156_Lebe -RZ-3
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TITELTHEMA<br />
Es gibt Möglichkeiten,<br />
aus dem demographischen<br />
Abgrund aufzusteigen<br />
Von Hildegard<br />
Tscholl<br />
Kann es sein, dass die Legalisierung<br />
der Abtreibung<br />
im Jahr 1978 und die damit<br />
zusammenhängende Denkweise<br />
nicht nur maßgeblich zur<br />
Reduzierung der Geburten und<br />
Generationen beigetragen, sondern<br />
vor allem das Bild von der<br />
Frau und vom Kind grundlegend beeinflusst<br />
hat? Durch eine links-feministische Rhetorik ist<br />
das Denken der Menschen subtil beeinflusst<br />
worden. Der Frau<br />
wurde allmählich die<br />
Rolle der mehrfachen<br />
Mutter madig<br />
gemacht. Auf dem<br />
Bild der modernen,<br />
selbstbewussten,<br />
zielstrebigen und intelligenten<br />
berufstätigen<br />
Frau werden<br />
die fröhlichen und<br />
unbeschwerten Kinder<br />
immer weniger.<br />
Die Frau, die sich<br />
Fertilitätsrate* in Italien,<br />
Frankreich, Deutschland und<br />
Spanien von 1950 bis 2016<br />
Italien<br />
Deutschland<br />
ausschließlich um<br />
Kinder und Familie<br />
kümmert, wird jedoch<br />
gezielt mit allen<br />
möglichen negativen<br />
Attributen<br />
überhäuft. Das Bild<br />
vom Kind hat sich<br />
vom erhofften und<br />
ersehnten Geschenk<br />
für die Familie<br />
und Gesellschaft<br />
allmählich in das gut<br />
geplante und absolut<br />
erwünschte Kind gewandelt, das genau in<br />
den Zeitplan der Frau und der Familie passen<br />
muss. Es sollte dann auch möglichst perfekt sein<br />
und sich auch weiterhin perfekt entwickeln. Der<br />
französische Genetiker Jerome Lejeune hat<br />
1963 die genetische Ursache des Down-Syndroms<br />
entdeckt. Seine Forschungserkenntnisse<br />
werden leider dazu missbraucht, Kinder mit<br />
diesem Gendefekt vorgeburtlich auszuforschen<br />
und abzutreiben. Hochstilisierte Erwartungen<br />
der Gesellschaft an die Frau und das Kind und<br />
somit auch an die Familie haben die Abtreibung<br />
zu einer legitimen Möglichkeit der Geburtenregelung<br />
heranwachsen lassen. Wirtschaftliche<br />
Sorgen und Partnerschaftsprobleme sind unter<br />
anderem ebenfalls ein Grund, das Kind nicht zur<br />
Welt kommen zu lassen. Dabei ist es selten die<br />
Frau selbst, die ihr Kind nicht will, sondern ihr<br />
Umfeld drängt sie in diese für das Kind todbringende<br />
Richtung. Es ist schon verwunderlich,<br />
dass angesichts der<br />
statistisch bekannten<br />
Frankreich<br />
Spanien<br />
* Fertilitätsrate bezeichnet die durchschnittliche<br />
Anzahl der Kinder, die eine Frau während ihres<br />
gebärfähigen Alters zur Welt bringt.<br />
hohen Abtreibungszahlen<br />
dieses Phänomen<br />
in der Diskussion<br />
um den demografischen<br />
Schwund keine<br />
Beachtung findet.<br />
Es fallen jedoch Strahlen<br />
der Hoffnung in<br />
die „dunkle Winterlandschaft“:<br />
In der Region<br />
Piemont ist die<br />
A b t re i b u n g s p i l l e<br />
RU486 verboten worden.<br />
Zudem hat sie<br />
sich dazu entschlossen,<br />
in den Krankenhäusern<br />
Pro-Life-Berater<br />
zuzulassen, die<br />
den Frauen umsetzbare<br />
Alternativen zur<br />
Abtreibung anbieten<br />
und somit zur Rettung<br />
vieler Kinder beitragen<br />
können. Ein Fond<br />
von 400.000 € soll als<br />
Abfederung der finanziellen<br />
Nöte von Frauen im Schwangerschaftskonflikt<br />
bereitgestellt werden.<br />
Auch auf internationaler Ebene werden durchaus<br />
nachhaltige Programme umgesetzt. Das Politische<br />
Netzwerk für Werte (PNfV) versammelte<br />
am 26. und 27. Mai in der Akademie der Wissenschaften<br />
in Budapest fast 300 politische Vertreter,<br />
Abgeordnete, Leiter von Bürgerorganisationen<br />
und Intellektuelle aus Amerika, Afrika und<br />
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LEBE <strong>156</strong>/2022