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153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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einleitung XLIII<br />

Grau, in Diensten der Sozietät in Berlin wissenschaftlichen Unterricht in deutscher Sprache<br />

zu organisieren, wofür er auch gleich detaillierte Finanzierungsvorschläge unterbreitet<br />

(N. 454). Dieser erste Erfolg der kurfürstlichen Idee, in der Sozietät die deutsche Sprache<br />

zu kultivieren, kommt <strong>Leibniz</strong> wegen der damit einhergehenden Ansprüche gar nicht gelegen;<br />

seine zweifache Stellungnahme (N. 455, N. 456) führt zur Ablehnung des — nach<br />

Graus Denkschrift zu urteilen mehr als barocken — Projekts.<br />

Daneben versucht <strong>Leibniz</strong> zum wiederholten Mal, auch persönlich in Berlin Fuß zu<br />

fassen. Steht die Verleihung des Charakters eines brandenburgischen Geheimen Justizrats<br />

am 15. Juli (N. 438) noch in unmittelbarem Zusammenhang mit der Sozietätsgründung,<br />

bietet <strong>Leibniz</strong> gleichzeitig und über seine Agendalisten für die künftige Arbeit der Sozietät<br />

hinaus auch unmittelbar seine Dienste an: In N. 450 ist neben Projekten zur ” Landes<br />

Verbeßerung‘‘ auch von seinen (teilweise weit zurückliegenden) historischen Errungenschaften<br />

in der Geschichtsforschung die Rede und seiner Vermittlertätigkeit bei den innerprotestantischen<br />

Unionsbemühungen — Jablonskis Engagement für die Sozietät soll<br />

zunächst gar nur ein Vorwand gewesen sein, das ” negotium irenicum‘‘ um so unauffälliger<br />

zu betreiben. Andererseits bemüht <strong>Leibniz</strong> sich im Interesse seiner in diesem Jahr<br />

arg vernachlässigten Arbeit an der Welfengeschichte auch um ungehinderten Zugang zu<br />

allen brandenburgischen Archiven (N. 432, N. 450): So wie er davon Friedrich ” dinge von<br />

wichtigkeit‘‘ in Aussicht stellt, ” dabey Churf. Durch. und deren jura interessiret‘‘ (N. 450),<br />

rechtfertigt er Georg Ludwig gegenüber seinen langen Aufenthalt in Berlin unter anderem<br />

mit dem Hinweis auf neue Funde für seine historischen Forschungen (N. 92).<br />

Doch <strong>Leibniz</strong> bleibt nicht beim Versprechen historischer Dienstleistungen stehen.<br />

Alexander zu Dohna als ” chef de nation‘‘ der Französischen Kolonien in Brandenburg<br />

zieht ihn für ein Rechtsgutachten zu einem Konflikt in der Berliner Gemeinde heran,<br />

der Spannungen mit Frankreich zur Folge hat (N. 427). Durch seine Verbindung zu dem<br />

Geheimen Rat Heinrich Rüdiger Ilgen, der grauen Eminenz der brandenburgischen Politik<br />

und trotz seiner scheinbar untergeordneten Stellung einflußreichen Staatsmann am<br />

Berliner Hof, erhält <strong>Leibniz</strong> sogar Gelegenheit, seine Vorstellungen von einer Reform<br />

des brandenburgischen Justizwesens zu formulieren (N. 472 f.). Adolf Trendelenburg hat<br />

hierin die Keimzelle zur Justizreform Friedrichs des Großen gesehen. Auf der anderen<br />

Seite ist Ilgen durch die unglückliche brandenburgische Neutralitätspolitik in der ersten<br />

Phase des Nordischen Krieges in die Kritik geraten. Indirekt wird ihm ein geheimes<br />

Einverständnis mit Dänemark und Polen vorgeworfen, und nicht zuletzt die erheblichen<br />

Spannungen im Verhältnis zu Braunschweig-Lüneburg haben Ilgen die Feindschaft der

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