Spectrum_05_2022

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02.11.2022 Views

DOSSIERText Franziska SchwarzIllustration Unsplash#wiccaHexen begleiten die Weltgeschichte schon seit eh und je. Wie sie vomBesen zu Instagram und Tiktok kam.Wenn wir an Hexen denken, schiessenden meisten wohl Bilder von bösenMärchenfiguren, schlechten HalloweenKostümen oder Frauen auf dem Scheiterhaufenin den Kopf. Die wenigsten stellensich dabei einen Teenager in seinem Zimmervor, der auf seinem Handy ein Videoaufnimmt, um zu zeigen, wie man am Valentinstagseinen Schwarm mit einem Liebeszauberbeschwören kann. Doch auf Instagramund Tiktok, begegnet man dieser Artvon Hexe immer wieder. Eine gefürchteteArt der Magie wird heute in den sozialenMedien zelebriert und verbreitet.Vom Scheiterhaufen bis zum HashtagHexerei war für lange Zeit in der Weltgeschichtegefürchtet. Den meisten wird Hexenverfolgungein bekannter Begriff sein.Im Mittelalter und in der Neuzeit wurdenvor allem Frauen der Hexerei beschuldigt.Diese Beschuldigungen endeten in denmeisten Fällen mit tödlichen Prozessen, andenen die Beschuldigten auf dem Scheiterhaufenhingerichtet wurden. Im 20. Jahrhundertwurde eine neue Form der Hexebekannt: Die Wicca. Dabei handelt es sichum eine Naturreligion, die es seit den 1950erJahren gibt. Anhänger*innen von Wicca sehensich selbst als Hexen und praktizierenMagie. Auch heute gibt es Wicca noch.«Was gemacht wird, isteigentlich nicht für die Öffentlichkeitgedacht.»Prof. Dr. Oliver KrügerDie praktizierenden Hexen findet man auchhäufig im Internet. Auf sozialen Netzwerkenwie Instagram, Youtube oder Tiktoksind Beiträge von Hexen schon lange keineEinzelerscheinung mehr. Der Hashtag#witchtok auf Tiktok generiert TausendeVideos. Der Wandel der Hexen von gefürchtetenNachbarn zu Influencer*innenist faszinierend.Doch es ist keine neue Erscheinung. Diesbestätigt auch Prof. Oliver Krüger. Der Religionswissenschaftlerforschte von 2002 bis2005 an der Universität Heidelberg über dieKommunikation neopaganer Ritualistik imInternet. Für ihn ist die Internetpräsenz derHexe nicht sehr erstaunlich. Sie sei schonimmer Teil der populären Kultur gewesen.Von den Grimms Märchen bis hin zu TV-Klassikern wie Bibi Blocksberg: Die Hexereifindet man in der Popkultur immer wieder.Die Medienaffinität des Bereichs macht denSchritt ins Internet daher naheliegend.Hexenrituale im InternetObwohl beim Gedanke an eine Verfluchungoder an einen Liebeszauber den meistenunwohl sein könnte, sind die Zeiten derHexenverfolgung vorbei. Heute fasziniertdie Hexe vor allem durch ihre Ästhetik.Prof. Dr. Oliver Krüger2003: Dissertationsschrift über dieUnsterblichkeitsutopien des Posthumanismusan der Universität Bonn2004: Dissertationspreis derDeutschen Vereinigung für Religionswissenschaft2002-2005: Forschung über dieKommunikation über neopaganeRitualistik im Internet imSonderbereich Ritualdynamik an derUniversität Heidelberg2005-2007: Studie zu alternativenBestattungsbewegungen in den VereinigtenStaaten in Center for the Studyof Religion an der Universität Princeton2007-heute: Professor fürReligionswissenschaften an der UniversitätFreiburgKerzenwachs, bestimmte Kleidung und atmosphärischeMusik gehört zur Präsentationder Hexe im Internet. Professor Krügerbestätigt, dass sich die Rituale der Wiccafür eine solche performative Inszenierungsehr anbieten. Die verwendeten Farben sindschon lange standardisiert und der Kontextfür jeden Zauber ist festgelegt. Gewisse Bilderund Phänomene der Wicca sind starkpopularisiert, auch dank dem Internet, undlassen sich somit schnell erkennen.Eigentlich ein eher erstaunliches Phänomen,wird die traditionelle Wicca Religiongenauer betrachtet. Sie ist durch strikteHierarchien und strenge Aufnahmebedingungengeprägt, erklärt Prof. Krüger. ErsterSchritt ist die Aufnahme in einen Coven,also in einen Hexenzirkel. Diese sind zwaran vielen Orten vertreten, doch die Präsenzim Internet ermöglicht einen einfacherenZugang zur Hexerei. «Was gemacht wird,ist eigentlich nicht für die Öffentlichkeit gedacht»,sagt Prof. Krüger über die Ritualistikder Wicca. Doch aus dem Internet ist sienicht mehr weg zu denken. Jedoch bleibendie Wicca Hexen des Internets eher auf deroberflächlichen Ebene und dienen oftmalsauch kommerziellen Gründen. Wiederumetwas, was in der traditionellen Wicca sonicht gedacht ist.Hexen sind nun ein fester Bestandteil desInternets und der sozialen Netzwerke. Unddiesen Platz werden sie nicht so schnell wiederaufgeben. P20 spectrum 10.22

