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KULTUR

Text Helene-Shirley Ermel

Foto Kunstmuseum Bern

Porträt einer Frau im Atelier

Die Retrospektive «Meret Oppenheim. Mon Exposition»

stellt bis Februar 2022 ein Repertoire von rund 200 Werken

der Surrealistin schlechthin aus.

as Kunstmuseum Bern lädt ein

D zur ersten transatlantischen Retrospektive

des Œuvre der bedeutendsten

Schweizer Künstlerin des

20. Jahrhunderts: Meret Oppenheim.

Werke aus 50 Jahren künstlerischen

Schaffens der wichtigsten Vertreterin

des Surrealismus können sowohl

in Bern als auch in Museen in den

Vereinigten Staaten rezipiert werden.

Genau diese Besonderheit lässt

Oppenheim wiederauferstehen und

schenkt ihrer Kunst neue Aufmerksamkeit.

Impressionen ihres Lebens

Meret Oppenheim beherrschte unzählige

artistische Handwerke. Von

Malerei über das Anfertigen von

Plastiken bis zum Restaurieren von

Gemälden, aber auch vom Dichten

über das Entwerfen von Kostümen

bis hin zum Schauspielern. Schon zu

ihren Lebzeiten hielt sie Ausstellungen in

der Schweiz, sowie auch in Paris, New York

und São Paulo. Nun kehrt ihr Werk in die

Museen zurück.

«Ich realisiere die Ideen

so, wie sie mir einfallen.»

Oppenheim wurde am 6. Oktober 1913 in

Berlin geboren. Sie lebte in Süddeutschland,

Delémont, Basel und Carona, bis sie

sich entschloss, Malerin zu werden. 1932

arbeitete sie einige Zeit in Pariser Ateliers.

Im Oktober des darauffolgenden Jahres

stellte sie zum ersten Mal ihre Werke auf

einer surrealistischen Ausstellung aus und

schloss sich einem Kreis aus Künstler*innen

an. Aufgrund des nationalsozialistischen

Aufschwungs in Mitteleuropa emigrierten

jedoch viele ihrer Bekannten, der Kontakt

zu ihnen nahm ab. Diese Isolation führte bei

ihr zu einer Arbeitsblockade, einer «Krise»,

die bis 1954 anhielt. Dennoch arbeitete sie

in der Schweiz an verschiedenen Projekten

und Auftragswerken weiter.

*Bild 06*

Meret Oppenheim in ihrem Atelier, 1982

Margrit Baumann

Fotografie, Barytabzug, selengetont

18,4 x 27,7 cm

Kunstmuseum Bern, Bernische Stiftung für Foto, Film und Video

© Margrit Baumann

Ab 1954 engagierte sich Oppenheim in der

Berner Kunstszene, die sich überwiegend im

Café de Commerce einfand. Im Laufe ihrer

Karriere stellte sie auf nationalen wie auch

internationalen Vernissagen ihr Schaffen

aus. 1975 erhielt Oppenheim den Kunstpreis

der Stadt Basel. Sieben Jahre später durfte

Meret Oppenheim den Grossen Kunstpreis

Berlin entgegennehmen. Am 15. November

1985 verstarb die Künstlerin in Basel.

«Mon Exposition»

Schon seit den 1970er Jahren arbeitete Meret

Oppenheim aktiv daran, ihr Schaffen in

Retrospektiven darzustellen und ihre Entwicklung

zur zeitgenössischen Künstlerin

zu reflektieren. Selbstbewusst wandelt sie

zwischen monochromer Malerei, Pop Art

und Nouveau Réalisme, so, wie sie selbst

sagte: «Ich realisiere die Ideen so, wie sie mir

einfallen. Und woher die Einfälle kommen,

weiss man nicht. Die Idee kommt schon mit

ihrem Gewand zur Welt.»

Erstmals im Jahre 1984 war das Kunstmuseum

Bern Gastgeber der ersten grossen

Oppenheim-Retrospektive. Nun

partizipieren nebst diesem auch

die Menil Collection in Houston

sowie das Museum of Modern Art

in New York an dem transatlantischen

Ausstellungsprojekt.

Kunst ist Programm

Im Rahmen der Retrospektive

werden öffentliche Führungen

in Deutsch, Englisch und Französisch

angeboten. Von Dezember

bis Januar können drei Spezialführungen

zum Umgang Oppenheims

mit ihren Materialien besucht

werden. Ein gestalterischer

Workshop für Frauen mit und

ohne Migrationshintergrund findet

am 18. Dezember unter dem

Motto «KUNST rundum» statt.

Wer von euch selbst gern künstlerisch

aktiv ist, für den hat es am 22.

Januar den Workshop «Wolken

und Steine». Dieser sieht es vor, den Werken

Oppenheims schreibend und zeichnend näherzukommen

und sie zu ergründen. Auch

von Zuhause aus kommen Kunstgeniessende

auf ihre Kosten: Die Ausstellung bietet

ein «Digitorial» mit Photographien, Texten

und Filmausschnitten.

Noch bis zum 13. Februar ist die Ausstellung

zu besichtigen, bevor sie dann gen Westen

zieht. Die Museen in Houston und New

York stellen die Exposition bis in das Jahr

2023 aus. Wer also im Urlaub oder Austauschsemester

Heimweh spürt, darf auch

jenseits des grossen Teiches Schweizer Kultur

und Kunstgeschichte erleben. P

Informationen rund um die Ausstellung,

das Digitorial®,

Preise

und Tickets findet

ihr auf der Internetseite

des Kunstmuseums

Bern.

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