Modelle und Architektur Les Maquettes d ... - Aktuell - TUM
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Zusammenfassungen - Résumés - Abstracts<br />
Rolle <strong>und</strong> Funktion von <strong>Modelle</strong>n in Giorgio Vasaris Lebensbeschreibungen<br />
berühmter Künstler des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
Die Arbeit analysiert Charakter, Rolle <strong>und</strong> Funktion von <strong>Architektur</strong>modellen mit<br />
besonderem Augenmerk auf Giorgio Vasaris Lebensbeschreibungen von Künstlern des<br />
16. Jahrh<strong>und</strong>erts (“Vite”). In der Hochrenaissance erhält das Modell tatsächlich eine<br />
strategische Rolle: indem das Projekt ins Materielle übertragen wird, entsteht die<br />
Möglichkeit, das Projekt auf den ersten Blick zu erfassen – auch für denjenigen<br />
Betrachter, der die orthogonalen Planprojektionen nicht lesen kann.<br />
Das Modell ist damit nicht nur eine dreidimensionale Vorschau des Gebäudes,<br />
realistischer <strong>und</strong> direkter als die Planzeichnungen: gemäß den Gepflogenheiten der<br />
Renaissance nimmt es unterschiedliche Rollen ein. Über die Darstellung des Projektes<br />
für diejenigen, die nicht am Bau beteiligt sind, hinaus, ist es auch ein notarielles<br />
Werkzeug <strong>und</strong> Maßstab für Berechnungen. In ihm wird außerdem die Konstruktion des<br />
Gebäudes festgelegt, da es auch die Dimensionen darstellt. Für die Organisation der<br />
Baustelle dient es als Voraussetzung <strong>und</strong> bildet auch die Gr<strong>und</strong>lage für maßstäbliche<br />
Berechnungen <strong>und</strong> Kostenvoranschläge. Bezeichnenderweise definiert Filippo<br />
Baldinucci das Modell folgendermaßen: “…Es dient den Architekten dazu, Längen,<br />
Breiten, Höhen <strong>und</strong> Dicken festzulegen: Anzahl, Umfang, Art <strong>und</strong> Qualität aller Teile,<br />
wie sie sein sollen; damit wird das Werk perfekt: <strong>und</strong> auch dient es dazu, über die<br />
verschiedenen Arbeiterschaften zu beraten, die eingesetzt werden müssen, um das<br />
Gebäude zu vollenden; ebenso, um die Kosten zu erkennen, die man dafür aufwenden<br />
muss”.<br />
Oben Genanntes gilt für die <strong>Modelle</strong> aus Holz, die einen abschließenden Punkt im<br />
Projekt darstellen, da sie in ihrer Maßhaltigkeit saubere <strong>und</strong> korrekte Pläne erfordern<br />
sowie die Arbeit eines `magister lignarius´. Als Vermittlungsergebnis (aus geometrischer<br />
Zeichnung <strong>und</strong> der Arbeit des Tischlers), das sich zwischen Künstler <strong>und</strong><br />
Produkt ergibt, verkörpern die Holzmodelle den Unterschied zwischen Idee <strong>und</strong> tatsächlichem<br />
Werk.<br />
Neben derartigen Arbeitsmodellen stehen jedoch die plastischen <strong>Modelle</strong>, die direkt<br />
aus der Hand des Künstlers stammen <strong>und</strong> damit die ursprüngliche Idee wie einen<br />
Abdruck in sich tragen. Während das Holzmodell die Grenzen der Idee aufzeigt, an die<br />
die Konstruktion geb<strong>und</strong>en ist, zeigen die <strong>Modelle</strong> aus Wachs oder Ton, die im Leben<br />
Michelangelos auftreten, eine herrlich schillernde Vielfalt.<br />
<strong>Modelle</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong> - <strong>Les</strong> maquettes et l´architecture - Models and Architecture 35