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Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 22 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

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748 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1703 N. 434<br />

hir, obliti, daß ein mager Vergleich, nach dem gemeinen Sprichworth, beßer sey alß ein<br />

fetter process, haben dasmahl solches wiederrathen, undt durch ihre autorität, die sie in<br />

der Stadt hatten, dahin gebracht, daß man auff ein endturthel dringen solte. Dieses ist<br />

auch erfolget, worauff von seyten der Stadt eine erklärung des Urthelß, und in eventum<br />

5 restitutio in integrum gebethen, auch 4 000 F. deponiret werden. Nun höret man einige<br />

jahr her nichts von Wien, ob schon an seyten der Stadt fleißig sollicitiret wirdt, die sich<br />

inzwischen bey dem cumulativ Urthele befindet, wie es den 〈schwächern〉 zu gehen pfleget;<br />

die ohne dem par raison d’Etat enerviret werden müßen. Gleich wie nun die braunahrung<br />

notorie anima civitatis war, so ist von der Zeit an vielfältig vorgeschlagen, den abgang<br />

10 derselben auff andere weyse zu ersehen, es scheinet aber alles impracticabell. Den solches<br />

müßte entweder publica autoritate geschehen, oder a privatis, Jenes ist aus zwo uhrsachen<br />

difficil, 1. weil magistratus, vigore recessus novissimi keine publicqen gelder verwenden<br />

darff, ohne rücksprache mit der Bürgerschafft, die bey diesem werk fast unmüglich unter<br />

einen Hutt würden gebracht werden können. 2. weil die Ämpter von zeitigen Bischoff zur<br />

15 Lehn gehen, undt also von der seyte umb die Stadt nicht auffkommen zu laßen, auch<br />

in andern stüken continuirlich im geheim verstimmet werden, ja gar inhibitiones bey<br />

primirung ihrer Lehne bekommen, wie vor einigen jahren, da Magistratus die gemeine<br />

accise introduciren wolte, welches doch das beste mittell onerum publicorum gehalten<br />

wirdt. würde aber ein bürgermeister par force gehen, undt das werk glückete nicht, dürffte<br />

20 a plebe et invidia alles ex eventu judiciret, undt er oder die seinigen attacquiret werden.<br />

Ein privatus wirdt vor sich keine gelder vorschießen, zumahlen bey diesen zeiten die<br />

debitores sehr morosi, sich per appellationes nach müglichkeit unsichtbahr machen, wozu<br />

hieselbst die verschiedenen instantien, die ordentlich respiciret werden müßen, favorisiren.<br />

Wegen des Vergleichs des Chur- undt Herzoglichen Hauses freuen sich die catholici<br />

25 aus der uhrsache, weil das Stifft theatrum belli geworden wär, auff dem fall es zur Ruptur<br />

4 erfolget: Ein sich über Jahre hinziehender Streit zwischen der Brauergilde und dem Hochstift Hildesheim<br />

ist vom Reichshofrat im August 1700 durch ein Urteil (vorerst) beendet worden, wonach im Stift<br />

(einschließlich des Amtssitzes Peine) nicht nur Bier aus der Stadt Hildesheim ausgeschenkt werden darf.<br />

Vgl. Gebauer, a. a. O., 2, 1924, S. <strong>22</strong>9. 14 f. Ämpter . . . gehen: Bischof Jobst Edmund von Brabeck<br />

war am 13. August 1702 verstorben. Sein Nachfolger, Joseph Clemens, Erzbischof von Köln, konnte sein<br />

Amt aufgrund der über ihn verhängten Reichsacht erst 1714 antreten. Die Verwaltung des Bistums oblag<br />

bis dahin dem Hildesheimer Domkapitel. Vgl. Bertram, a. a. O., 1896, S. 205. 24 Vergleichs: Gemeint<br />

ist der o. g. Hedemannsche Rezess. 25 Stifft . . . wär: Im Falle einer dauerhaften Besetzung der Stadt<br />

Hildesheim durch cellische Truppen hatte es Erwägungen des preuß. Königs gegeben, das Stift durch<br />

Preußen und Kurpfalz verwalten zu lassen. Vgl. Gebauer, a. a. O., 2, 1924, S. 127.

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