Spectrum_4_2020
PLUMEAnonymeJ’observe le balancement de mes pieds dans l’eau claire. Il faitchaud, mais le lac est froid contre ma peau.Je lève la tête et observe l’horizon. L’eau est couleur azur. Elleest belle. Les montagnes se dressent, dominantes, prenantsource dans cette toile paradisiaque.Depuis petite, j’ai toujours aimé ce paysage. Il y a longtemps,j’ai connu une personne qui possédait un appartement aveccette vue. Elle m’a dit qu’à force de la voir tous les matins, ellese lassait. Pour moi, c’est impossible, c’est tellement beau. Cetableau me rappelle subtilement que la vie vaut la peine d’êtrevécue et que je ne suis rien. Cette pensée est rassurante. Je nesuis rien. Mes problèmes ne sont rien.Mes problèmes…André a mis de la musique. Du jazz. Il sait que je déteste ça.Mais il en met toujours. Et à force, je m’habitue. Je sens son brascontre mon dos nu.Un frisson.Je respire profondément.- Qu’est-ce que tu as ?Sa voix me semble lointaine. Je soupire :- Rien.Je baisse les yeux sur mes jambes. Une boule se forme en monestomac.J’ai tout pour être heureuse. J’ai un homme qui m’aime, un toit,de quoi me nourrir…Je ne manque de rien.J’ai tout pour être heureuse. Mais je n’y arrive pas.Je n'y arrive pasJ’essaie de me rattacher à la beauté du paysage. J’essaie. La vieest belle.- Je ne me sens pas bien.On m’entend à peine, mais on m’entend assez pour qu’il explose:- Encore ? Putain ! Tu sais combien ça me coûte de louer cebateau ? C’était clairement pour te faire plaisir. Merde, tu n’esjamais contente de toute façon !Je me sens vaciller. Mes oreilles bourdonnent. Il a saisi monbras. Il me fait mal.L'eau estpourpreJ’essaie subtilement de me libérer. Je ne peux pas. Sa colère estplus forte et raisonne dans tout mon corps.JetomJe ne me contrôle plus.À mon contact, l’eau devient pourpre. Je sens son horrible froideurcontre mon corps. Ma respiration se fait de plus en plussaccadée.Au loin, j’entends la colère. Sa colère dévastatrice.Les larmes montent à mes yeux. Le pourpre coule sur mesjoues.Et il y a toujours cette sensation. Cette sensation affreuse de samain contre ma peau. Il me sert de plus en plus. Il a beaucoupde force.L’eau pourpre y prend sa source et coule le long de mon avantbras,mon poignet et mes doigts. Il me colle à ma peau, s’yattache et y laisse des ecchymoses que je ne pourrai nettoyer.Mes mains sont subitement devenues froides. Elles semblentmortes. Mes ongles s’enfoncent dans mes paumes. Avec désespoir,je réalise que je ne sens rien.J’ouvre la bouche pour crier, mais le liquide rougeâtre l’envahit.beSe ressaisir.Le paysage. La beauté du lac. De la montagne.Respirer.C’est possible.Sauf lorsque l’eau pourpre étouffe.Elle envahit mes organes, dégouline le long de mon cœur et demes poumons, les meurtrissant sans pitié.Je suffoque.Je me noie.Je regarde une dernière fois le lac avant de fermer les yeux. Celac d’un bleu magnifique où je m’imagine nager et couler.Sereine.La douleur est si terrible lorsque les coups s’abattent sur moncorps.Le sang de ma souffrance s’étend jusqu’aux montagnes.10 spectrum 10.20
KOMMENTAREGedanken über die Wahrheitund was stimmtText Stefan MüllerWie kann man sicher sein, dass die Erde eine Kugel ist? Schliesslichhaben dies nur wenige Menschen mit blossem Auge vermeintlichgesehen. Über diese und ähnliche Fragen haben sich schon vielePhilosoph*innen den Kopf zerbrochen. Es bleibt uns nichts anderesübrig, als zu glauben, dass diese Information stimmt. Aber ist sieauch die ganze Wahrheit?Nehmen wir einmal an, es gibt eine Wahrheit. Wer sich mit derBeschaffenheit der Erde intensiv auseinandersetzt, wird feststellen,dass sie nicht vollkommen kugelförmig ist. Es braucht dazu Interesseund ein gewisses Durchhaltevermögen, sich durch Fachliteratur zuwühlen. Zum Glück beeinflusst der Glaube an die wahre Darstellungder Erde nicht sonderlich unser demokratisches Zusammenleben.Aber wie ist es denn mit den Inhalten, die uns täglich durch dieMassenmedien serviert werden? Dinge wie Finanzen, Politik, Militär,Nahrung und aktuell die Gesundheit stehen sehr wohl imdirekten Zusammenhang mit unserem Miteinander. Gehen wirdiesen Themen auf den Grund? Begnügen wir uns damit, von demwir bloss annehmen, dass es stimmt, oder wollen wir die ganzeWahrheit?In einer Zeit, in der wir noch nie so sehr am politischen Geschehenteilnehmen