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153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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XLVI einleitung<br />

den Hof der Kurfürstin Sophie kam — und der getaufte Kammertürke Friedrich <strong>Wilhelm</strong><br />

Hassan, der 1686 in ihrem Gefolge nach Berlin gegangen war.<br />

Doch spiegelt sich in der Korrespondenz ebenso die große Politik und der Verlauf<br />

des Kriegsgeschehens, in Schleswig-Holstein wie in Braunschweig-Lüneburg (vgl. oben<br />

S. XXXIX f.). Bei aller Sorge um ihre Söhne spottet Sophie doch über die eigenen Kriegsvorbereitungen<br />

und sogar die geistliche Betreuung der Truppen: ” hier tous nos Heros<br />

partire[nt] d’icy pour l’Elbe dans un equipage comme si la guerre devoit durer tousjours<br />

M r Molanus aiant fait la Levées des ministres qui doivent charlattaner dans les<br />

regiments‘‘ (N. 69), nicht weniger als über die wehrhafte Neutralität, die der brandenburgische<br />

Kurfürst sich zu demonstrieren bemüht: ” on ne craint point les Heros de Brandeburg<br />

d’autant qu’il n’y a point de Royaume à conquerir pour M r l’Electeur de Brandeburg<br />

de ce costé icy‘‘ (N. 86). Während die Kurfürstin das Kriegsgeschehen grundsätzlich zuversichtlich<br />

beurteilt ” puisque tant de Puissance s’en mellent‘‘ (N. 81), erinnern <strong>Leibniz</strong><br />

die an den unangemessenen Forderungen Dänemarks mehrfach scheiternden Waffenstillstandsverhandlungen<br />

an die Aesopsche Fabel vom Wolf und den Schafen: wie der Wolf den<br />

Schafen verspricht, sie in Ruhe zu lassen, wenn sie den Hund wegschicken, so wolle Dänemark<br />

Holstein erst verlassen, wenn der Herzog von Gottorp sich von seinen Beschützern<br />

lossagt (N. 93). Für den öffentlichen Frieden viel sinnvoller in diesem alten Streit erscheint<br />

ihm ” un oubli du passé, et une bonne intelligence pour l’avenir‘‘ (N. 96). Mit Gleichmut<br />

scheint die Kurfürstin den plötzlichen Einfall Ahlefelds zu ertragen, und während man<br />

über die ” mechante conduite‘‘ nachdenkt (N. 113) und über den Grund seines panischen<br />

Rückzugs rätselt (N. 121), kommen die Friedensverhandlungen in Traventhal zum Abschluß<br />

(N. 129, N. 131). Den Entwicklungen in der Frage der spanischen Sukzession und<br />

dem 2. Teilungsvertrag steht Sophie eher ratlos gegenüber: ” je ne comprans pas quel interests<br />

ont l’Angleterre et l’Hollande de vouloir ocmenter le pouvoir du Roy de France‘‘<br />

(N. 113). Doch sie ist die erste, die von dieser neuen Entwicklung erfahren und an ihren<br />

brandenburgischen Schwiegersohn weitergegeben hat. Während Molanus die Situation<br />

realistisch einschätzt, ” que cela causera plus tost la guerre que la paix‘‘, und Sophie vor<br />

allem die Ohnmacht der anderen europäischen Staaten empfindet: ” nous ne somme que<br />

des picmées aupres de ses grand colosses‘‘ (N. 69), erkennt <strong>Leibniz</strong> augenblicklich die darin<br />

liegende Ungerechtigkeit gegenüber dem Reich: ” Car puisqu’on fait une loy prohibitive,<br />

qui exclut celuy qui est ou sera Empereur de la succession d’Espagne, il faudroit pour<br />

garder l’egalité, en exclure aussi celuy qui est ou sera Roy de France‘‘ (N. 115). Auch auf<br />

ein anderes, für Hannover viel folgenschwereres Ereignis dynastischer Art — den Tod des

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