis stoppen die Bauarbeiten

zu Kriegsbeginn. Sie

nutzen Prora als Ausbildungsstätte

für Luftwaffenhelferinnen

und ein Polizeibataillon.

1943 werden Teile der südlichen

Blocks ausgebaut, um Ersatzquartiere

für ausgebombte

Hamburger zu schaffen. Von

zum Sperrgebiet und somit unzugänglich

für die Öffentlichkeit.

Heute ist Prora, Ruine, moderner

Wohnkomplex, Seniorenheim

und Hotel in einem. Und

nach wie vor eine riesige Baustelle.

1944 an dient die Anlage der

Wehrmacht als Lazarett. Gegen

Ende des Krieges finden

dort auch Flüchtlinge aus den

früheren Ostgebieten eine

Bleibe. 1945 sprengt die Rote

Armee Teile des Nordflügels,

die jedoch lediglich schwer

beschädigt, nicht aber zerstört

werden. Etwa 2,5 Kilometer

Gebäude sind daraufhin noch

nutzbar, die restlichen zwei Kilometer

Ruine. Zwischen 1948

und 1953 nutzt die Rote Armee

die Bauten.

Später zieht die Nationale

Volksarmee (NVA) der DDR

in die Anlage. Das umliegende

Areal wird über Jahrzehnte

Wir schlendern am Strand entlang,

Felix zieht seine Backflips.

Danach quetschen wir

uns durch die Baustelle und

fahren nach Sellin.

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Die Himmelsleiter führt hinunter zur Seebrücke.

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Diesmal halte ich mich b bei

der Parkplatzsuche zurück und

wir finden einen Parkplatz in

der Hauptstraße des mondänen

Badeortes, zwischen

Luxus-Apartments, Hotels und

Souvenirläden. Unser Ziel liegt

weiter unten und ist nur über

die 99 Stufen der Himmelsleiter

zu erreichen: die beeindruckende

Seebrücke.

Die erste Selliner Seebrücke

wurde 1906 für 159.500

Mark gebaut und hatte eine

Länge von 508 Metern. Diese

Seebrücke verfügte wie die

Binzer Seebrücke (1902) über

ein eigenes Restaurant am

Brückenkopf. 1920 brannte

dieses Restaurant komplett ab.

1924 zerstörten Eisschollen innerhalb

von einer Stunde die

komplette Seebrücke. Somit

musste über einen Neubau

nachgedacht werden.

1925 entstand dann eine neue

circa 500m lange Seebrücke

mit einer Plattform, einer Konzerthalle

und einer Lesehalle

des „Berliner Lokalanzeigers“.

Durch schweres Eisschollentreiben

wurde diese im Winter

1941/1942 fast vollständig

zerstört. Nur das Brückenhaus

blieb übrig und diente in den

50er bis 70er Jahren als Tanzlokal.

Aufgrund des maroden

Zustandes wurden 1978 die

Reste dieser Seebrücke samt

Aufbauten abgerissen. Am

27. August 1992 begann der

Wiederaufbau der Seebrücke

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nach den historischen Vorbildern

der Jahre von 1906 und

1925. Offiziell wurde die Selliner

Seebrücke am 2. April

1998 wieder freigegeben. Sie

ist eine von drei Seebrücken in

Deutschland, auf denen sich

ein Restaurant befindet. Mit

einer Länge von 394m ist die

Selliner Seebrücke die längste

Seebrücke Rügens. Klar, dass

wir uns dort eine süße Stärkung

gönnen.

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Auf dem Heimweg machen wir

kurz Halt im nächsten Seebad.

Am Strand von Binz genehmigen

wir uns einen Absacker, bevor

wir die Küche unseres Reetdachdomizils

anwerfen. Der

darauffolgende Tag bleibt wegen

anhaltendem Regen fast

bilderlos. Am Abend fahren wir

in den Schifferkrug nach Kuhle

zum Essen. Ob die darauffolgenden

Exzesse am heimischen

Tisch auf die Fischsuppe

zurückzuführen sind ist nicht

überliefert.

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Portrait eines ehrbaren Advocaten (Pieter Bruegel der Ältere, um 1560)


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Komm, geh mit mir

den Leuchtturm rauf!

Wir können die Welt von oben sehen.

Leuchttürme sind untrennbar

mit der Seefahrt verbunden.

Und weil wir heute die Welt von

oben sehen wollen, müssen wir

gleich viermal seefahren. Ziel

ist die Insel Hiddensee.

