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KULTUR

Text Sina Gloor

Foto Corina Dürr

Banksy – «an unauthorized

exhibition»

Seit Kurzem zeigt die Basler Messe Werke des britischen

Street-Artists. Die Fragen, die die Ausstellung aufwirft,

sind schon so alt wie das Schaffen des Künstlers selbst.

Love Rat (2004) - Banksys Markenzeichen im

Siebdruck auf Papier ist aktuell in Basel zu

sehen.

eit Anfang März dürfen Schweizer

S Museen wieder Besucher*innen empfangen.

So auch die Messe in Basel, welche

zurzeit einige Werke Banksys ausstellt. Die

Ausstellung wurde vom anonymen Künstler

selbst nie autorisiert. Banksy-Ausstellungen

lösten in der Vergangenheit immer wieder

Diskussionen aus, da dieser selbst eigentlich

eine ablehnende Position gegenüber dem

kapitalistischen Kunstmarkt vertritt.

Street-Art für mehr Freiheit

Die Ausstellung wurde von Stefano Antonelli,

Gianluca Marziani und Acoris Andipa

konzipiert. Die Werke Banksys werden in

den durchgehend schwarzen Räumen gut

in Szene gesetzt. Die Ausstellung greift viele

der bekanntesten Motive Banksys auf, wie

beispielsweise die Ratte. Sie ist zudem Banksys

Markenzeichen. Auch Ausführungen

des «Blumenwerfers» werden gezeigt. Ursprünglich

hatte Banksy dieses Motiv in Palästina

an eine Hauswand aufgetragen, wie

es für seine Street-Art üblich ist. Ein Mann

wirft dabei eine Hand voll Blumen anstelle

von Steinen oder Ähnlichem. Das Werk

ist ein Beispiel für die Themen, die Banksy

wichtig sind und die er in seiner Kunst

thematisiert. Der Street-Artist spricht sich

für Freiheit und gegen Krieg, den sozialen

Überwachungsstaat sowie Kapitalismus

aus. Banksys Meinung zum Kapitalismus,

besonders auch zum Kapitalismus innerhalb

des Kunstmarktes, tritt am Schluss der

Ausstellung nochmals klar hervor. Dort läuft

ein Film einer Auktion in London, bei der

eine Ausführung von Banksys Motiv, das

Mädchen mit dem Ballon, für viel Geld versteigert

wurde. Im Rahmen des Bildes war

jedoch ein Schredder eingebaut, der beim

Verkauf gut die Hälfte des Bildes zerstörte.

Damit macht Banksy deutlich, dass er den

kapitalistischen Aspekt seiner Kunst nicht

unterstützt.

Pest Control und andere Probleme

Banksy nimmt die ablehnende Haltung

gegen den Kunstmarkt nicht nur durch die

Themen in seinen Werken auf, sondern

vertritt sie auch durch seine Person selbst.

Seine Anonymität ist dabei nur ein Aspekt.

So lässt sich Banksy auch nicht durch Galerien

vertreten. Das Kuratoren-Team musste

die Werke in einem aufwendigen Prozess

bei Privatpersonen zusammensuchen. Zu

Beginn seines Schaffens konnten die Werke

noch günstig gekauft werden. Als mit

der Zeit die Preise jedoch stark anstiegen,

stoppte Banksy den Vertrieb seiner Werke.

Auf die zunehmenden Fälschungen auf dem

Kunstmarkt reagierte Banksy 2008 zudem

mit der Gründung seiner Firma Pest Control,

zu Deutsch «Schädlingsbekämpfung». Auch

hier tritt wieder die Ratte als sein Markenzeichen

auf. Pest Control übernimmt seit damals

die rechtliche Vertretung des Künstlers

und stellt Zertifikate für echte Banksy-Werke

aus. Auch die gezeigten Stücke in Basel

sind alle durch Pest Control zertifiziert. Ein

weiterer Dorn im Auge des Anti-Kapitalisten

sind die Merchandising-Produkte: Diese

sind in der Regel nicht zertifiziert und werden

vom Künstler selbst verurteilt. Auch

in Basel stehen solche Produkte nicht zum

Verkauf.

Banksy im Museum?

Es wird offensichtlich, dass das Ausstellen

von Banksy in einem Museum nicht unproblematisch

ist. So diskutieren die Medien

auch in Bezug auf die Basler Messe, ob die

Ausstellung Banksys Street-Art in einem

Museum, das Eintrittsgeld verlangt, vertretbar

ist. Das Kuratoren-Team vertritt jedoch

die Auffassung, dass das Ausstellen im Museum

wichtig sei. Immer mehr würden seine

Werke auf den Strassen zerstört werden.

Auch dem kapitalistischen Element versuchen

sie entgegenzuwirken, indem der Eintrittspreis

nur kostendeckend für die Ausstellung

ist. Die Basler Messe zeigt folglich

nicht nur eine Ausstellung Banksys Werke,

sondern bringt sich mit ihrer «unauthorized

exhibition» selbst in die Diskussion um den

Künstler und sein Schaffen ein. P

Die Website der

Banksy-Ausstellung

in Basel findest

du hier:

Ein Blick auf

die Website von

Pest Control lohnt

sich ebenfalls:

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