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traVeller’s<br />
november 2022 - februar 2023<br />
D 8,- € / a 9,- € / i 10,- € / l 9,50 € / e 10,- € / ch 15,50 sfr<br />
travellersworld.de<br />
in GooD we trust<br />
Go West<br />
Traumtrip entlang der<br />
US-Pazifikküste<br />
Going out<br />
Die besten adressen am<br />
Gourmet-<br />
Arlberg<br />
Galapa-Go!<br />
Mit der Silver Origin<br />
auf Darwins Spuren<br />
Gd-bye,<br />
A l ta g<br />
Neue Hotels, in denen<br />
Sie nicht nur die Nacht<br />
verbringen wollen
Cyan Magenta Yellow Black
Cyan Magenta Yellow Black
check in<br />
Die US-Westküste, Südamerika, Asien, der Mittlere Osten – das Team von Traveller’s<br />
World war in den vergangenen Monaten (endlich wieder!) weltweit unterwegs. Wir<br />
trafen die Assouline-Familie, Schöpfer von zu Büchern gewordenen Träumen, in New<br />
York und Mats Wahlstrom, den einstigen Puro-Beach-König, auf seiner neuen Farm in<br />
Mallorca.<br />
Im Süden Malaysias entdeckten wir ein schickes neues Boutique-Resort mitten im<br />
Regenwald – Affenbegleitung inklusive.<br />
Unser Autor kreuzte im Galapagos-Archipel, tausend Kilometer vor Ecuadors Küste,<br />
eine Woche mit der Silver Origin, dem brandneuen Expeditionsschiff von Silversea, und<br />
knapp hundert anderen Passagieren. (Das ist die maximale Zahl an Besuchern, welche<br />
die Inseln zeitgleich betreten dürfen – so verlangt es das sensible Ökosystem.)<br />
Ein sensibles Thema ganz anderer Natur ist die Fußballweltmeisterschaft in Qatar.<br />
Viel ist im Vorfeld kontrovers darüber diskutiert worden, jetzt ist sie Fakt. Noch vor<br />
der deutschen Nationalmannschaft haben wir deshalb deren WM-Quartier besucht,<br />
das außerhalb der fußballverrückten Tage als erste Dependance der thailändischen<br />
Wellness-Ikone Chiva Som im arabischen Raum fungiert.<br />
Und last but not least finden Sie in dieser Ausgabe auch noch 13 gute Gründe,<br />
warum Sie sich – Energiekrise hin oder her – auf den Winter freuen sollten.<br />
Ich freue mich, wenn Sie Spaß an der Lektüre haben<br />
Ihr<br />
Reinhard Modritz<br />
rm@travellersworld.de<br />
PS: Aktuelle News und die besten Storys aus vergangenen Ausgaben<br />
finden Sie auf unserer Website. Schauen Sie doch mal rein.<br />
Traveller‘s World<br />
11
inside<br />
travel<br />
56 West Coast<br />
24 the oriGin of Joy<br />
Darwins Evolutionstheorie hat<br />
die Reederei Silversea zu einer<br />
Yacht inspiriert, die jetzt die<br />
Galapagosinseln kreuzt. Wir<br />
haben eine Expedition begleitet<br />
36 eisKalte hiGhliGhts<br />
Von Heliskiing in Island über<br />
Langlauf in der Hohen Tatra bis<br />
zum besten Kaiserschmarrn – so<br />
wird dieser Winter unvergesslich<br />
50 rastlos in seattle<br />
Kurz und knapp: Dies sind die<br />
Dinge, die Sie in der Emerald<br />
City nicht verpassen sollten<br />
56 one oh! one<br />
Jeder kennt die Küstenstraße<br />
südlich von Monterey, kaum<br />
jemand ihre Fortsetzung zwischen<br />
Seattle und San Francisco.<br />
Wir zeigen die erste Etappe bis<br />
zur Südgrenze Oregons. (Und<br />
die zweite in der nächsten TW)<br />
64 laiD BacK lifestyle<br />
Ein Geheimtipp für ein unprätentiöses<br />
Florida-Getaway:<br />
Anna Maria Island<br />
Standards<br />
11 check in<br />
16 impressum<br />
130 check out<br />
Die Beatles in Seattle, 1964<br />
IM NETZ travellersworld.de<br />
Foto: Michael Hannwacker<br />
12<br />
Traveller‘s World
inside<br />
style<br />
36 Winter-Highlights<br />
68 Die Buchmacher<br />
Mit über 1700 Titeln gelten<br />
sie als Botschafter des<br />
luxuriösen Zeitgeists. Meet<br />
the Assoulines<br />
74 merci, catherine<br />
In den Gärten und Salons<br />
des ehemaligen Landsitzes<br />
der großen Deneuve haben<br />
wir die aktuelle Herbst- und<br />
Wintermode inszeniert<br />
82 the Power anD the Glory<br />
Ein Kölner Verlag bringt<br />
eine Werkschau der US-<br />
Fotografin Annie Leibovitz<br />
im Großformat heraus<br />
74 Château de Primard<br />
stay<br />
84 Puro war Gestern<br />
Der Schwede Mats Wahlstrom<br />
brachte Coolness nach<br />
Mallorca. Jetzt zeigt er uns,<br />
wie Rückzug geht<br />
90 im westen was neues<br />
Das nobelste Resort an der<br />
Algarve hat sich ein neues<br />
Palais geleistet – für alle, die<br />
sich es leisten können<br />
94 only you in Desaru<br />
Das neue One&Only lockt<br />
Singapur-Besucher an die<br />
Südostküste Malaysias<br />
102 wellnessmeister<br />
Wenn Flick & Co. die WM<br />
nicht gewinnen, liegt es sicher<br />
nicht an ihrem Quartier:<br />
Zulal im Norden Qatars<br />
108 Dohas finest<br />
Unser Guide für Qatars<br />
Kapitale<br />
taste<br />
116 suPer-G(ourmet)<br />
Der Arlberg bietet mehr als<br />
feine Pisten. Hier fahren sie<br />
auch auf Feinschmeckererlebnisse<br />
ab<br />
124 fare la coDa<br />
Nicht nur Berliner stehen bei<br />
René Frank Schlange, dem<br />
wahrscheinlich besten<br />
Pâtissier der Republik<br />
116 Arlberg<br />
102 Qatar<br />
Fotos: www.elevenexperience.com, Bela Raba, Don Loriezo/Zulal Wellness Resort Katar, Mario Heller/Klösterle<br />
14 Traveller‘s World
traVeller’s<br />
travellersworld.de<br />
chefredakteur/ Reinhard Modritz<br />
stv. chefredakteur/ Dr. Michael Hannwacker<br />
art Director/ Willi Marcel Müller<br />
autoren/ Daniel Alexander, Claudia Bette-Wenngatz, Patricia Bröhm, R.G. Falkner, Mathias Forster, Michael Hannwacker,<br />
Katharina Hesedenz, Reinhard Modritz, Christine von Pahlen, Axel Pinck, Jo Storm<br />
style consultant/ Katharina Hesedenz<br />
Fotografen/ Daniel Alexander, Claudia Goedke, Michael Hannwacker, Wolf Heider-Sawall, Annie Leibovitz,<br />
Don Loriezo, Patricia Parinejad, Rupert Peace, Bela Raba, Gisela Schober<br />
grafik/ Antje Bachmaier<br />
Bildredaktion/ Heike Jüptner<br />
schlussredaktion/ Achim Klede<br />
postproduction/ Tini Van Ghemen, Lothar Hellmuth<br />
Travellersworld.de/ Reinhold Zwiebler, Kristina Erhard<br />
Bildbearbeitung und litho/ High-End dtp-Service Hellmuth<br />
sales und marketing/ Insa R. Bell<br />
verlag/ TRAVELLER’S WORLD Verlag GmbH<br />
Adelgundenstraße 21<br />
80538 München<br />
Tel. +49.89.23 68-40 50<br />
Fax +49.89.23 68-40 60<br />
info@travellersworld.de<br />
www.travellersworld.de<br />
anzeigenleitung/ Siehe Verlag, Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 1. Januar 2019<br />
anzeigen/ NIELSEN I, IIIb, IV, V, VI, VII: Anzeigenleitung Tel. 089.2368-4050 daten@travellersworld.de<br />
NIELSEN II: Medien.Service Ernst-Werner Hofmann Tel. 0211.66 20 50 hofmann_duesseldorf@t-online.de<br />
NIELSEN IIIa: Hofer Verlagsvertretungen Ingolf Hofer Tel. 069.78 70 26 79 ihofer@t-online.de<br />
vertrieb/ IPS Pressevertrieb GmbH, Postfach 12 11, 53334 Meckenheim, ips-pressevertrieb.de<br />
einzelpreis/ D: 8,- Euro, A: 9,- Euro, L: 9,50 Euro, I: 10,- Euro, E: 10,- Euro, CH: 15,50 SFR<br />
Abo-Bestellung beim Verlag, unter abo@travellersworld.de und www.travellersworld.de<br />
Druck/<br />
Mayr Miesbach GmbH<br />
v. i. s. d. p./ Reinhard Modritz<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Nachdruck,<br />
auch auszugsweise, bedarf der Zustimmung des Verlags.<br />
Cover: One&Only Desaru Coast/<br />
Rupert Peace<br />
tRAVelleR’S WORld<br />
finden Sie an folgenden<br />
exklusiven Plätzen:<br />
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lUFTHaNsa First & Business<br />
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Ba / Berlin, München<br />
eMIraTes / DUS / FRA / MUC<br />
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sWIss / Zürich<br />
vIP loUNGe / MUC / FRA / DUS<br />
stores - müNcheN<br />
BUCHerer<br />
erMeNeGIldo ZeGNa<br />
FeINKosT KÄFer<br />
KIToN<br />
hotels - deutschlaNd<br />
adloN KeMPINsKI, Berlin<br />
alTHoFF ColleCTIoN<br />
BaYerIsCHer HoF, München<br />
BreIdeNBaCHer, Düsseldorf<br />
BreNNers ParK-HoTel & sPa,<br />
Baden-Baden<br />
BÜloW PalaIs, Dresden<br />
HoTel de roMe, Berlin<br />
HoTel PalaCe, München<br />
KeMPINsKI aTlaNTIC, Hamburg<br />
KeMPINsKI BerCHTesGadeN<br />
KeMPINsKI TasCHeNBerG<br />
PalaIs, Dresden<br />
laNserHoF, Tegernsee<br />
MaNdarIN orIeNTal, München<br />
ParK HIlToN, München<br />
ParK-HoTel eGeNer HÖFe,<br />
Tegernsee<br />
GUT sTeINBaCH, Reit im Winkl<br />
soFITel, München<br />
THe CHarles, München<br />
vIlla KeNNedY, Frankfurt<br />
WeIsseNHaUs GraNd<br />
vIllaGe resorT & sPa, Ostsee<br />
hotels iNterNatioNal<br />
BaUr aU laC, Zürich<br />
CasTell soN ClareT, Mallorca<br />
GraNd HoTel KroNeNHoF,<br />
Pontresina<br />
FINCa CorTesIN, Marbella<br />
GraNd HoTel des BaINs<br />
KeMPINsKI, St. Moritz<br />
KaMeHa GraNd, Zürich<br />
KeMPINsKI HoTel das TIrol,<br />
Jochberg<br />
KeMPINsKI PalaIs HaNseN, Wien<br />
KUlM HoTel, St. Moritz<br />
laNserHoF, Tirol<br />
THe dolder GraNd, Zürich<br />
vIlla d’esTe, Lago di Como<br />
divers<br />
rIsToraNTe Gallo Nero,<br />
Hamburg<br />
16 Traveller‘s World
shorts<br />
Spiegel-Eye<br />
Das an avantgardistischer Architektur nicht eben arme Rotterdam hat<br />
einen neuen Hingucker. Das lokale Büro MVRDV hat den Neubau des<br />
Depot Boijmans Van Beuningen wie einen spiegelnden Topf (niederländisch:<br />
de pot) gestaltet und darin die über 150 000 nicht im Museum<br />
gezeigten Werke unter gebracht. Der Clou: Dieses Depot ist öffentlich<br />
zugänglich. Und begeistert bereits als Raumerfahrung.<br />
Museumpark 24, T. +31.10.441 9400, boijmans.nl/depot<br />
Absolutely<br />
Abloh<br />
Vor knapp zehn Jahren<br />
gründete er seine trendwendende<br />
Modemarke<br />
Off-White, 2018 wurde er<br />
Artistic Director der Herrenmode<br />
von Louis Vuitton. Ein<br />
Jahr nach seinem frühen<br />
Tod zeigt die Ausstellung<br />
Virgil Abloh: „Figures of<br />
Speech” im Brooklyn<br />
Museum charakteristische<br />
Kleiderkollektionen,<br />
Videos ikonischer Modenschauen,<br />
Möbeldesigns<br />
und Grafikdesignarbeiten.<br />
Bis 29. Januar, T. +1.718.<br />
638 50 00, brooklynmuseum.<br />
org/exhibitions/virgil_abloh<br />
Immobilienblase<br />
Hoch über den Dächern der Münchner<br />
Altstadt und mit unverstelltem Blick auf<br />
ihre schönsten Türme – so sollen sich<br />
private Kleingesellschaften von maximal<br />
neun Personen über die Wintermonate<br />
auf dem Rooftop des Mandarin Oriental<br />
München ein À-la-carte- oder ein Degustationsmenü<br />
von Nobu Matsuhisa servieren<br />
lassen. Ihr Schutz gegen die winterliche<br />
Kälte sind glasklare Super Domes. Motto:<br />
sehen, aber nicht gesehen werden.<br />
Ab 2500 Euro, mandarinoriental.com/de/<br />
munich/altstadt<br />
Fotos: Ossip van Duivenbode (2), Courtesy of the artists and Gagosian/Brooklyn Museum, MOHG<br />
18 Traveller‘s World
Sie Sind nicht<br />
irgendwer.<br />
Sie haben schon (fast) alles von der Welt gesehen? Wir zeigen Ihnen den<br />
Rest. Recherchiert, fotografiert und beschrieben von Reportern, die vieles<br />
können, aber nicht langweilen.<br />
Abonnieren Sie<br />
nicht irgendwAS.<br />
Abonnieren Sie die faszinierende Welt von Traveller’s World. Vier Ausgaben im Jahr<br />
für 32 Euro. Online unter travellersworld.de<br />
und weil Sie nicht irgendwer Sind,<br />
verloSen wir Auch nicht irgendwAS.<br />
Sondern eine TUDOR BLACK BAY FIFTY EIGHT in 925er Silber von<br />
Watchfinder & Co, der führenden Plattform für gebrauchte Luxusuhren, im Wert von<br />
4.110 Euro. Die coolste Art die Zeichen der Zeit zu erkennen – über und unter Wasser.<br />
(Der Rechtsweg ist dabei wie immer ausgeschlossen).<br />
Sehen Sie die welt mit Anderen Augen. Jetzt und in zukunft.<br />
Traveller’s World Verlag, Adelgundenstr. 21, 80538 München<br />
travellersworld.de<br />
Traveller‘s World<br />
19
shorts<br />
Um die Welt würfeln<br />
