Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 22 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

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05.12.2012 Views

548 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1703 N. 321 Weil nun im Caesare von den Uris oder Aurochsen, so damahls in Teutschlande heuffig waren gedacht wird, und der heraußgeber verstanden daß in des Königs zu Preußen Landen solche thiere gefangen werden auch selbst bey Königl. Mt residentz anietzo zu sehen[,] von denen Autoren aber nicht gnugsahm beschrieben 5 So gehet deßen allerunterthänigst suchen dahin, es mochten Allerhöchstgedachte Seine Königl. Mt in Gnaden geruhen anzubefehlen daß zulängliche nachrichtung von der Art und Beschaffenheit dieses thiers ihm mit getheilet werden. Undt zwar zu dem ende wündschet er 1o ) eine genaue abbildung des Thiers nach dem Leben mit denen rechten proportionen, und beygefügten Maaßstab, 10 2o ) eine deutliche beschreibung darinn nach außage derer Leute die mit dem Thier umbgangen, deßen Beschaffenheiten, so aus der figur nicht abzunehmen, mit worthen ercläret würden: wozu auch unter andern das gewicht des thiers dienen köndte, gleich wie Elephanten gewogen worden, welches Gassendus in vita Peirescii erzehlet. 3o ) Verlanget er insonderheit zu wißen, ob alles richtig was Julius Caesar in seinem 15 Sechsten Buch des Gallischen Krieges von den AurOchsen schreibt, nemblich: daß sie nicht allzu viel kleiner als die Elephanten, aber von Art, Farbe, und figur Ochsen seyn, von sehr großer stärcke und geschwindigkeit[,] daß sie keines Menschen oder thieres so sie ersehen, schohnen, und auch nicht zahm gemacht werden können[,] ob man sie schon jung fänget. Daher man gruben gemachet umb sie zu fangen und umbzubringen und ihre 20 große hörner bey fürnehmen Gast Gebohten anstatt eines trinckgeschirs zu brauchen gepfleget. Die umbständliche Nachrichtungen nun, mit der wohlgemachten abbildung in diesem schonen werck einverleibet, würden so wohl iezo, als bey der Nachwelt unter andere Monumenta der Königl. Glori, macht und Güthe gerechnet werden; Da Seiner Mt große 25 Lande solch rares thier dargeben, und Dero treffliche Neigung zu den rechtschaffenen studien nach des großen Alexandri Exempel die Beforderung der Naturwißenschafft bewurcket. Lil 13 welches . . . erzehlet erg. Lil 21–23 gepfleget. Absatz Solches in diesem schonen werck l ändert 1 im Caesare: Caesar, Bellum Gallicum, 6, 28. 6 anzubefehlen: vgl. N. 331. 13 erzehlet: P. Gassendi, Viri illustris Nicolai Claudii Fabricii de Peiresc . . . vita, 1651, S. 367 (lib. 4, zum Jahr 1631).

N. 322 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1703 549 322. BARTOLOMEO ORTENSIO MAURO AN LEIBNIZ Lietzenburg, 12. August [1703]. [303. 329.] Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 619 Bl. 99–100. 1 Bog. 4 o . 3 S. Eigh. Anschrift. Siegelreste. Postverm. Bibl.verm. Lutzelb. 12 Aoust. 5 On vous avoit souhaitté icy Monsieur pour vostre plaisir et le nostre, et la Reyne auroit esté ravie de vous y revoir. On a souhaitté apres que vous y fussiez pour assister et consoler M e l’El ce dans la cruelle tristesse où elle se trouve apresent. Sa M té a fait tout ce qu’on pouvoit attendre de sa tendresse, et de sa prudence, et n’a pas mal reussi jusqu’icy: elle a contrainte sa douleur, et etouffé ses Larmes afin de donner courage à S. A. El. qui 10 jusqu’icy se fait force, mais sa douleur renfermée ne laisse pas de nous allarmer: on n’ose pas en parler, on craint mesme que les consolations n’aiguissent la playe: elle a dans l’esprit ce malheur, la Reyne tache de la detacher de ces funestes pensées, la fait venir à table, la fait promener, aller sur le Rouleau, en Gondole, fait venir des gens de bon entretien, on ne sçauroit ni plus faire, ni mieux de ce que fait Sa M té quoyqu’elle mesme 15 ayt esté penetrée de ce coup malheureux. Sans cela nous pourrions dire d’avoir fait un des plus agreables voyages du monde. Le Roy fut icy Jeudy et mena le P ce Royal dans sa Caleche. ce dernier est ammaigri et furieusem[en]t hallé à la chasse: M. le Comte de Dohna se porte bien et vous fait ses compl[imen]s comme M r d’Obresinski et M r Galli. Je vous prie de mes respects à la freule M. Schulemb. j’ay fait sa Cour à la Reyne qui m’a 20 paru fort de ses amies, et a reçu tres agreabl[emen]t les marques de son souvenir: la freule de Pelleniz la voudroit remercier elle mesme, je ne sçay si elle aura le temps d’ecrire. A Zu N. 322: K , Mauros erster Brief aus Lietzenburg im Gefolge Kurfürstin Sophies (August bis November 1703) wurde vermutlich beantwortet durch den nicht gefundenen Leibnizbrief vom 22. August, den N. 329 erwähnt. 6 avoit souhaitté: Leibniz war die Erlaubnis zur Reise nach Lietzenburg verweigert worden; vgl. auch N. 308. 8 tristesse: nach dem Tod Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg im Gefecht von Munderkingen am 31. Juli 1703. 17 Jeudy: 9. August. 18 f. Comte de Dohna: vermutlich A. Graf zu Dohna-Schlobitten, der Oberhofmeister des Kronprinzen. 19 d’Obresinski: F. B. von Dobrzensky. 19 Galli: G. C. de Galli. 20 freule . . . Schulemb.: Ehrengard Melusine von der Schulenburg.

