Spectrum_05_2022
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bei Kursüberschneidungen bestehe nicht die
Option, den einen Kurs live und den anderen
später anzusehen. Und bei krankheitsbedingter
Abwesenheit habe man nicht die
Möglichkeit, den Stoff nachzuholen. Ferner
«Ich verstehe, dass man die
Vorlesung von einem
Professor, der kein
grosser Pädagoge ist,
lieber zu Hause während
dem Kochen oder Bügeln
schauen will.»
braucht man Zeit für die Anfahrt an die Universität,
die je nach Verkehr und Witterung
zusätzlich erschwert werden kann.
Eine Studierende fügt diesen Nachteilen des
Präsenzunterrichts im Vergleich mit Onlinevorlesungen
den folgenden hinzu: «Der
Onlineunterricht gibt den Studierenden
mehr Autonomie und erlaubt es ihnen, eigene
Lernmethoden auszuprobieren». Allerdings
betont sie, dass diese Möglichkeit bisher
noch nicht ausgeschöpft wurde, da die
Dozierenden sowohl im Präsenz- als auch
im Onlineunterricht auf dieselbe Weise
gelehrt hätten. Und ein Dozent ermahnt:
«Ich verstehe, dass man die Vorlesung von
einem Professor, der kein grosser Pädagoge
ist, lieber zu Hause während dem Kochen
oder Bügeln schauen will. Allerdings darf
man den Präsenzunterricht nicht aufgrund
einzelner schlechter Lehrer zu schnell
verurteilen.»
Eine Aurea Mediocritas als ideale
Lösung?
Die Studierenden scheinen unentschlossen
zu sein, ob sie lieber Präsenz- oder Onlineunterricht
haben. Das Rektorat verrät,
dass der oben genannten Onlineumfrage
zufolge «63% der Studierenden mit den Bedingungen
des Fernunterrichts zufrieden
waren». Das ist keine schlechte Bilanz, aber
geht da nicht noch mehr?
Auf die Frage, ob ein Mittelweg, beispielsweise
mit Präsenzunterricht und paralleler
Onlineübertragung oder Aufnahme,
eine anstrebenswerte Lösung wäre, reagieren
die Studierenden positiv. Einer meint
dazu: «Das könnte ein guter Kompromiss
sein, dann könnte jeder das machen, was
ihm am besten passt». Auch ein Dozent findet
diesen Vorschlag interessant und hält
ihn auch für umsetzbar.
Allerdings glaubt er, dass einige Fragen noch
zu klären wären, beispielsweise wie man
eine allfällige Anwesenheitspflicht kontrollieren,
die technische Ausstattung der Vorlesungssäle
optimieren und den zusätzlichen
Vorbereitungsaufwand für Dozierende beim
parallelen Übertragen der Präsenzvorlesung
minimieren kann.
Auch eine Studierende warnt vor möglichen
Problemen. Zum Beispiel bestehe die Gefahr
für Studierende, beim Anhören einer
Aufnahme Wortprotokolle statt nützlicher
Notizen zu schreiben. Zudem müssen sich
Dozierende ihr zufolge davor hüten, diejenigen
Studierenden, die dem Unterricht online
folgen, zu vergessen und nicht in den
Unterricht miteinzubeziehen.
Eure Stimme soll gehört werden
Eine Studierende zeigt in ihren abschliessenden
Worten Unverständnis für die definitive
Rückkehr zum Präsenzunterricht: «Wir haben
es geschafft, für zwei Jahre alles online
zu machen, deshalb sehe ich nicht ein, warum
wir wieder zum Alten zurückkehren
sollen und nicht einfach beides angeboten
werden kann». Die von ihr implizierte Frage
scheint berechtigt: Warum soll nicht das
Beste von beiden Unterrichtsformen vereint
werden?
Um das zu erreichen, müssen die Studierenden
sich allerdings an die Fakultäten,
Departemente und Dozierenden wenden
und ihnen ihre Meinungen mitteilen.
Denn das Rektorat weist die Zuständigkeit
für die Umsetzung solcher Forderungen
von sich. Es betont: Die Umsetzung eines
solchen Mittelwegs «liegt übrigens in der
Verantwortung der Fakultäten und der Dozierenden,
die Universität als Ganzes kann
sie jedoch (technisch, didaktisch) dabei unterstützen».
Daher lautet der abschliessende Appell
dieses Artikels an alle Studierenden der Universität
Fribourg: «Eure Stimme soll gehört
werden!» Ob für oder gegen einen Mittelweg,
wenn die zuständigen Fakultäten,
Departemente und Dozierenden von den
Anliegen der Studierenden Misette nichts Chagef wissen,
können sie auch nicht danach
handeln.
Die Studierenden müssen deshalb jetzt die
Chance ergreifen, ihre Bedürfnisse und
Präferenzen zu äussern. P
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