Ein autofreies Stückchen Erde,

ruhig, ursprünglich und von

Wasser umgeben: Hiddensee

ist ein Ort für Romantiker. Die

kleine Ostseeinsael liegt - nur

durch eine Sandbank getrennt

- westlich von Rügen. Sie ist

knapp 17 Kilometer lang und

an der schmalsten Stelle nur

250 Meter breit und vollkommen

autofrei. Nur rund 1.000

Einwohner leben auf der Insel.

Der berühmte Dornbusch.

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Vom trauten Heim nach Schaprode.

Als erstes müssen wir mit der kleinen Wittower

Fähre von unserer Halbinsel auf die Hauptinsel

kommen. Das dauert nur wenige Minuten.

Danach kommt eine Fahrt mit dem Bimmelbähnchen

(übrigens schon die zweite Bahn,

die wir benutzen) zum Hafen von Schaprode.

Und von hier aus geht es dann in einer knappen

stunde mit dem Schiff auf die Insel.

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Im Norden der Insel liegt das Hochland Dornbusch mit dem

gleichnamigen Leuchtturm und der bis zu 60 Meter hohen Steilküste

Dornbuschkliff. Den wollen wir sehen und besteigen. Er

ist das wohl beliebteste Fotomotiv auf der Insel - liegt auf einem

etwa 70 Meter hohen Hügel. Der 27 Meter hohe Turm wurde

1888 in Betrieb genommen. Er ist Wahrzeichen und aktives amtliches

Seezeichen zugleich.

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Nach dem Leuchtturm und

dem Fotoshooting unter dem

berühmtesten Baum der Insel

gibt es eine erste Stärkung.

Die ist auch nötig, wenn man

sich anschließend ins unruhige

Wasser der Ostsee stürzen

will oder muss. Auch wenn die

Temperaturen nicht gerade badefreundlich

sind, Felix und ich

tun es. Danach nutzen wir

den gleichen Rückweg wie

Herr und Frau Hauptmann

vor knapp 90 Jahren. Sein

Haus steht übrigens immer

noch da.

Mehr haben wir auf der Insel

gar nicht erlebt, aber es

ist ja auch die Insel der Entschleunigung.

Dreiviertel der

Mannschaft verschläft völlig

entschleunigt die Überfahrt

zurück nach Schaprode. Den

Abend beschließen wir bei

leckerem Essen in unserem

Reetland-Restaurant.

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Guerilla-Lyrik an der Backsteinmauer.

Spiezeug für die Großen (links)

und für die Kleinen.

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Zeitreise

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Von Gutsherren, Jägern und Piraten.

Am letzten ganzen Tag unseres

Rügenurlaubs gehen wir auf

Zeitreise, wir suchen und besuchen

das Gut Gobbin..

1263 wurde Gobbin erstmals

urkundlich erwähnt. Nachdem

der Ort 1740 eine partielle

Wüstung war, bildete man um

1748 aus gelegten Bauernstellen

das Gut Gobbin neu.

1827 wurden sämtliche Gebäude

durch Feuer zerstört.

1828 begann der Bau des

jetzigen Gutshauses nach Entwurf

des Schinkel-Freundes

Johann Gottfried Steinmeyer.

Bauherr war Fürst Malte Ludolph

Franz Eugen von und zu

Putbus, in dessen Besitz sich

das Gut befand. Er war ein

deutscher Großgrundbesitzer

und unter anderem Eigentümer

des langen Strandabschnittes

nahe Binz, auf dem

die Nazis Prora errichteten,

und den er ohne richtigen

Vertrag den künftigen Bauherren

überließ. Um sein

Erbe wurde eine Restitutionsklage

um den größten

Rückgabeanspruch nach der

Wende in der DDR geführt –

und verloren

Sein Gut Gobbin wurde

meistens verpachtet, so war

1857 Gustav Möller Pächter,

von 1895 - 1907 hieß der

Pächter Österreich, ab 1908

Modrow. Der letzte Pächter

von 1934 bis zur Flucht

1945 war Herr Hegeler. Und

Herr Hegeler war der Onkel

eines Hans-Georg Schotte

aus Bremen. Grund genug,

um uns über schmale und

noch schmälere Straßen auf

den Weg in die Vergangenheit

zu machen. Auch den

zweiten Höhepunkt des Tages

haben wir einem Malte

zu Putbus zu verdanken. Wir

besuchen sein Jagdschloss.

Vom Parkplatz aus fährt (schon

wieder mal) eine Bahn durch

den mächtigen Eichenwald bis

zum Schloss. Die Hinfahrt ist

unspektakulr. Außer uns und

Quax ist kein Passagier an

Bord des Zuges.

