SPECTRUM #4 2017
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Jus-Fakultät plant ein neues Prunkstück<br />
UNIPOLITIK<br />
Wer durch die Räumlichkeiten der Miséricorde geht, muss sich an mancher Ecke eingestehen,<br />
dass die Gebäude trotz kargem Charme renovierungsbedürftig sind. Zukünftige Jus-Studierende<br />
dürften indes schon bald nicht mehr durch die Gänge des bisherigen Standorts zur Vorlesung<br />
eilen: Die Uni peilt eine spektakuläre Erweiterung an. LORENZ TOBLER<br />
So soll die neue Heimat der Freiburger<br />
Jus-Studierenden mal aussehen.<br />
© Foto: www.ruprecht-architekten.ch<br />
Während sich die Universität auf<br />
dem Pérolles-Plateau in den letzten<br />
Jahren in reger Bautätigkeit übte und<br />
im letzten Jahrzehnt etwa den ganzen<br />
Pérolles 2-Gebäudekomplex errichtete,<br />
erinnert der Campus Miséricorde baulich<br />
noch immer stark an die 1940er-Jahre, als<br />
er eröffnet wurde. Der Standort, vom Le<br />
Corbusier-Schüler Denis Honegger geplant<br />
und vollendet, genügt den heutigen<br />
Anforderungen nur noch bedingt. So<br />
musste sich die Universität Freiburg im<br />
Laufe der Zeit zusätzliche Räumlichkeiten<br />
hinzumieten – Rektorin Astrid Epiney<br />
erklärt: „Die Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />
ist zurzeit auf die Standorte Miséricorde,<br />
Beauregard und Route de Villars 1<br />
verteilt. Dies verursacht hohe Mietkosten<br />
im Umfang von einer Million Franken pro<br />
Jahr und trotzdem herrscht chronischer<br />
Platzmangel.“ Um den Jus-Studierenden<br />
in Zukunft zeitgemässe und grosszügige<br />
Räumlichkeiten unter einem Dach zur<br />
Verfügung stellen zu können, begann<br />
die Fakultät gegen Ende des letzten Jahrzehnts<br />
mit den Vorarbeiten zu einem Erweiterungsbau.<br />
Als geeigneter Standort<br />
wurde die Liegenschaft an den Gleisen<br />
südlich des Thierry-Turms auserkoren,<br />
deren Grundeigentümer der Kanton Freiburg<br />
ist.<br />
Neubau soll Stadtbild prägen<br />
Gemeinsam mit dem Kanton und den anderen<br />
Grundeigentümern Post, SBB und<br />
Stadt Freiburg wurde in der Folge ein Plan<br />
entworfen, wie das betreffende Gebiet optimal<br />
gestaltet werden sollte. Zwischen<br />
Miséricorde und Innenstadt wurde eine<br />
Überdachung der Gleise angedacht, zudem<br />
soll eine attraktive Velo- und Fussgängerverbindung<br />
vom Gebiet Sankt<br />
Leonhard über das Universitätsgelände<br />
bis zum Bahnhof entstehen. Als Sieger<br />
eines ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs<br />
wurde 2014 das Zürcher Büro<br />
Ruprecht Architekten auserkoren, deren<br />
Projekt sich als Fortsetzung der bestehenden<br />
Bauten versteht. Im Erdgeschoss ist<br />
eine durchgängig offene Begegnungszone<br />
geplant, wo auch der Zugang zu den Auditorien<br />
sein wird. Die oberen Geschosse<br />
stehen für Übungssäle und Büroräumlichkeiten<br />
zur Verfügung. Die Fassade<br />
des Erweiterungsbaus erinnert dank seiner<br />
ovalen Form an den mittelalterlichen<br />
Thierry-Turm, der gemäss Planung künftig<br />
von Universitätsgebäuden umgeben<br />
sein wird.<br />
Le Tremplin muss weichen<br />
So geschickt das neue Prunkstück der<br />
Jus-Fakultät auch angepriesen wird, es gibt<br />
auch in diesem Fall eine Kehrseite der Medaille:<br />
Am Standort der Überbauung war<br />
bisher die soziale Einrichtung Le Tremplin<br />
beheimatet. Die Stiftung, welche Ateliers<br />
und günstige Mahlzeiten für Randständige<br />
anbietet, muss sich nun einen neuen<br />
Standort für ihre Zentrale suchen. Da<br />
für die Tätigkeit mit einer gesellschaftlich<br />
ausgegrenzten Bevölkerungsgruppe ein<br />
Standort im Zentrum der Stadt unabdingbar<br />
ist und das Le Tremplin auch in der<br />
Nähe des Bahnhofs verbleiben möchte,<br />
gestaltet sich diese Suche als schwierig.<br />
Gemäss Rektorin Epiney war jedoch allen<br />
Beteiligten von Anfang an klar, dass für die<br />
Stiftung ein anderer geeigneter Standort<br />
gesucht werden muss. Dass zugunsten der<br />
Ausbildungsstätte von künftigen Anwälten,<br />
Richtern und Entscheidungsträgern<br />
eine wichtige Institution für eine marginalisierte<br />
Gruppe verdrängt wird, gehört<br />
sicher nicht zu den glänzendsten Aspekten<br />
dieses Projektes.<br />
Volksmehr ist nötig<br />
Bevor aber auf dem Areal die Baumaschinen<br />
in Gang gesetzt werden, bedarf<br />
das neue Universitätsgebäude zunächst<br />
noch der Zustimmung des freiburgischen<br />
Grossen Rates und aufgrund der hohen<br />
Investitionssumme auch des kantonalen<br />
Stimmvolks. Astrid Epiney ist zuversichtlich:<br />
„Die Umsetzung dieses Projekts<br />
wird ein grosser Gewinn für die Professorenschaft<br />
und alle Mitarbeitenden der<br />
Rechtswissenschaftlichen Fakultät und<br />
der gesamten Universität sowie für die<br />
zukünftigen Studierenden, aber auch für<br />
die Stadtentwicklung und den Kanton<br />
als nationaler Hochschulstandort sein.“<br />
Die letzte Abstimmung über den Bau eines<br />
Universitätsgebäudes, jene zur Pérolles-Überbauung,<br />
dürfte die Universitätsleitung<br />
ebenfalls optimistisch stimmen<br />
– damals betrug die Zustimmung satte<br />
87,3 Prozent.<br />
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