DOSSIERTesto Tanimara SartoriIllustration Wiki FandomI creepypasta: un fenomeno diinternetSlender Man, Jeff the Killer, L’esperimento russo del sonno e molti altri. Questi sono solo alcunidei titoli dei creepypasta tra i più conosciuti, fenomeni di internet se non vere e proprie leggendenate dalla fantasia degli utenti di Internet o da storie già esistenti come leggende o serie TVCon il termine creepypasta non si fa riferimentoad un piatto di pasta servito adHalloween, ma piuttosto ad una sottocategoriaspecifica di copypasta, slang di Internetderivante dall’inglese copy and pasteovvero il copia-incolla italiano. Tale terminesta ad indicare un blocco di testo (o altro)che è stato copiato ed incollato molte voltein luoghi differenti arrivando a raggiungeremolti utenti e trova la sua origine nel 2006secondo alcuni siti su Usenet o su UrbanDictionary, secondo altri su 4chan, unaImageboard ovvero un sito internet basatosulla pubblicazione di immagini da parte deipropri utenti.I creepypasta sono dei racconti generationline da utenti anonimi, copiati e condivisiinnumerevoli volte, subendo delle variazionidurante tale processo, come delle modifichedi contenuto, delle aggiunte, creandocosì molte versioni alternative di un unicoracconto, fatto che ne rende lo studio moltodifficoltoso. Sebbene la loro origine nonsia precisamente nota, secondo Jessica Roy,che scrive per il giornale The Daily Dot, icreepypasta sono emersi negli anni ’90 conle catene mail che venivano ripostate inforum di Internet e in gruppi di Usernet. Iprimi racconti erano composti da testi brevi,caratterizzati da un linguaggio particolareche sfruttano l’effetto straniante attraversoun racconto percepito strano sin da subitoma che dopo il colpo di scena lascia il puntodi chiarimento della storia unicamente allafine, a differenza della storia horror, la qualeè basata su una narrazione piana ma intensae che va a coinvolgere il lettore tramite variespedienti.I creepypasta si suddividono in moltisub-generi. L’episodio perduto riprende tipicamentedei programmi infantili andandoa raccontare episodi mai pubblicati acausa dei loro contenuti, come sul suicidiodi Squiddie, o finali mai scritti. I raccontibasati su videogiochi narrano di giochi chedal loro mondo virtuale riescono a prenderepiede nella realtà del giocatore, comeBen Drowned. I racconti integranti killerpsicopatici narrano in generale di persone,spesso giovani, che dopo un incidente sviluppanoquesto tratto psicologico che liporta a compiere dei gesti orrendi, come èil caso per la storia di Jeff the Killer. Infine, iracconti concernenti mostri sovrannaturalinarrano di esseri sovrannaturali o di mostrileggendari, mitici o folcloristici, come la Llorona.Col tempo tali racconti sono diventatidi differenti lunghezze e hanno iniziatoa spaziare molto in contenuti, andando adampliare la definizione dei creepypasta coltempo. Se l’anonimato aveva un’importanzaparticolare all’inizio, ora si dà molta più importanzaagli autori del testo, i quali cercanodi ottenere visibilità attraverso tali testi.Sebbene la loro circolazione fosse nota inInternet, la fama crebbe con un caso di tentatoomicidio. Il 31 maggio del 2014 le dodicenniMorgan Geyser e Anissa Weier hannoaccompagnato in un bosco la loro amicaPeyton Liutner, la accoltellano 19 volte perpoi fuggire lasciandola in fin di vita. Peytonriuscì a sopravvivere trascinandosi fuori dalbosco vicino ad una strada, luogo in cui unapassante l’ha vista e l’ha soccorsa. Questocaso ha trasportato i creppypasta, veri epropri miti nati su internet sotto i riflettoridel mondo esterno: le due giovani hannoinfatti dichiarato di aver agito in tale modoper Slenderman, un personaggio inventatodall’utente Vixtor Surge (Eric Knudsen) alseguito di un contest sul forum web “SomethinAwful”. Sullo slenderman è statocreato anche un film nel 2018. PSe foste interessati a leggere qualchestoria pre-Halloween, ecco due sitipieni di racconti degni di una seratadell’orrore.Creepypasta stories:Creepypasta:10.22spectrum21

DOSSIER

Text Franziska Schwarz

Illustration Unsplash

#wicca

Hexen begleiten die Weltgeschichte schon seit eh und je. Wie sie vom

Besen zu Instagram und Tiktok kam.

