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Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 22 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

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696 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1703 N. 407<br />

sind die letzten Memorien von Italien, deren Urheber in wichtigen Geschäfften zu Berlin<br />

gewesen seyn will, aber also davon redet, daß die Falschheit handgreiflich; daher dem, so<br />

er von des Hertzogen von Savoyen Geheimnissen vorgibt, eben wenig zu trauen; zumahl,<br />

da er mit Cardinälen im Conclavi getantzet zu haben erzehlet. Viel ungereimter, und<br />

5 dazu gantz verleümbderisch ist, das so genannte Leben des Paters de la Chaise, Beicht-<br />

Vaters des Königs in Franckreich, welches, als was sonderliches, in verschiedene Sprachen<br />

übersetzet worden. Es muß aber der Verfasser nichts von diesem berühmten Mann gewust,<br />

sondern alles aus dem Kopf gedichtet, haben; in dem er, zum Exempel, vorgibt, der<br />

Pater sey bereits zu Zeiten der Fräulein de la Valiere, ja gar des Cardinal Mazarins,<br />

10 am Königlichen Frantzösischen Hofe gewesen, und habe sich, durch allerhand verworrene<br />

Liebes-Händel, angebracht. Da doch bekannt, daß dieser gelehrte Jesuiter zu der Zeit mit<br />

dem Hofe nichts zu schaffen gehabt, sondern zu Lion mit Ruhm gelehret, und so wohl<br />

die Natur, Historie und Alterthüme[r] untersuchet, als auch der Wissenschafft Göttlicher<br />

Dinge obgelegen, biß, nach des Pater Ferrier Tode, der König den alten Marschall von<br />

15 Villeroy gefraget, ob ihm ein Mann bekannt, der zum Beicht-Vater bequem, und dieser<br />

sich jenes Paters erinnert, der mit des Marschalls Bruder, dem Ertz-Bischoff zu Lion, wohl<br />

bekannt gewesen, auch demselbigen, bey seiner Bibliothec, an Hand gangen. Woraus<br />

denn abzunehmen, was von einem solchen Buche zu halten, dessen Urheber auch die<br />

jenigen hauptsächlichen Dinge, so bey dem Königlichen Hofe, und in Paris, kundbar,<br />

20 nicht gewust, und, seines Gefallens, gäntzlich verfälschet.<br />

1 sind in die E, korr. Hrsg. 1 letzten erg. L 1 3 f. trauen | (1 ) und fehlet nicht viel (2 ) ich<br />

erinnere mich daß ein fürnehmer Furst die Romanen nicht leiden Können, so mit den wahren Historien<br />

vermischet, aus beysorge es möchte gestr. | zumahl . . . erzehlet erg. | L 1 7 nicht das geringste von<br />

diesem L 1 9 ja . . . Mazarins erg. L 1 13 f. untersuchet | (1 ) dabey aber auch (2 ) als auch . . .<br />

obgelegen erg. | L 1 19 hauptsächlichen fehlt L 1 19 ganz anders kundbar L 1 20 gäntzlich<br />

fehlt L 1<br />

1 Memorien: [S. de Grandchamp], La guerre d’Italie, ou Memoires du Comte D∗∗∗, 1703. 1 zu<br />

Berlin: a. a. O. S. 166–172. 3 Hertzogen: Viktor Amadeus II. 4 erzehlet: a. a. O. S. 58; gemeint<br />

ist das Konklave 1691. 5 Leben . . . de la Chaise: Ph. J. Le Roux, Histoire du Père La Chaize, <strong>Bd</strong> 1.<br />

2. 1693–1695. 5 f. Beicht-Vaters: F. d’Aix de La Chaize, 1675–1709 Beichtvater Ludwigs XIV.<br />

7 übersetzet: vgl. SV. 8 vorgibt: a. a. O. <strong>Bd</strong> 1, S. 107. 9 Fräulein: Louise Françoise de la Baume le<br />

Blanc, duchesse de La Vallière. 12 gelehret: La Chaize hatte an der Universität Lyon eine Professur<br />

für Philosophie innegehabt. 14 Pater Ferrier: J. Ferrier, 1670–1674 Beichtvater Ludwigs XIV.<br />

14 Marschall: F. de Neufville, duc de Villeroy. 16 Bruder: C. de Neufville de Villeroy, 1654–1693<br />

Erzbischof von Lyon. <strong>22</strong> fürnehmer Furst: nicht ermittelt.

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