JOURNAL ASMAC - No 4 août 2017
Identité Maladies des voies respiratoires/BPCO Plus de médecine, moins de bureaucratie!
Identité
Maladies des voies respiratoires/BPCO
Plus de médecine, moins de bureaucratie!
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PERSPECTIVES<br />
AUS DER «THERAPEUTISCHEN UMSCHAU» *<br />
COPD oder Asthma?<br />
Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />
in Abklärung und Diagnostik<br />
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und das Asthma bronchiale wei sen Gemeinsamkeiten<br />
in der Symptomatik auf wie z. B. Husten und Atemnot. Die klinische Unterscheidung ist<br />
daher nicht immer leicht, jedoch helfen sowohl die weiterführende Anamnese als auch diagnostische<br />
Tests erheblich bei der Differenzierung. Diese ist überaus wichtig, da sich die therapeutischen<br />
Ansätze der beiden Erkrankungen unterscheiden. Die Spirometrie inklusive Bronchodilatation ist<br />
in vielen Fällen der geeignete Test für die Unterscheidung zwischen Asthma und COPD und kann<br />
auch in der Hausarztpraxis einfach durchgeführt werden. Neben der Spirometrie werden im<br />
folgenden Artikel weitere diagnostische Tests vorgestellt, mit deren Hilfe Merkmale der jeweiligen<br />
Erkrankung objektiviert werden können, die die Unterscheidung erleichtern.<br />
Christian F. Clarenbach, Malcolm Kohler, Klinik für Pneumologie, Universitätsspital Zürich<br />
Einführung<br />
Sowohl die chronisch obstruktive Lungenerkrankung<br />
(COPD) als auch das<br />
Asthma bronchiale können zu Husten und<br />
Dyspnoe führen. Trotz dieser Gemeinsamkeit<br />
in der Symptomatik weisen die<br />
Pathogenese, die Diagnostik und schlussendlich<br />
die Therapie der Erkrankungen<br />
zahlreiche Unterschiede auf. Deshalb ist<br />
es wichtig, zwischen beiden Erkrankungen<br />
differenzieren zu können. Nicht immer<br />
ist dies zweifelsfrei möglich, jedoch<br />
hilft die Anamnese und gezielte weitere<br />
Abklärung bei der Unterscheidung. Diese<br />
wird zunehmend schwieriger. Dies liegt<br />
zum einen daran, dass das Alter in dem<br />
Jugendliche zu rauchen beginnen stetig<br />
gesunken ist, zum anderen wächst die<br />
Anzahl an Allergikern in den westlichen<br />
Ländern, sodass eine Überlappung beider<br />
Krankheitsbilder immer häufiger wird.<br />
Im Folgenden werden die wesentlichen<br />
Punkte in der Abklärung und Diagnostik<br />
von Patienten mit Asthma oder COPD zusammengefasst.<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Therapeutischen<br />
Umschau» (2014; 71 (5): S. 262-266). MEDI-<br />
SERVICE-VSAO-Mitglieder können die «Therapeutische<br />
Umschau» zu äus serst günstigen Konditionen abonnieren.<br />
Details s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />
Anamnese<br />
COPD<br />
Der häufigste Risikofaktor in der Pathogenese<br />
der COPD in der Schweiz ist der<br />
Tabakrauch.<br />
Die COPD ist daher in der Regel eine erworbene<br />
Erkrankung und allfällige<br />
Rauchgewohnheiten sollten bei jedem<br />
Patienten erfragt werden. Jedoch können<br />
auch Nieraucher eine für die COPD typische,<br />
irreversible Atemwegsobstruktion<br />
aufweisen. Weltweit beträgt der geschätzte<br />
Anteil der COPD- Patienten, die nie geraucht<br />
haben, mindestens 25 % [1]; hier<br />
spielen weitere Risikofaktoren, wie beispielsweise<br />
die Verbrennung von Biomasse<br />
zum Heizen oder Kochen in geschlossenen<br />
Räumen, eine wesentliche Rolle.<br />
Dyspnoe tritt bei der COPD schleichend im<br />
mittleren und höheren Alter auf (sehr<br />
selten vor dem 40. Lebensjahr) und wird<br />
oft erst als Symptom wahrgenommen,<br />
wenn lungenfunktionell bereits eine weit<br />
fortgeschrittene Einschränkung besteht.<br />
Der typische Husten bei der COPD ist besonders<br />
morgens akzentuiert und häufig<br />
produktiv.<br />
Die Anzahl an Exazerbationen pro Jahr ist<br />
eine wichtige Kenngrösse, die auch in den<br />
2011 aktualisierten COPD-Leitlinien der<br />
Global Initiative on Obstructive Lung Disease,<br />
(GOLD-guidelines, online verfügbar<br />
unter www.goldcopd.org) berücksichtigt<br />
wird, da ein wesentlicher Effekt von Exazerbationen<br />
auf den Krankheitsverlauf<br />
wiederholt gezeigt werden konnte [2].<br />
Die GOLD-guidelines empfehlen zur Erfassung<br />
der Symptome den COPD-Assessment-(CAT)-Test<br />
(Abb. 1). Dieser umfasst<br />
8 Fragen zum Beschwerdebild des Patienten<br />
und steht online in mehreren Sprachen<br />
zur Verfügung (www.CATestonline.<br />
org). Alternativ kann das Ausmass der<br />
Dyspnoe mit der mMRC-Skala [3] (modifizierte<br />
Medical Research Council Dyspnoeskala)<br />
bestimmt werden (Abb. 2).<br />
Asthma<br />
Im Gegensatz zur COPD treten die Symptome<br />
beim Asthma meist intermittierend<br />
oder anfallsartig auf. Die Symptome können<br />
spontan oder durch die Wirkung von<br />
Medikamenten vollständig abklingen.<br />
Das Alter bei Krankheitsbeginn ist in der<br />
Regel deutlich niedriger und betrifft häufig<br />
das Kindes- und Jugendalter. Beim<br />
Patienten mit Asthma ist der Husten seltener<br />
produktiv und wird oft als nächtlicher<br />
und morgendlicher Reizhusten geschildert.<br />
Personen mit allergischen Erkrankungen<br />
neigen besonders zur Entwicklung<br />
eines Asthmas. Allergische<br />
Rhinitis/Rhinokonjunktivitis und Asthma<br />
treten häufig gemeinsam auf.<br />
Gemäss den GINA-Leitlinien (Global Initiative<br />
for Asthma, www.ginasthma.org)<br />
werden die Symptome anhand von Fragen<br />
erfasst. Diese helfen objektiv festzulegen,<br />
ob ein kontrolliertes, partiell kontrolliertes<br />
oder unkontrolliertes Asthma vorliegt.<br />
Erfragt wird die Häufigkeit der Asthma-<br />
Symptome am Tag, in der Nacht, bei Ak-<br />
N o 4 Août <strong>2017</strong><br />
VSAO <strong>JOURNAL</strong> <strong>ASMAC</strong><br />
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