Rasch von Athen nach Australien reisen oder aus der Südsee<br />
nach Singapur? Die jüngste Version des Spieleklassikers<br />
Monopoly macht’s möglich. Wer länger keinen Spieleabend<br />
mehr mit family & friends hatte, sollte sich Monopoly Reise<br />
um die Welt besorgen. Bis Ende des Jahres gäbe es sogar<br />
einen Reisegutschein für eine AIDA-Kreuzfahrt zu gewinnen.<br />
Um 41 euro, monopoly.hasbro.com/de-de<br />
Ein Schal ist nicht<br />
nur ein Schal …<br />
… sondern eine gewebte Botschaft. So jedenfalls interpretiert<br />
Supermodel Liya Kebede aus Äthiopien die jüngste Kreation<br />
ihres nachhaltigen<br />
Labels lemlem für die<br />
LuxusHotelgruppe<br />
One&Only Resorts.<br />
Inspiriert wurde<br />
das exklusive Design<br />
von deren Lodges<br />
in Ruanda, One&Only<br />
Gorilla’s Nest und<br />
Nyungwe House,<br />
wo die Stickereien in<br />
lokalen Workshops entstanden.<br />
195 Dollar,<br />
oneandonlyresorts.<br />
com, lemlem.com<br />
Abenteuer Spiel Stadt<br />
Nur promenieren oder zum nächsten Termin hetzen – damit entlockt<br />
man Städten nicht ihr ganzes Potenzial. Immer mehr Hipster nutzen<br />
sie als „Urban Playgrounds“. Der gleichnamige Bildband aus dem<br />
Berliner gestalten Verlag gibt aufregende Anregungen von Barcelona<br />
bis Los Angeles und Istanbul bis Jakarta.<br />
44 Euro, gestalten, gestalten.com/products/urban-playgrounds<br />
Wasserzeichen<br />
Für New Yorks Ausnahmehotel<br />
The Mark hat<br />
Orlebar Brown, „British<br />
pioneer of poolside<br />
style‟, eine Shorts mit<br />
einem Print des<br />
Illustrators Jean-Philippe<br />
Delhomme geschafffen.<br />
What a splash!<br />
345 dollar, leshop.themarkhotel.com/<br />
product/the-mark-x-orlebar-brownswim-shorts/<br />
Fotos: Hasbro, One&Only x lemlem, Red Bull Content Pool/Dave Mackison, leshop.themarkhotel.com<br />
20 Traveller‘s World
shorts<br />
Nachtschattengewächs<br />
Die „Vogue“ nannte sie bereits<br />
„die vielleicht spannendste<br />
Modeausstellung der Saison“.<br />
Balenciaga in Black im Kunstmuseum<br />
Den Haag feiert den<br />
Großmeister atemberaubender<br />
Silhouetten und textiler, beinahe<br />
bildhauerischer Entwürfe,<br />
Time is limited<br />
Kleine Geschenke<br />
erhalten bekanntlich die Freundschaft, größere auch.<br />
Rechtzeitig vor Weihnachten hat Watchfinder & Co.,<br />
Spezialist für den Zweitmarkt mit Luxusuhren, eine<br />
Reihe von limitierten Editionen im Angebot. Schließlich<br />
geht der Trend zu Pre-owned und Vintage, und<br />
aktuelle Modelle etwa von Audemars Piguet sind für<br />
Neukunden kaum zu haben. Als diese Manufaktur<br />
1993 die auf ihrer „Royal Oak“ basierende „Offshore“<br />
präsentierte, war sie mit ihrem 42-mm-Gehäuse die erste<br />
Super-Size Watch. Seitdem ist sie die beliebteste Version der<br />
„Royal Oak“ und entsprechend begehrt. Die hier gezeigte „Offshore“<br />
stammt aus einer Limited Edition aus dem Jahr 2007. Zu haben für 44 600<br />
Dollar. Wie gesagt, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. watchfinder.com<br />
für die der fromme Spanier meist<br />
nur eine Farbe kannte: Schwarz.<br />
Bis 5. März 2023, Stadhouder s laan<br />
41, kunstmuseum.nl<br />
Amadeus,<br />
Amadeus<br />
Für das Wirtschaftsmagazin<br />
„Forbes“ ist sie bereits „Best of<br />
the best“. Das will etwas heißen<br />
auf der schönen blauen Donau,<br />
wo die FlussschiffSchönheiten<br />
Schlange stehen. Hier will<br />
sich die neue Riverside Mozart gar nicht erst<br />
einreihen, weil dieses Luxusschiff etwas ganz<br />
Besonderes ist. Als jüngstes Mitglied der<br />
exklusiven Seaside Hotel Collection bietet es<br />
für rund hundert Gäste bis zu 80 Quadratmeter<br />
große Kabinen, vier Restaurants, einen<br />
IndoorPool mit Gegenstromanlage, Sauna<br />
und Dampfbad und last not least einen Vintage Room für exklusive Dinner auf<br />
einer DonauReise, so stimmungsvoll wie eine MozartOper.<br />
Drei Nächte ab 1640 Euro für, 14 Nächte ab 7700 Euro, riverside-cruises.com<br />
Verschlusssache<br />
Den Nachbarn kann man sich auf Reisen oft nicht<br />
aussuchen, den perfekten Reise begleiter dagegen<br />
schon: Die neuen Quiet Comfort Earbuds II<br />
von Bose bieten – neben bester Audioleistung –<br />
größtmögliche Geräuschunterdrückung und<br />
erzählen Ihnen immer nur das, was Sie wirklich<br />
hören wollen. Um 300 euro, bose.de<br />
Fotos: Audemars Piguet, Condé Nast, werney beyer, brechenmacher-baumann.com, Bose<br />
22 Traveller‘s World
travel<br />
Der schatz von silversea<br />
Kreuzfahrt mit der<br />
schicksten Yacht der<br />
Galapagosinseln<br />
schnee von morgen<br />
13 ausgesuchte Tipps für<br />
diesen Winter. Ein Special<br />
the road less traveled<br />
Unterwegs auf dem<br />
Highway 101, wie ihn kaum<br />
einer kennt. Erster Teil<br />
Nadel im Weltraum<br />
seit 60 Jahren wacht die space<br />
Needle über die skyline von seattle.<br />
ab Seite 50<br />
Foto: Michael Hannwacker<br />
Traveller‘s World<br />
23
galapagos<br />
THE ORIGIN<br />
OF JOY<br />
Die Natur auf den Galapagosinseln<br />
hatte es nicht leicht. Doch auf einer Expedition<br />
mit der SILVER ORIGIN kommt man dem<br />
Wunder der Evolution ganz nahe<br />
24<br />
TRAVELLER‘S WORLD
Text und Fotos Daniel alexanDer<br />
Traveller‘s World<br />
25
galapagos<br />
26 Traveller‘s World
selbst wenn man die distanz<br />
verkürzte, würden meerechse<br />
oder darwinfink nicht weichen<br />
uNgeheuer<br />
die nur auf den Galapagosinseln lebende Meerechse, hier an der Punta Morena auf der Insel Isabela, sucht als einzige ihrer art ihre Nahrung<br />
unter Wasser. die silver origin wartet geduldig auf die rückkehr der Zodiacs<br />
Traveller‘s World<br />
27
galapagos<br />
tölpelhaft<br />
Für darwins Theorie der „geschlechtlichen Zuchtwahl” ist der Bluefooted<br />
Booby ein gutes Beispiel: das Weibchen umwirbt er mit seinen<br />
blauen Füßen (oben rechts, weiter im Uhrzeigersinn). Festes schuhwerk<br />
ist voraussetzung für den kurios erstarrten lavastrom auf der Bahia<br />
sullivan. die schroffe Caldera der Insel Genovesa reflektiert das letzte<br />
sonnenlicht. ein Zodiac passiert die Isla santiago. die Marina am Bug<br />
der silver origin nimmt die Passagiere wieder auf<br />
28 Traveller‘s World
e<br />
patiNa<br />
sapitam et eate dolum<br />
debis rerum rera eum<br />
aut is rectotas int<br />
voluptium quis andio<br />
es resequatur? Gia in<br />
eossin conseque volent.<br />
dis molum fugiatistium<br />
aut aut aceatur, idit<br />
iunt as adios autenis<br />
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es resequatur? Gia in<br />
eossin conseque volent.<br />
dis molum fugiatistium<br />
aut aut aceatur, idit<br />
iunt as adios autenis<br />
trumquias<br />
Es ist 13:15, und wir wollen gerade unser medium gebratenes<br />
Lachsfilet an hausgemachter Remouladensauce<br />
anschneiden, als uns ein Gong aufschreckt. Kurz darauf<br />
erklingt die Stimme des Kapitäns mit einer die Passagiere<br />
in helle Aufregung versetzenden Nachricht: „Wale voraus!“<br />
Die Tische leeren sich schneller als bei einer Panik,<br />
auf den Treppen hinauf auf Deck 7 wird es eng wie nie<br />
zuvor und danach nicht wieder, und keine Minute später<br />
sind alle (zahlenden) Mann an Bord auf dem Star gazing-<br />
Deck über dem Bug, Ferngläser und Teleobjektive im<br />
Anschlag. Tatsächlich taucht bald darauf der Rumpf von<br />
etwas auf, das einer der Naturalisten als Buckelwalkuh<br />
identifiziert; daneben – Entzückenskiekser der weiblichen<br />
Passagiere – ihr Kälbchen.<br />
Nie mehr als 100<br />
Wale sind so ziemlich die einzigen Eindringlinge in<br />
dieses von Naturschützern mit Argusaugen bewachte<br />
Habitat, die gern gesehen werden. Warum auch nicht. Sie<br />
ziehen weiter und bedrohen das fragile Ökosystem der<br />
Galapagos inseln nicht. Genauso sollen es auch die Besucher<br />
der Gattung homo sapiens halten. Ihre Anzahl<br />
schränkt die Regierung in Ecuador ein; Schiffe beispielsweise,<br />
die in dem rund 1000 Kilometer vor der südamerikanischen<br />
Westküste verstreuten Archipel kreuzen, dürfen<br />
maximal 100 Passagiere aufnehmen.<br />
Eine Kreuzfahrt ist natürlich, wie weiland bei Darwin,<br />
die beste Möglichkeit, möglichst viele der 13 größeren<br />
Inseln zu besuchen. Und die blutjunge Silver Origin, eine<br />
eigens für Galapagos gebaute Yacht aus der monegassischen<br />
Silversea-Flotte, nach unserer Recherche, zumindest<br />
ab einem gewissen Umfang der Geldbörse, die beste<br />
Wahl für einen solchen Cruise. Warum? Weil jede ihrer 50<br />
großzügigen Suiten mit Balkonen ausgestattet, die Bordküche<br />
über mehrere Längen- und Breitengrade konkurrenzlos,<br />
die Ausstattung, von den Zodiacs bis zu den Tauchermasken,<br />
ausnahmslos erstklassig ist und die Einrichtung<br />
unaufdringlich mediterrane largesse ausstrahlt.<br />
Wir haben den „North Western Itinerary“ gebucht.<br />
Der führt – nach der Landung aus Quito in San Cristóbal –<br />
zur entlegenen Vogelinsel Genovesa, zu den Blaufuß-<br />
Tölpeln (die englische Bezeichnung Boobies klingt deutlich<br />
netter. Obwohl auch das „Dummköpfe“ heißt) auf<br />
Seymour Norte und auf das schwarz gefaltete Lavafeld an<br />
der Bahia Sullivan auf Santiago. Anschließend umsegeln<br />
wir, von Norden kommend, die Westküste der wie ein<br />
riesiges Seepferdchen geformten Insel Isabela, besuchen<br />
Traveller‘s World<br />
29
galapagos<br />
das kann keine noch so gelungene<br />
safari bieten: tiere aus allernächster<br />
nähe. und zwar immer<br />
30 Traveller‘s World
tiefeNeNtspaNNt<br />
ein seelöwe unterbricht seine siesta am sandstrand der darwin Bay auf Genovesa mit einer dehnübung<br />
Traveller‘s World<br />
31
galapagos<br />
freudeNsprüNge<br />
der „Galapagos Plunge” von der Marina der silver origin ist ein festes<br />
ritual am letzten Nachmittag der Kreuzfahrt (oben rechts, weiter im Uhrzeigersinn).<br />
der Trail auf santa Fé führt über vulkanisches Geröll und durch<br />
trockenes Gestrüpp. Flügellose Kormorane leben einzig auf Fernandina und<br />
Isabela, die kunterbunte sally-lightfoot-Krabbe an den Küsten fast aller<br />
Galapagosinseln. die opuntia galapageia ist Teil der endemischen Flora<br />
32 Traveller‘s World
a<br />
die Riesenschildkröten auf Santa Cruz, machen einen<br />
Abstecher zur kleinen Insel des Santa-Fé-Drusenkopfes<br />
und legen vor Española an, der südlichsten Insel des<br />
Archipels und Heimat von Albatrossen, des Galapagosbussards<br />
und der Españolaspottdrossel. Und kehren<br />
schließlich nach San Cristóbal zurück.<br />
Man könnte die sieben Tage auch in der Observation<br />
Lounge der Silver Origin auf Deck 7 verbringen, sich an<br />
den dort versammelten Dekostücken ergötzen, die Bände<br />
und einschlägigen Bücher der exquisiten Bibliothek studieren,<br />
sich hin und wieder einen Caffè Latte, eine lemonade<br />
oder, bei Zuzug anderer sympathischer Passagiere,<br />
gegebenenfalls auch einen Old Fashioned bringen lassen<br />
und immer wieder an dem historisierenden Riesenglobus<br />
vorbei durch das Halbrund des Panoramafensters an der<br />
vorbeiziehenden, in Jahrmillionen entstandenen Urwelt<br />
der Galapagosinseln delektieren. Könnte man, sollte man<br />
aber nicht. Denn man würde verpassen, was keine noch so<br />
gelungene Safari so bieten kann: Fauna aus allernächster<br />
Nähe. Allerdings mit mindestens, so die Regeln des Nationalparks,<br />
zwei Metern Abstand.<br />
Doch selbst, wenn man ihnen näher käme, würden<br />
die Stummelkormorane oder Meerechsen, die Darwinfinken<br />
oder Riesenschildkröten nur in Ausnahmefällen<br />
die Flucht ergreifen – ob aus Ignoranz, Gleichgültigkeit<br />
oder Mangel an schlechten Erfahrungen in der Isolation<br />
