06.12.2012 Views

153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

einleitung LI<br />

ou desagrement‘‘ (S. 385 Z. 24) ihrer Bestandteile erkennbar sein soll, können diese doch<br />

Widersprüche enthalten. Das entscheidende Kriterium liegt für <strong>Leibniz</strong> deshalb darin,<br />

daß die Möglichkeit solch zusammengesetzter Ideen bewiesen wird — sei es a priori oder<br />

a posteriori, denn was wirklich existiert, muß möglich sein. Diese Art der Ideenrektifizierung<br />

muß, so <strong>Leibniz</strong> ” für die Grundsätze (Axiome) von Beweisen ebenfalls gelten,<br />

es komme freilich darauf an, die ” veritable Analyse des verités intelligibles‘‘ (S. 373 Z. 7)<br />

zu verstehen — eine Analyse, die <strong>Leibniz</strong> an dieser Stelle nachliefert. Danach zeigen die<br />

beiden Prinzipien notwendiger und erfahrungsunabhängiger Wahrheiten (Definitionen<br />

und identische Axiome), daß alle notwendigen Wahrheiten virtuell identisch sind. Die<br />

Tatsachenwahrheiten, wie die historischen, die auf Zeugen beruhenden und die offenbarten<br />

Wahrheiten, gehorchen dagegen anderen Gesetzen. Den Tatsachenwahrheiten billigt<br />

<strong>Leibniz</strong> nur eine ” certitudo moralis‘‘ (S. 374 Z. 18) zu, für die ein im Hinblick auf die Logik<br />

so nützlicher Teil wie die Behandlung der Grade ihrer Wahrscheinlichkeit aber noch<br />

ausstehe. Nachdem Descartes und danach Spinoza es daran fehlen ließen, hofft <strong>Leibniz</strong>,<br />

diese ” aliquando uberius exponere [...], si vitam Deus suffecerit‘‘ (S. 375 Z. 2).<br />

Anlaß zu einer ausführlichen Darstellung seiner Naturmetaphysik sieht <strong>Leibniz</strong> in<br />

einem Punkt der Diskussion, worin Locke (anders als in seinem Essay) sich eindeutig für<br />

die von Newton postulierte ” gravité‘‘ der Materie ausspricht. <strong>Leibniz</strong>, der der Materie<br />

eine ihr wesentliche ” force elastique‘‘ beilegt, glaubt dagegen, daß die Materie nur dank<br />

der Natur des Weltsystems Gravitation und Elastizität besitzt und ” se peuvent expliquer<br />

mecaniquement ou par impulsion‘‘ (S. 375 Z. 13 f.). Ein anderes Thema in diesem<br />

Zusammenhang ist die Frage, ob die Materie denken kann. Wie <strong>Leibniz</strong> erklärt, kann die<br />

Materie für sich genommen zwar nicht denken, nichts hindert allerdings, daß die überall<br />

in ihr existierenden aktiven Prinzipien oder Einheiten zu einem Grad der Perzeption<br />

erhoben werden, ” que nous appellons pensée‘‘ (S. 376 Z. 19).<br />

9. Historische Arbeiten, Korrespondenzen, Editionen<br />

<strong>Leibniz</strong>’ persönlicher Anteil an den von ihm betriebenen historischen Projekten ist in<br />

unserem Berichtszeitraum im wesentlichen organisatorischer Art, seine Aufmerksamkeit<br />

gilt der Beschaffung und Aufbereitung von Quellen durch seine Mitarbeiter; eigene historische<br />

Arbeit spielt schon in den ersten Monaten des Jahres eine untergeordnete Rolle,<br />

um während des Aufenthalts in Berlin vollends zurückzutreten. Andererseits verdanken

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!