SPECTRUM #4 2017
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Die Uni Freiburg sagt „Salü SRF”<br />
FREIBURG<br />
Wer zahlt, befiehlt. Getreu diesem Motto sucht die SRG den Kontakt zum Publikum. Am 27. September<br />
geht es in Freiburg um das junge Fernsehpublikum und die Zukunft der SRG-Medien.<br />
Mit dabei ist auch Moderator und Comedian Stefan Büsser. NOAH FEND<br />
Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft<br />
(SRG) steht mit dem<br />
Rücken zur Wand. Die „No Billag“-Initiative<br />
schwebt seit Monaten als bedrohlicher<br />
Geist durch Gänge und Köpfe der<br />
SRG. Sie wird bereits nächstes Jahr dem<br />
Schweizer Stimmvolk zur Abstimmung<br />
vorgelegt. Der Druck der Öffentlichkeit<br />
auf Programm, Führung und Finanzierung<br />
des öffentlichen Radios und Fernsehens<br />
der Schweiz steigt. Die SRG sucht<br />
nicht zuletzt wegen der lauter und schärfer<br />
gewordenen Kritik seit 2015 vermehrt den<br />
direkten Kontakt zu ihrem Publikum. Mit<br />
dem Format „Hallo SRF“ geben sie ihren<br />
kritischen Zuschauerinnen und Zuschauern<br />
eine Stimme: Die SRG-Direktion stellt<br />
sich höchstpersönlich ihren Fragen, Anliegen<br />
und Kritik.<br />
Vervielfältigung der Empfangsgeräte und Verlust des jungen Publikums: Die SRG-Medien stehen<br />
vor Herausforderungen<br />
Podiumsdiskussion in Freiburg<br />
Fruchtbare Diskussionen<br />
Mittendrin statt nur dabei<br />
© Foto: SRG Bern Freiburg Wallis<br />
Ähnlich wie SRG als Unternehmen die<br />
„Hallo SRF“-Diskussionen durchgeführt<br />
hat, initiiert die Genossenschaft SRG Bern<br />
Freiburg Wallis nun ein „Salü SRF“. Zwar<br />
folgt die Podiumsdiskussion demselben<br />
Prinzip, im Unterschied zu „Hallo SRF“<br />
wird „Salü SRF“ jedoch nicht vom Unternehmen,<br />
sondern von der Trägerschaft organisiert.<br />
Deren Aufgabe sei die Verankerung<br />
der SRG in der Zivilgesellschaft sowie<br />
die Vertretung der Region im Unternehmen,<br />
sagt Ursula Brechbühl, Geschäftsführerin<br />
der SRG Bern Freiburg Wallis.<br />
Bei „Salü SRF“ am 27. September an der<br />
Uni Freiburg werden demzufolge auch<br />
nicht die SRG-Direktoren anwesend sein,<br />
sondern Journalistinnen und Journalisten,<br />
die näher am Programm sind. Am Podium<br />
teilnehmen wird Lis Borner, die Chefredakteurin<br />
von Radio SRF. Nachrichtenund<br />
Informationssendungen aller sechs<br />
Radiosender laufen in ihrer Redaktion<br />
zusammen. Weiter wird Mark Livingston,<br />
Leiter der SRF online News-Redaktion, auf<br />
dem Podium mitdiskutieren. Komplettiert<br />
wird das SRF-Trio von Stefan Büsser, Komiker<br />
und Moderator bei Radio SRF 3.<br />
Dass „Salü SRF“ ausgerechnet an der Uni<br />
Freiburg stattfindet, ist kein Zufall. „Am<br />
27. September soll es um die Jungen gehen,<br />
die den Bezug zu den SRF-Medien zunehmend<br />
verlieren“, so Ursula Brechbühl. Ausserdem<br />
spiele die Uni Freiburg mit dem<br />
Departement für Kommunikationswissenschaften<br />
und Medienforschung (DCM)<br />
eine wichtige Rolle in der Schweizer Medienkritik.<br />
Brechbühl erhofft sich, dass beide<br />
Seiten von einer fruchtbaren Diskussion<br />
profitieren können. Die Studierenden<br />
sollen Ideen anbringen und ihre Anforderungen<br />
an das Programm von SRF äussern<br />
können, welche die Journalistinnen und<br />
Journalisten aufnehmen und in die Redaktionen<br />
tragen sollen. Umgekehrt sollen<br />
die Studierenden nach der Diskussion<br />
die Funktions- und Denkweise sowie die<br />
Wichtigkeit der SRG für die Schweizer Medienlandschaft<br />
besser verstehen. Gerade<br />
die Stärkung dieses Bewusstseins in einer<br />
jungen Generation, die mit Gratis-Medien<br />
aufgewachsen ist, ist laut Ursula Brechbühl<br />
die vielleicht wichtigste Botschaft hinter<br />
dem Anlass, insbesondere auch im Hinblick<br />
auf die „No Billag“-Initiative.<br />
„Salü SRF“ am 27.09.17, 17:15 Uhr, PER 21, Raum A120<br />
Die Uni Freiburg und insbesondere das<br />
DCM hat bei diesem Anlass eine weit<br />
wichtigere Rolle, als nur jene des Gastgebers.<br />
Die ganze inhaltliche Vorbereitung<br />
und Durchführung liegt nämlich bei Studierenden<br />
aus einem Seminar unter der<br />
Leitung von Manuel Puppis, Professor für<br />
Mediensysteme und Medienstrukturen<br />
am DCM. „Die Studierenden sind durch<br />
ihr Studium und viele auch durch ihre<br />
eigene Tätigkeit in den Medien fachlich<br />
sehr kompetent. Ausserdem gehören sie<br />
selbst dem jungen Publikum an, um das<br />
es in der Diskussion vorwiegend gehen<br />
soll“, so Puppis. Die Moderation und die<br />
Interviews werden demzufolge direkt von<br />
den Studierenden gemacht. Ein Gefäss zu<br />
schaffen, in dem Diskussionen zwischen<br />
den Machenden und den Konsumierenden<br />
stattfinden können, ist laut Puppis<br />
sehr wichtig für die langfristige Legitimität<br />
einer Institution, die von öffentlichen<br />
Geldern finanziert ist. Für alle gebührenzahlenden<br />
und medieninteressierten Studierende<br />
bietet „Salü SRF“ also eine tolle<br />
Gelegenheit, nicht nur mitzuzahlen, sondern<br />
auch mitzureden.<br />
4 / <strong>2017</strong><br />
21