548 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1703 N. 321<br />

Weil nun im Caesare von den Uris oder Aurochsen, so damahls in Teutschlande<br />

heuffig waren gedacht wird, und der heraußgeber verstanden daß in des Königs zu Preußen<br />

Landen solche thiere gefangen werden auch selbst bey Königl. Mt residentz anietzo zu<br />

sehen[,] von denen Autoren aber nicht gnugsahm beschrieben<br />

5 So gehet deßen allerunterthänigst suchen dahin, es mochten Allerhöchstgedachte<br />

Seine Königl. Mt in Gnaden geruhen anzubefehlen daß zulängliche nachrichtung von der<br />

Art und Beschaffenheit dieses thiers ihm mit getheilet werden.<br />

Undt zwar zu dem ende wündschet er 1o ) eine genaue abbildung des Thiers nach<br />

dem Leben mit denen rechten proportionen, und beygefügten Maaßstab,<br />

10 2o ) eine deutliche beschreibung darinn nach außage derer Leute die mit dem Thier<br />

umbgangen, deßen Beschaffenheiten, so aus der figur nicht abzunehmen, mit worthen<br />

ercläret würden: wozu auch unter andern das gewicht des thiers dienen köndte, gleich<br />

wie Elephanten gewogen worden, welches Gassendus in vita Peirescii erzehlet.<br />

3o ) Verlanget er insonderheit zu wißen, ob alles richtig was Julius Caesar in seinem<br />

15 Sechsten Buch des Gallischen Krieges von den AurOchsen schreibt, nemblich: daß sie<br />

nicht allzu viel kleiner als die Elephanten, aber von Art, Farbe, und figur Ochsen seyn,<br />

von sehr großer stärcke und geschwindigkeit[,] daß sie keines Menschen oder thieres so<br />

sie ersehen, schohnen, und auch nicht zahm gemacht werden können[,] ob man sie schon<br />

jung fänget. Daher man gruben gemachet umb sie zu fangen und umbzubringen und ihre<br />

20 große hörner bey fürnehmen Gast Gebohten anstatt eines trinckgeschirs zu brauchen<br />

gepfleget.<br />

Die umbständliche Nachrichtungen nun, mit der wohlgemachten abbildung in diesem<br />

schonen werck einverleibet, würden so wohl iezo, als bey der Nachwelt unter andere<br />

Monumenta der Königl. Glori, macht und Güthe gerechnet werden; Da Seiner Mt große<br />

25 Lande solch rares thier dargeben, und Dero treffliche Neigung zu den rechtschaffenen<br />

studien nach des großen Alexandri Exempel die Beforderung der Naturwißenschafft bewurcket.<br />

Lil<br />

13 welches . . . erzehlet erg. Lil 21–23 gepfleget. Absatz Solches in diesem schonen werck l ändert<br />

1 im Caesare: Caesar, Bellum Gallicum, 6, 28. 6 anzubefehlen: vgl. N. 331. 13 erzehlet:<br />

P. Gassendi, Viri illustris Nicolai Claudii Fabricii de Peiresc . . . vita, 1651, S. 367 (lib. 4, zum Jahr<br />

1631).

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