Wenn wir an Hexen denken, schiessen

den meisten wohl Bilder von bösen

Märchenfiguren, schlechten Halloween

Kostümen oder Frauen auf dem Scheiterhaufen

in den Kopf. Die wenigsten stellen

sich dabei einen Teenager in seinem Zimmer

vor, der auf seinem Handy ein Video

aufnimmt, um zu zeigen, wie man am Valentinstag

seinen Schwarm mit einem Liebeszauber

beschwören kann. Doch auf Instagram

und Tiktok, begegnet man dieser Art

von Hexe immer wieder. Eine gefürchtete

Art der Magie wird heute in den sozialen

Medien zelebriert und verbreitet.

Vom Scheiterhaufen bis zum Hashtag

Hexerei war für lange Zeit in der Weltgeschichte

gefürchtet. Den meisten wird Hexenverfolgung

ein bekannter Begriff sein.

Im Mittelalter und in der Neuzeit wurden

vor allem Frauen der Hexerei beschuldigt.

Diese Beschuldigungen endeten in den

meisten Fällen mit tödlichen Prozessen, an

denen die Beschuldigten auf dem Scheiterhaufen

hingerichtet wurden. Im 20. Jahrhundert

wurde eine neue Form der Hexe

bekannt: Die Wicca. Dabei handelt es sich

um eine Naturreligion, die es seit den 1950er

Jahren gibt. Anhänger*innen von Wicca sehen

sich selbst als Hexen und praktizieren

Magie. Auch heute gibt es Wicca noch.

«Was gemacht wird, ist

eigentlich nicht für die Öffentlichkeit

gedacht.»

Prof. Dr. Oliver Krüger

Die praktizierenden Hexen findet man auch

häufig im Internet. Auf sozialen Netzwerken

wie Instagram, Youtube oder Tiktok

sind Beiträge von Hexen schon lange keine

Einzelerscheinung mehr. Der Hashtag

#witchtok auf Tiktok generiert Tausende

Videos. Der Wandel der Hexen von gefürchteten

Nachbarn zu Influencer*innen

ist faszinierend.

Doch es ist keine neue Erscheinung. Dies

bestätigt auch Prof. Oliver Krüger. Der Religionswissenschaftler

forschte von 2002 bis

2005 an der Universität Heidelberg über die

Kommunikation neopaganer Ritualistik im

Internet. Für ihn ist die Internetpräsenz der

Hexe nicht sehr erstaunlich. Sie sei schon

immer Teil der populären Kultur gewesen.

Von den Grimms Märchen bis hin zu TV-

Klassikern wie Bibi Blocksberg: Die Hexerei

findet man in der Popkultur immer wieder.

Die Medienaffinität des Bereichs macht den

Schritt ins Internet daher naheliegend.

Hexenrituale im Internet

Obwohl beim Gedanke an eine Verfluchung

oder an einen Liebeszauber den meisten

unwohl sein könnte, sind die Zeiten der

Hexenverfolgung vorbei. Heute fasziniert

die Hexe vor allem durch ihre Ästhetik.

Prof. Dr. Oliver Krüger

2003: Dissertationsschrift über die

Unsterblichkeitsutopien des Posthumanismus

an der Universität Bonn

2004: Dissertationspreis der

Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft

2002-2005: Forschung über die

Kommunikation über neopagane

Ritualistik im Internet im

Sonderbereich Ritualdynamik an der

Universität Heidelberg

2005-2007: Studie zu alternativen

Bestattungsbewegungen in den Vereinigten

Staaten in Center for the Study

of Religion an der Universität Princeton

2007-heute: Professor für

Religionswissenschaften an der Universität

Freiburg

Kerzenwachs, bestimmte Kleidung und atmosphärische

Musik gehört zur Präsentation

der Hexe im Internet. Professor Krüger

bestätigt, dass sich die Rituale der Wicca

für eine solche performative Inszenierung

sehr anbieten. Die verwendeten Farben sind

schon lange standardisiert und der Kontext

für jeden Zauber ist festgelegt. Gewisse Bilder

und Phänomene der Wicca sind stark

popularisiert, auch dank dem Internet, und

lassen sich somit schnell erkennen.

Eigentlich ein eher erstaunliches Phänomen,

wird die traditionelle Wicca Religion

genauer betrachtet. Sie ist durch strikte

Hierarchien und strenge Aufnahmebedingungen

geprägt, erklärt Prof. Krüger. Erster

Schritt ist die Aufnahme in einen Coven,

also in einen Hexenzirkel. Diese sind zwar

an vielen Orten vertreten, doch die Präsenz

im Internet ermöglicht einen einfacheren

Zugang zur Hexerei. «Was gemacht wird,

ist eigentlich nicht für die Öffentlichkeit gedacht»,

sagt Prof. Krüger über die Ritualistik

der Wicca. Doch aus dem Internet ist sie

nicht mehr weg zu denken. Jedoch bleiben

die Wicca Hexen des Internets eher auf der

oberflächlichen Ebene und dienen oftmals

auch kommerziellen Gründen. Wiederum

etwas, was in der traditionellen Wicca so

nicht gedacht ist.

Hexen sind nun ein fester Bestandteil des

Internets und der sozialen Netzwerke. Und

diesen Platz werden sie nicht so schnell wieder

aufgeben. P

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