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MEMORIAV

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Gestaltung, seiner Proportionen und der<br />

geografischen Lage gewählt worden. Er<br />

schien wie geschaffen für eine Ausstellung,<br />

deren einziges Ziel es vorerst war, einem<br />

breiten Publikum Einblick zu gewähren in<br />

die Arbeiten zur Erhaltung, Restaurierung,<br />

Katalogisierung und Digitalisierung von<br />

zwölf wichtigen Fotobeständen über die<br />

Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, die das<br />

ISCP zwischen 2000 und 2004 im Rahmen<br />

verschiedener Projekte restauriert hatte.<br />

Die kompromisslos modernen Räumlichkeiten,<br />

die während der Vorarbeiten zu<br />

unserer Ausstellung den Namen Espace<br />

culturel de la Tour OFS erhielten, liegen im<br />

Erdgeschoss und in ersten Stock eines Glasturms.<br />

Sie entpuppten sich für die Fachleute,<br />

welche die Ausstellung gestalteten, als eine<br />

echte Herausforderung. Das Erdgeschoss<br />

besteht aus drei Räumen. Der erste Raum ist<br />

zwanzig Meter lang und sieben Meter hoch;<br />

er ist vollständig verglast und bietet nur<br />

wenige Wandflächen, die sich für die<br />

Präsentation von Bilddokumenten eignen.<br />

Nördlich angrenzend liegen zwei bescheidener<br />

dimensionierte Räume, die jedoch<br />

gefangen sind. Die beiden Räume im ersten<br />

Stock zeichnen sich ebenfalls durch grosszügige<br />

Fenster- und spärliche Wandflächen<br />

aus; die Räume sind mit dem Lift oder über<br />

eine von schweren Brandschutztüren<br />

begrenzte Treppe zu erreichen.<br />

Zu diesem Zeitpunkt gab es weder eine<br />

Aufhängevorrichtung noch zusätzliches<br />

Mobiliar. Die Beleuchtung war rudimentär<br />

und kaum geeignet, die Vielfalt der Präsentationen,<br />

für welche die Räumlichkeiten<br />

bestimmt waren, aufzufangen. Es galt, diese<br />

Mängel möglichst rasch zu beheben. Als wir<br />

einen Teil des Materials für die erste Ausstellung<br />

in der Hand hielten, zeigte sich erst<br />

recht, dass der Ort «tel quel» für unsere<br />

Zwecke nicht geeignet war. Deshalb erhielten<br />

die Räume Stellwände, Vitrinen und<br />

Ausstellungsregale, an den meisten Wandflächen<br />

wurden Aufhängeschienen montiert<br />

und die Beleuchtung ergänzt.<br />

Parallel dazu wurde ein Modell der Ausstellungsräume<br />

im Massstab 1:10 erstellt<br />

und eine gründliche Analyse der vorhandenen<br />

Fotobestände durchgeführt. Es folgte<br />

die Einteilung der Sammlungen in zwei Kategorien:<br />

Originalabzüge und Negative. Mit<br />

dieser Zweiteilung waren die Grundzüge der<br />

Ausstellungsgestaltung bereits vorgegeben.<br />

Zahlreiche Faktoren schienen sich wie von<br />

selbst gegenüberzustehen. So bewegten<br />

22 <strong>MEMORIAV</strong><br />

sich die Räumlichkeiten zwischen Gegensätzen:<br />

Die Säle waren entweder lichtdurchflutet<br />

oder dunkel, offen oder gefangen,<br />

als zentrales, überdimensioniertes Raumvolumen<br />

angelegt oder als kleinere Räumlichkeiten.<br />

Die Fotobestände selbst erschienen<br />

in positiver oder negativer Form, als kleinere<br />

Originalformate oder mit der Möglichkeit,<br />

auf Grund von Negativen Vergrösserungen<br />

herzustellen, auf Trägern, die entweder Licht<br />

brauchten oder lichtgeschützt ausgestellt<br />

werden mussten.<br />

Diese Überlegungen prägten nicht nur<br />

das Konzept der Ausstellung, sondern auch<br />

ihren ebenfalls ambivalenten Namen:<br />

«Traces: 100 Jahre fotografisches Kulturgut<br />

der Schweiz». So ist «Traces» oder «Spuren»<br />

im der Welt der Fotografie gleichzeitig Ausdruck<br />

und Symbol, der Schatten der Realität,<br />

mit seinem Bezugsobjekt physisch verbunden<br />

und auf Grund der Ähnlichkeit mit<br />

diesem Bezugsobjekt dessen Symbol.<br />

Die Ausstellung wurde auf zwei Pole<br />

ausgerichtet: einen Tagbereich, der dem neu<br />

interpretierten Kulturgut gewidmet ist, und<br />

