21.09.2017 Views

SPECTRUM #4 2017

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Jus-Fakultät plant ein neues Prunkstück<br />

UNIPOLITIK<br />

Wer durch die Räumlichkeiten der Miséricorde geht, muss sich an mancher Ecke eingestehen,<br />

dass die Gebäude trotz kargem Charme renovierungsbedürftig sind. Zukünftige Jus-Studierende<br />

dürften indes schon bald nicht mehr durch die Gänge des bisherigen Standorts zur Vorlesung<br />

eilen: Die Uni peilt eine spektakuläre Erweiterung an. LORENZ TOBLER<br />

So soll die neue Heimat der Freiburger<br />

Jus-Studierenden mal aussehen.<br />

© Foto: www.ruprecht-architekten.ch<br />

Während sich die Universität auf<br />

dem Pérolles-Plateau in den letzten<br />

Jahren in reger Bautätigkeit übte und<br />

im letzten Jahrzehnt etwa den ganzen<br />

Pérolles 2-Gebäudekomplex errichtete,<br />

erinnert der Campus Miséricorde baulich<br />

noch immer stark an die 1940er-Jahre, als<br />

er eröffnet wurde. Der Standort, vom Le<br />

Corbusier-Schüler Denis Honegger geplant<br />

und vollendet, genügt den heutigen<br />

Anforderungen nur noch bedingt. So<br />

musste sich die Universität Freiburg im<br />

Laufe der Zeit zusätzliche Räumlichkeiten<br />

hinzumieten – Rektorin Astrid Epiney<br />

erklärt: „Die Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />

ist zurzeit auf die Standorte Miséricorde,<br />

Beauregard und Route de Villars 1<br />

verteilt. Dies verursacht hohe Mietkosten<br />

im Umfang von einer Million Franken pro<br />

Jahr und trotzdem herrscht chronischer<br />

Platzmangel.“ Um den Jus-Studierenden<br />

in Zukunft zeitgemässe und grosszügige<br />

Räumlichkeiten unter einem Dach zur<br />

Verfügung stellen zu können, begann<br />

die Fakultät gegen Ende des letzten Jahrzehnts<br />

mit den Vorarbeiten zu einem Erweiterungsbau.<br />

Als geeigneter Standort<br />

wurde die Liegenschaft an den Gleisen<br />

südlich des Thierry-Turms auserkoren,<br />

deren Grundeigentümer der Kanton Freiburg<br />

ist.<br />

Neubau soll Stadtbild prägen<br />

Gemeinsam mit dem Kanton und den anderen<br />

Grundeigentümern Post, SBB und<br />

Stadt Freiburg wurde in der Folge ein Plan<br />

entworfen, wie das betreffende Gebiet optimal<br />

gestaltet werden sollte. Zwischen<br />

Miséricorde und Innenstadt wurde eine<br />

Überdachung der Gleise angedacht, zudem<br />

soll eine attraktive Velo- und Fussgängerverbindung<br />

vom Gebiet Sankt<br />

Leonhard über das Universitätsgelände<br />

bis zum Bahnhof entstehen. Als Sieger<br />

eines ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs<br />

wurde 2014 das Zürcher Büro<br />

Ruprecht Architekten auserkoren, deren<br />

Projekt sich als Fortsetzung der bestehenden<br />

Bauten versteht. Im Erdgeschoss ist<br />

eine durchgängig offene Begegnungszone<br />

geplant, wo auch der Zugang zu den Auditorien<br />

sein wird. Die oberen Geschosse<br />

stehen für Übungssäle und Büroräumlichkeiten<br />

zur Verfügung. Die Fassade<br />

des Erweiterungsbaus erinnert dank seiner<br />

ovalen Form an den mittelalterlichen<br />

Thierry-Turm, der gemäss Planung künftig<br />

von Universitätsgebäuden umgeben<br />

sein wird.<br />

Le Tremplin muss weichen<br />

So geschickt das neue Prunkstück der<br />

Jus-Fakultät auch angepriesen wird, es gibt<br />

auch in diesem Fall eine Kehrseite der Medaille:<br />

Am Standort der Überbauung war<br />

bisher die soziale Einrichtung Le Tremplin<br />

beheimatet. Die Stiftung, welche Ateliers<br />

und günstige Mahlzeiten für Randständige<br />

anbietet, muss sich nun einen neuen<br />

Standort für ihre Zentrale suchen. Da<br />

für die Tätigkeit mit einer gesellschaftlich<br />

ausgegrenzten Bevölkerungsgruppe ein<br />

Standort im Zentrum der Stadt unabdingbar<br />

ist und das Le Tremplin auch in der<br />

Nähe des Bahnhofs verbleiben möchte,<br />

gestaltet sich diese Suche als schwierig.<br />

Gemäss Rektorin Epiney war jedoch allen<br />

Beteiligten von Anfang an klar, dass für die<br />

Stiftung ein anderer geeigneter Standort<br />

gesucht werden muss. Dass zugunsten der<br />

Ausbildungsstätte von künftigen Anwälten,<br />

Richtern und Entscheidungsträgern<br />

eine wichtige Institution für eine marginalisierte<br />

Gruppe verdrängt wird, gehört<br />

sicher nicht zu den glänzendsten Aspekten<br />

dieses Projektes.<br />

Volksmehr ist nötig<br />

Bevor aber auf dem Areal die Baumaschinen<br />

in Gang gesetzt werden, bedarf<br />

das neue Universitätsgebäude zunächst<br />

noch der Zustimmung des freiburgischen<br />

Grossen Rates und aufgrund der hohen<br />

Investitionssumme auch des kantonalen<br />

Stimmvolks. Astrid Epiney ist zuversichtlich:<br />

„Die Umsetzung dieses Projekts<br />

wird ein grosser Gewinn für die Professorenschaft<br />

und alle Mitarbeitenden der<br />

Rechtswissenschaftlichen Fakultät und<br />

der gesamten Universität sowie für die<br />

zukünftigen Studierenden, aber auch für<br />

die Stadtentwicklung und den Kanton<br />

als nationaler Hochschulstandort sein.“<br />

Die letzte Abstimmung über den Bau eines<br />

Universitätsgebäudes, jene zur Pérolles-Überbauung,<br />

dürfte die Universitätsleitung<br />

ebenfalls optimistisch stimmen<br />

– damals betrug die Zustimmung satte<br />

87,3 Prozent.<br />

4 / <strong>2017</strong><br />

7

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!