konnten wie jetzt, müssten wir uns doch intensivmit den Dingen auseinandersetzen. Warum begnügen wir uns mithalben Statistiken und unfertig gedachten Konzepten? Weil wirnicht wissen, dass es noch mehr gibt und es uns zu anstrengendist, uns im beschleunigten Alltag mit der Priorisierung zwischenInstagram, Whatsapp und einem sinnvollen Buch zu belasten. Weilwir uns die tägliche Dosis Braincandy durch die wetteifernden, sichdurch Schlag wortakrobatik gegenseitig übertreffenden Faktenmedieninnerhalb von zwanzig Minuten reinziehen wollen. Wirvertrauen darauf, dass das, was wir an Informationen bekommen,stimmt. Auf Basis dieser Informationen treffen wir schliesslich auchunsere Entscheidungen. Nur: Was ist, wenn diese Informationenstimmen, aber nicht die ganze Wahrheit sind? Wie würden wirentscheiden, wenn wir mehr wüssten als das, was bloss stimmt? Daswissen wir wohl nur, wenn wir uns Denkzeit verschaffen und unsauf das Wesentliche konzentrieren, auf das, was wir wirklich wollen.Doch was das Wesentliche ist, finden wir nur heraus, wenn wir unswirklich für uns interessieren.Personalpronomen?Text Yuval HugNoch nie gehört. Pronomenrunde? Was ist das denn?!Hast du dich mal gefragt, was wir mit Sprache tun? Hast du dir malüberlegt, dass oft, wenn wir Personen ansprechen oder über andereMenschen reden, deren (zugeschriebenes) biologisches Geschlechtbenennen? Hast du nicht? Welch ein privilegiertes Leben du dochführst!So glaubt man, dass der Anspruch der Universitäten teils darinbestünde, Altes zu hinterfragen, neu aufzugreifen und anders zuverstehen. Doch wo bleibt dieses Hinterfragen dessen, was so grundlegendzu sein scheint? Was begründet die grundlegende Annahmevon xy, ausser, dass sie als grundlegend angenommen und deshalbnicht hinterfragt wird? Und so frage ich dich: Warum sprechen wirvon Mann und Frau? Von ihm und ihr? Was sagen uns diese Wörter?Welche Geschlechter meinen wir, wenn wir von «Gleichstellungder Geschlechter» sprechen? Weshalb wird eine binäre Geschlechteraufteilungals grundlegend angenommen? Und warum wollenwir durch die vermeintliche Gleichstellung zwischen Mann undFrau und der damit einhergehenden Ausschliessung aller sonstigenGeschlechter diese Schranken der Ausschliessung verstärken? Istdenn ein Individuum in seiner Vielfalt ohnehin nur durch ein Merkmalzu definieren? Ein Merkmal, das vielleicht nur eines ist, weil esgewisse Personen als wichtig empfinden?Ein Kommilitone von mir meinte, dass wir hier an der UniversitätFreiburg zu wenig Forderungen bezüglich unserer Möglichkeitenund Bedürfnisse stellen würden. Und er hat recht. Es wirdschliesslich hingenommen, dass der Ort, an dem wir uns bildenwollen, nicht so eingerichtet ist, dass er einer Mehrzahl der Studierendendie Möglichkeit bietet, angenehm den eigenen Möglichkeitenund Wünschen nachzugehen.So fordere ich hiermit eine Auseinandersetzung mit dem, was dichvielleicht auf den ersten Blick nicht zu betreffen scheint – zu sehen,dass anderen Personen nicht dieselben Möglichkeiten geboten werdenwie dir! Des weiteren fordere ich eine Auseinandersetzung mitder gegenwärtigen Geschlechterbinarität und darüber hinaus! Lastbut not least fordere ich von dir, dich zu erkundigen, was mit demBegriff «Pronomen» in der Geschlechterdiskussion gemeint ist, wiedu Menschen damit verletzen kannst und wie wir – jede einzelnePerson – dafür verantwortlich sind, dass sich etwas ändert und Alternativenin Betracht gezogen werden.10.20spectrum11
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KOMMENTARE
Gedanken über die Wahrheit
und was stimmt
Text Stefan Müller
Wie kann man sicher sein, dass die Erde eine Kugel ist? Schliesslich
haben dies nur wenige Menschen mit blossem Auge vermeintlich
gesehen. Über diese und ähnliche Fragen haben sich schon viele
Philosoph*innen den Kopf zerbrochen. Es bleibt uns nichts anderes
übrig, als zu glauben, dass diese Information stimmt. Aber ist sie
auch die ganze Wahrheit?
Nehmen wir einmal an, es gibt eine Wahrheit. Wer sich mit der
Beschaffenheit der Erde intensiv auseinandersetzt, wird feststellen,
dass sie nicht vollkommen kugelförmig ist. Es braucht dazu Interesse
und ein gewisses Durchhaltevermögen, sich durch Fachliteratur zu
wühlen. Zum Glück beeinflusst der Glaube an die wahre Darstellung
der Erde nicht sonderlich unser demokratisches Zusammenleben.