einem Nachtbereich mit den Originalabzügen.<br />

Bei Sammlungen, die nur aus beschädigten<br />

Negativen auf Glasplatten oder flexiblen<br />

Trägermaterialien bestanden, machte<br />

es wenig Sinn, sich bei der Präsentation auf<br />

blosse Überreste oder Abzüge davon zu<br />

beschränken. Angesichts der räumlichen<br />

Verhältnisse und der Lichtfülle drängte sich<br />

als die beste Art, dieses Kulturgut zur Geltung<br />

zu bringen, die Neuinterpretation auf.<br />

In Vervielfachungen und Bildfolgen, mit<br />

modifizierter Farbgebung oder in Formaten<br />

von oft gewaltigen Ausmassen präsentiert,<br />

erschliessen diese Bilder oft einen vollkommen<br />

neuen Sinn. Dieser Darstellungsmodus<br />

hat zudem den Vorteil, dass sich das Negativ<br />

auf der Glasplatte – einem mittlerweile<br />

seltenen Trägermaterial – mit einem neu<br />

interpretierten Abzug vergleichen lässt. Die<br />

Originalabzüge werden in den kleineren,<br />

dunkleren Räumen gezeigt, und zwar in<br />

traditioneller Ausstellungsmanier gerahmt,<br />

in einem Passe-partout oder, bei selteneren<br />

Exemplaren (wie Albuminabzügen oder<br />

Daguerreotypien) in Glasvitrinen.<br />

Ein reich illustrierter Katalog mit zahlreichen<br />

Artikeln fasst die Aussage der Ausstellung<br />

zusammen und regt zu weiterführenden<br />

Überlegungen an. Er lädt die<br />

Besucherinnen und Besucher ein, sich<br />

eingehender mit den Fotobeständen von<br />

«Traces» zu befassen. Der zweite Teil bietet<br />

kritische Kommentare und Anmerkungen<br />

zum Begriff Kulturgut.<br />

So ist «Traces» letzten Endes der<br />

Abschluss einer monatelangen Auseinandersetzung<br />

mit einem erst im Werden begriffenen<br />

Ausstellungsraum und einem kollektiven<br />

Kulturgut, das es verdient hat, diskutiert<br />

und präsentiert zu werden. Die grosse Resonanz<br />

beim Publikum und den Medien und<br />

die hohen Besucherzahlen widerspiegeln<br />

das enorme Interesse, das dieser erfolgreichen<br />

Ausstellung entgegenbracht wurde.<br />

ERHEBUNG DER FILM-<br />

BESTÄNDE IN SCHWEIZER<br />

ARCHIVEN UND SAMMLUNGEN<br />

MARIANN STRÄULI FARINELLI,<br />

PROJEKTLEITUNG<br />

Nach einem Planungsquartal (Januar–April)<br />

und einer Pilotphase (Mai–September)<br />

begann für das Projekt im letzten Quartal<br />

seines ersten Jahres die Hauptphase I, die<br />

so genannte Groberhebung per Fragebogen.<br />

Mitte Oktober ging die definitive Version des<br />

Fragebogens in drei Sprachversionen in<br />

Druck; anfangs Dezember (Stichdatum:<br />

10.12.2004) waren von den bis dahin versandten<br />

1557 Fragebogen bereits 487 oder<br />

31,2% retourniert worden, eine sehr gute<br />

Rücklaufquote. Wir dürfen daraus schliessen,<br />

dass sich die langwierige Ausarbeitung des<br />

Fragebogens in mehreren Redaktionsstufen<br />

und Korrekturrunden gelohnt hat.<br />

Drei interne Instrumente waren für die<br />

Hauptphase I bereitzustellen, nämlich der<br />

Fragebogen für die Erhebung, die Adressatenlisten<br />

für den Versand sowie die Datenbank<br />

für die Erfassung. Erfahrungen und<br />

Vorarbeiten der Foto-Erhebungsstudie<br />

wurden miteinbezogen.<br />

Zwischen Planungs- und Pilotphase<br />

wurde das Projekt und eine erste Version<br />

des Fragebogens von vier Experten, Caroline<br />

Neeser (Cinémathèque suisse), David Landolf<br />

(Lichtspiel Bern), dem Filmrestaurator<br />

Reto Kromer und dem Filmhistoriker Roland<br />

Cosandey, eingehend geprüft und mit uns<br />

diskutiert. Ihre Gesichtspunkte, Kritiken und<br />

Anregungen gaben unseren Entscheidungen<br />

eine zuverlässige Basis.<br />

Das neue Projekt wurde im Memoriav-<br />

Bulletin No.11, 5/2004 ausführlich vorgestellt.<br />

Erhoben und erfasst wird der Istzustand, mit<br />

dem Fernziel, diesen zu verbessern. Deshalb<br />

haben wir bereits in einer frühen Konzeptphase<br />

einen Weiterbildungstag für Samm-

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