der Galapagos inseln, wissen wir nicht. So erkennt man aus<br />
kurzer Distanz, dass die Evolution, wenn man sie lässt,<br />
nicht nur eitle Schönheit hervorbringt. Sicher, die Seelöwen<br />
sind putzig, bisweilen rührend, die Zwergpinguine<br />
zum Herzerweichen, und der Sally-Lightfoot-Krabbe hat<br />
sie eine spektakulär kolorierte Rüstung spendiert. Aber<br />
die Blue-footed, Red-footed oder Nazca-Boobies wirken<br />
eher wie unbeholfene und dennoch lebendig gewordene<br />
Kinderzeichnungen. Und die Leguane? Könnten sich Mas -<br />
kenbildner für Horrorfilme nicht ärger ausdenken.<br />
Argenis, unser Butler, der uns nachmittags, nach<br />
Ausflügen im Kajak oder Schnorchelabenteuern mit Riffhaien<br />
und Rochen im von arktischen Strömungen gut<br />
gekühlten Wasser, zuverlässig heißen Zitronenverbene-<br />
Tee serviert und abends die Lesebrille, frisch geputzt, auf<br />
dem Nachtschränkchen platziert, nennt die Galapagosinseln<br />
sein Zuhause. Das muss er auch. Denn nur so kann<br />
die ecuardorianische Regierung das Bevölkerungswachstum<br />
auf den vier bewohnten Galapagosinseln unter<br />
Kontrolle halten. Der Pool, aus dem die Reederei ihr<br />
Personal berufen darf, ist also begrenzt. Und doch scheint<br />
es, als hätte sie ausschließlich Toptalente an Bord geholt.<br />
Die Mitglieder des Explorer-Teams etwa haben nicht nur<br />
ein untrügliches Auge und jedwedes Wissen für jede am<br />
Horizont oder direkt vor uns auftauchende Spezies, sie<br />
halten abends in der (todschicken) Explorer Lounge didak-<br />
Traveller‘s World<br />
33
galapagos<br />
man könnte die tage<br />
auch in der observation<br />
lounge mit einem old<br />
fashioned verbringen<br />
schauplatz<br />
auf deck 7 ziehen die Inseln vorbei wie eine in den Pazifik getauchte Marslandschaft. Und die silver origin an den Inseln des archipels wie ein Traum<br />
34 Traveller‘s World
GoING GAlApAGoS<br />
Unser Cruise mit der Silver Origin, der speziell auf das<br />
Zielgebiet ausgerichteten Yacht der monegassischen Reederei<br />
Silversea Cruises, dauerte eine Woche. Der Door-to-door-allinclusive-Preis<br />
(ab 11 400 Euro in der 30 qm großen Classic<br />
Veranda Suite) schloss die Anreise ab Deutschland mit<br />
Zwischenübernachtung in Quito, Privattransfers, alle Mahlzeiten<br />
und Getränke an Bord, sämtliche Exkursionen sowie<br />
Trinkgelder ein. silversea.com/de/schiffe/silver-origin.html<br />
Lohnend auf der Langstrecke mit der KLM: ein Upgrade in die<br />
lässige Business Class mit Full-Flat-Liegesitz und auf Marcel-<br />
Wanders-Geschirr dargebotenen leckeren Bissen. klm.de<br />
atisch blitzsaubere Vorträge zur Zivilisationsgeschichte auf<br />
den Inseln, den Kuriositäten in Charles Darwins Leben<br />
oder den tektonischen Voraussetzungen für die Entstehung<br />
des vulkanischen Archipels.<br />
Am Nachmittag des dritten Tages setzen wir mit Jason,<br />
einem naturalist aus Kalifornien, zu einem wet landing zur<br />
Bahia Sullivan über. (Weil er sich nicht nur in die Inseln,<br />
sondern auch in eine Bewohnerin verliebt, sie geheiratet<br />
und einen Sohn mit ihr hat, darf er auf den Galapagosinseln<br />
arbeiten. Und es wirkt auf dieser Exkursion nicht,<br />
als wolle er es irgendwo anders tun.) Während wir uns<br />
vorkommen, als seien wir auf dem Mars gelandet, erklärt<br />
Jason, wie die schwarze, gekräuselte und immer wieder in<br />
tiefe Spalten aufbrechende Lava, über die wir, auf jeden<br />
Schritt achtend, stolpern, sich erst bei einer verhältnismäßig<br />
jungen, nicht mal 150 Jahre zurückliegenden Eruption<br />
über dieses Terrain ausgebreitet hat.<br />
Langsam reift die Erkenntnis, dass dies eine Welt ist,<br />
die auch ganz gut ohne uns existierte, ja – wenn man die<br />
dramatischen Folgen des Zugriffs des homo sapiens auf<br />
den Inseln in den letzten knapp fünf Jahrhunderten be -<br />
denkt –, sogar deutlich besser. Die Galapagosinseln ha ben<br />
von der Entdeckung durch den Menschen zu keinem Zeitpunkt<br />
profitiert. Es ist umgekehrt. Und sei es nur mit<br />
dieser Erkenntnis.<br />
Unter uns<br />
Der letzte Nachmittag gehört einem Strand, den wir<br />
umgehend zu einem der schönsten der Welt erklären.<br />
Flankiert vom Cerro Brujo, einem schroff ins Meer stürzenden<br />
Felsen, zieht sich eine kilometerlange Sichel aus per -<br />
fekt weißem Sand über schwarze Lavafelsen, die Pelikane<br />
und Boobies als Startrampe für ihre Beuteflüge nutzen. Als<br />
wir unserem Zodiac in die auf den Sand laufenden Wellen<br />
entsteigen, reißt der Himmel wie ein großer Vor hang auf<br />
und taucht die nun wie ein Edelstein auf leuchtende Bucht<br />
in ein strahlendes Sonnenlicht. Und das Wunder hier wie<br />
überall auf den Galapagosinseln: Wir sind, abgesehen von<br />
ein paar selbstvergessen am Strand ent spannenden Seelöwen,<br />
unerschütterlich ihren Platz im Unterholz bewachenden<br />
Leguanen oder in alle vier Richtungen über ihr<br />
vulkanisches Terrain stürmenden, schreiend bunten Sally-<br />
Lightfoot-Krabben, vollkommen allein.<br />
Und Darwin? Oder seine bei seinem Aufenthalt im<br />
Herbst 1835 gewonnenen Einsichten „On the Origin of<br />
Species”? Sind uns in dieser Woche herzlich egal. Wir<br />
genießen das Hier und Jetzt. Klar, wir beneiden ihn, dass<br />
er nicht eine Woche, sondern über 50 Tage auf diesen<br />
verzauberten Inseln bleiben durfte. Aber wenn wir heute<br />
mit ihm tauschen könnten, dann doch lieber nicht auf<br />
seiner eher armseligen Beagle. Wir wollten um jeden Preis<br />
auf der Silver Origin bleiben.<br />
TW<br />
Traveller‘s World<br />
35
13 eiskalte Highlights<br />
winter<br />
Skifahren in Tirol kann jeder.<br />
Leser von Traveller’s World aber wollen<br />
das Besondere. Bekommen Sie. Hier<br />
Texte ChrisTine von Pahlen<br />
the iSlanderS Flüge mit dem Hubschrauber zu unberührten Pisten gehören zu den<br />
(mindestens) eleven experiences für abenteurer im nordwesten islands
(sie hatten Island noch nicht auf dem Plan? Wir schon)<br />
01<br />
abenteuerspielplatz<br />
Von außen ist die Deplar Farm, ein ehemaliger Bauernhof in der Einsamkeit des Fljöt-Tals in<br />
Islands Nordwesten, ein landestypisches Gebäude-Ensemble mit schwarzer Schindelfassade,<br />
bodentiefen Fenstern und begrünten Dächern. Auf die Gäste der 13 Suiten und ein Spa aber<br />
warten außergewöhnliche Experiences wie die besondere Magie des Polarlichts, Whale Watching<br />
von November bis März oder Heliskiing-Touren im April und Mai. Nach einem Drei-Gang-Menü<br />
mit Fischen aus heimischen Gewässern ermöglicht die Mitternachtssonne Abfahrten zum Dessert,<br />
immer in Begleitung hoch qualifizierter Guides.<br />
elevenexperience.com/deplar-farm-iceland-winter<br />
Traveller‘s World<br />
37
seattle<br />
rastlos<br />
in seattle<br />
Texte und Fotos MiChael hannwaCker<br />
50<br />
Traveller‘s World
Umgeben von Puget sound und lake<br />
Washington und beschützt von den<br />
olympic und Cascade Mountains, befindet<br />
sich die „emerald City“ in einer art Dauerblüte.<br />
ein kurzer Guide (damit sie keine Zeit<br />
verlieren) zu den Highlights in der Heimat von<br />
Boeing, Microsoft und starbucks, von Jimi<br />
Hendrix, nirvana und den Foo Fighters<br />
looK & feel<br />
vor 60 Jahren anlässlich der<br />
Weltausstellung errichtet, dominiert<br />
die space Needle (Foto links<br />
und Seite 38 oben; T. +1.206.905 21 00,<br />
spaceneedle.com) bis heute seattles<br />
skyline. Und man muss hinauf.<br />
denn die auffahrt zum Turmkorb<br />
belohnt ein spektakuläres Panorama.<br />
am Fuß des Monuments<br />
hat sich der Glasbildhauer dale<br />
Chihuly aus dem nahen Tacoma<br />
einen atemberaubenden Glaspalast<br />
spendiert. Falls sie der Chihuly<br />
Garden and Glass (diese Seite;<br />
T. +1.206.753 49 40, chihulygardenandglass.<br />
com) inspiriert: Im nahen seattle<br />
Glassblowing studio (T. +1.206.<br />
448 21 81, seattleglassblowingstudio.com)<br />
gelingen selbst anfängern kleine<br />
Traveller‘s WorldKunstwerke.<br />
51
seattle<br />
52 Traveller‘s World
sights & souNds<br />
Für eine erste orientierung<br />
bieten sich zwei alternativen<br />
an: die von Pier 55 ablegenden<br />
argosy Cruises (Foto Seite 41 unten;<br />
T. +1.888.623 14 45, argosycruises.com)<br />
erklären die stadt von der elliott<br />
Bay aus. die emerald City Bike<br />
Tour (T. +1.206.697 96 11, seattlebicycletours.com)<br />
erkundet seattle bis in<br />
seine außenbezirke.<br />
Musik von Hendrix bis Hip-<br />
Hop feiert das Museum of Pop<br />
Culture in einem schimmernden<br />
Wunderbau des kanadischen architekten<br />
Frank Gehry (Fotos diese<br />
Seite und links unten; T. +1.206.770 27 00,<br />
mopop.org). lust auf live-Musik?<br />
„dimitriou’s Jazz alley” (T. +1.206.<br />
441 97 29, jazzalley.com) ist die beste<br />
adresse für Blues und Blue<br />
Notes. Traveller‘s World 53
west coast<br />
56<br />
Traveller‘s World<br />
„It was a beautiful day, the sun beat down /
one oh! one<br />
Unsere These: Aufregender (und deutlich einsamer) als die<br />
Big Sur ist die legendäre U.S. Route 101 nördlich von San Francisco.<br />
Die erste Etappe führt von der Olympic Peninsula<br />
bis zur Südgrenze Oregons<br />
(Die zweite zeigen wir in der nächsten TW)<br />
Text und Fotos MiChael hannwaCker<br />
First Day Wir haben unsere Route in<br />
die Hände des Individualreise-Spezialisten<br />
America Unlimited gelegt, der uns für die<br />
über 2000 Kilometer lange Strecke die Kategorie<br />
„Fullsize SUV“ empfohlen hat (ab ca.<br />
3599 Euro p.P. im DZ inkl. Flügen und Mietwagen,<br />
T. 0511.37 44 47 50, america.unlimited.<br />
de). Die Alamo-Niederlassung in Seattle gewährt<br />
uns ein Upgrade: die jüngste Version<br />
des Chevrolet Suburban, ein Modell, das seit<br />
1934 auf US-Highways unterwegs ist.<br />
Mit den Washington State Ferries geht<br />
es über die Elliott Bay nach Bainbridge Island;<br />
nach weiteren 40 Meilen treffen wir auf die,<br />
von Washingtons Hauptstadt Olympia kommende,<br />
U.S. Route 101. Wir folgen ihr entlang<br />
der Nordküste der Olympic Peninsula<br />
und am Ufer des glasklaren Lake Crescent.<br />
Erste Station ist die südlich der Kleinstadt<br />
Forks grandios über dem endlosen Kalaloch<br />
Beach gelegene, gleichnamige Lodge<br />
(157151 US-101, T. +1.866.662 99 28, the<br />
kalalochlodge.com). Sie ist einst aus Treibholz<br />
errichtet worden. Von dem der Strand weiterhin<br />
übersät ist.<br />
I had the radio on, I was drivin‘“ tom Petty<br />
Traveller‘s World<br />
57
west coast<br />
Second Day Ausruhen? Ist nichts für unseren<br />
schwarz schimmernden Chevrolet Suburban. Er will<br />
wieder raus auf den Highway 101. In dieser Region<br />
führt er durch dichten Nadelwald, durch den dicht an<br />
der Küste der Pazifik leuchtet. Wir sind auf dem Weg<br />
zu einem Nationalpark: dem Hoh Rain Forest (Hoh<br />
bedeutet in der Sprache der hiesigen Native Americans<br />
„schnell fließendes Wasser“. Oder, amüsanter,<br />
„Mann mit zänkischen Ehefrauen“). Es ist der besterhaltene<br />
Regenwald in der nördlichen Hemisphäre und<br />
wegen dieser Ausnahmestellung Teil des Welterbes<br />
der UNESCO. Grund ist ein Klimaphänomen: Wenn<br />
feuchtigkeitsreiche Stürme vom Pazifischen Ozean<br />
heranziehen, treffen sie zuerst auf die westlichen Hänge<br />
der Olympic Mountains. Sobald die Luft dann aufsteigt,<br />
kühlt sie sich ab und führt zu Niederschlag, und<br />
zwar in großen Mengen.<br />
Davon profitiert das Moos, das in riesigen Büscheln<br />
die Bäume bedeckt und von ihnen herabhängt.<br />
Fasziniert wandern wir den ziemlich treffend betitelten<br />
Hall of Mosses Trail – es ist wie ein Spaziergang durch<br />
