Modelle und Architektur Les Maquettes d ... - Aktuell - TUM
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Zusammenfassungen - Résumés - Abstracts<br />
Alexander von Kienlin<br />
Bauforscher, Senior Researcher ETH Zürich, Zürich, Schweiz<br />
Semantik <strong>und</strong> Selbstverständnis antiker <strong>Architektur</strong>modelle<br />
Aus der Antike sind, in der Regel aus sakralen (Votive) oder sepulkralen Kontexten (Urnen,<br />
Sarkophage), verschiedenartige Gegenstände bekannt, die in unterschiedlichen<br />
Abstraktionsgraden <strong>und</strong> Darstellungsformen <strong>Architektur</strong> dreidimensional abbilden.<br />
Während einige Holzmodelle aus dem pharaonischen Ägypten insbesondere das<br />
„Innenleben“ zeitgenössischer Häuser sehr detailreich wiedergeben, beschränken sich<br />
die oft zitierten geometrischen Tonmodelle auf die äußere Erscheinung kleiner Sakralbauten<br />
oder Häuser; etruskische Urnen ähnlicher Zeitstellung zeigen aufwendig<br />
konstruierte Holzbauten in deutlich verfremdeter Weise. Spätere griechische <strong>und</strong><br />
römische Sarkophage entlehnen der Monumentalarchitektur immerhin noch einzelne<br />
Elemente wie Säulen, Gebälke <strong>und</strong> Dachformen.<br />
Damit weisen diese Objekte Parallelen zur antiken Grabarchitektur auf, wo in allen genannten<br />
Kulturkreisen ebenfalls Haus- oder Sakralarchitektur nachgeahmt wurde, um<br />
dem jeweiligen Grabherren eine adäquate Wohnstätte für sein Leben nach dem Tode<br />
zu gewähren. <strong>Architektur</strong> im Maßstab verkleinerter <strong>Modelle</strong> konnte solche Funktionen<br />
natürlich nicht erfüllen, dennoch legen diese Kongruenz sowie der in der Regel sepulkrale<br />
oder sakrale Kontext jener Objekte ebenfalls eine tiefer reichende Bedeutung<br />
nahe, zumal an vielen Objekten durch die Anwendung eines hohen Abstraktionsgrades<br />
eher architektonische Topoi als realistische Formen rezipiert zu sein scheinen.<br />
Der Beitrag wird, nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen Traditionen<br />
verkleinerter, modellhafter <strong>Architektur</strong>darstellungen in der Antike, anhand ausgewählter<br />
Beispiele die Fragen diskutieren inwieweit damit tatsächlich gebaute <strong>Architektur</strong> wiedergegeben<br />
werden sollte <strong>und</strong> warum diese Formen im Einzelfall gewählt wurden. Wer<br />
sind die Adressaten der Darstellungen <strong>und</strong> wo liegen die Grenzen ihrer<br />
Interpretierbarkeit?<br />
La sémantique des maquettes d’architecture de l’Antiquité<br />
L’Antiquité nous a livré divers objets, généralement sacrés (votifs) ou sépulcraux<br />
(urnes, sarcophages), reproduisant des éléments d’architecture en trois dimensions, en<br />
revêtant différents niveaux d’abstraction et différentes formes de représentation. Tandis<br />
que certaines maquettes en bois de l’Egypte des pharaons s’attachent à restituer de<br />
manière très détaillée la « vie intérieure » des habitations de l’époque, les modèles<br />
réduits géométriques en argile, souvent cités, se bornent quant à eux à représenter<br />
l’aspect extérieur de petits édifices sacrés ou d’habitations ; des urnes étrusques<br />
de la même époque dépeignent de manière stylisée des constructions en bois très<br />
élaborées. Des sarcophages grecs et romains d’une époque ultérieure empruntent à<br />
l’architecture monumentale certains éléments, tels que colonnes, charpentes et formes<br />
de toiture.<br />
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<strong>Modelle</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong> - <strong>Les</strong> maquettes et l´architecture - Models and Architecture