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153 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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N. 181 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1700 297<br />

der Welt gemacht, da ein Georg. Calixtus mit einem P. Augustino zu Hemelscheburg<br />

conferiret, oder andere dergleichen private unverfängliche Unterredungen hin und wieder<br />

gehalten worden. Wie aber die Liebe zu einer Sache macht, daß man alle Gelegenheiten,<br />

welche uns etwa unverhofft vorkommen selbige zu fördern, gern ergreift, so hat mans<br />

mit dieser verlangten Conferenz auch gemacht, da es schien, daß dieselbe mir eine Thür 5<br />

öffnen würde, dasjenige, so ich zu Folge unserer Abrede, längst gewünscht, aber keine<br />

Möglichkeit zu effectuiren gesehen, zu bewerckstelligen. Ich muß nun mein gantzes Hertz<br />

meinem hochgeehrten Hrn. Geheimbten Rath entdecken, und völlig ausbeichten, was in<br />

demselben verborgen ist: bitte, daß mein hochgeehrter Herr diesen meinen candorem im<br />

besten vermercke. Unsere Hannoverische Abrede war, daß man unionem suchen sollte, 10<br />

vermittelst Tolerirung der Controversien, als problematum in Sinu Ecclesiae, und Bringung<br />

der diversorum rituum (so viel nöthig) zu einer erbaulichen Uniformität etc. Wie<br />

nun wir damahls daseyende unter uns eins waren, so blieb das vornehmste grosse Pensum<br />

übrig, daß ein ieder seine Parthey suchen sollte zur Einstimmung zu bewegen; wie<br />

denn ihres Orts man Hoffnung gegeben, in Sachsen an denen Höfen Versuch zu thun; ja 15<br />

wohl Reisen dahin unter Praetext der Archiven vorzunehmen etc. dergleichen ich auch<br />

an meinem Theil mich erbothen. Ob nun wohl ungern dazu komme, kan doch bey gegenwärtiger<br />

Offenhertzigkeit unmöglich umhin, meinem hochgeehrten Herrn Geheimbten<br />

Rath zu bekennen, daß die Obstacula unsers grossen Vorhabens nicht allein bey ihnen,<br />

sondern leider! auch unter uns selbsten finde. Selbst hier in der Marck, da wir billig die 20<br />

Erleuchteten und Moderatesten seyn sollten, giebts Zeloten, welche, da sie nur äusserlich<br />

von Friedens-Vorschlägen gehöret, dafür erschrocken, quasi Hannibal ante portas, der Reformirten<br />

Kirchen und Glauben daher einigen Praejudiz befürchtet, und selbst unserm<br />

gnädigsten Lands-Herrn in die Ohren gesetzet, man könnte durch dergleichen Conatus<br />

einige neue Trennungen in der Reformirten Kirche selbst erwecken. Daher des Herrn von 25<br />

Fuchs Excellentz mir neulich anbefohlen, eine kurtze Vorstellung zu thun, wie es itzo mit<br />

unsern Irenischen Handlungen bewandt, und dabey die Frage, ob eine solche gedreuete<br />

Trennung wohl zu befürchten sey, zu erörtern, wie mein hochgeehrter Herr Geheimbter<br />

1 f. Calixtus . . . conferiret: C o l l o q u i u m instinctu nobilissimi et maxime strenui Dn. Ludolphi<br />

a Klencken haereditarii in Hemelsburg inter R. P. Augustinum N. e Societate Lojolae, et M. Georgium<br />

Calixtum Holsatum, Hämelsburgi proprid. Kal. Septembr. 1614 , 1657. 1 P. Augustino: Augustin<br />

Turrianus. 22 Hannibal ante portas: vgl. M. Tullius Cicero, Philippicae 1, 5, 11. 26 kurtze<br />

Vorstellung: D. E. Jablonski, Jetzige Bewandniß der Kirchen-Friedens-Handlung, aufgesetzet im Januar<br />

1700 , gedr.: Kapp, Sammlung, 1745, S. 116–124.

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