eine lebendige grüne Kathedrale. In der es übrigens<br />
während unseres Besuchs keinen Tropfen regnet. Als<br />
wir uns später auf dem Gelände der Kalaloch Lodge<br />
Rib-Eyes grillen, kommt sogar die Abendsonne heraus.<br />
58<br />
Traveller‘s World<br />
„Get your motor runnin’ / Head out on the highway /
Third Day Wir brechen früh auf. Unser erstes Ziel ist die Lake Quinault Lodge (345 S Shore Rd, Quinault, T. +1.888.<br />
896 38 18, olympicnationalparks.com/lodging/lake-quinault-lodge/), ein bald hundertjähriges, herrlich nostalgisches Hotel an<br />
einem nebelverhangenen See. Wir frühstücken im „Roosevelt“-Restaurant, in dem der US-Präsident 1937 auf einem field<br />
trip zu Mittag speiste. Auf der Fahrt Richtung Süden halten wir in der eher schäbigen Kleinstadt Aberdeen, wo ein kleiner<br />
Park an Kurt Cobain erinnert, den hier aufgewachsenen Frontmann der Grunge-Band Nirvana. Am Abend überqueren<br />
wir die Brücke über den mächtigen Columbia River. Und damit die Grenze zwischen Washington State und Oregon.<br />
Traveller‘s World<br />
Looking for adventure / In whatever comes our way“ stePPen wolf<br />
59
florida<br />
laid Back lifestyle<br />
Auf Anna Maria Island,<br />
einer schmalen Insel vor<br />
Floridas Golfküste,<br />
träumen Urlauber unter<br />
in leichter Brise raschelnden<br />
Palmen blättern in<br />
den Tag hinein oder<br />
versuchen, sich<br />
auf ihren Krimi<br />
zu konzentrieren<br />
amoBlauf<br />
die „anna Maria oyster Bar”, kurz aMoB, hat vier anlaufstationen und<br />
eine schwimmende Tiki-Bar (dieses Bild, weiter im Uhrzeigersinn). das<br />
„Beach House Waterfront restaurant” serviert zu seafood Gumbo und<br />
Weißen Garnelen einen unverstellten Blick auf den Golf von Mexiko. der<br />
trifft über die gesamte Insellänge auf einen weißen sandstrand<br />
64 Traveller‘s World
Text axel PinCk<br />
Langsam neigt sich die Sonne und<br />
taucht die Bay in ein warmes, goldenes<br />
Licht. Gemächlich zieht eine von zwei<br />
Außenbordern angetriebene und mit<br />
Palmenblättern überdachte Tiki-Bar<br />
über das ruhige Wasser. Die Stimmung<br />
in der „Anna Maria Oyster Bar“ ist<br />
angemessen munter. Der Chardonnay<br />
aus Kalifornien versteht sich bestens mit den auf Platten<br />
servierten Austern „on the half shell“, die gut gelaunte Ser -<br />
vicemitarbeiter zu den Tischen auf der Terrasse balancieren.<br />
Als unversehens schwarze Wolken aufziehen und Regen<br />
über die plötzlich bewegte Bay peitscht, flüchtet sich die mit<br />
Gläsern und Tellern jonglierende Gästeschar routiniert ins<br />
Innere der Austernbar und betrachtet den tropischen Regenguss<br />
gelassen durch die großen Panoramascheiben.<br />
Anna Maria Island, für Insider kurz AMI, verwandelt<br />
noch den angespanntesten Executive schon bei der Überfahrt<br />
in einen entspannten Beachcomber. 13 Kilometer lang und<br />
bis zu drei Kilometer breit, ist die Insel am Golf von Mexiko<br />
über zwei Brücken mit dem Festland und dem Bezirksstädtchen<br />
Bradenton am Manatee River verbunden (eine dritte<br />
schwingt sich über den Longboat Pass zur südlichen Nachbarinsel<br />
Longboat Key).<br />
AMIs wesentliches Asset ist ihr endlos scheinender<br />
Traumstrand. Direkt hinter den Dünen verstecken sich läs -<br />
sige rental homes und kleine Hotels. Die Insel rühmt sich,<br />
dass keine Unterkunft weiter als fünf Minuten zu Fuß vom<br />
Strand entfernt liegt. Viele mieten sich ein Fahrrad und erkunden<br />
damit eine Insel, die sich einiges vom „Old-Florida<br />
Charm“ bewahrt hat. Kein betonierter Highway, sondern der<br />
zweispurige Gulf Drive durchmisst die Insel vom Anna<br />
Maria Island Beach im Norden bis zur Südspitze.<br />
Außer dieser Länge wartet jede Menge Wassersport, von<br />
gemieteten Motorbooten über Jet-Skis bis zu Stand-up-<br />
Paddleboards. Mutige lassen sich von PS-starken Powerbooten<br />
beim Parasailing an Gleitschirmen hoch in die Luft zie -<br />
hen, andere versuchen, als Windsurfer die Balance zu halten<br />
oder, bei einem Yoga-Kurs im ruhigen Wasser der Bay, den<br />
„Herabschauenden Hund“ oder andere Figuren auf einem<br />
Board zustande zu bringen.<br />
In den Wintermonaten, hier die Hochsaison, sorgen<br />
Musikfestivals für Entertainment. „Symphony on the Sand“<br />
nennen sich die Konzerte im Coquina Gulfside Park von<br />
Bradenton Beach jeden zweiten Samstag im November. Am<br />
ersten Wochenende im Dezember lockt das Bradenton Blues<br />
Festival die Fans nach Downtown Bradenton. Im Frühjahr<br />
bringt die Konzertreihe „Music in the Park“ Country, Rock<br />
und Soul in den Rossi Park am Bradenton Riverwalk. Den<br />
Sonnenuntergang am Manatee River gibt es gratis dazu.<br />
STAY<br />
CEDAR CoVE RESoRt & CottAGE Von den Bungalows,<br />
Zimmern und Suiten am Gulf Drive sind es nur wenige Schritte zum<br />
weichen Sand am Bradenton Beach. Ab 360 Euro, 2710 Gulf Dr.,<br />
Holmes Beach, t. +1.800.206 6293, cedarcoveresort.com<br />
BUNGAloW BEACH RESoRt Die ansprechend eingerichteten<br />
Häuschen des Boutique-Hotels gruppieren sich gleich hinter den<br />
Stranddünen. Ein „Dipping Pool“ sorgt für Erfrischung.<br />
Ab 270 Euro, 2000 Gulf Drive North, t. +1.800.779 36 01,<br />
bungalowbeach.com<br />
FloRIDA DREAMS REAlty oF AMI Komfortable<br />
Apartments und Häuser zur Miete, auch in der ersten Reihe am<br />
zentralen Holmes Beach. Ab 140 Dollar, t. +1.941.462 4016,<br />
florida-dreams.com<br />
DINE<br />
ANNA MARIA oyStER BAR Unprätentiös werden frische<br />
Austern mit Blick auf die Bay serviert, roh, gedämpft oder überbacken,<br />
dazu Shrimps, thunfisch und gute Stimmung.<br />
200 Bridge St, Bradenton Beach, t. +1.941.778 2662,<br />
oysterbar.net<br />
BEACH HoUSE WAtERFRoNt REStAURANt Wenn<br />
abends die Sonne im Golf von Mexiko versinkt, schmecken die<br />
Seafood Gumbo oder die Platte mit Weißen Garnelen aus dem Golf<br />
noch mal so gut.<br />
200 Gulf Drive North, Bradenton Beach, t. +1.941.779 2222,<br />
beachhousedining.com<br />
SKINNy’S PlACE Die Burger in dem nostalgischen Roadside<br />
Diner mit sonnenbeschirmten tischen gehen seit den 50ern.<br />
3901 Gulf Dr., Holmes Beach, t. +1.941.778 7769,<br />
skinnysplace.com<br />
DO<br />
GAlAtI CHARtERS Angeltrips im Golf von Mexiko.<br />
Mahi-Mahi und King King Mackerel beißen fast immer.<br />
t. +1.941.72 00 2253, charterfishingami.com<br />
GolF Mehr als 80 Plätze im Umkreis von 20 Meilen, 30 von<br />
ihnen sind öffentlich. golflink.com/golf-courses/fl/bradenton/<br />
INFO<br />
bradentongulfislands.com<br />
Fotos: Bradenton Area CVB (2), Matt Mariott BACVB<br />
Traveller‘s World<br />
65
style<br />
68 Traveller‘s World
DIE<br />
Assouline setzt auf luxuriöse Bildbände.<br />
Ihre Wette? Hochkarätige Kunst,<br />
exklusive Luxusmarken und die schönsten<br />
Destinationen. Unser Gewinn?<br />
Die wertvollsten Wälzer der Welt<br />
BUCHMACHER<br />
Text PaTriCia enGelhorn<br />
eiN BisscheN verlegeN<br />
anfangs ging es Martine und Prosper assouline<br />
nur um ein einzelnes Projekt. Heute herrschen<br />
sie über ein Imperium voller Prachtbände<br />
Die Dame hat ein Kännchen duftenden Earl Grey<br />
und ein Tellerchen mit zierlichen Cream Scones<br />
vor sich. Sie trägt ein pistaziengrünes Kostüm,<br />
ihre Handtasche ist eines der seltenen Birkin-<br />
Modelle von Hermès, und das Buch, das aufgeblättert<br />
vor ihr liegt, sieht aus wie ein Goldbarren.<br />
Es dürfte mindestens so schwer sein und<br />
kostet 4500 Euro. „Versailles: From Louis xIV to<br />
Jeff Koons“ steht auf dem Cover. Um sie herum,<br />
in den Regalen der eleganten „Swans Bar“ an<br />
der Londoner Piccadilly, prunken weitere großformatige Bildbände. Sie handeln<br />
über den Schmuck von Chaumet, die Möbel von Chandigarh oder das<br />
Design von Coco Chanel und sind alle so prachtvoll gestaltet, als wären sie<br />
zum Anschauen und nicht zum Lesen gedacht.<br />
Die Bar gehört zum Maison Assouline, einem literarischen Concept Store<br />
für Kultur, Luxus und Lebenskunst. Er residiert in einem denkmalgeschützten<br />
Gebäude, das Sir Edwin Lutyens vor gut 100 Jahren als Bank entworfen<br />
hatte, und gehört zu den schönsten Buchhandlungen der Welt. „Der Inhalt<br />
unserer Bücher ist superwichtig“, erklärt Prosper Assouline, „aber 99 Prozent<br />
der Zeit liegt ein Bildband geschlossen auf dem Tisch. Wenn er hässlich<br />
Traveller‘s World<br />
69
style<br />
ist, haben wir ein Problem. Er muss schön sein.“ Die Geschichte von Assouline<br />
wäre selbst ein hübscher Stoff für ein Buch und die Verleger ein gutes<br />
Cover-Motiv: Eine in Südamerika aufgewachsene Weltbürgerin trifft einen<br />
in Marokko geborenen Franzosen. Sie ist Anwältin und Mannequin, er in<br />
der Mode- und Werbewelt aktiv. Sie punktet mit stilvoller Eleganz, er mit<br />
kreativem Elan. Die beiden verlieben sich, heiraten und gründen einen Verlag,<br />
der so einzigartig wie erfolgreich ist. Ort der Handlung: Paris und New<br />
York sowie die exquisite Welt des Luxus. Ausstattung: alles, was schick,<br />
schön und teuer ist.<br />
Das Ganze funktioniert auch deshalb so gut, weil das Paar und ihr<br />
Produkt perfekt harmonieren. Die Assoulines sind charmant, glamourös,<br />
kultiviert und unwiderstehlich wie die Bücher, die sie verlegen, sie leben in<br />
der gleichen Welt, die dort zu sehen ist. „Als wir den Verlag gründeten, war<br />
es unser Ziel, luxuriösen Lebensstil und Kultur auf den Seiten einzigartiger<br />
Bücher von höchster Qualität zu zelebrieren“, sagt Prosper Assouline, „wir<br />
arbeiten mit den interessantesten Celebrities, den spannendsten Künstlern<br />
und den besten Marken der Welt, um ihre Geschichten zu erzählen.“<br />
Der erste Bildband<br />
erschien 1994 und<br />
war dem Hotel La<br />
Colombe d’Or im<br />
südfranzösischen<br />
Vence gewidmet,<br />
in dem die Assoulines<br />
viele glückliche Wochenenden<br />
verbracht hatten. „Das Hotel entspricht<br />
genau unserer Vision von Luxus“, erklärt<br />
Martine Assouline, „es ist klein und hat<br />
eine großartige Atmosphäre. Blumen und<br />
Marmor fehlen, dafür gibt es jede Menge<br />
Kunst.“ Das Buch war reinste Teamarbeit:<br />
Sie schrieb, er fotografierte. Damals dachte<br />
niemand, dass die Veröffentlichung von<br />
„La Colombe d’Or“ zur Gründung eines<br />
70 Traveller‘s World
„Die meiste Zeit liegt ein Bildband geschlossen auf<br />
dem tisch. Dann hat er besser ein hübsches cover“<br />
BooKshop oder tagesBar?<br />
Im Maison assouline, dem Flagship-store an der londoner Piccadilly,<br />
lässt sich wunderbar in luxus und Fernweh schwelgen.<br />
der jüngste Zuwachs des assouline-Imperiums in Palm Beach<br />
(oben) präsentiert sich als Mixtur aus Galerie und living room<br />
Verlages führen würde – das Buch sollte<br />
ein Einzelprojekt sein. Doch das Interesse<br />
an dem schönen Werk war groß, und dem<br />
Paar fehlte es nicht an neuen Ideen. „Wir<br />
haben dann ein paar weitere Bücher in unserem<br />
Kellerbüro produziert und uns dabei<br />
ein wenig besser organisiert“, erzählt<br />
Prosper Assouline, „de facto gab es den<br />
Verlag, bevor wir überhaupt entschieden<br />
hatten, dass wir ihn wollten.“<br />
Zu den frühen Erfolgserlebnissen von<br />
Assouline zählt ein Anruf von Lee Radziwill,<br />
Schwester von Jackie Kennedy und<br />
stilvolle Jetsetterin. „Als meine Assistentin<br />
mir sagte, wer in der Leitung ist, dachte ich<br />
an einen Scherz. Aber sie war es wirklich.<br />
Sie wollte sich mit mir zum Lunch verabreden,<br />
um über ein Buchprojekt zu sprechen“, erinnert sich Martine Assouline.<br />
Andere Verlage hätten viel dafür gegeben, die Biografie von Lee Radziwill<br />
