Spectrum_03_2021

LES PENSÉES DE...
Illustrations Zarina Fäh
L’art est là, où on
ne le voit pas
Texte Lara Diserens
Quand on parle d’art, notre pensée se tourne vers l’art plastique, l’art dramatique,
la musique… mais ce ne sont là que des formes d’art. Le véritable art n’est-il
pas, simplement ? Dans toute chose, dans tout être, dans tout acte ? L’art est là,
où on ne le voit pas. Dans la nature déchaînée. Dans l’authenticité d’une parole.
Dans la fragilité d’un mouvement. Dans la sagesse d’un regard. L’art ne se
crée pas, il existe. Il est intangible, incalculable, incontrôlable. L’art, c’est vivre,
penser, être. Quelques privilégié·e·s connaissent le parfum irrésistible de son
existence. Les artistes ne sont autres que des metteur·euse·s en scène du monde
dans lequel nous vivons. C’est la couleur de la tristesse dans une aquarelle.
La puissance de l’amour dans une octave. Le goût de l’élégance dans un plat
raffiné. Mais qu’est-ce qui différencie les humains lambda des artistes, ces êtres
mystérieux capables de donner vie à un sentiment, une idée, un rêve ? Ce n’est
pas la créativité, ni l’imagination qui donnent aux artistes le pouvoir de créer.
C’est leur capacité à se connecter à ce qui les entourent. Leur attention acérée
face aux événements. Leur sensibilité illimitée. Infinie. Libre. Si cela est vrai, alors nous sommes tous et toutes des artistes. La plupart d’entre
nous ne le savent pas. D’autres en ont peur. Comment réagiriez-vous si l’on vous disait que vous êtes capable d’attraper et de transmettre les
moindres facettes du monde qui vous entoure ? Ouvrez les yeux. Tendez la main. Écoutez. Et si l’art n’était finalement qu’une traduction de
notre condition ? L’art est lâcher prise, l’art est irrationnel, l’art est humain. L’art, c’est la liberté.
Ein Tag im
Museum
Text Estelle Zahner
Der Tag beginnt vor einem schmalen, grauen Gebäude mit vielen Fenstern.
Über dem Eingang siehst du das Thema der Ausstellung.
«Was ist Kunst?»
Du kaufst dir am Empfang ein Eintrittsticket und begibst dich in den ersten
Raum. Die Wände darin sind beige gestrichen, die Decken hoch. Du siehst verschiedene
Gemälde. Das erste ist eher klein, eine lächelnde Frau ist darauf zu
sehen. Sie sieht genau in dein Gesicht – irgendwie furchteinflössend. Du gehst
weiter und schaust dir alle Gemälde gemütlich an. Am Ende angekommen
wechselst du in den nächsten Raum. Dort ist es dunkel und es gibt keine Fenster.
In der Mitte des Raums stehen Stühle in verschiedenen Grössen. Du gehst auf
sie zu, hörst das Geräusch deiner Schritte an den Wänden abprallen und setzt
dich hin. Geräusche und Töne erklingen aus verschiedenen Richtungen. Du
schliesst die Augen und hörst sie dir an. Sie kommen dir abstrakt und komisch
vor – du fragst dich, was das mit Kunst zu tun hat, wahllos Tasten auf einem
Klavier drücken kannst du auch. Nach einiger Zeit stehst du auf und verlässt den Raum. Um zum nächsten Zimmer zu gelangen, musst
du die Treppen hoch. Dort erwartet dich eine grosse, lichtdurchflutete Halle. Am Ende der Halle befindet sich eine Bühne. Vor der Bühne
stehen abermals Stühle, fein säuberlich aneinandergereiht, fast steril wirkend. Du setzt dich hin und hebst den Blick zur Bühne. Ein Paar
betritt sie und tanzt ein emotionales Duett, die Bewegungen fliessen ineinander, sind abgestimmt. Du bekommst Gänsehaut – einen Tanz so
emotional herüberzubringen ist eine wahre Kunst. Als er zu Ende geht, stehst du auf und verlässt den Raum. Im nächsten Bereich erwartet
dich ein grosser Tisch voller Papiere und Stifte. Die Wände sind tapeziert mit beschriebenen Blättern. In der Mitte steht ein Schild mit der
Aufschrift «Schreib ein Gedicht und häng es an die Wand». Du nimmst dir Papier und Stift und beginnst zu schreiben – es fällt dir schwerer
als gedacht. Als du fertig bist, klebst du es an die Wand dir gegenüber. Dies war der letzte Raum der Ausstellung. Du verlässt ihn und gehst
die Treppe runter zurück zum Anfang. Über dem Ausgang hängt ein Schriftzug.
«Was ist Kunst für dich?»
10 spectrum 05.21