MEMORIAV
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Willy Leuzinger an den Turnfestspielen um 1927.<br />
Foto: Archiv Leuzinger, Rapperswil<br />
lungsbetreuer geplant; er konnte am 30.11.<br />
als gemeinsame Veranstaltung von Memoriav<br />
und dem BBS (Verband der Bibliotheken<br />
und der Bibliothekarinnen/Bibliothekare der<br />
Schweiz) im Kino im Kunstmuseum Bern mit<br />
über achtzig Teilnehmenden durchgeführt<br />
werden.<br />
Dass das Projekt mit 85% Stellenprozent<br />
für Projektleitung (Mariann Sträuli Farinelli)<br />
und Mitarbeit (Una Bitterli) nicht eben üppig<br />
ausgestattet ist, zwang zu rigoroser Konzentration<br />
auf die Hauptziele, und das wirkte<br />
sich durchaus positiv aus. Nach knapp<br />
einem Jahr ist die Erfassung und Auswertung<br />
der Fragebogen in vollem Gang und der<br />
nächste Projektteil in Vorbereitung.<br />
PROJEKT LEUZINGER –<br />
ABSCHLUSS DER<br />
RESTAURIERUNGEN<br />
MARIANN STRÄULI FARINELLI,<br />
PROJEKTLEITUNG<br />
Wie schon im Memoriav-Bulletin 5/2004<br />
berichtet, wurden im letzten Sommer 2004<br />
in Zusammenarbeit mit Hermann Wetter und<br />
Schwarz-Film Ostermundigen die letzten der<br />
70 erhaltenen Titel des Rapperswiler Kinounternehmers<br />
Willy Leuzinger restauriert,<br />
darunter sein längstes und ambitioniertestes<br />
Werk. Der fast einstündige Film des<br />
passionierten Turners Leuzinger über das<br />
59. Eidgenössische Turnfest in Luzern 1928<br />
wurde seinerzeit von der Propaganda-Kommission<br />
des Eidgenössischen Turnvereins<br />
mitproduziert, die in den zwanziger Jahren<br />
grosse Hoffnungen auf Film als Werbemedium<br />
setzte. Mit über 370 nachgewiesenen<br />
Vorstellungen von 1928-1930 in der ganzen<br />
Schweiz war dies der meistgespielte aller<br />
Filme Leuzingers und eine Ausnahme.<br />
Leuzinger produziert ja mehrheitlich kurze<br />
regionale Aktualitäten, die im Beiprogramm<br />
zu Kinospielfilmen bestenfalls während<br />
einer Saison, manchmal aber nur ein-<br />
oder zweimal am Ort der Aufnahme gezeigt<br />
wurden.<br />
Dieses Konservierungs- und Restaurierungsprojekt<br />
abgeschlossen und einen so<br />
einzigartigen und interessanten Filmbestand<br />
aus Privatbesitz ins öffentliche Schweizer<br />
Filmarchiv überführt zu haben, ist eine<br />
Befriedigung und Erleichterung. Nach der<br />
Materialsicherung rückt ein anderer Aspekt<br />
der Erhaltung des audiovisuellen Erbes ins<br />
Zentrum, die kulturelle Erhaltung. Das heisst,<br />
das flüchtige Ereignis Film wieder vor Publikum<br />
und auf die Leinwand zu bringen. Für<br />
2004 waren zwei Kinoabende mit Leuzingerfilmen<br />
geplant gewesen. Die stummen Kurzfilme<br />
brauchen eine gute Programmkombination<br />
und Musik- oder/und Texteinrichtung.<br />
Durchgeführt wurden schliesslich drei<br />
Anlässe, mit ganz verschiedenen Aufführungskonzepten<br />
und mit bestem Erfolg. Das<br />
erste inhaltsbetont und lokalhistorisch für<br />
zwei moderierte Vorstellungen mit einem<br />
Programm von St. Galler-Filmen im Kinok<br />
St.Gallen (4. Feb. und 25. Nov. 2004), das<br />
zweite ästhetisch-aktuell für eine Zusam-<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
<strong>MEMORIAV</strong><br />
menstellung von Turnfilmen, zu der DJs<br />
auflegten. Diese halbstündige Produktion<br />
fand am 7. Juli im Rahmen des internationalen<br />
Festivals «Il cinema ritrovato» in<br />
Bologna statt. Sie wird im März 2005 in Bern<br />
wiederholt (allerdings nicht in Monumentalprojektion<br />
auf Grossleinwand wie auf der<br />
Piazza Maggiore); Ausbau zu einem abendfüllenden<br />
Programm ist geplant. Eine<br />
integrale Vorstellung von Leuzingers opus<br />
magnum hat übrigens noch nicht stattgefunden.<br />
Die restaurierten Filme selbst, die unter<br />
guten Bedingungen in luminoser Projektion<br />
lebendig werden und das Publikum zu<br />
faszinieren vermögen, sind eindeutig das<br />
beste Werbemittel für die Sache der Filmkonservierung<br />
und -restaurierung. Die<br />
Leuzingerfilme werden allmählich bekannt<br />
und lösen je länger je mehr Echo in den<br />
Medien aus, dieses Jahr neben der Presse<br />
auch einiges Radio und Fernsehen (Tele Ost<br />
und Kulturplatz-Magazinbeitrag des SF DRS).<br />
SICHERUNG DER FILME<br />
VON ELLA MAILLART<br />
MARIANN STRÄULI FARINELLI,<br />
PROJEKTLEITUNG<br />
Der Ruhm der Genfer Fotografin und Publizistin<br />
Ella Maillart (1903-1997) wächst stetig.<br />
Sie war eine Pionierin in vielen Sparten, und<br />
ihr unabhängiges Leben und ihre abenteuerlichen<br />
Reisen wirken spannend wie ein<br />
Roman. Auf einigen Reisen hat Maillart mit<br />
einer Ciné-Kodak, einer kleinen, leichten<br />
16-mm-Kamera gefilmt; ihr Filmmaterial<br />
deponierte sie wenige Jahre vor ihrem Tod in<br />
der Cinémathèque suisse. Der Fonds Maillart<br />
umfasst schwarzweisse und farbige Aufnahmen<br />
ihrer Reise von 1939/1940 mit Annemarie<br />
Schwarzenbach nach Afghanistan und<br />
Indien «Nomades Afghans» (1940), zwei<br />
weitere Reisefilme «Seule au Népal» (1951)<br />
und «Tour de l’Inde» (1957) sowie unedierte<br />
35-mm-Probeaufnahmen von 1926 für ein<br />
nicht realisiertes Filmprojekt der begeisterten<br />
Seglerinnen Maillart und Hermine<br />
de Saussure; sie zeigen Meer und Schiffe<br />
und die junge Ella in Grossaufnahme als<br />
aspirierende Schauspielerin.<br />
Ein Teil der Filme war vor einigen Jahren<br />
auf Video übertragen worden und stand für<br />
die Sichtung, für Austellungen, Dokfilme,<br />
Fernsehsendungen und DVD-Extras in dieser<br />
Form bequem zur Verfügung. Das wirkte sich<br />
insofern fatal aus, als es keinen Anlass gab,<br />
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