veröffentlichen zu dürfen. Aber Madame Radziwill hatte mit sicherem Gespür<br />
den Herausgeber gewählt, der am besten zu ihrem Lebensstil passte.<br />
1999 zogen die Assoulines mit ihrem Verlag von Paris nach New York.<br />
Sie fanden eine verwahrloste alte Garage in Chelsea, ein Stadtteil, der damals<br />
noch weit entfernt war vom schicken Kunst-Mekka mit High Line<br />
und teuren Boutiquen. Die Westseite von Lower Manhattan hatte nur triste<br />
Indus triehallen und Aussichten auf den Hudson River zu bieten – doch<br />
genau das gefiel dem Paar.<br />
Tempi passati. Der Verlag wuchs und mit ihm sein Renommee, heute<br />
bespielen die Assoulines weitläufige Büroräume an Manhattans nobler<br />
Park Avenue. Unzählige Künstler, Köche und Couturiers wollten mit ihnen<br />
arbeiten. Zu den Glücklichen, denen es gelungen ist, zählen Designer wie<br />
Azzedine Alaïa und Diane von Fürstenberg, Gastronomen wie Alain Ducasse,<br />
Fotografen wie Peter Lindbergh und Mario Testino. Doch der Verlag<br />
publiziert auch Bücher über das russische Ballett, über Jaipur, Capri und St.<br />
Traveller‘s World<br />
71
style<br />
elle Mantel, Pullover, Shorts, Strümpfe und Stiefel: Hermès lui Mantel: Bally; Hose und Pullover: Mr P.<br />
74 Traveller‘s World
Merci,<br />
catherine<br />
Fotos Bela raBa<br />
In ihrem Château de<br />
Primard verwahrte<br />
die Deneuve ihre<br />
schönsten Kleider.<br />
Eine inspirierende<br />
Kulisse für die<br />
aktuelle Herbstund<br />
Wintermode
style<br />
elle Kleid und Schuhe: Armani; Handschuhe: Thomasine lui Sakko, Hemd und Hose: Etro; Schuhe: Paul Smith<br />
76 Traveller‘s World
Mantel und Cape: Tod’s; Stiefel: Roger Vivier
style<br />
elle Mantel, Kleid und Stiefel: Elie Saab; Tights: Falke lui Sakko, Pullover, Hose und Schuhe: Brunello Cucinelli<br />
78 Traveller‘s World
Pullover, Lederkleid und Stiefel: Chloé
style<br />
Kleid, Kette und Ohrringe: Chanel; Schuhe: Roger Vivier
Mantel, Hemd, Rollkragenpullover und Hose: Windsor;<br />
Schuhe: Brunello Cucinelli<br />
elle Jacke, Shirt, Rock und Handschuhe: Elie Saab; Schuhe: Roger Vivier;<br />
lui Sakko, Hemd, Hose und Schuhe: Karl Lagerfeld<br />
Styling: Véronique Vollmar; Hair & Make-up: Michael Salmen<br />
Models: Irina@DMG Paris, Amaury@Bananas Models Paris; Post Production: Florian Wagner<br />
DomAinE DE PrimArD<br />
Nur eine Stunde westlich von Paris, war das Château de Primard lange Jahre Rückzugsort für Frankreichs première actrice,<br />
Catherine Deneuve. Heute gehört es mit 40 Zimmern und einem Gourmetrestaurant zu einer kleinen, feinen Kollektion von Boutique-<br />
Hotels. Ab 250 Euro, Guainville, T. +33.2.36 58 10 08, relaischateaux.com/de/frankreich/domaine-de-primard-guainville-eure-et-loir<br />
Traveller‘s World<br />
81
stay<br />
Ist das noch eine Finca oder schon eine Lodge? Das<br />
jüngste Projekt von Mats WahlstroM auf Mallorca<br />
probiert’s mal mit Gemütlichkeit<br />
Text PaTriCia enGelhorn<br />
pUro WAr<br />
GESTErN<br />
84 Traveller‘s World
mats aN der<br />
soNNe<br />
er stand schon<br />
immer gerne auf<br />
der sonnenseite<br />
des lebens. von<br />
seinem neuen<br />
Guesthouse de luxe<br />
allerdings ist der<br />
sonnenuntergang<br />
noch spektakulärer<br />
am Fuße der Alaró-Zwillingsberge“ – ausführlicher<br />
äußert sich die Angabe zur Anreise<br />
auf der hauseigenen Website nicht.<br />
Verzeihlich also die Annahme, das erst im Frühjahr eröffnete Gästehaus<br />
Spirit of Son Fuster müsste leicht zu finden sein. Doch ganz<br />
so einfach ist es nicht. Von Palma geht es Richtung Nordosten,<br />
erst durch ein paar unscheinbare Vororte der mallorquinischen<br />
Kapitale, dann an struppigen Feldern mit Oliven-, Mandel- und<br />
Johannisbrotbäumen vorbei. Das hübsche Dorf Alaró wird links<br />
liegen gelassen, abseits der Autobahn beginnt ein schwer durchschaubares<br />
Netz meist einspuriger Straßen, begleiten von weiteren<br />
Feldern und wenig einladend wirkenden Farmhäusern.<br />
Die spektakulären Tafelberge sind allerdings nicht zu übersehen:<br />
zwei steile, an der Kuppe abgeflachte Erhebungen, die aus<br />
der Tramuntana-Gebirgskette, einem UNESCO-Weltkulturerbe,<br />
emporragen. Ältere Mallorquiner kennen unzählige Legenden<br />
zum Puig d’Alaró und Puig de s’Alcadena, die Überzahl ist blutig<br />
und grausam. Andererseits gelten die Tafelberge auch als Eingangstor<br />
in eine magische Welt. Wegweiser zum Castell d’Alaró<br />
Traveller‘s World<br />
85
stay<br />
helfen, die Richtung zu halten, und irgendwann kommt tatsächlich ein Straßenschild: Camí de Son Fuster, eine staubige,<br />
nur notdürftig asphaltierte Fahrbahn. Wenn dann ein schwarzer Land Rover mit kreisrundem goldfarbenem<br />
Logo ins Blickfeld rückt, ist man da. Mats Wahlstroms Wagen steht so fotogen zwischen schlanken Palmen über dem<br />
Pool, dass er zunächst wie ein Teil der Inszenierung wirkt. Der Blick durchs Fenster auf Pferdecremetuben, leere Wasserflaschen<br />
und einen Toaster verrät allerdings schnell, dass dies ein durchaus genutztes Fahrzeug ist.<br />
e<br />
in nicht unbeträchtlicher Teil der Einrichtung wurde in diesem Wagen und einem Anhänger<br />
hierhertransportiert“, lacht Mats Wahlstrom. Der schwedische Unternehmer ist Besitzer und<br />
Bewohner von Son Fuster, einer Possessió – das Herrenhaus eines Landguts – aus dem 14. Jahrhundert.<br />
Wenn er nicht da ist, wird das Anwesen an kräftig zahlende Besucher vermietet, inklusive Koch, Serviceund<br />
Reinigungspersonal sowie dem „personal touch“ des stilsicheren Inhabers.<br />
Frequent Traveller und Mallorca-Habitués kennen Mats Wahlstrom; er ist kein Neuling im Hospitality-Bereich:<br />
„Mein erstes Hotel eröffnete in den 1990er-Jahren auf einer schönen Halbinsel bei Portocolom. Es war schick und<br />
cool und wurde von Fußballspielern und anderen Prominenten frequentiert“, erzählt er, „dann kam eine Dame aus<br />
Alcúdia mit einem Koffer voller alter Pesetas, die sie loswerden wollte, bevor der Euro eingeführt wurde. Also habe<br />
ich ihr mein Hotel verkauft und mit dem Geld ein paar Liegenschaften in Palma erworben.“ Eine davon wurde 2004<br />
zum ersten Puro Hotel, ein Jahr später eröffnete das Purobeach in Cala Estancia. Die Puro-Hotels – am Ende waren<br />
es neun – punkteten mit Coolness, Design und Zeitgeist. Und zogen ein Publikum an, das sich gerne zwischen Pool<br />
und Party bewegte und zwischendurch die Läden und Lokale von Palma unsicher machte.<br />
Son Fuster ist in vieler Hinsicht anders: Das Zehn-Zimmer-Anwesen steht ganz für sich und in himmlischer<br />
Ruhe. Vom beheizbaren Salzwasserpool geht der Blick ungestört in die Landschaft, auf Obstbäume und Schafe, die<br />
Tafelberge und das Dorf Alaró in der Ferne. Es wird nur exklusiv und all-inclusive vermietet, also mit allen Mahl-<br />
86 Traveller‘s World
arthouse<br />
die Kunstwerke in son<br />
Fuster stammen aus Mats<br />
Wahlstroms privater sammlung<br />
oder wurden oft von<br />
befreundeten Künstlern<br />
speziell für die räume kreiert.<br />
Im salon steht ein langer<br />
esstisch vor dem Mahlstein,<br />
mit dem früher die oliven<br />
gemahlen wurden. Und der<br />
stahlbob, den der Hausherr in<br />
st. Moritz ritt<br />
„Dies ist mein<br />
heim. und<br />
gleichzeitig<br />
eine art<br />
Privathotel“<br />
Traveller‘s World<br />
87
stay<br />
Im<br />
Westen<br />
Was neues<br />
Vila Vita im Westen der<br />
algarVe galt bereits<br />
als exklusiVstes resort<br />
Portugals. Jetzt Wurde<br />
die kollektion um<br />
ein Phänomenales<br />
belle-ÉPoque-Palais<br />
erWeitert<br />
Text Jo sTorM<br />
Die Algarve hat über die Jahrhunderte etliche Heimsuchungen<br />
erlebt. Die Mauren hinterließen ihr den Namen „al-Gharb“,<br />
was Westen bedeutet – tatsächlich kommt westlich von hier<br />
nur noch irgendwann Amerika. Die Römer feierten später feudale<br />
Feste in ihren Villen entlang der roten Kalksteinfelsen; etliche Ruinen<br />
zeugen noch heute davon.<br />
Deutlich jüngeren Datums ist die aktuell wohl nobelste Adresse<br />
an Portugals Südküste, das Vila Vita Parc Resort bei Alporchinhos.<br />
Vor 30 Jahren empfing man hier die ersten Gäste. Das Jubiläum im<br />
August wurde entsprechend opulent begangen, die Geburtstagsparty<br />
war vom (kulinarisch) Feinsten: Die (deutschen) Eigner hatten<br />
zehn internationale Starköche verpflichtet – jeder von ihnen ausgezeichnet<br />
mit drei Michelin-Sternen; ein rauschendes Fest, ganz in<br />
der Tradition römischer Bacchanale.<br />
Wie ein kleines Dorf liegen die weiß getünchten Häuser und<br />
luxuriösen Villen in einem subtropischen 22-Hektar-Areal inklusive<br />
Privatbucht und Sandstrand vor der Kulisse einer romantischen<br />
Felsenlandschaft. Man flaniert über kopfsteingepflasterte Wege zur<br />
Piazzetta mit ihren schicken Boutiquen, zum Clubhaus mit seinen<br />
Restaurants oder zum Signature Spa. Die Suiten folgen dem luftigen,<br />
maritimen Stil der Algarve, die Interieurs reflektieren ihr Farbenspiel.<br />
90 Traveller‘s World
lage, lage, lage<br />
alles andere als zurückhaltend thront das „red Chalet” über<br />
dem strand von armação de Pêra. Und auch in den salons<br />
herrscht selbstbewusste Farbenfreude<br />
red chalet<br />
Imvolum audam, veniento iur sintibus exerspe dicimet ventota eseditis eici blandel<br />
is nem faccus alia iunt, occuptur? Qui dolendae volori ut estiisincia quam, omnit ab<br />
ipsum reictem volora etus faccus alia iunt, occuptur? Qui dolendae volori ut<br />
Traveller‘s World<br />
91
stay<br />
NeBeNschauplatz<br />
Für Nannies und Bodyguards fast zu schade. das „White House”<br />
ist der lichte Gegenpart zur opulenten Belle-Époque-villa nebenan.<br />
Gemeinsam bilden die beiden ein reizvolles ensemble<br />
Zusätzlich managt Vila Vita entlang der Küste eine Handvoll Privatvillen<br />
für Gäste, denen Privatsphäre und Exklusivität mehr bedeuten<br />
als das gesellige Miteinander im Resort: die Vila Vita Collection.<br />
Die hat im Sommer Zuwachs bekommen, etwa drei Kilometer<br />
außerhalb der weitläufigen Idylle des Resorts. Das Belle-Époque-<br />
Palais mit der auffälligen roten Fassade an der Uferpromenade des<br />
einstigen Fischerdörfchens Armação de Pêra lag lange Jahre im Dornröschenschlaf;<br />
aus dem wurde es nun erweckt. Das historische En -<br />
semble wurde eindrucksvoll renoviert, die Intarsien der Edelholzböden,<br />
die kunstvoll verzierten Türen und Fensterläden, die antiken<br />
Möbel und Kronleuchter von Spezialisten detailverliebt restauriert,<br />
dem Interieur mit starken Farben und mutigen Stilbrüchen spannende<br />
Kontraste verliehen. Das „Red Chalet“ (der ursprüngliche Name der<br />
Villa war Chalet dos Caldas e Vasconcelos) erstrahlt seitdem in<br />
neuem Glanze. „Chalet“ wird der Schönheit der Belle-Époque-Villa<br />
übrigens in keinster Weise gerecht: „Palais“ träfe es besser.<br />
apropos Kontraste: Direkt an die Villa schließt sich das „White<br />
House“ im Contemporary Style an, minimalistisch und trotzdem<br />
einladend. Und, wie der Name schon sagt, innen und<br />
außen ganz in Weiß: ideale Unterkunft für Kinder samt Nanny, mit -<br />
reisende Freunde oder auch Bodyguards, sollte ein Gast sie brauchen.<br />
Im Herrenhaus verteilen sich auf 260 Quadratmetern und zwei Etagen<br />
Wohnräume, Küche und zwei Master Bedrooms. Fernweh weckt der<br />
Anblick des Ozeans von der Sonnenterrasse mit ihrem Breitbild-<br />
Panorama: Wer sich in die Aussicht vertieft, kann die Sehnsucht<br />
verstehen, die Portugals große Seefahrer, die „heróis do mar“, vor<br />
500 Jahren auf die Meere trieb, um neue Welten zu entdecken. Eine<br />
weiße Mauer schirmt die von Palmen beschattete Traumvilla vom<br />
