12.12.2012 Views

Modelle und Architektur Les Maquettes d ... - Aktuell - TUM

Modelle und Architektur Les Maquettes d ... - Aktuell - TUM

Modelle und Architektur Les Maquettes d ... - Aktuell - TUM

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Zusammenfassungen - Résumés - Abstracts<br />

Rainer Graefe<br />

Professor an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Institut für <strong>Architektur</strong>theorie<br />

<strong>und</strong> Baugeschichte, Lehrstuhl für Baugeschichte <strong>und</strong> Denkmalpflege, Innsbruck,<br />

Österreich<br />

Antoní Gaudís Hängemodell für die Kirche der Colónia Güell<br />

Gaudí benutzte für den Entwurf der Kirche sein berühmtes Hängemodell aus Fäden,<br />

das mit Gewichten belastet wurde. Das Prinzip dieses Verfahrens, die Umkehrung der<br />

Kettenlinie zur Auffindung der optimalen Stützlinie von Wölbkostruktionen, war an sich<br />

längst bekannt: So wie bei der hängenden Kette nur Zugkräfte auftreten, treten bei<br />

Wölbungen, die der umgekehrten – auf den Kopf gestellten – Kettenlinie folgen, nur<br />

axiale Druckkräfte auf. Diese Formfindungsmethode wurde seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

gelegentlich angewandt. Zur Entwicklung einer kompletten, komplexen Baustruktur<br />

wurde dieses Entwurfsverfahren aber erstmals von Gaudí verwendet. Dabei nahm<br />

Gaudí eine radikale Um- <strong>und</strong> Aufwertung der experimentell ermittelten, optimierten<br />

Konstruktionsform vor. Er wagt es, der Konstruktionsform mit der architektonischen<br />

Gestaltung zu folgen <strong>und</strong> schafft damit eine neue Einheit von Konstruktionsform <strong>und</strong><br />

Kunstform.<br />

Ein anderer Aspekt des Gaudí-Modells: Mit derartigen, aus linearen Elementen gebildeten<br />

Hängemodellen sind Flächen nicht darstellbar – ein Manko, welches Konstrukteure<br />

wie Frei Otto oder Heinz Isler bei Verwendung solcher <strong>Modelle</strong> später ebenfalls<br />

beschäftigt hat. Gaudí löste für seinen Kirchenbau dies Problem mit neuartigen,<br />

räumlich gekrümmten Flächen, welche aus der Modellstruktur entwickelt sind, ohne<br />

allerdings selbst dem Hängeprinzip zu folgen. Auch die komplexen Flächenausbildungen<br />

der Sagrada Familia stammen davon ab. Sie sind Ableitungen <strong>und</strong> Weiterentwicklungen<br />

dieser Flächenformen. Sie haben also letztlich ihren Ursprung ebenfalls im<br />

<strong>Modelle</strong>ntwurf der kleineren Kirche.<br />

Der Vortrag stellt Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Rekonstruktion von Gaudís<br />

verschollenem Kirchenentwurf vor.<br />

La maquette en poids de Antoní Gaudí pour l’église de Colónia<br />

Güell<br />

Lors de la conception de l’église, Gaudí utilisa sa célèbre maquette en poids, réalisée à<br />

partir de fils de fer lestés par des poids. Le principe de ce procédé, à savoir l’inversion<br />

de la ligne de chaîne, afin de déterminer la ligne d’appui optimale des constructions<br />

voûtées, était certes déjà connu depuis longtemps : compte tenu que seules des forces<br />

de traction s’exercent sur la ligne de chaîne suspendue, les voûtes suivant la ligne de<br />

chaîne inversée (tête en bas) sont exclusivement soumises à des forces de pression<br />

axiales. Cette méthode de détermination de forme était occasionnellement utilisée<br />

depuis le 17 ème siècle. Gaudí fut néanmoins le premier à l’utiliser pour développer un<br />

48<br />

<strong>Modelle</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong> - <strong>Les</strong> maquettes et l´architecture - Models and Architecture

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!