Modelle und Architektur Les Maquettes d ... - Aktuell - TUM
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Manfred Schuller<br />
Zusammenfassungen - Résumés - Abstracts<br />
Professor an der Technischen Universität München, Lehrstuhl für Baugeschichte,<br />
Historische Bauforschung <strong>und</strong> Denkmalpflege<br />
<strong>Modelle</strong> in moderner baugeschichtlicher Forschung<br />
<strong>Modelle</strong> dienten schon immer der Darstellung komplexer räumlicher Zustände in der<br />
<strong>Architektur</strong>. Üblich sind sie im Vorfeld neuer Bauaufgaben. Baugeschichtliche<br />
Forschung ist dagegen rückwärtsgewandt, stellt vorhandene Zustände dar,<br />
rekonstruiert verschollene oder zerstörte bauliche Anlagen, zeigt frühere Zustände <strong>und</strong><br />
gibt deren Entwicklung wieder. Sie beschäftigt sich mit zwei Kategorien von <strong>Modelle</strong>n,<br />
aktiv mit eigenen <strong>Modelle</strong>n aller genannter Zustände, passiv mit historischen <strong>Modelle</strong>n.<br />
Der Vortrag gibt einen Überblick über die Spanne der Möglichkeiten, so die Darstellung<br />
komplett erhaltener, aber schwer zugänglicher Dachwerke (Walhalla bei Regensburg<br />
u.a.), die Rekonstruktion eines ruinösen Tempelbezirkes von der topographischen<br />
Gesamtschau bis zu Detailmodellen mit der Rekonstruktion der ursprünglichen Farbigkeit<br />
(Aigina, Griechenland). Besondere Möglichkeiten ergeben sich bei der Darstellung<br />
der Bautechnik vom F<strong>und</strong>ament bis ins Dach durch aufgeschnittene <strong>Modelle</strong>.<br />
In letzter Zeit setzt sich der Lehrstuhl für Baugeschichte, Historische Bauforschung <strong>und</strong><br />
Denkmalpflege der <strong>TUM</strong> verstärkt für die Erforschung zerstörter großer Dachwerke<br />
ein (Würzburg Treppenhaus Residenz, Wien St. Stephan, München Frauenkirche).<br />
Bei diesen komplexen Strukturen, die nach schlechten Bauaufnahmen, Restbef<strong>und</strong>en<br />
vor Ort <strong>und</strong> historischen Photos rekonstruiert werden müssen, ist das Modell eine<br />
unerlässliche Hilfe um die Räumlichkeit zu erfassen. Zudem lassen sich nur mit Hilfe<br />
der <strong>Modelle</strong> die Aufstellprozesse dieser riesigen Konstruktionen nachvollziehen, was<br />
wiederum manche Besonderheit erklärt. Historische <strong>Modelle</strong> auf der anderen Seite<br />
sind natürlich seit langem eine wichtige Quelle baugeschichtlicher Forschungen, wie<br />
dies große Ausstellungen der letzten Jahrzehnte nachdrücklich gezeigt haben.<br />
Die Vermessung historischer <strong>Modelle</strong> mit neuen Methoden der Bauforschung kann zu<br />
Erkenntnissen der Entwurfsentwicklung führen, die historisches Planmaterial durch ihre<br />
Räumlichkeit bedeutend ergänzen (Kirchenmodelle Balthasar Neumanns).<br />
In München – sei noch angemerkt - liegt ein beispielloser Schatz. Die Stadtmodelle<br />
Jakob Sandtners der bayerischen Herzogstädte München, Straubing, Landshut, Ingolstadt<br />
<strong>und</strong> Burghausen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts, die im Rahmen<br />
des Kolloquiums besichtigt werden.<br />
<strong>Modelle</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong> - <strong>Les</strong> maquettes et l´architecture - Models and Architecture 71