Treiben im einstigen Fischerdorf ab, an ihrer „waterfront“ lockt der<br />
Sandstrand zum Bad im Atlantik.<br />
Alles Notwendige erledigen Butler, Concierge und Privatkoch.<br />
Aber: Auch wenn Letzterer für die maximal acht Gäste das Beste aus<br />
Hinterland und Atlantik auf den Tisch des Hauses zaubert, wäre es<br />
ein Versäumnis, sich das kulinarische Feuerwerk im nahen Resort<br />
entgehen zu lassen. Das Vila Vita Parc bietet eine gastronomische<br />
Weltreise durch zehn Restaurants. Unbestrittenes Highlight: das<br />
„Ocean“ mit dramatischem Meerblick, wo der österreichische Zwei-<br />
Sterne-Koch Hans Neuner seine Gäste auf Drei-Sterne-Niveau be -<br />
kocht. Manche der Menüs, die er im Resort kreierte, sind zu Legenden<br />
geworden, wie „Discovering Portugal“ und „Let’s Go Fishing“.<br />
Dazu passt eine Degustation in der Adega des Resorts mit der größten<br />
privaten Weinkollektion Portugals.<br />
Wer nach so viel genüsslichem Fremdgehen einen Hauch von<br />
Heimweh verspüren sollte: Der nahe „Vila Vita Biergarten“ mit dem<br />
rustikalen Charme einer bayerischen Wirtschaft bietet alles, was das<br />
deutsche Herz begehrt. Danach aber schnell zurück ins „Red Chalet“,<br />
um wieder an der Algarve anzukommen.<br />
TW<br />
vilavitaparc.com, vilavitacollection.com<br />
Und außerdem<br />
„ARMAçãO BEACH CLUB” mit Wassersport-Optionen wie Stand-up-Paddling, Kayaking, Surfing und Jet-Skiing und drei<br />
coolen Strandrestaurants, „NANA”, „ARTE NáUTiCA” und „PRAiA DOURADA”. Das lädt samstags zur Sunset-Tanzparty ein.<br />
92 Traveller‘s World
Wo es euch gefÄllt<br />
Überall in der villa setzen antike lüster dem extravaganten Interieur die Krone auf. Im<br />
Master Bedroom sorgen Tapeten und Kissen für exotisches Flair. die weitläufige Terrasse ist<br />
der perfekte Platz für einen sundowner<br />
Fotos: Manolo Yllera/Vila Vita Parc<br />
Traveller‘s World<br />
93
stay<br />
Only you<br />
in Desaru<br />
An Malaysias Südostküste,<br />
mitten im Regenwald, hat<br />
One&Only ein Boutique-Resort<br />
versteckt. Anspruchsvolle Traveller<br />
finden sich hier in splendid<br />
isolation wieder<br />
Text reinharD MoDriTz<br />
Fotos ruPerT PeaCe<br />
94 Traveller‘s World
dschuNgel, Buch<br />
einen 27 Meter langen ruhe-Pool mit Infinity-Blick aufs Meer gewährt die „villa one”, außerdem<br />
High-end-luxus auf zwei etagen mit Gym, Private spa und von der Natur umrauschten leseecken<br />
Traveller‘s World<br />
95
stay<br />
aNBetuNgsWürdig<br />
das tempelartige Zentralgebäude beherbergt lobby, die restaurants „ambara” und „Hoshi” sowie eine<br />
verführerische Hotelboutique. alle villen sind um ein atrium gebaut, das ungestörtes sonnenbaden und abkühlung<br />
im Plunge Pool ermöglicht. die Öffnung nach außen regelt der Gast mit drehbaren Blenden selbst<br />
96 Traveller‘s World
es waren hektische Tage in Singapur. Erfolgreich,<br />
aber anstrengend. Eine Auszeit täte jetzt<br />
gut, wenn auch nur für ein paar Tage. Der<br />
Gedanke ist kaum geboren, da schwärmt ihm<br />
Jerome von einem Hideaway vor, nur zwei<br />
Autostunden von der quirligen Millionen-Metropole.<br />
Nicht ganz uneigennützig, wie sich herausstellt, denn<br />
Jerome Pichon ist gerade zum General Manager des neuen<br />
One&Only Desaru Coast Resorts bestellt worden. Der<br />
Franzose ist kein Unbekannter beim Ultraluxuslabel. Vor<br />
Malaysia hatte er bereits mit großem Erfolg die beiden<br />
One&Only-Logdes in Ruanda eröffnet.<br />
Für die standesgemäße Anreise wartet tags drauf ein<br />
brandneuer Tesla-x-SUV auf ihn , eine Aufmerksamkeit<br />
des Resorts. Zwar gibt es seit ein paar Monaten auch eine<br />
Fähre zwischen Singapur und der Desaru Coast, aber diese<br />
Art von Luxus mögen Gäste eines Luxusresorts. Dass er<br />
dabei umweltfreundlich chauffiert wird, ist kein Zufall.<br />
One&Only Desaru Coast liegt schließlich mitten im<br />
Regenwald, und man nimmt es hier mit Nachhaltigkeit<br />
sehr genau.<br />
Je näher er seinem Ziel kommt, desto mehr steigt die<br />
Vorfreude. Wie hatte Jerome ihm sein Haus gleich noch<br />
mal beschrieben: als einen Ort, „wo man am liebsten die<br />
Zeit anhalten möchte“. Der präsentiert sich, gebettet in<br />
tropisches Grün, in das sich 44 lauschige Villen ducken, an<br />
diesem Tag mit strahlendem Sonnenschein, am türkisfarbenen<br />
Südchinesischen Meer. Die Desaru-Küste im<br />
malaysischen Bundesstaat Johor kann hier mit einem 17<br />
Kilometer langen Sandstrand aufwarten. Dessen schönsten<br />
Abschnitt sich die in Dubai ansässige Hotelgruppe für<br />
ihr erstes Hotel in Asien gesichert hat.<br />
Als er die offene Lobby betritt, überwältigt ihn die<br />
Aussicht auf einen 50-Meter-Infinity-Pool, der auf beiden<br />
Seiten von üppigem Blattwerk flankiert wird und einen<br />
malerischen Blick auf das Meer freigibt (für einen ersten<br />
Eindruck schauen Sie sich doch noch mal die Titelseite<br />
dieses Magazins an). Es fällt ihm schwer, nicht sofort sein<br />
Handy für ein Foto zu zücken. Während seines Aufenthalts<br />
wird er feststellen, dass das Resort überhaupt Instagramwürdige<br />
Motive zuhauf bietet.<br />
Die Anlage hatte der berühmte australische Architekt<br />
Kerry Hill als moderne Interpretation eines traditionellen<br />
Kampung, eines malaysischen Dorfes, entworfen. Behutsam<br />
fügen sich die Gebäude hier in die Natur, die kubischen<br />
Villen zeigen klare Kante, sanfte Erdtöne außen wie<br />
innen harmonieren mit den Bäumen des Regenwaldes,<br />
weitläufige Veranden bilden einen fließenden Übergang<br />
zwischen drinnen und draußen.<br />
Traveller‘s World<br />
97
stay<br />
draußen übrigens tobt das Leben. Es beginnt mit dem Morgenkonzert<br />
von Goldregenpfeifern und Malayenpfaufasanen, dem Hämmern der<br />
Maronenspechte und dem Geschrei der Gibbons (die ihm schon mal<br />
einen Bissen vom Teller nehmen, wenn er nicht aufpasst). Und den<br />
scheuen Dusky Leaf Monkeys, Brillen-Languren, die das Treiben im<br />
Resort vorsichtig von ihren Beobachtungsposten in den Baumkronen verfolgen. Das<br />
alles wird er auf einem nature walk aus der Nähe erleben können, vor Augen geführt<br />
von Wan, seinem speziell ausgebildeten Guide.<br />
Gibbons zuhauf sind auch in unmittelbarer Nachbarschaft der zwei Golfplätze<br />
des The Els Club zu beobachten. Selbst ein passabler Golfer, wird er den Ocean Course<br />
bespielen, den Südafrikas Golflegende Ernie Els entworfen hat und der direkt an<br />
einigen Villen des Resorts vorbeiführt.<br />
Im nahen „Ember Beach Club“, der auch für Besucher außerhalb des Resorts<br />
zugänglich ist, tummelt sich ein buntes Völkchen. Eine Großfamilie aus Malaysia hat<br />
zwei Cabanas okkupiert, ebenso etliche Paare aus Singapur, die mal eben übers<br />
Wochenende zum Ausspannen angereist sind. Auf den Daybeds am lang gestreckten<br />
Pool verteilen sich Poster-Girls und -Boys, die von einem Shooting kommen könnten.<br />
Der sichelförmige Puderzucker-Sandstrand ist dagegen verwaist, auch die Kajaks<br />
und Katamarane dümpeln arbeitslos in der Nachmittagssonne. Jetzt kommt die Zeit<br />
98 Traveller‘s World
Im „Ember Beach Club“ ist gute Laune<br />
angesagt. Der Puderzucker-Sandstrand<br />
dagegen liegt einsam da. Weil gerade die Zeit<br />
der DJane anbricht?<br />
Klare KaNte<br />
In reih und Glied haben Kerry Hill architects die 44 villen in die Natur gebettet, die Flachdächer ökobewusst<br />
begrünt. Gleich dahinter erhebt sich der malaysische regenwald, davor liegt nur das südchinesische Meer<br />
Traveller‘s World<br />
99
stay<br />
zeit, iNteNsiv<br />
ein Gläschen in ehren als auftakt zum acht-Gang-omakase-dinner im sterneverdächtigen<br />
„Hoshi”-restaurant (rechts unten). der Banyan Tree im Chenot spa ist mehrere Hundert Jahre<br />
alt. Hier wird Wellness auf höchstem Niveau nach schweizer rezept geboten<br />
100 Traveller‘s World
der DJane, die bis zum Sunset Gute-Laune-Musik auflegt.<br />
Und der Auftritt von Andrew Walsh. Der gebürtige Ire<br />
betreibt in Singapur das mit einem Stern dekorierte<br />
Kult-Restaurant „Cure“ und kombiniert im „Ember Beach<br />
Club“ die Kunst des Barbecue mit Asiens feiner Küche.<br />
Sein Grill-Tipp? „Keep it easy. Have fun.“<br />
spaß? Hat er auch in den übrigen Restaurants.<br />
Valerio Pachetti, Herr über alle Töpfe im<br />
Resort, pflegt im „Ambara“ eine malaysischmediterrane<br />
Crossover-Küche vom Feinsten.<br />
Und das japanische „Hoshi“, das an der Bar<br />
ausschließlich Omakase-Variationen offeriert, wird wohl<br />
bald Besuch von Michelin-Testern erhalten. Gemeinsam ist<br />
beiden der Zugriff auf fangfrischen Fisch, Bio-Produkte<br />
von lokalen Farmen und auf den Chef’s Garden des<br />
Resorts mit seinem reichen Angebot an Gemüsen und<br />
Früchten.<br />
Es war wieder mal so ein Tag, voll mit neuen Eindrücken.<br />
Die will er in Ruhe Revue passieren lassen. Und wo<br />
könnte er das besser als bei einem White Negroni in der<br />
nach allen Seiten offenen „Dusky Monkey“-Bar? Den<br />
Namen verdankt sie Suri, einem Languren-Weibchen, das<br />
die Bar zu ihrer Heimat erkoren hatte.<br />
Das abendliche Konzert der Vögel ist verstummt. Nur<br />
leises Rauschen von Blättern hört er noch. Und jetzt, genau<br />
jetzt, würde er gern die Zeit anhalten.<br />
TW<br />
670 Euro inkl. Frühstück und Aktivitäten im Resort.<br />
Desaru Coast, Bandar Penawar, 90, Johor, malaysia,<br />
T. +60.7.878 34 00, oneandonlyresorts.com/desaru-coast<br />
Traveller‘s World 101
stay<br />
Pünktlich zur fußball-wm hat das legendäre<br />
chiva som health resort aus thailand<br />
in der wüste Qatars eine oase geschaffen,<br />
in der asiatische und arabische Gesundheitskonzepte<br />
aufeinandertreffen. Das<br />
Konzept hat nicht zuletzt die deutsche<br />
nationalmannschaft überzeugt<br />
Text r. G. Falkner<br />
102 Traveller‘s World
Wellness-<br />
Meister<br />
WASSER DES LEBENS<br />
Wenn das Resort nicht zum Meer kommt, wird das Meer<br />
eben ins Resort geholt. Zahlreiche Lagunen und Pools<br />
durchziehen das gesamte Ensemble<br />
Traveller‘s World 103
stay<br />
104 Traveller‘s World
BADE-HAUS<br />
„Zulal Serenity“ heißt der Bereich für Adults und individuelle<br />
Reisende. Hier sind die Suiten und Villen noch größer<br />
(und die Preise höher) als sonst im Resort. Die größte und<br />
schönste ist die „Qataf Suite“ mit drei Schlafzimmern und<br />
Infinity-Pool (Foto links unten)<br />
Die Ausgangslage könnte besser nicht sein: Eine<br />
Autostunde von der quirligen Hauptstadt Doha, fern<br />
jeglicher Ablenkung und in einer Oase der Ruhe und<br />
Abgeschiedenheit, bezieht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft<br />
Quartier für die – durchaus nicht unumstrittene – WM in<br />
Qatar. Neuer & Co. trainieren gleich um die Ecke im Al-Shamal<br />
Stadium, regenerieren Körper und Geist. Der Ort ist ein ganz<br />
besonderer: Hier, im Norden des Wüstenstaats, hat Chiva Som,<br />
vielfach ausgezeichneter Wellness- und Gesundheits-Pionier, im<br />
Sommer die erste Dependance außerhalb Thailands eröffnet,<br />
zugleich das größte Health Resort der Arabischen Halbinsel.<br />
Hielten manche der arabischen Gäste das „Zulal Wellness<br />
Resort by Chiva Som“ zunächst für ein Ferienhotel samt Spa,<br />
weiß der viel gereiste Europäer spätestens bei der Erwähnung<br />
des Namens Chiva-Som, was ihn erwartet. Für alle anderen<br />
bringt es Khun Krip Rojanastien, Chairman und CEO des<br />
Chiva-Som International Health Resorts im thailändischen Hua<br />
Hin, auf den Punkt: „Erstmals treffen asiatische und arabische<br />
Gesundheitsphilosophien aufeinander. Und verschmelzen zu<br />
einem ganz neuen Ansatz, der in dieser Form noch nie da<br />