Bereits 1807 war Wilhelm Malte

I. zu Putbus (1783–1854)

von Gustav IV. Adolf in den

schwedischen Fürstenstand erhoben

worden. Seit etwa 1830

hegte er Pläne zur Errichtung

eines Jagdschlosses auf dem

Tempelberg. In den Jahren

1837 bis 1846 wurde es in

seinem Auftrag errichtet. Das

Granitzer Jagdschloss wurde

durch den Berliner Architekten

und Baumeister Johann Gottfried

Steinmeyer (1780–1854)

im Stil der norditalienischen

Renaissancekastelle errichtet.

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Das Gut Gobbin des Malte von Putbus.

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Jagdschloss Granitz.

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Es ist mit vier Ecktürmen und

einem Mittelturm versehen.

In der Gebäudemitte, im ehemaligen

Hofraum, erhebt

sich der nach Plänen von Karl

Friedrich Schinkel nachträglich

errichtete 38 m

hohe Mittelturm. Er beherbergt

im Inneren eine

freitragende Wendeltreppe

mit 154 gusseisernen Stufen.

Die statischen Kräfte der

schweren Eisentreppe werden

vollkommen von den Seitenwänden

aufgenommen; denn

sie ist quasi in den Turm eingespannt

Spaktakulär: Die Treppe im Turm und

die Jagdtrophäen des Schlossherrn.

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Die Ausstellungsräume werden

wohl von den meisten Besuchern

nur durchlaufen, weil

sie auf dem Weg zum Turm

liegen. Es ist ein kleines Abenteuer,

über die fast durchsichtigen

Stufen mit dem niedrigen

Geländer bis zur 144 m über

NN hohen Aussichtsplattform

zu klettern. Doch von dort hat

man einen Panoramablick in

alle Richtungen, besonders

aber über den Süden und Osten

Rügens. Der Aufstieg lohnt

sich wirklich!

Nach dem wir lange genug

und in alle Richtungen gespäht

haben erfrischen wir uns mit

einer Hopfenkaltschale, bevor

wir den Zug nach unten nehmen.

„ja, ja, der Jagdschloss-

Express, der Jagdschloss-Express

…“ Der Fahrer will uns

eine bleibende Erinnerung einbrennen

und tut das mit einer

Endlosschleife eines „wunderschönen“

Werbegedudels.

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Irgendwann erreichen wir den

Parkplatz. Bevor es zur Überraschung

des Tages geht, machen

wir ein zweites Mal Halt

in Binz. Wir schlendern am

Strand entlang und über die

Seebrücke, unser Artist zieht

ein paar Backflips. Und dann

ist es soweit:

Das Ereignis des Urlaubs steht

bevor, von dem nur Doreen

und ich wissen: wir haben vier

Karten für die berühmten Störtebeker-Festspiele.

Störtebeker - der Held der

Meere - kämpfte im 14. Jahrhundert

mit Goedeke Michels

und den Vitalienbrüdern gegen

die Ungerechtigkeit und

Gier der Hansefürsten. Sie

eroberten Schiffe, Gold und

Mädchen und siegten im Namen

des Guten.

Im Fischerdorf Ralswiek auf

der Insel Rügen wetzen in den

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Sommermonaten Störtebeker

und Kumpane immer wieder

ihre Schwerter. Erzählt wird jedes

Jahr eine neue Geschichte

aus dem Leben des legendären

Freibeuters, heuer ist es der

»SCHWUR DER GERECHTEN«.

Entspannung in Binz.

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Die Naturbühne am Großen Jasmunder

Bodden ist wie geschaffen für das größte

Freilichttheater Deutschlands. Über 150 Mitwirkende,

30 Pferde, Falken und vier Koggen

stürzen sich in das farben-frohe Theaterspiel.

Es fliegen Kanonenkugeln, Burgen

werden gestürmt und Schwertkämpfe ausgetragen,

die Dialoge sind mit einer Prise Humor

gewürzt. Klasse! Nur auf den singenden

Wolfgang Lippert hätten wir gut verzichten

können. Selbst Quax hat eine Weile durchgehalten,

bevor ins Auto flüchtete.

Am Ende gibt es für uns und tausende andere

begeisterte Zuschauer ein großes Abschiedsfeuerwerk.

Für uns der Abschied von

Störtebeker und fast auch schon der Abschied

von Rügen.

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Ein Höhepunkt mit Feuerwerk:

die Störtebeker-Festspiele.

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Am nächsten Tag geht es für einen

langen Spaziergang nochmals an

den Strand, danach heißt es packen.

Noch einmal in den Schifferkrug,

noch einmal ein Spieleabend,

noch einmal schlafen bevor es nach

Hause geht. Es waren wunderschöne

Tage auf der Insel, genau die richtige

Mischung von Nichtstun, Touristenprogramm

und Stranderholung.


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