Aber wie ist es denn mit den Inhalten, die uns täglich durch die
Massenmedien serviert werden? Dinge wie Finanzen, Politik, Militär,
Nahrung und aktuell die Gesundheit stehen sehr wohl im
direkten Zusammenhang mit unserem Miteinander. Gehen wir
diesen Themen auf den Grund? Begnügen wir uns damit, von dem
wir bloss annehmen, dass es stimmt, oder wollen wir die ganze
Wahrheit?
In einer Zeit, in der wir noch nie so sehr am politischen Geschehen
teilnehmen konnten wie jetzt, müssten wir uns doch intensiv
mit den Dingen auseinandersetzen. Warum begnügen wir uns mit
halben Statistiken und unfertig gedachten Konzepten? Weil wir
nicht wissen, dass es noch mehr gibt und es uns zu anstrengend
ist, uns im beschleunigten Alltag mit der Priorisierung zwischen
Instagram, Whatsapp und einem sinnvollen Buch zu belasten. Weil
wir uns die tägliche Dosis Braincandy durch die wetteifernden, sich
durch Schlag wortakrobatik gegenseitig übertreffenden Faktenmedien
innerhalb von zwanzig Minuten reinziehen wollen. Wir
vertrauen darauf, dass das, was wir an Informationen bekommen,
stimmt. Auf Basis dieser Informationen treffen wir schliesslich auch
unsere Entscheidungen. Nur: Was ist, wenn diese Informationen
stimmen, aber nicht die ganze Wahrheit sind? Wie würden wir
entscheiden, wenn wir mehr wüssten als das, was bloss stimmt? Das
wissen wir wohl nur, wenn wir uns Denkzeit verschaffen und uns
auf das Wesentliche konzentrieren, auf das, was wir wirklich wollen.
Doch was das Wesentliche ist, finden wir nur heraus, wenn wir uns
wirklich für uns interessieren.
Personalpronomen?
Text Yuval Hug
Noch nie gehört. Pronomenrunde? Was ist das denn?!
Hast du dich mal gefragt, was wir mit Sprache tun? Hast du dir mal
überlegt, dass oft, wenn wir Personen ansprechen oder über andere
Menschen reden, deren (zugeschriebenes) biologisches Geschlecht
benennen? Hast du nicht? Welch ein privilegiertes Leben du doch
führst!
So glaubt man, dass der Anspruch der Universitäten teils darin
bestünde, Altes zu hinterfragen, neu aufzugreifen und anders zu
verstehen. Doch wo bleibt dieses Hinterfragen dessen, was so grundlegend
zu sein scheint? Was begründet die grundlegende Annahme
von xy, ausser, dass sie als grundlegend angenommen und deshalb
nicht hinterfragt wird? Und so frage ich dich: Warum sprechen wir
von Mann und Frau? Von ihm und ihr? Was sagen uns diese Wörter?
Welche Geschlechter meinen wir, wenn wir von «Gleichstellung
der Geschlechter» sprechen? Weshalb wird eine binäre Geschlechteraufteilung
als grundlegend angenommen? Und warum wollen
wir durch die vermeintliche Gleichstellung zwischen Mann und
Frau und der damit einhergehenden Ausschliessung aller sonstigen
Geschlechter diese Schranken der Ausschliessung verstärken? Ist
denn ein Individuum in seiner Vielfalt ohnehin nur durch ein Merkmal
zu definieren? Ein Merkmal, das vielleicht nur eines ist, weil es
gewisse Personen als wichtig empfinden?
Ein Kommilitone von mir meinte, dass wir hier an der Universität
Freiburg zu wenig Forderungen bezüglich unserer Möglichkeiten
und Bedürfnisse stellen würden. Und er hat recht. Es wird
schliesslich hingenommen, dass der Ort, an dem wir uns bilden
wollen, nicht so eingerichtet ist, dass er einer Mehrzahl der Studierenden
die Möglichkeit bietet, angenehm den eigenen Möglichkeiten
und Wünschen nachzugehen.
So fordere ich hiermit eine Auseinandersetzung mit dem, was dich
vielleicht auf den ersten Blick nicht zu betreffen scheint – zu sehen,
dass anderen Personen nicht dieselben Möglichkeiten geboten werden
wie dir! Des weiteren fordere ich eine Auseinandersetzung mit
der gegenwärtigen Geschlechterbinarität und darüber hinaus! Last
but not least fordere ich von dir, dich zu erkundigen, was mit dem
Begriff «Pronomen» in der Geschlechterdiskussion gemeint ist, wie
du Menschen damit verletzen kannst und wie wir – jede einzelne
Person – dafür verantwortlich sind, dass sich etwas ändert und Alternativen
in Betracht gezogen werden.
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