gewesen ist. Wir haben damit etwas geschaffen, das nicht nur<br />
weltweit erstmals die Traditionelle Arabische Integrative<br />
Medizin (TAIM) präsentiert, sondern zugleich die Chiva-Som-<br />
DNA trägt.“ Dabei bringen die Thais Traditionelle Chinesische<br />
Medizin, Ayurveda und spirituelle Heilpraktiken ein, während<br />
der arabische Part vor allem auf Kräutern und Pflanzen beruht,<br />
wie sie schon im Koran als wirksam gegen Krankheiten<br />
beschrieben wurden. „Erstmals haben wir die Möglichkeit,<br />
Familien anzusprechen“, so Khun Krip weiter, „das bietet<br />
unseren Gästen große Flexibilität, und wir hoffen, dass wir so<br />
auch eine neue Generation für das Wohlbefinden begeistern.“<br />
Traveller‘s World 105
stay<br />
wiederauferstehung<br />
Ein asiatischer Betreiber haucht einer Schweizer Ikone neues Leben ein<br />
Luzern – Fünf Jahre musste die Schweiz auf diese Wiederauferstehung warten – jetzt hat das legendäre Hotel<br />
Palace am Ufer des Vierwaldstädtersees als manDarin orienTal palace luzern und damit jüngster Neuzugang<br />
der asiatischen Luxusmarke wieder eröffnet. Über die Kosten wird spekuliert – 100 Millionen Franken<br />
stehen im Raum und wurden gut angelegt: Im Versuch, die Quadratur des Kreises zu bewältigen, gelang es den<br />
lokalen Architekten von Iwan Bühler gemeinsam mit den Londoner Innenarchitekten von Jestico + Whiles, die<br />
traditionsreiche Geschichte des Gebäudes zu bewahren und mit zeitgenössischem Design, inspiriert vom beeindruckenden<br />
Blick auf die Schweizer Alpen, zu vereinen. Ergebnis: 136 elegante, geräumige Gästezimmer, darunter<br />
48 der größten Suiten der Stadt, ein exklusives Spa und ein KulinarikKonzept des israelischen Sternekochs Gilad<br />
Peled. DZ ab 690 Franken, mandarinoriental.com<br />
christmas<br />
am comer see<br />
Cernobbio – Wer 150 Jahre alt wird, weiß,<br />
wie man sich am Leben erhält. Das gilt nicht nur<br />
für Menschen, sondern auch für Hotellegenden.<br />
Deshalb haben sich die Verantwortlichen für die<br />
Villa d’EstE, allen voran der neue GM Davide<br />
Bertilaccio, entschieden, eines der schönsten<br />
und legendärsten Hotels der Welt nicht in den<br />
Winterschlaf zu schicken. Erstmals ist die ehemalige<br />
Sommerresidenz des Kardinals Tolomeo<br />
Gallio über die Wintermonate und natürlich an<br />
Weihnachten und Neujahr geöffnet. Zum 150.<br />
Geburtstag hält die Grand Old Lady mit dem<br />
zeitlosen Chic an diesen Feiertagen Hof: Stammund<br />
Neugäste dürfen sich auf spektakuläre Weihnachtsdekorationen<br />
und glamouröse Galadinner<br />
freuen. DZ ab 1100 Euro, villadeste.com<br />
110 Traveller‘s World
Venture capital<br />
Expeditions-Schifffahrt ist komfortabler<br />
geworden. Zumindest auf der<br />
Seabourn Venture cruisen Passagiere<br />
in luxuriösem Ambiente bis ins Herz<br />
von Arktis und Antarktis<br />
Fotos: George Apostolidis Photography/MOHG (2), Villa d’Este, Seabourn (4)<br />
Spitzbergen – Es ist noch nicht allzu lange<br />
her, da waren Expeditionsschiffe simple Kähne. Die<br />
Kabinen glichen Kajüten, das Essen wurde<br />
gemeinsam mit der Crew in der Schiffskantine<br />
eingenommen. Tempi passati. Heute liest<br />
sich eine Beschreibung in etwa so: „Vorne ein<br />
starker Bug der PC6-Eisklasse, hinten das elegante<br />
Heck einer Superyacht, dazwischen über<br />
2750 qm offene Deckfläche, Duplex-Suiten mit<br />
Panoramafenstern, und eine Landing Zone mit<br />
24 Zodiacs und zwei U-Booten“. Zumindest,<br />
wenn von der neuen Seabourn Venture die<br />
Rede ist, dem ersten ultraluxuriösen Expeditionsschiff<br />
der Carnival Corporation.<br />
Davon konnten sich kürzlich die ersten<br />
Passagiere auf der Jungfernfahrt der Venture<br />
überzeugen, die über Spitzbergen in die Arktis<br />
führte. Sofern sie nicht gerade mit einem der 24<br />
Zodiacs auf Exkursion waren, residierten sie in<br />
132 von Interior-Designer Adam Tihany gestalteten<br />
Oceanfront-Veranda-Suiten, mit maßgefertigtem<br />
Mobiliar und praktischen Extras wie<br />
beheizten Kleiderschränken für die Touren ins<br />
ewige Eis. Aber es geht noch besser. Was in<br />
Fünf-Sterne-Hotels die Presidential Suite, das<br />
ist auf der Venture die zweistöckige „Grand<br />
Wintergarden“-Suite, ein Duplex-Apartment<br />
auf See mit 130 Quadratmetern, zwei Terrassen<br />
und drehbarem Bett für den bestmöglichen<br />
Blick aus den bodentiefen Panoramafenstern.<br />
Das Herzstück der Seabourn Venture ist aber<br />
die Expedition Lounge auf Deck vier. Hier<br />
teilt das 26-köpfige Expeditionsteam aus Naturwissenschaftlern<br />
und Historikern sein Wissen und seine<br />
Erlebnisse mit den Gästen. Eine Cineflex-Kamera<br />
und eine Drohne an Bord ermöglichen Close-ups für<br />
Tierbeobachtungen, es gibt eine Gangway für Packeis<br />
und ein spezielles System für Ankern ohne Anker in<br />
Naturschutzgebieten. Noch exklusiver: zwei speziell<br />
angefertigte U-Boote, die Passagieren auch die Welt<br />
unter der Meeresoberfläche erschließen<br />
10 Tage (z. B. Antarktis) ab 11 690 Euro p. P.,<br />
seabourn.com<br />
Traveller‘s World 111
stay<br />
Glamping<br />
in der<br />
wüste<br />
Saudi-arabien – Die<br />
Übernachtung im Zelt ist<br />
Arabern in der Wüste ja<br />
nicht fremd – die Ultra<br />
LuxusVersion ist der<br />
Banyan Tree Group jetzt<br />
in der geschichtsträchtigen<br />
Oasenstadt AIUla<br />
gelungen: Hier wurde das<br />
Banyan Tree aiula<br />
eröffnet. Inspiriert von<br />
der nomadischen Architektur der Nabatäer, soll das nachhaltig gestaltete AllTentedVillenResort das neue<br />
Highlight in der EcoDestination im Ashar Valley werden und die Gäste mit drei Konzepten überzeugen:<br />
InVilla mit bewährtem BanyanVerwöhnProgramm, InValley mit SpaBehandlungen im Freien, nomadischer<br />
Küche und privaten Veranstaltungen in spektakulärer Kulisse und EnVoyage mit exklusiven Erlebnissen,<br />
Wellness und Abenteuerexkursionen in Zusammenarbeit mit lokalen Experten.<br />
Preis auf Nachfrage, banyantree.com<br />
Pinguine<br />
und<br />
Gorillas<br />
ruanda/antarktiS<br />
– Diesen Trip sollte sich jeder<br />
auf seiner Bucketlist notieren,<br />
der luxuriöses Reisen mit ebenso<br />
ungewöhnlichen wie ultimativen<br />
Destinationen verbinden will:<br />
WildErnEss safaris und<br />
WhitE dEsErt, zwei Pioniere des umweltfreundlichen<br />
Tourismus, bieten im Januar 2023<br />
eine 20-tägige Reise in die Antarktis und nach<br />
Ruanda an: Von Kapstadt geht es im Privatjet<br />
ins brandneue White Desert Echo Camp zu den<br />
Pinguinkolonien, mit Ausflug zum Südpol und<br />
Trekking durch Eiswellen. Anschließend reisen<br />
die Teilnehmer über Kapstadt nach Ruanda<br />
und besuchen die Wilderness-Lodges Magashi<br />
Camp und Bisate, Begegnungen mit den Big<br />
Five und Berggorillas nicht ausgeschlossen.<br />
wilderness.safaris, white-desert.com<br />
112 Traveller‘s World
Kraftwerk natur<br />
Das Mangfall Spa im Parkhotel Egerner Höfe<br />
reflektiert die Schönheit des Tegernseer Tals<br />
Christopher Cypert/Banyantree (2), Crookers & Jackson (2); Dylan Shaw/unsplash,<br />
Bisate Lodge Wilderness Safaris, WhiteDesertAntarctica, Egerner Höfe (4),<br />
rottaCh-egern – Als es darum ging,<br />
in der Geschichte des parKHoTels egerner<br />
HöFe ein neues Kapitel aufzuschlagen,<br />
folgten die Architekten dem Leitgedanken, möglichst viel von<br />
der natürlichen Schönheit des Tegernseer Tals ins Haus zu<br />
holen. Dabei bot die Lage des hochkarätigen Wellness-Resorts<br />
beste Voraussetzungen: in Laufentfernung der Lifestyle-<br />
Adressen von Rottach-Egern, nur wenige Schritte vom Seeufer<br />
entfernt in einen über Generationen gewachsenen Park<br />
gebettet. Kraftplatz, Rückzugsort und, was seinen Stil betrifft,<br />
ein modernes, schnörkelloses Designhotel.<br />
Wie im Kaminrestaurant und dem Gourmetlokal „Dichter“,<br />
gehen auch die Gäste des 1500 Quadratmeter großen<br />
Mangfall Spa mithilfe bodentiefer Fensterfronten auf enge<br />
Tuchfühlung mit der Natur. Zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis,<br />
ganz besonders im Winter, wenn man im 20-Meter-Pool mit<br />
Blick auf den verschneiten Park und die weißen Spitzen des<br />
Wallbergs nach draußen schwimmt. Wie überall im Hotel<br />
wirkt auch im Wellnessbereich die Wärme einheimischer Hölzer,<br />
in Kombination mit Granitgestein<br />
aus dem Walsertal. Eine schöne Idee:<br />
die begrünten, zum Himmel hin offenen<br />
Glaskuben im Chill-out-Bereich.<br />
Während der kalten Jahreszeit<br />
entspannt man sich nach Skitouren<br />
oder Pferdeschlittenfahrten um den See<br />
in der weitläufigen Saunalandschaft.<br />
Besonders beliebt: finale Kältekicks in<br />
der Eiskammer mit Eiswürfelbrunnen.<br />
Natürlichkeit und Nachhaltigkeit prägen<br />
auch das Spa-Menü: mit hochwirksamen<br />
Pflegeserien bekannter Naturpur-Marken<br />
wie Sisley, Dr. Duve, Pino<br />
und Jet Peel. In dem mit den neuesten<br />
Techno-Gym-Geräten ausgestatteten<br />
Fitnessstudio dreht sich erfahrungsgemäß alles um Bewegungstraining<br />
und körperliche Bestform.<br />
Aber auch um potenzielle Balanceakte von Körper<br />
und Geist. Zum Beispiel beim Aerial Yoga, einer Mischung<br />
aus Yoga, Pilates und Akrobatik. Dabei schwebt man in<br />
einer Art loser Hängematte über dem Boden. Gelenke und<br />
Wirbelsäule werden entlastet, der Körper entspannt sich, bis<br />
hin zu einem Gefühl der Schwerelosigkeit. Im Gegensatz<br />
dazu steht beim Schlingentrainer TRx der Muskelaufbau im<br />
Vordergrund: Ob Freizeitsportler oder professioneller Athlet<br />
– man schwärmt immer häufiger von der Wirkung dieses<br />
individuell steuerbaren Ganzkörper-Work-outs. Hotelgäste<br />
entscheiden sich für Fitness-, Beauty- und Wellness-Packages<br />
à la carte, Spa-Gäste von außerhalb buchen gern ein Day-Spa<br />
zum Kennenlernen.<br />
DZ ab 360 Euro, egerner-hoefe.de<br />
Traveller‘s World 113
stay<br />
Diva auf schienen<br />
pariS – Noch ausdauernder, noch exquisiter: Der legendenumwobene<br />
venice simplon-orienT-express nimmt in diesem<br />
Jahr seine Gäste erstmals auch im Winter nach Paris und Venedig.<br />
Und verkehrt – ganz frisch – auf neuer Route, zwischen Florenz<br />
und Wien. Wer noch ein bisschen wartet, kann ab Juni 2023 in den<br />
neuen Suiten residieren, die französische Kunsthandwerker liebevoll<br />
für den Nostalgiezug entworfen haben und damit noch mehr<br />
Luxus auf die Schiene bringen. Ab 5500 Euro, belmond.com<br />
meer luxus<br />
WeLtmeere – Wie Luxus an Land<br />
geht, lebt Ritz-Carlton schon lange<br />
vor. Mit der Evrima, dem ersten von<br />
drei Schiffen für die THe-riTzcarlTon<br />
yacHT collecTion,<br />
will die Luxushotelgruppe jetzt<br />
auch auf den Weltmeeren reüssieren:<br />
mit zweistöckigen Loft-Suiten,<br />
bodentiefen Fenstern und privaten<br />
Terrassen, ESPA-Spa-Menüs, Infinity-<br />
Pool, exklusivem Entertainment on<br />
board, Concierge-Service für private<br />
Ausflüge und einem Festival für den<br />
Gaumen. Im „S.E.A.“-Restaurant<br />
verantwortet schließlich Drei-Sterne-<br />
Koch Sven Elverfeld aus dem „Aqua“<br />
im Ritz-Carlton Wolfsburg die Menüs.<br />
ritzcarltonyachtcollection.com<br />
Fotos: Belmond (3), The Ritz-Charlton Yacht Collection<br />
114 Traveller‘s World
taste<br />
ski und essen gut<br />
Der Arlberg ist auch für<br />
Gourmets der Gipfel<br />
frank und frei<br />
In Berlin-Neukölln gelingen<br />
einem Pâtissier Menüs auf<br />
Zwei-Sterne-Niveau<br />
heiliger raiNer<br />
so wird der Heimtresen zur<br />
„Goldenen Bar”. Seite 123<br />
Foto: Armin Smailovic<br />
Traveller‘s World 115
taste<br />
