156_Lebe -RZ-3
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Stiller Sieg über laute<br />
Aggressivität<br />
Von Hildegard<br />
Tscholl<br />
Am 23. April treten wir unsere<br />
reguläre Gebetsvigil<br />
in Bozen vor dem Krankenhaus<br />
an. Wir sind an diesem<br />
Tag aufgrund von Beerdigungen<br />
und anderen christlichen Veranstaltungen<br />
so wenige Beter wie<br />
noch nie.<br />
Vor dem Krankenhaus erwartet uns eine Gruppe<br />
von Abtreibungsbefürwortern mit Plakaten und<br />
ein gefühlt großes Polizeiaufgebot. Spürbare<br />
Aggressivität liegt in der Luft. Bevor wir vier Beter<br />
mit unserem Gebet beginnen, gehe ich zur Polizei<br />
und frage freundlich, ob sie wegen uns da sind.<br />
Im freundlichen Ton teile ich ihr mit, dass wir jetzt<br />
mit dem Gebet beginnen werden. Innere Ruhe,<br />
Gelassenheit und Frieden erfüllen mein Herz so<br />
intensiv wie noch nie. Zeitgleich mit unserem<br />
ruhigen Gebet ohne Lautsprecher beginnt die<br />
Anführerin der streitbereiten Aktivisten die üblichen<br />
Parolen in ihren Lautsprecher zu schreien.<br />
Wir beten lauter, damit wir uns gegenseitig hören<br />
können. Überall sind Polizisten positioniert und<br />
es werden Fotos und Videos gemacht.<br />
Wir bekommen von zwei Frauen Verstärkung<br />
und unser Präsident Christian Raffl kommt hinzu,<br />
nachdem er seine Frau und den Priester in<br />
die Kirche gebracht hat, in der zeitgleich eine<br />
eucharistische Anbetung gestaltet und anschließend<br />
die hl. Messe gefeiert wird. Ich fühle<br />
deutlich, dass wir sieben Personen im Verhältnis<br />
zu den vielen „dunklen“ Demonstranten<br />
in absoluter Mehrheit sind. Wenn sie auch in<br />
bedrohlicher Haltung Flugblätter mit schmutzigen<br />
Schimpfwörtern direkt vor uns niederlegen,<br />
bleibt unser Gebet ruhig und gelassen.<br />
Ihre Parolen hingegen werden aggressiver<br />
und lauter. Als wir uns jedoch für einige Minuten<br />
in Stille niederknien, um uns mit den Betern<br />
vor dem Allerheiligsten zu verbinden, erfüllt<br />
absolute Stille den öffentlichen Raum.<br />
Sogar der Straßenverkehr scheint still zu stehen.<br />
Erst als wir uns wieder erheben, setzt das<br />
drohende Geschrei erneut ein. Unser Präsident<br />
geht nach Abschluss des Gebetes zu den Polizisten<br />
und bedankt sich mit einem kräftigen<br />
Händedruck für ihren Schutz.<br />
◻<br />
Bei der Gebetsvigil im Juni in Bozen blieb es nicht mehr bei<br />
verbalen Attacken, sondern wir wurden erstmals tätlich angegriffen.<br />
Unser Vereinsbus und das mitgetragene Plakat wurden<br />
mit rosa Lackfarbe bespritzt. Es entstand erheblicher Sachschaden.<br />
Und das in Anwesenheit der Polizei!<br />
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LEBE <strong>156</strong>/2022