06.12.2012 Views

153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

298 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1700 N. 181<br />

Rath hiebey sub litera A sehen kan; in welcher Schrift nicht zu verdencken bitte, daß in<br />

ein und andern man sich der Zeit und dem Absehen accommodiret. Was wird erst Hessen<br />

sagen? ja was die Schweitz? und am allermeisten Holland, welches den Praevisismum, der<br />

jetzo in Ecclesia Lutherana fundamentalis will gehalten werden, in denen Arminianern<br />

5 aus ihrem Schoß heraus geworffen hat, da sie in demselben waren. Mir ist bey diesen<br />

Gedancken oft bange worden, und habe ich kein bequemeres Mittel erfinden können, die<br />

ausländische Gemüther beydes zu sondiren, und auch zu präpariren, als so selbst eine<br />

Reise thun, und mit denselben mich besprechen könnte. Weil aber, wenn dero Vorschlag<br />

bey Hofe thäte, mich dahin gehen zu lassen, keine Hoffnung habe zu reussiren, ist mir<br />

10 oft gedachte Conferentz als die bequemste Gelegenheit vorgekommen, meinen Zweck zu<br />

erreichen, und das auf solche Weise. Bloß Herr Scultetus, der auch von mir nichts wissen<br />

müßte, sollte mit Herrn Doctor Sterky umbtrent Nürnberg zusammen kommen. Da<br />

wollte ich (nachdem vorher zu Hannover gewesen, und mit meinem hochgeehrten Herrn<br />

Geheimbten Rath so wohl als mit des Herrn Abtes Hochwürden Abrede genommen, son-<br />

15 derlich wie es zu veranlassen, damit bey erfolgter Union, auch status Ecclesiae in gute<br />

Ordnung gebracht würde), unterm praetext einer Brunnen-Reise mich auch unvermuthlich<br />

einfinden. Der erste Vortheil würde seyn, daß ich die Controvers von zween habilen<br />

Männern aufs neueste und doch freundlichste würde poußiret sehen, und hiernächst, daß<br />

Herrn Scultetum zur Moderation und Tolerantz mit könnte disponiren helfen; auch von<br />

20 ihm manche gute Nachricht, Hamburg, die dortigen Theologos, und anders betreffend,<br />

erlernen. Herr Sterky sollte vorher noch einmahl nach Genf, und mit Herrn Picteto (welchen<br />

wir gleichsam gewonnen haben, durch Interposition des Herrn Grafen von Dhona<br />

und anderer), aufs genaueste überlegen, wie die Sache mit der Schweitz anzufangen, und<br />

würde solches Licht mir hinwieder zu geben. So dann hielte mich in Stande zu seyn<br />

25 Churfürstl. Ordre auszubringen, nacher Cassel zu rücken, und die Sache (so weit es noch<br />

zur Zeit thulich), bey des Herrn Landgrafen Hochfürstl. Durchl. zu incaminiren; wozu die<br />

gegenwärtige Harmonie hiesiges und dortigen Hofes vortrefflich zu statten käme. Wann<br />

es da wohl lieffe (wie fast nicht zu zweifeln), würde unser Hof encouragiret werden, dafern<br />

Se. Majestät aus Engelland in Holland wären, mich auch dahin, oder, so sie nicht<br />

30 wären, mich gar in Engelland gehen zu lassen, da mit den Häuptern der Clerisey mich<br />

zu setzen, und selbige in unser Interesse vollkömmlich zu ziehen verhoffte. Wann dann<br />

3–5 welches . . . geworffen hat: Die im Kern kalvinistische Lehre des J. Arminius wurde wegen abweichender<br />

Auffassung zur Prädestination auf der Dordrechter Synode von 1618/19 verurteilt. 22 Dhona:<br />

A. v. Dohna. 26 Landgrafen: Landgraf Karl von Hessen-Kassel. 29 Majestät: <strong>Wilhelm</strong> III.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!