FriSchzellenkur Jakob zeller (ganz rechts) und ethel hoon (links) mischen mit internationalem Fine-dining-know-how<br />
die Arlberger Idylle auf<br />
aRLBeRG Wie ein Hotspot globaler Spitzengastronomie<br />
sieht das alte „Schualhus“ im kleinen Ort Zug bei<br />
Lech nun wirklich nicht aus. 1780 erbaut, drückten hier bis<br />
tief ins 20. Jahrhundert hinein Dorfkinder die Schulbank.<br />
Die Holzdecken sind niedrig, die alte Treppe knarzt, es<br />
duftet nach Fichtenholz. Eine echte Hütte eben. Und doch<br />
lässt sich jetzt schon sagen: Sie wird eine der begehrtesten<br />
kulinarischen Adressen dieses Winters in ganz Österreich.<br />
Ab Anfang Dezember kocht hier Julian Stieger, 28<br />
Jahre, ein hoch gehandeltes junges Talent. Er kommt<br />
direkt aus dem Kopenhagener „Geranium“, derzeit Platz<br />
eins des „World’s Fifty Best“-Rankings. Im ersten Stock<br />
des „Schualhus“ wird er den bestens eingeführten „Chef’s<br />
Table at Rote Wand“ bespielen: ein uriger Holztresen, an<br />
dem nur 14 Gäste Platz finden. Ein zwangsläufig elitärer<br />
Zirkel, der beim 18-Gang-Menü ein wahres Aromengewitter<br />
erleben wird. Die Warteliste wird lang, das steht fest.<br />
Denn das „Schualhus“ gilt als kulinarische Kaderschmiede<br />
– Stiegers Vorgänger, Max Natmessnig, war Österreichs<br />
Gault & Millau-Koch des Jahres 2022 und greift jetzt bei<br />
Dallmayr in München nach den Sternen.<br />
Das „Schualhus“ ist keine Ausnahmeer scheinung;<br />
der Arlberg schmückt sich gern mit<br />
dem Attribut „Weltgourmetdorf“ und ver -<br />
weist auf die weltweit höchste Dichte von Haubenlokalen<br />
im Verhältnis zur Einwohnerzahl (Michelin-Sterne<br />
werden in Österreich nur für Wien und Salzburg ver -<br />
geben). Weil die Region um Lech und Zürs für ihr Ski -<br />
gebiet so berühmt ist wie das Piemont für seine Trüffel,<br />
reist hier jeden Winter ein ebenso internationales wie<br />
hochkarätiges Publikum an und bringt einen Heißhunger<br />
auf neue Gourmeterlebnisse mit. Das verleitet Lechs<br />
Hoteliers zum Talent-Scouting. Joschi Walch vom Gourmethotel<br />
Rote Wand etwa wirbt seine Köche gern von<br />
Weltklasse-Restaurants ab. Aber auch Gerold Schneider,<br />
Chef des Almhof Schneider, beweist oft ein glückliches<br />
Händchen.<br />
Auch seine Top-Adresse ist bestens getarnt: Das<br />
„Klösterle“ ist ein altes Walserhaus aus dem 16. Jahrhundert<br />
am Ortsrand von Zug, das buchstäblich letzte Haus<br />
am Ort, danach kommt nur noch unberührte Natur. Hier<br />
kochen Ethel Hoon und Jakob Zeller, beide Anfang 30. Ein<br />
überraschendes Dream-Team der neuen alpinen Küche:<br />
118 Traveller‘s World
höhenluFt SchnuPPern murmeltierragout mit in zirbel-essig eingelegten Steinpilzen im „Fuxbau”; Julian Stieger<br />
startet mit großen ambitionen<br />
Sie stammt aus Singapur, er aus Südtirol. Kennen und<br />
lieben gelernt hat sich das Paar in der (inzwischen<br />
geschlossenen) Restaurant-Ikone „Fäviken Magasinet“<br />
von Magnus Nilsson. Dort, in der nordschwedischen<br />
Einöde, verbrachten die beiden Jungköche drei Jahre, in<br />
denen sie Nilssons radikale Interpretation regionaler<br />
Küche verinnerlichten. Auch in Lech setzen sie konsequent<br />
auf heimische Produkte: „Unsere Gäste sollen den<br />
kulinarischen Reichtum der österreichischen Alpen erleben“,<br />
verspricht Zeller.<br />
Ein typisches „Klösterle“-Menü beginnt mit einem<br />
Glas Winzersekt und einer Platte mit zwölf Monate<br />
gereiftem Speck vom Mangalitza-Schwein. Dazu gibt es<br />
„Pickles“, fermentiertes Gemüse von Gurke bis Topinambur,<br />
dessen fein säuerlich unterlegter Eigengeschmack<br />
gut mit den intensiven Räuchernoten des Specks harmoniert.<br />
Die Gäste sitzen in zwei kleinen Stuben an Tischen<br />
aus unbehandeltem Fichtenholz, im grünen Kachelofen<br />
flackert ein Feuer, die Fensterscheiben schmücken Eisblumen.<br />
Würden auf der Speisekarte nicht Lupinentofu,<br />
Pastinaken-Hummus und Feigenblatt-Eiscreme stehen,<br />
man würde sich in einer Skihütte glauben. Die Gerichte<br />
sehen auf den ersten Blick einfach aus, zeugen aber vom<br />
enormen kulinarischen Erfahrungsschatz der beiden<br />
jungen Köche.<br />
Von Ethels südostasiatischer Heimat inspiriert ist<br />
die alpine Variante einer vietnamesischen Sommerrolle:<br />
Hauchdünne Kohlrabiblätter werden mit Spitzkohl und<br />
Gartenbohnen gefüllt, dazu gibt es Schafsjoghurt mit<br />
Bärlauch und als Garnitur frittierte Schalotten nach einem<br />
Rezept ihrer Oma. „Wir glauben, die Zukunft des Essens<br />
liegt im Gemüse“, sagt Jakob Zeller. Und so dominieren<br />
clevere Gemüsezubereitungen wie der Gratin mit Buchweizenmiso,<br />
inzwischen schon ein „Klösterle“-Signature-Dish:<br />
Er kommt im gusseisernen Pfännchen auf den<br />
Tisch, im Sommer mit frischem Mangold und Kohlrabi,<br />
im Winter mit eingelegtem Gemüse.<br />
Den besten Slogan für den neuen kulinarischen<br />
Aufbruch am Arlberg liefert das kleine Res -<br />
taurant „Fuxbau“ in Stuben, zwölf Kilometer<br />
von Lech entfernt: „Berg to table“ lautet das Motto, unter<br />
das Küchenchef Markus Gitterle seine spannende Version<br />
alpiner Küche stellt. Unter den Tagesempfehlungen an<br />
der Kreidetafel taucht schon mal ein Zweierlei von der<br />
Traveller‘s World 119
taste<br />
FARE LA<br />
Schlange stehen für Cheesecake mit<br />
Kaffee und Sellerie? Und das mitten<br />
im edgigen Neukölln? Mit seinem<br />
progressiven Dessertmenü lässt<br />
René FRank, frisch ausgezeichnet<br />
als „World’s Best Pâtissier“,<br />
neugierigen Feinschmeckern<br />
keine andere Wahl<br />
Text PaTriCia BröhM Fotos ClauDia GoeDke<br />
124 Traveller‘s World
Blindtext<br />
dehnbarer Begriff<br />
rené Frank hatte als Pâtissier<br />
reichlich internationale<br />
drei-sterne-erfahrungen<br />
gesammelt, bevor er in<br />
Berlin das „Coda” eröffnete.<br />
dort definiert er den Begriff<br />
„dessert” ganz neu. Für<br />
seine Kreationen verwendet<br />
er weder raffinierten<br />
Zucker noch weißes Mehl<br />
oder andere industriell<br />
gefertigte Zusatzstoffe,<br />
dafür aber Meeresalgen,<br />
aubergine oder Tofu<br />
sehen und gesehen werden<br />
von ihrem Tempel auf der akropolis hat die<br />
Göttin der Weisheit zumindest das Treiben<br />
in den athener rooftop-Bars im Blick<br />
Traveller‘s World<br />
125
taste<br />
Kaviar am stiel<br />
alles süß? Nicht in<br />
Berlin-Neukölln. Im<br />
„Coda” können desserts<br />
auch herzhaft,<br />
salzig oder säuerlich<br />
schmecken. Und sie<br />
enthalten überraschende<br />
Zutaten<br />
wie französischen<br />
osietra-Kaviar, der<br />
bei rené Franks<br />
signature-Popsicle<br />
ein eis aus vanille<br />
und Topinambur mit<br />
Pecannuss-Füllung<br />
umhüllt<br />
Traveller‘s World
erlin, Reuterkiez, das<br />
ist nicht unbedingt<br />
das natürliche<br />
Habitat für ein<br />
Zwei-Sterne-Restaurant.<br />
In dieser rauen Ecke der Stadt<br />
dominieren eigentlich Dönerbuden<br />
und Spätis die Gastronomie. Dass es<br />
hinter der mit Graffitis besprühten<br />
Altbaufassade an der Friedelstraße 47<br />
anders ist, verrät kein Namensschild,<br />
keine Speisekarte vor der Türe. „Die<br />
erste Zeit war nicht einfach“, bestätigt<br />
René Frank. 2016 eröffnete er das<br />
„Coda“, Deutschlands einziges<br />
Dessertrestaurant. Und erinnert sich<br />
bis heute an den Zettel an der Türe:<br />
„Neukölln will euch nicht haben!“<br />
Feinschmecker umso mehr.<br />
Heute boomt das wohl ungewöhnlichste<br />
Fine-Dining-Konzept der<br />
Republik. 2019 kam der erste Michelin-<br />
Stern, 2020 der zweite. Im Juli dieses<br />
Jahres erhielt der 37-Jährige einen<br />
weiteren Ritterschlag: Die Auszeichnung<br />
zum „World’s Best Pastry Chef<br />
2022“ machte ihn schlagartig in der<br />
weltweiten Gourmetszene bekannt,<br />
seither kommen Reservierungsanfragen<br />
aus Tokio und New York.<br />
Aber was ist das eigentlich, ein<br />
Dessertrestaurant? René Frank hat<br />
längst aufgehört zu zählen, wie oft er<br />
sein Konzept schon erklären musste.<br />
Dabei lässt es sich durchaus im<br />
Wortsinn verstehen: Er serviert seinen<br />
Gästen ein Pâtisserie-Menü mit sieben<br />
Gängen. Natürlich haben seine Krea -<br />
tionen wenig mit dem zu tun, was<br />
landläufig bei Kollegen zum Nachtisch<br />
serviert wird. Süße kommt bei ihm<br />
zwar vor, aber manchmal erst auf den<br />
zweiten oder dritten Bissen.<br />
So ein Menü startet zum Beispiel<br />
mit einer Art kleinem Törtchen aus<br />
Confit und Sorbet von der gelben<br />
„NeuköllN WollTe uNS NichT hAbeN“<br />
Tomate, bedeckt von einem Kichererbsenbaiser mit einem<br />
Topping aus Zitronentapioka. Und überrascht im weiteren<br />
Verlauf durch eine Waffel mit reifem Raclettekäse und<br />
Kimchipulver, die man in Joghurt tunkt.<br />
Ein Klassiker in dem kleinen Neuköllner Lokal ist die<br />
Aubergine: Sie wird wie eine Frucht eingeweckt und wie ein<br />
Kompott mit Pekannuss-Eis, Lakritzgelee und Apfelbalsamico<br />
serviert. Im Glas gibt es dazu eine Kreation aus Sherry<br />
Oloroso (dessen oxidative Note gut zum Fleischigen der<br />
Aubergine passt), chinesischem Oolong-Tee, Koriander und<br />
einem Kardamom-Destillat, das über den fertigen Drink<br />
gesprüht wird und intensiv in die Nase steigt. Solche<br />
„pairing drinks“ werden im „Coda“ zu jedem Gericht<br />
serviert. Sie kommen nicht von der Bar, sondern aus der<br />
Küche. Frank möchte sie nicht als klassische Cocktails<br />
verstanden wissen, sondern komponiert sie „wie eine<br />
flüssige Speise“. Der Vorteil: Seine Kreationen sind zu<br />
hundert Prozent auf das Essen zugeschnitten: „Gerichte<br />
und Drink werden bei uns zusammengedacht.“<br />
Immer wieder kommt (meist von männlichen Gästen)<br />
die besorgte Frage, ob man denn im „Coda“ wirklich satt<br />
werde? Keine Sorge, sagt Frank, niemand muss im<br />
Anschluss noch zur Currywurst-Bude gehen: „Wie bei<br />
jedem anderen Menü auch ist es wichtig, dass genug<br />
Umami im Spiel ist, sodass alle Sinne befriedigt werden –<br />
und dafür sorgen wir.“ Den Umgang mit Umami – so<br />
bezeichnen die Japaner den fünften Sinn, den Drang nach<br />
Herzhaftem im Essen – hat Frank in Tokio gelernt. Schon als<br />
jungen Koch zog es ihn in die Ferne: „Für mich war klar: Ich<br />
will alles sehen, was die kulinarische Welt zu bieten hat.“ Er<br />
heuerte nacheinander in mehreren japanischen Restaurants<br />
an, unter anderem im „Ryugin“ in Tokio und bei Umami-<br />
Guru Yoshihiro Murata im „Kikunoi“ in Kyoto (beide heute<br />
mit drei Sternen ausgezeichnet). „Die japanische Leidenschaft<br />
für beste Produkte hat mich nachhaltig geprägt. Man<br />
serviert dort zum Nachtisch vielleicht nur einen Schnitz<br />
Pfirsich – aber der ist absolut perfekt.“ Auch in puncto<br />
Schnitttechnik hat er viel gelernt: „Sie kann ausschlaggebend<br />
für den guten Geschmack sein, nicht nur beim Fisch<br />
wie im Sushi-Restaurant, auch bei Gemüse.“<br />
das „Coda“ (benannt nach dem Schlussteil eines<br />
Musikstücks) ist bei allem Erfolg bis heute ein<br />
sehr schlichtes Lokal, von japanischem<br />
Purismus. Holz, Stein und Metall prägen den Raum, die<br />
Beleuchtung ist schummrig, im Zentrum steht ein mächtiger<br />
Tresen, an dem man auf Hockern sitzend essen kann.<br />
Hier war kein angesagter Interior Designer am Werk, auch<br />
auf Teller-Ikebana wird konsequent verzichtet. Hier geht es<br />
um die Sache, nicht um den schönen Schein.<br />
Ganz bewusst distanziert sich Frank von namhaften<br />
Superstars der Branche wie Cédric Grolet, dem Rockstar-<br />
Pâtissier mit seinen 3,4 Millionen Instagram-Followern:<br />
Traveller‘s World<br />
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